Report | Kulturation 1/2010 | Thomas Hertel | Wissenschaftliche und ästhetische Anwandlungen eines Hochgebirgstouristen
| Die
Redaktion hatte ihren Freund und kulturwissenschaftlichen Kollegen Dr.
Thomas Hertel gebeten, ihr von seiner mehrwöchigen Reise durch Nepal
einen informativen Gruß zu senden. Vor allem interessierte, ob denn
eine selbst organisierte wandernde Umrundung des Annapurna-Gebirges als
Mittel körperlicher Kräftigung und geistiger Erfrischung zu empfehlen
sei. Inzwischen ging eine Mail aus Kathmandu ein. Wir geben sie hier
geringfügig gekürzt wieder, damit sich der geneigte Leser selbst ein
Bild machen kann.
Er wird dann schnell bemerken, dass unser Wandersmann seinen
Reisebericht dazu nutzt, ihn vornehmlich in seine Lese- und
Bilderwelten zu entführen. Leider können wir mit der Technologie von www.kulturation.de
die vielen verführerischen Links nicht übernehmen, die Thomas Hertel
eingebaut hat. Als Notbehelf setzen wir für Interessierte die
entsprechenden Adressen in eckigen Klammern dazu. Viel Vergnügen bei
der ergänzenden Lektüre wünscht die Redaktion.

Liebe Redaktion,
ich befürchte, dass mein Reisebericht euch, die ihr ja über
exzellente kulturwissenschaftliche Vorbildung verfügt, arg enttäuschen
wird. Denn die Erwartungen, die sich mit Nepal (z. B. als
Ursprungsregion des Buddhismus sowie mit dort vorhandenen fremden
kulturellen Dingen und Verhältnissen) verbinden, kann ich bestimmt
nicht erfüllen. Über das angelesene Reiseführerwissen bin ich
eigentlich nicht hinausgekommen. Ich muss sogar eine mentale
Verdunkelung eingestehen. Noch bei keiner meiner Urlaubsexpeditionen
war das bewusstes Sein so getrübt, waren die Einsichten so dürftig -
oder metaphorisch gesagt: noch nie war die geistige Luft so dünn. Meine
Netze blieben weitgehend leer. Kein Fang gelang, den ich stolz
vorweisen könnte. Nicht mal Anglerlatein kann ich anbieten. Und geniale
Dichter haben es längst ausgesprochen:
Du mußt aus deiner Gegend alles holen,
denn auch von Reisen kommst du leer zurück,
verläßt du dich, beginnen Kapriolen
und du verlierst dir Stück um Stück.
Noch nie besaß die tiefe Wahrheit dieser Verse von Gottfried Benn
für mich so starke Geltung wie bei der nepalesischen Bergwanderung.
Zur Rechtfertigung könnte ich auf eine verminderte intellektuelle Leistungsfähigkeit im Hochgebirge verweisen: "Es
steht außer Zweifel, dass bei Aufstiegen ohne zusätzlichen Sauerstoff
unser zentrales Nervensystem nicht nur in der Höhe selbst, sondern auch
nach der Rückkehr vom Gipfel beeinträchtigt ist, wobei vor allem
Kurzzeitgedächtnis, Konzentrationsfähigkeit sowie Wahrnehmung und
Urteilsfähigkeit betroffen sind. Die Alltagstauglichkeit unseres
Gehirns wird offenbar nicht gestört, aber noch ist das Schadensmuster
nicht hinreichend sicher bekannt." Dies das Wort einer Autorität:
Klaus Mees: Aufstieg in die Todeszone. Aus dem Tagebuch eines
Expeditionsarztes (München 2003, S. 96.)

