Report | Kulturation 2012 | Renate Schuster | „Das wird ein Kruppsommer“
Geschichtspolitik im öffentlichen Raum
| Renate Schuster
Zwischen dem 300. Geburtstag des Großen Friedrich und
dem 100. des Großen Axel gab es den 200. des Großen Alfred. Passte
schon - irgendwie. Vorstellbar wäre auch ein Festakt zum 25. Jahrestag
des seinerzeit „bundesweit beachteten“ Rheinhausendramas, das
zeitweilig das ganze Revier erfasste und sich bis 1993 hinzog. Passt
weniger. Über das magische Areal, von dem jener Protest gegen die
Schließung eines Kruppstandorts startete, wuchs das sprichwörtliche
„Gras des Vergessen“. Der Ort ist inzwischen nicht nur physisch bis auf
ein Logistikzentrum eine Brache. Ob und warum es dennoch spannend sein
könnte, ihn erinnernd zu betreten, wäre zu prüfen und einen Versuch
wert.
Vorab aber sei festgehalten: Öffentliches Interesse scheint der 25.
Jahrestag jenes „AufRuhrs“ von Rheinhausen - derzeit nicht zu erregen.
Ganz anders der Mythos Krupp. Er lebt. Mit seinem unverwüstlichen Logo
der drei Ringe, seit 1999 allerdings optisch überwölbt vom
Thyssenbogen; mit seiner Villa Hügel, dem gemeinnützig und mäzenatisch
agilen Stiftungssitz; mit seiner denkmalgeschützten Margaretenhöhe –
einer der Gartenstadtidee verpflichteten, vor dem Ersten Weltkrieg für
„minderbemittelte Schichten“ gespendeten Wohnsiedlung. Und heute?
Präsenz des Firmennamens in einer Stadtlandschaft namens „Krupp-Gürtel“
am einstigen Standort der berühmten Gussstahlfabrik. Liebevoll bewahrt
auch das im Krieg zerstörte und aus Anlass des 125jährigen Jubiläums
originalgetreu rekonstruierte, inzwischen als Museum genutzte winzige
„Stammhaus“ der Familie. Es ist malerisch platziert nahe der grandiosen
Kulisse einer 2010 errichteten Firmenzentrale des ThyssenKrupp
Konzerns, eines heute in 80 Ländern operierenden
Technologieunternehmens. Krupps „Heimkehr“ von Düsseldorf nach Essen
wurde von den Stadtvätern mit Stolz quittiert. Dankbar erinnerte man
sich auch der Zuwendungen für Philharmonie und Folkwang Museum. Nun
also das „Sommermärchen“ anlässlich gleich zweier Jahrestage.
Doppeljubiläen haben einen großen Vorzug. Sie gestatten, auf- und
verklärende Erinnerungsarbeit zu dehnen. Auch die Touristikbranche wird
davon profitieren.
Gefeiert wird einerseits die Firmengründung 1811 durch Friedrich Krupp.
Ihrer wurde bereits im November des Vorjahres mit einem Festakt
gedacht, zu dem sich „Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kultur“ in
der Villa Hügel einfand. Die „Welt“ vermerkte arglos: „Zum Fest kamen -
wie eigentlich immer, wenn Krupp rief - die Spitzen der Politik.“
Gemeint waren nun nicht mehr Kaiser oder sonstige „Führer“, sondern nur
noch Wulf und Kraft. Einen leibhaftigen Krupp, der hätte rufen können,
gab es allerdings seit 1967 ohnehin nicht mehr. Aber es gab seinen
Mythos und dessen eifrige Bewahrer.
