Report | Kulturation 2020 | Dietrich Mühlberg | 30 Jahre Förderband – ein Grußwort
| Zu dieser Jubiläumsfeier von Förderband e.V. – Kulturintiative Berlin hier im Kulturhaus „silent green“, überbringe ich Grüße und Glückwünsche der KulturInitiative’89
– Gesellschaft für demokratische Kultur. Wir gratulieren euch zu
dreißig Jahren erfolgreicher Arbeit – von der auch wir immer wieder
profitiert haben. Und euer Jubiläum ist Anlass für einen kurzen Rückblick auf 30 Jahre gemeinsame Geschichte. Dies in drei Schritten
Erstens ist das eine Anmerkung zu Gründungsabsicht, Gründung und den schließlichen Folgen.
Am Anfang hatten wir unterschiedliche Motive und Absichten, gerieten dann aber in denselben Strudel.
Förderband ging es um die Arbeits- und Wirkungsmöglichkeiten aller
Arten von Künstlern. In dem großen Durcheinander der Jahre 1989/90
setzten die bei euch versammelten Akteure erste Akzente der Bewahrung
und Erneuerung des „Kunstbetriebs“. Unser Gründungsmotiv war die Kulturwissenschaft. Mitte der 80er
hatten wir etwa 2000 Absolventen (Direkt- und Fernstudium) in allen
möglichen kulturellen Sphären und meinten, ein Berufsverband dieser
Kuwis wäre gut, um die gemeinsamen Interessen in Kulturpolitik,
kultureller Praxis, in Ausbildung und Forschung durchzusetzen. Und aus der Absicht, einen Berufsverband der Kulturarbeiter zu
gründen, wurde im Wirbel der Veränderungen das Konzept für eine
„Kulturpolitische Gesellschaft der DDR“. Kulturminister Dietmar Keller
(der zu unserer Runde gehörte) bestätigte im November unseren Antrag
als Verein und dann überschlugen sich die Ereignisse. Am 22. Dezember machten wir auf Drängen unserer westberliner
Freunde die erste deutsch-deutsche kulturpolitische Tagung in der
überfüllten Akademie der Künste (Mitbegründer von Förderband waren
dabei) und residierten kurz darauf am Gendarmenmarkt auf zwei Etagen
der ehemaligen CDU-Zentrale. Unter unserem Dach mehrere Arbeitskreise,
Institute und Redaktionen - Zeit der großen Unübersichtlichkeit. Diese Versammlung irritierter unternehmungslustiger Kulturleute
aller Art war – genau wie die Schwestern und Brüder von Förderband –
zum Beschäftigungsträger geworden, korrekt gesagt: zum „Träger für
arbeitsmarktpolitische Maßnahmen“. Alles wurde nun als „Maßnahme“
organisiert und unsere Gesellschaft bauchte eine personalreiche
Geschäftsführung. Und während wir Institute, Forschungsprojekte, ein Filmstudio und
zwei Redaktionen hatten, profilierte sich Förderband mit aufwendigen
Kunstprojekten – Tacheles, ACUD, Pfefferberg, Kryptonale, sicherte
Räume und „Fördertöpfe“.
Zweiter Abschnitt: Mitte der 90er Jahre wurden wir unsere
„arbeitsmarktpolitischen“ Pflichten los und konnten uns auf unsere
ursprünglichen Absichten konzentrieren: Untersuchung der kulturellen
Situation, Anregung der öffentlichen Debatte, Kommunikation unter
Kulturwissenschaftlern. Das war nur möglich, weil uns nun Förderband als eines seiner
Projekte absicherte. So wurden unsere Ostdeutschen Kulturtage, die
Erforschung der Stadtkultur in Mitte, mehrere kulturwissenschaftliche
Konferenzen, die Debattenreihen und auch die „Mitteilungen aus der
kulturwissenschaftlichen Forschung“ wie das Online-Journal kulturation
zu gemeinsamen Projekten. Dies auch, weil immer wieder – und dies bis
heute – Kulturwissenschaftlerinnen aktiv bei Förderband mitwirkten.
Bis schließlich drittens unsere letzte Mitarbeiterin das
angehäufte Material aus 25 Jahren Vereinsgeschichte in 36 Umzugskisten
einordnete, die inzwischen im Bundesarchiv liegen und dort über unsere
gemeinsame Geschichte Auskunft geben können. Wir räumten unser Domizil
im Kulturhaus Mitte und schließlich auch das kleine Büro in der
Förderband-Zentrale. Obwohl unser Durchschnittsalter von Jahr zu Jahr ansteigt, sind
wir - wie Förderband auch - immer noch ein Kreis mobiler Enthusiasten
und inzwischen stark an der eigenen Geschichte interessiert. Denn was
wir gemeinsam seit dem Ende der DDR, mit der erfolgreichen Sicherung
und Umwandlung der Kulturlandschaft hier in Berlin erlebt haben, darf
als geschichtliches Ereignis gewertet werden. Es sollte unbedingt auch
festgehalten und untersucht werden. Und es ist auf jeden Fall ein guter
Anlass, es bei diesem Jubiläum fröhlich zu feiern.
|
| |