Die tückischen Berggeister lauern nicht nur auf den
Achttausendern. Auch die 5416 Meter am Thorung La Pass haben es in
sich. Ab einer bestimmten Höhe (sagen wir: ab 3000 m oder bei
robusteren Naturen ab 6000 m) ist es für Lebewesen mit menschlicher
Konstitution offenbar besser, Berge aus der Ferne zu besehen als
hinaufzugehen. Selbst wenn man von der Höhenkrankheit verschont bleibt,
fällt es ziemlich schwer, ein tugendhaftes Leben im Sinne der
Nikomachischen Ethik des Aristoteles zu führen. Die abendliche Lektüre
ist beispielsweise stark beeinträchtigt. Teils wurde ich allzu schnell
von Müdigkeit überwältigt, teils hielt mich das matte Funzellicht im
Zimmer (bzw. gar ein Stromausfall) vom Lesen ab. Die mitgeschleppten
Bücher waren überflüssiger Ballast. Was ich gelesen hatte, blieb kaum
hängen. Das gilt hauptsächlich für Michael Tomasello: Die kulturelle
Entwicklung des menschlichen Denkens. Zur Evolution der Kognition
(Frankfurt am Main 2006); das Buch hatte ich mir als Abendlektüre
vorgenommen.
Die kleine Schrift von Karl Eibl: Kultur als Zwischenwelt. Eine
evolutionsbiologische Perspektive (Frankfurt am Main 2009) habe ich ja
noch halbwegs kapiert. Dennoch muss ich beide Bücher nun an langen
Winterabenden nochmals studieren, um jenes Manko zu beheben. (Ich
erwähne dies nur deshalb, weil ich euch beiläufig zeigen möchte, dass
mir Anschlusslektüren zum Werk von Holzkamp-Osterkamp [http://www.kritische-psychologie.de/texte/uo1975a.html]
nach wie vor am Herzen liegen.) Ich möchte meinen, dass sich die
Beschäftigung mit Fachliteratur bei all meinen früheren Reisen weitaus
fruchtbarer ausgewirkt hat. Solche Effekte waren diesmal nicht zu
verzeichnen und daher rührt mein Unbehagen.

Es gelang mir bedauerlicherweise auch nicht, "Weltauge" im Sinne
von Schopenhauer zu sein. Wenn beim Wandern permanent die linke Fußsole
und die rechte Schulter um die Wette schmerzen, kann die Gegend noch so
schön sein, es ist kaum möglich, "sich rein anschauend zu
verhalten, sich in die Anschauung zu verlieren und die Erkenntnis,
welche ursprünglich nur zum Dienste des Willens da ist, diesem Dienste
zu entziehn, d.h. sein Interesse, sein Wollen, seine Zwecke ganz aus
den Augen zu lassen, sonach seiner Persönlichkeit sich auf eine Zeit
völlig zu entäußern, um als rein erkennendes Subjekt, klares Weltauge,
übrig zu bleiben." Damit ihr wisst wo es steht: Arthur
Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung (Bd. 1), in: DERSELBE,
Sämtliche Werke. Textkritisch bearbeitet und herausgegeben von Wolfgang
Freiherr von Löhneysen. 5 Bände, Stuttgart/Frankfurt a. M - Nachdruck
1986, Frankfurt a. M., S. 266. Anders gesagt: Nix mit Kontemplation.
Und Weisheiten wie >DER WEG IST DAS ZIEL< hält man für Witze,
deren Verfallsdatum abgelaufen ist.

Nun habe ich unterwegs durchaus auch einige interessante Dinge
gesehen (und zum Teil fotografisch festgehalten). Schöne Dinge, die
nach Deutung verlangen. Ich würde in diesem Zusammenhang Diderot
zustimmen:
"Wenn man den Menschen [...] ausschließt, dann ist das erhabene
und ergreifende Schauspiel der Natur nur noch eine traurige und stumme
Szene. Das Weltall verstummt, Schweigen und Dunkelheit überwältigen es;
alles verwandelt sich in eine ungeheure Einöde, in der sich die
Erscheinungen - unbeobachtete Erscheinungen - dunkel und dumpf
abspielen. Das Dasein des Menschen macht die Existenz der Dinge doch
erst interessant." (auch hier der Nachweis: Artikel
"Enzyklopädie" [1755], in: Philosophische Schriften (Berlin:
Aufbau-Verlag 1961), Bd. 1, S. 186.)