Der andere Jahrestag galt der Geburt Alfreds im April 1812. Jenes
Krupps, der mit nahtlosen Radreifen und anderem Zubehör für
Eisenbahnen, schließlich allerlei Rüstungsgütern für fast jeden, der
zahlte, einem aus „kleinsten Anfängen“ aufgestiegenen Konzern zur
Weltgeltung verhalf. Er bescherte einer unbedeutenden Provinzstadt ein
markantes Profil, grandioses Wachstum, allerdings auch schlechte Luft
und gewaltige Ver- und Entsorgungsprobleme. Zu feiern war Alfred daher
auch, weil er Berühmtheit erlangte mit freiwilligen (!)
unternehmerischen Wohlfahrtseinrichtungen für politisch abstinente,
auch in Krisenzeiten unentbehrliche Stammbelegschaften: Versicherungen
gegen allerlei Lebensrisiken, Errichtung und Betrieb von
Wohnsiedlungen, Konsumanstalten, Krankenhäusern, Schulen etc. Vieles
davon war allerdings auch den Defiziten einer infrastrukturell völlig
überforderten Kommune und den betriebswirtschaftlich lästigen,
seinerzeit sehr hohen Fluktuationsraten der Arbeitskräfte geschuldet.
Alfreds Nachfolger – Friedrich Alfried und der angeheiratete Gustav von
Bohlen und Halbach, der sich dank Kaisergunst Krupp nennen durfte – sie
folgten dem Stammherrn darin mit dem Bau weiterer Arbeiterkolonien, vor
allem dann aber mit kulturellem Engagement – Bücherhallen,
Bildungsverein. Ein Engagement, das über die reine Erhaltung, Nachzucht
und Bindung leistungsfähiger, disziplinierter und der Firma treu
ergebener Arbeitskraft hinaus erzieherisch auf den „ganzen Menschen“
zielte, ihn in allen seinen Lebensäußerungen nicht nur kontrollieren,
sondern „heben“ wollte, ganz im reformpädagogischen Geiste, immer auch
konkurrierend mit vergleichbaren Bemühungen in der Arbeiterbewegung.
Solches nicht nur von den Krupps seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis
zum Ersten Weltkrieg praktizierte unternehmerische Engagement wie auch
die Bismarck‘schen Sozialreformen lieferten das Muster, nach dem
„Rheinischer Kapitalismus“ einst als Erfolgsmodell einer sozial
verantwortlichen und deshalb politisch befriedenden Variante von
Industriegesellschaft galt. Es handelte sich gewissermaßen um Vorboten
dessen, was heute hart umkämpft „Sozial- und Kulturstaat Deutschland“
genannt wird, umstritten, gefährdet, deshalb schutzwürdig (?), nun
allerdings nicht mehr in Gestalt freiwilliger Wohltaten, sondern von
Rechtsansprüchen, eingeschlossen das Recht auf notfalls kämpferische
Verteidigung und inhaltliche Modifikation solcher Ansprüche.
Zur Meinungsbildung über die jetzt gefeierte Industriellendynastie
versprach der Direktor des Essener Ruhrmuseums, Heinrich Theodor
Grütter: „Das wird ein Kruppsommer“, denn 70 Veranstaltungen flankieren
die am 31. 03. 2012 eröffnete Sonderausstellung auf der Zeche
Zollverein „200 Jahre Krupp – ein Mythos wird besichtigt“. [1]
Enthüllungen sind nicht zu erwarten. Das Thema Krupp ist in unzähligen
Büchern, Biographien, Dokumentationen, Filmen abgearbeitet. Sensationen
also nicht, aber möglicherweise bemerkenswerte Perspektiven,
Versöhnungsgesten und Ausblicke.
Im Gewand dargebotener Ambivalenz „wechselvoller“ Geschichte, sich
dabei von Dämonisierung wie Heroisierung gleichermaßen distanzierend,
bedient das Ausstellungskonzept drei mythische Stränge: Die technisch
innovative Produktpalette und eine - alte Rechtsformen lange
konservierende - Firmengeschichte, die Unternehmensfamilie mit ihren
„großen Männern“ und „starken Frauen“, schließlich das Konstrukt einer
Werksgemeinschaft von „Kruppianern“ und die seinerzeit als vorbildlich
geltende betriebliche Sozialpolitik.
Wie dem Katalog und allerlei Verlautbarungen seines Herausgebers zu
entnehmen, präsentiert die Sonderausstellung den Mythos Krupp in
schönster Ausgewogenheit von Licht und Schatten, Höhen und Tiefen,
Klischees und Wahrheit. Das sei „ganz nüchtern“ möglich, weil man die
Kosten - 700 000 Euro - selber trage, daher „unabhängig“ agieren könne.
