Report | Kulturation 2/2003 | Dietrich Mühlberg | Axel Zerdick „Medienpolitik – Politik in den Medien“
war das Thema einer Diskussionsrunde, zu der der Arbeitskreis Medien
der KulturInitiative’89 in den Turm am Frankfurter Tor eingeladen hatte.
| „Ich bin Wirtschaftswissenschaftler und beschäftige mich seit den 60er Jahren nur mit den Medien.“
„Ich finde wir sollten alle froh sein, dass die Medienpolitik
nicht von der Politik und nicht von der Wirtschaft gemacht wird. Wenn
Sie uns vergleichen mit jedem beliebigen anderen Land, ist das
Gesamtangebot der Medien quantitativ und qualitativ bei uns wesentlich
besser und übrigens auch nicht teurer. In den USA ist es wesentlich
teurer fernzusehen als bei uns. Und wenn man das alles zusammen nimmt,
dann kann man sagen, ein Glück, dass wir das Bundesverfassungsgericht
haben, das ziemlich mutig aus den schwierigen Vorgaben des Artikels 5
mit der Informations- und Meinungsfreiheit soviel abgeleitet hat.
Diesem Bundesverfassungsgericht verdanken wir heute die positiven
Elemente und ich würde sehr hoffen, dass es der Politik nicht gelingt,
sich stärker auf die Forderungen der Wirtschaft einzulassen. Es ist
eine meiner Sorgen, dass wir uns auf das Bundesverfassungsgericht nicht
ewig verlassen können.“
„Wenn ich gesagt habe, Christiansen ist eine
der blödesten oder langweiligsten Sendungen, dann weil das
Problematisieren gar nicht der Sinn dieser Sendung ist. Viele der
Diskussionen die wir führen, mit Freunden usw. sind ja Gott sei dank,
nicht unterhalb der Oberfläche. Wollen wir mit jedem, den wir treffen,
ernsthaft über alle politischen und sonstigen Probleme reden? Und wir
haben eine Menge Probleme! Deshalb gibt es so eine Art von – nennen wir
es mal bewusst mit dem amerikanischen Begriff - grooming talk.
Grooming, das ist der Begriff für Kämmen, Streicheln, Flöhe aus dem
Haar zupfen. Wir sagen da an: Ich bin noch da! Aber wir haben keine
ernsthafte Intention. Diese Art von Gesprächsthemen ist sozial wichtig.
Weil man Konflikte vermeiden will, um des lieben Friedens willen oder
weil man nicht genug Zeit hat, mit jedem über ernste Probleme ernsthaft
zu reden, braucht man so ne Art von oberflächlicher Kommunikationsform
und auch einen oberflächlichen Inhalt, der nicht anstößig ist. Und für
den politischen Bereich ist das bei uns eben Sabine Christiansen.“
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