Aber auf diesem Gebiet bleibt mein Reisebericht ebenso mager. Meine
Sinn-Synthesen behalte ich lieber für mich. Tretjakow hätte sie als
"Individualidiotismen" diagnostiziert. Hermeneutische Reaktionen auf
die Fotos sollte man ohnehin lieber dem Betrachter überlassen (-
vielleicht könnte man einige Aspekte im Dialog anrühren, aber beim
Monolog sind Missverständnisse vorprogrammiert).
Ich war zwar als Tourist unterwegs, habe mir jedoch wirklich Mühe
gegeben, wissenschaftliche und ästhetische Anwandlungen aufkommen zu
lassen. Im Zoo von Kathmandu betrachtete ich z. B. sehr aufmerksam die
Affen und die zahlreichen Schulkinder, um herauszufinden, ob die These
von Tomasello zutrifft, dass die Menschen beim Imitationslernen absolut
überlegen sind - also viel besser Nachäffen können als die Affen,
welche die Emulation bevorzugen (- hierzu konnte ich mir sogar durch
das Internet, das derzeit in Kathmandu relativ stabil funktioniert,
noch einmal die Erkenntnisse aus den Einzelwissenschaften in Erinnerung
rufen, welche Gerhard Lauer in seinem lesenwerten Artikel über
Spiegelneuronen zusammengetragen hat). [http://www.user.gwdg.de/~glauer/Publikationen/downloads/lauer_spiegelneuronen.pdf]
Aber eigentlich besteht meine Mission doch darin, mich selbst im
Nachahmen zu üben und womöglich die Klassiker der Reiseliteratur zum
Vorbild zu nehmen. Stattdessen sende ich Euch unsortierte Zitate und
halbverdaute Lektüreresultate. Allerdings: wenn nur der Reisebericht
verunglückt und dafür der Wanderer heil davon kommt, kann man ja auch
schon zufrieden sein. Die Kopflastigkeit meiner umschweifenden
Ausführungen ist wahrscheinlich eine Gegenreaktion auf die viele
Beinarbeit. Es liegen ja rund 300 Kilometer hinter mir, denn nachdem
die klassische Annapurnarunde bewältigt war, wurde noch die Strecke zum
Base Camp des Machapuchare eingeschlagen. Dort verschlechterte sich
leider das Wetter und die Gipfel der Siebentausender bekam man nur
kurzzeitig am frühen Morgen zu Gesicht. (Die Touristen, die zum Everest
Base Camp pilgerten, hat es übrigens noch viel schlimmer erwischt.) [http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,730046,00.html]

An dieser Stelle möchte ich nun eine klare Antwort auf Eure Frage
geben: Ja es lohnt sich, auf eigene Faust die Bergwelt des Himalaya zu
erkunden. Man bekommt fantastische Kulissen zu sehen und kann sich
unterwegs interessante Fragen durch den Kopf gehen lassen. Mir kamen
(durch die oben erwähnte Reiselektüre) z. B. einige anthropologische
Themen in den Sinn: Kluge Köpfe streiten sich ja noch immer über ein
vermeintliches Alleinstellungsmerkmal, welches den Menschen gegenüber
Primaten (- und anderen Lebewesen) auszeichnet. Tomasello hat dabei das
"Verstehen anderer als intentionale Akteure" favorisiert:
"Insgesamt stimmen alle Forscher darin überein, daß im Alter von
etwa neun Monaten etwas Dramatisches mit der sozialen Kognition von
Säuglingen geschieht. Während die soziale Kognition von Säuglingen vor
diesem Alter vieles mit der von nichtmenschlichen Primaten gemein hat,
kann es keinen Zweifel daran geben, daß wir es mit einzigartigen
Prozessen sozialer Kognition zu tun haben. Es ist zwar immer noch ein
langer Weg in der weiteren Entwicklung, bevor Kinder so etwas wie
falsche Überzeugungen verstehen. Aber im gegenwärtigen Zusammenhang ist
das Verstehen anderer als intentionale Akteure der entscheidende
Schritt in der Ontogenese menschlicher sozialer Kognition, weil er
Kleinkindern ermöglicht, ihre lebenslange Reise entlang der kulturellen
Entwicklungslinie anzutreten." (TOMASELLO 2006, 123).
Meine Absicht habt ihr natürlich längst erraten: ich will ein paar Lektüreempfehlungen geben.
Wolfgang Welsch hat die verallgemeinerte These von Tomasello
hinsichtlich eines Humanpropriums kritisiert und er gab einen
interessanten Hinweis auf Hirnbesonderheiten [http://www2.uni-jena.de/welsch/TomaselloWelsch.pdf]
, der mir sehr einleuchtet. Auch in Nepal waren nämlich höchstens 10
Prozent meines Cortexvolumens damit beschäftigt, Berge, Pflanzen, Tiere
und Leute in der Außenwelt wahrzunehmen und die Motorik des Gehens zu
steuern. 90 Prozent der grauen Zellen hatten mit Sinnen und Spinnen,
Fabulieren und internem Kommunizieren ... - und vor allem auch mit
unbewusstem Prozessieren zu tun.
Ich ventilierte sodann ebenfalls das Stichwort >Hiatus<. Der
Autor Karl Eibl ist ernsthaft davon überzeugt, dass dieser
Gehlen-Terminus fruchtbar gemacht werden kann:
"Zu den aufbewahrenswerten Elementen der Lehre von Arnold
Gehlen gehört der Begriff des Hiatus. Er bezeichnet die Lücke zwischen
Antrieben (Bedürfnissen, Interessen) und Handlung. Anders als das Tier,
so meint Gehlen, werde der Mensch nicht durch den Antrieb sogleich zur
entsprechenden Handlung geführt, sondern zwischen Antrieb und Handlung
gebe es eine Lücke oder einen Moment des Innehaltens, eben den Hiatus.
[...] Die Technik eines Unterbrechens von Verhaltensprogrammen ist
jedoch schon im Tierreich aufzufinden." (EIBL 2009, 46).