Bei der Kruppstiftung habe man sich gar nicht erst bemüht. Schließlich
sollte es keine Werbeveranstaltung werden, und andere private Geldgeber
hätten vielleicht erstaunt gefragt, warum Krupp nicht zahle.
Wie sachlich und kritisch die Krupplegende auch zu deuten versucht
wird, kaum eine Edelfeder und kaum ein Festredner verzichten darauf,
den berühmten Wahlspruch jenes Alfreds von 1873 zu zitieren: „Der Zweck
der Arbeit soll das Gemeinwohl sein, dann bringt Arbeit Segen, dann ist
Arbeit Gebet.“
Jedoch „Gemeinwohl“ war schon immer ein dehnbarer Begriff.
Und Alfreds „Generalregulativ“ von 1872 – eine Art „Betriebsverfassung“
– sollte auf jeden Fall auch „dienstbar“ sein zur „Abwehr socialer
Verirrung“, so eine handschriftliche Notiz des Verfassers auf der
Druckfassung jener Denkschrift. [2]
Der Testamentsvollstrecker des letzten Krupp, Bertolt Beitz, hatte im
November altersweise in seiner Rede auf dem Hügel immerhin einen
„moralischen Kapitalismus“ angemahnt, dessen Grundsätzen die Krupps
jedoch nicht durchgängig gerecht geworden seien, aber man hätte sich
bemüht.
Diese selbstkritischen Worte waren angebracht, denn so mancher mochte
während der letzten 200 Jahre (schlechte) Gründe haben, am
Segensreichtum Kruppschen Arbeitens zu zweifeln, etwa die tausendfachen
Opfer „innovativster“ Waffentechnik, die Geschundenen von Zwangsarbeit,
die Angehörigen von „Konjunkturbelegschaften“, für welche jene
sozialpolitische Privilegierung nicht galt.
Wie dem Ausstellungskatalog zu entnehmen, werden diese Schattenseiten
bei der Besichtigung des Krupp-Mythos durchaus nicht verschwiegen. Auch
ist damit zu rechnen, dass sie zur Sprache kommen bei den geplanten
Diskussionsrunden, Expertenvorträgen und Exkursionen entlang der Spuren
Kruppscher Wirtschafts- und Sozialgeschichte in der Region.
Mythos Krupp also: Wie bei mythischen Großerzählungen nicht anders zu
erwarten, präsentieren auch die Sonderausstellung und das
Begleitprogramm vor allen Göttergeschichten: Genealogien und Legenden,
Worte und Werke, Taten und Tempel, festliche Rituale, Jubiläen,
reichlich Denkmäler und Begegnungen mit anderen Göttern: Staatenlenkern
und Kulturheroen. Im patriarchalisch organisierten Kosmos dominiert das
männliche Prinzip, was nicht ausschließt, das darin eben auch ein paar
„starke Frauen“ ihren Platz finden.
In dieser Perspektive erscheinen „ die da unten“ vor allem als
„Geschöpfe“: Geformt, vereinigt, erzogen, verschlissen in gewaltigen
Arbeitswelten und „Werksgemeinschaften“. Sie treten auf als
statistische Größen zyklisch an- und abschwellender Beanspruchung oder
Verwerfung. Sie werden geadelt mit dem Namen ihrer Herren:
„Kruppianer“, und sie sind erwähnenswert vor allem in der
Empfängerrolle von Wohltaten, die dosiert vergeben werden nach dem
Prinzip: „Von der Wiege bis zur Bahre“.
Der angekündigte „Kruppsommer“ formiert also einen Kommunikationsraum,
in dem dynastischer Glanz, Aufstieg, gelegentliche Krisen,
unverwüstliche Wandlungsfähigkeit alle Aufmerksamkeit beanspruchen.
Phönix aus der Asche eben.
Wo „Malocher“ in eigener Sache aktiv wurden, etwa 1987, als sie sich
gegen den Verlust ihrer Arbeitsplätze in Rheinhausen zur Wehr setzten,
erscheinen sie in der Essener Sonderschau eher randständig. Drei Fotos
und ein Filmbericht in der Fülle von 1500 Exponaten ist den
Ausstellungsmachern dieses Aufbegehren wert.