Also muss man den Hiatus weiter präzisieren. Es gehört z. B. die
Fähigkeit zur Improvisation dazu ( - die wir übrigens jenseits der
westlichen Zivilisation mehrfach in Nepals Bergen zur Anwendung bringen
mussten). Es geht u. a. darum, "unser Handeln auf wechselnde
Umstände ein[zu]stellen. Hierin liegt, die eigentlich
menschen-spezifische Fähigkeit, die für die immense Erfolgsgeschichte
unserer Art verantwortlich ist, die Fähigkeit nämlich, einen riesigen
Vorrat an (ganz unterschiedlich) bedingt >wahren< Informationen
zu verwalten." (Ebenda, S. 54)
Und sein Fazit lautet:
"Man kann also Gehlens Hiatus-Begriff in dieser Weise
modernisieren: Im kognitiven Bereich manifestiert er sich als die
Möglichkeit, Informationsdomänen flexibel zu verwalten. Im emotiven
Bereich ist es die Latenzzeit zwischen Simulus und Response, die
überhaupt erst ein Bewußtsein von Emotionen ermöglicht." (Ebenda, 59)
Liebe Freunde, wenn ich mir das alles in der Hiatus-Latenzzeit
bewusst mache, neige ich emotional dazu, die mir auferlegte
Verpflichtung zum Rapport zurückzuweisen und mit Melvills Romanheld
Bartleby [http://de.wikipedia.org/wiki/Bartleby_der_Schreiber] zu stammelnd: „I prefere to do not“ ! Andererseits möchte ich gern euren Wunsch erfüllen und doch etwas Sonderbares aus dem Lande Nepal berichten.

Da bleibt allerdings bei meiner derzeitigen Gemütsverfassung nur
die Schilderung einer kultischen Handlung, die ich auf vielen Stationen
der Reise repetierte: Mulaa – das Rettich-Ritual. Zur Sache. Bevor man
mit dem Wandern und der Umrundung des Annapurna-Gebirges beginnen kann,
steht eine Fahrt von Kathmandu nach Pokhara (oder gleich direkt nach
Dumre) bevor. Während der holprigen Busfahrt ist das Lesen schwer
möglich. Also bleibt das Hören. Mit größtem Vergnügen hörte ich die
MP3-Datei eines Radio-Essays von Arno Schmidt an. [http://www.perlentaucher.de/buch/16231.html]
Daraus ein Zitat:
"Beim Rettichessen müssen Sie an Karl Philipp Moritz denken!
'Mit einer feierlichen Mine schälte Hartknopf ihn ab, schnitt runde
Scheiben davon und indem er langsam und nachdenkend die Salzkörner
darauf streuete' ...
/ >streuete< nicht >streutee< sieht man die Körner richtig rieseln!
... 'und die erste Scheibe mir darreichte, blickte er mich ernsthaft an und sagte:
So oft ihr solches tut, so tut's zu meinem Gedächtnis.'"
Zu den ersten Impressionen in Pokhara gehörte prompt der Rettich
(auf nepalesisch: mulaa). Solche Koinzidenz belebt natürlich die
Phantasie. Also wanderten wir von Ort zu Ort und trafen tatsächlich
immer wieder auf den Rettich. Wenn man irgendwo (selbst in abgelegenen
Bergdörfern) einen "Green Salad" bestellt, bekommt man in Nepal
meistens auch Rettich-Stücke mitserviert.