Übersättigt vom reichen Angebot eines sommerlichen Krupp-Events könnte
sich der sozial- und kulturgeschichtlich Interessierte in der Tradition
jener „Fragen eines lesenden Arbeiters“ animiert fühlen, nun gerade
dieser Revolte vor 25 Jahren einige Aufmerksamkeit zu schenken.
Die „Kruppianer“ von Rheinhausen – ein anderer Mythos wird besichtigt.
Spektakulär waren nicht Anlass und Resultat der Protestaktionen gegen
den Verlust einer Arbeitsstätte, um den Erhalt von etwa 6000
Arbeitsplätzen. Denn das Zechen- und Hüttensterben, die Kohle- und
Stahlkrise, kurzum der „Strukturwandel“ hatten längst ganze
Industrieregionen nicht nur im Ruhrgebiet erfasst. Bemerkenswert am
Fall Rheinhausen war, wie damals - analog zum jetzigen Kruppsommer -
ein spezieller Kommunikationsraum gebildet, besetzt und gefüllt wurde,
wie sich auch hier ein besonderes Interesse als allgemeines
darzustellen suchte, wie sich dabei in großer Breite und Formenvielfalt
verschiedenste Akteure, Sympathisanten, aber auch „Funktionsträger von
Wirtschaft und Politik“, von Interessenverbänden und Medien mehr oder
weniger freiwillig „in Bewegung“ setzten.
Im Unterschied zum planbaren Jubiläum war der damalige „Arbeitskampf“
für alle Beteiligten jedoch zunächst einer Überraschung geschuldet. Für
die einen, weil sie mit dem Verlust „ihrer“ Arbeitsplätze nicht
gerechnet hatten. Für die anderen, weil sie auf den erbitterten und
lang anhaltenden Widerstand gegen diesen Verlust nicht gefasst waren.
Was den einen vermeintlich sichere Existenz und Lebensperspektive,
waren den anderen - betriebswirtschaftlich gesprochen – eben nur
abzubauende Überkapazitäten.
Die Auseinandersetzung verlief entlang dieser groben Konfliktlinien. Es
kam zu einer Art Lagerbildung, wobei der Ereignisverlauf auch eine
große Heterogenität innerhalb dieser Lager, durchaus wechselnde
Bündnisse und Gegnerschaften offenbarte.
Die Kruppianer von Rheinhausen stießen mit ihren Protesten zunächst auf
großes Verständnis. Das machte sie nicht stutzig, sondern alle ihre
Aktionen zielten darauf, dieses Verständnis wachzuhalten und
auszuweiten. Es gelang ihnen wochenlang. Doch da ihre Macht letztlich
auf nichts anderem als eben diesem „Verständnis“ beruhte, hatten sie
keine Chance, als es abflaute und sich schließlich sogar ins Gegenteil
verkehrte. Siegen konnten sie nicht, nur eine Verzögerung und paar
Zugeständnisse herausschlagen. Gewinnen konnten sie immerhin ein
Erfahrung, z.B. dass Kruppianer eben doch nichts Besonderes sind.
Als alles begann, fühlten sie sich im Recht und hintergangen, hatten
Krupp-Stahlvorstand und Betriebsrat doch erst im September 1987 eine
Vereinbarung getroffen, die den Erhalt des Standorts vorsah, allerdings
um den Preis eines Belegschaftsabbaus von 2000 Mann. Nun erfuhren sie
am 26. November 1987 beinahe zufällig aus den Nachrichten von einer
Dreiecksabsprache zwischen Krupp, Thyssen und Mannesmann, nach welcher
die Schließung ihrer Hütte und deren Produktionsverlagerung zu anderen
Konzernen bis August 1988 beschlossene Sache war.