So lag die (von Hartknopf-Moritz-Schmidt empfohlene) Abwandlung der
Abendmahlsparadosis quasi auf der Hand. Rettich schmeckt am besten mit
Bier. Ich würde das nepalesische Bier zwar nicht in höchsten Tönen
empfehlen, aber man kann auf diese Weise eigenwillig eine literarische
Eucharistie feiern. Wir gedachten dabei nicht nur der literarischen
Figur Andreas Hartknopf [http://books.google.de/books?id=I8g6AAAAcAAJ&printsec=frontcover&dq=moritz+andreas+hartknopf&hl=de&ei=7TP3TILfDcyUswaL4vmqDQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CDMQ6AEwAA]
oder des Autors Karl Philipp Moritz oder des Inspirators Arno Schmidt,
sondern auch vieler anderer Geistesgrößen. In einer Ästhetik-Religion
gibt es eben nicht bloß einen einzigen Heiland. Natürlich verspeiste
ich auch eine Rettich-Oblate im Gedenken an Günter Mayer.
Nun gut, wenigstens wurde von uns dieses Ritual eingeübt. Gelernt
habe ich, wie gesagt, in Nepal wenig. Vielleicht wurden einige
Vorurteile revidiert, vielleicht sind einige Illusionsseifenblasen
geplatzt. Vielleicht konnte ich ebenso ein paar Einblicke gewinnen, die
die demografischen Probleme von Nepal (Überbevölkerung) betreffen. Aber
auch auf diesem Gebiet kann ich im Grunde nur bestätigen, was der
aufmerksame Leser ohnehin weiß und in guten Reiseführern (etwa bei
James McConnachie und David Reed) [http://www.stefan-loose.de/buecher/asien/nepal/]
auch dokumentiert ist.

Nepal hat nach Überwindung der Monarchie einen „zivilisatorischen
Schub“ erfahren. Das Straßennetz wurde verdoppelt, die
Telefonkommunikation erlebte einen enormen Aufschwung, der
Analphabetismus konnte auf 42% gesenkt werden, ebenso verringerte sich
die Kindersterblichkeit usw. Doch die damit einhergehende sprunghafte
Bevölkerungsentwicklung brachte extreme Probleme. Alljährlich kommen
nun circa eine halbe Million Schulabgänger auf den Arbeitsmarkt, die
meisten von ihnen haben keine Chancen, einen vernünftigen Job zu
finden. Schwierigkeiten erwachsen auch durch die instabile
Energieversorgung. (Davon kann ich „ein Lied singen“ - und hoffentlich
stürzt während des Tippens nicht der PC ab.)
Selbst in der Hauptstadt gehören Stromabschaltungen zum Alltag. Es
gibt viel Unmut über die parteipolitischen Querelen. Konsumbedürfnisse
wachsen rasant und die Standards der „westlichen Welt“ halten immer
mehr Einzug. Müllprobleme gehören ganz offensichtlich zu den
Schattenseiten des Fortschritts. Die permanente Wirtschaftskrise wird
nicht nur durch Defizite bei der Energieversorgung verursacht. Wer zu
den Verhältnissen in Nepal weiterführende Informationen wünscht, kann
sich beispielsweise die Ausgabe Dezember 2010 / Januar 2011 der
Zeitschrift GEO-Spezial [http://www.geo.de/GEO/heftreihen/geo_special/66385.html?t=img]
besorgen und dort auch professionelle Hochglanzfotos betrachten.

Ich sehe soeben, dass das Licht flackert. Wahrscheinlich steht die
nächste Stromabschaltung unmittelbar bevor. Aber abschließend muss
natürlich noch unbedingt erwähnt werden, dass ich die Bergtour „auf
eigene Faust“ nur deshalb heil überstanden habe, weil meine Frau eine
famose Reisebegleiterin ist und wir beim „Paarlaufen“ Pflicht und Kür
gleichermaßen gut bewältigen können.
PS:
Da neuerdings die kleinen (leichten) Digitalkameras erschwinglich
geworden sind, kann ich auch ein paar Fotos senden (+ sogar ein paar
verwackelte, aber dafür authentische Fotoshow-Kurzfilme [http://www.vimeo.com/17392793])
. Rettich muss man roh essen - und diese Fotos und Reiseimpressionen sind quasi auch Rohkost.
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