Dieses Vorgehen löste bei der Belegschaft Empörung, Wut und eine
beispiellose Radikalität der Aktionen aus. Deren anfängliche Militanz
war jedoch auch einer maßlosen Enttäuschung geschuldet. Denn über den
Rahmen der üblichen Sozialpartnerschaft hinaus unterhielten Kruppianer
traditionell zu „ihrem“ Unternehmen ein besonderes „Treuverhältnis“:
Bezahlt mit einem geringen gewerkschaftlichen und überhaupt politischen
Engagement hatten sie die Erfahrung gemacht, dass sie mit ihrem
Wohlverhalten bisher ganz gut gefahren waren. Dies schien nun
einseitig, zumal hinterrücks außer Kraft gesetzt. In nostalgischer
Rückbesinnung auf die „gute alte Zeit“ machte sich der eine oder andere
Luft mit Sprüchen wie „Wenn das der alte Krupp wüsste!“ oder „ Alfried
hätte Cromme entlassen!“ Kurzum: Als der Deal „Treue gegen Treue“
aufgekündigt schien, waren sie zunächst orientierungslos. Schließlich
sahen sich die Erschrockenen genötigt, auf etwas zurückzugreifen, was
einem Krupp - egal welchem - gewiss nicht gefallen hätte: Sie
aktivierten Versatzstücke tradierter und moderner „Bewegungskultur“,
gegen die einst gerade jene legendäre Wohlfahrts- und
Befriedungspolitik immunisieren sollte und es in Maßen auch tat.
Während die eine Bindung sich lockerte, trat an ihre Stelle eine
andere: Nicht mehr Solidarisierung mit dem Unternehmen (wie noch beim
Ruhrkampf 1923, der 13 Arbeitern das Leben kostete und in einer
grandiosen öffentlichen Trauerfeier gewürdigt wurde), sondern mit
anderen „Unternommenen“ und von Willkür Betroffenen.
Es fanden sich spontan „Wortmächtige“, die in eine neue Rolle und dabei
durchaus in Konflikt mit ihrer alten gerieten, so der Sprecher des
Bürgerkomitees, Pfarrer Kelp, so der Abteilungsleiter Laakmann, der in
einer später immer wieder zitierten legendären Rede das Wasser der Wut
- auch seiner eigenen - auf die Mühlen des Widerstands leitete.
Das kam so: 10 000 Menschen, also mehr als die Belegschaft zählte,
hatten sich am 30. 11. im alten Walzwerk eingefunden, nachdem vorher
bereits „wild“ gestreikt und ständig durch Rheinhausen demonstriert
worden war. Dass der Vorstandvorsitzende Gerhard Cromme - wie schon am
27. 11. vor 1000 Arbeitern - erneut die betriebswirtschaftliche
Notwendigkeit der Werksschließung erklären würde, hatte man erwartet.
Enttäuschend aber die Beiträge von „Hauptamtlichen“ der IGM und von
Parteipolitikern wie dem damaligen sozialdemokratischen Arbeitsminister
von NRW. Diese ergingen sich in Schuldzuweisungen an ferne Instanzen,
signalisierten Ohnmacht und verbreiteten das Gefühl: „Hat doch alles
keinen Sinn!“ In die resignative Stimmung hinein drückte der
stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Steegmann dem Abteilungsleiter
Laakmann das Mikrophon in die Hand. Und der hielt aus dem Stegreif eine
von brausendem Beifall immer wieder unterbrochene Rede. Sie dauerte
keine 10 Minuten, und doch hat man ihr später den Ruhm zugeschrieben,
die Initialzündung geliefert zu haben für die folgenden Aktionen, weil
sie den Arbeitern aus der Seele sprach und sie dazu aufforderte, sich
nicht verloren zu geben, sondern zu kämpfen.
Schlicht, verständlich, mit Leidenschaft vorgetragen erfüllte die Rede
ihren mobilisierenden Zweck, indem sie Schuldige benannte,
gewissermaßen ein „Feindbild“ zeichnete, indem sie mit der Berufung auf
den Rechtsstaat eine Legitimation für den Widerstand lieferte, und
indem sie mit gehörigem Pathos eine ins Große zielende Verantwortung,
gleichsam einen „Auftrag“ formulierte.
Hier ein paar Auszüge:
„Wir leben in einem freien
Land. Wir leben in einem Rechtsstaat. Es kann doch nicht sein, dass
eine kleine Clique, eine kleine Mafia mit den Menschen in diesem Land
macht, was sie will.
Ich werde oft von meinen Kollegen gefragt: Was kann ich denn alleine
schon tun? Kollege, ich sage dir ganz klar: Vor einer Woche waren wir
noch alleine, vor ein paar Tagen war die ganze Belegschaft da. Heute
ist es die Stadt Duisburg und morgen wird es das ganze Revier sein.
Leute, das Buch der Geschichte ist jetzt aufgeschlagen. Und jetzt liegt
es an euch, hier mal paar neue Seiten zu schreiben. Lasst die
Generationen, die nach uns kommen, nachlesen, wie man einen
Arbeitskampf führt.
Pfarrer Kelp, Ihnen sage ich: Ich bin ja kein besonders frommer Mann,
aber sie haben mich in den letzten Tagen so ein bisschen inspiriert.
Und da habe ich mir mal ihr Behandlungsbuch für Menschen zur Brust
genommen. Und da habe ich etwas über Krupp gelesen. Da stand drin, wir
hätten jahrelang die linke Wange und die rechte Wange hingehalten. Doch
da habe ich auch noch was gelesen. Und das könnte in Zukunft unsere
Parole sein: Jetzt heißt es: Auge um Auge und Zahn um Zahn. " [3]
Was zunächst im traditionellen Sinne nur „Arbeitskampf“ schien, werde
er nun „wild“. also abseits gewerkschaftlicher „Friedenspflicht“,
außerhalb des Ordnungsrahmens von Tarifrunden ausgetragen – hier wurde
etwas Ungeheuerliches eingefordert, nämlich Eingriffe in
Entscheidungsbefugnisse der „Wirtschaft“.
Dabei ging es nicht nur darum, ob die Werksschließung nach
Rentabilitätsgesichtspunkten vernünftig und logisch nachvollziehbar
war, auch nicht darum, ob man sie hätte in Absprache mit der
Belegschaft rechtzeitig beraten und “sozialverträglich“ gestalten
sollen, etwa durch die Bereitstellung von „Ersatzarbeitsplätzen“, durch
Vorruhestandregelungen, Umschulungen etc., sondern es stand plötzlich
zur Debatte, wer überhaupt das Sagen hat, wenn es um die „ganze
Existenz“ von Lohnabhängigen geht. Und wo dieses „Sagen“ im Rechtsstaat
Bundesrepublik angesiedelt war, darüber ließen auch wohlmeinende
Politiker wie Blüm und Rau keinerlei Zweifel, womit sie zugleich die
„systemischen“ Grenzen ihrer Einflussmöglichkeiten benannten und
verfassungstreu bestätigten.
Damals in Rheinhausen jedenfalls beschäftigte die Kruppianer das für
sie Naheliegende. Sie suchten zunächst in zahllosen Beratungen
herauszufinden, was zu tun sei. Sie wurden dabei mehr oder weniger
unterstützt, gebremst, oft auch allein gelassen, dann wieder
mobilisiert von ihren gewählten Vertretern im Betriebsrat, von der für
sie zuständigen IG- Metall, von den Belegschaften anderer Unternehmen,
von Politikern verschiedenster Couleur in Stadt, Land und Bund.
Sie wählten für den gebremsten Weiterbetrieb des Werkes eine „stille
Besetzung“. Denn ein nur destruktives Vorgehen hätte dem
Konzernvorstand möglicherweise Vorwände geliefert, den
Produktionsstandort sofort aufzugeben.
Sie platzierten am legendär gewordenen „Tor 1“ eine Mahnwache, die
nicht nur eine Grenze symbolisierte, sondern sich allmählich auch zum
Treffpunkt für den permanenten Informations- und Gesprächsbedarf jener
Wochen entwickelte, damit zugleich nach außen signalisierte, was sich
drinnen abspielte.
Immer wieder versammelten sie sich in der Halle des alten Walzwerks.
Hier musste nicht nur Kruppmanager Cromme, sondern auch so mancher
Gewerkschaftsfunktionär, so mancher Politiker wiederholt Rede und
Antwort stehen und sich auf Schmähreden und Eierwürfe gefasst machen.
Man installierte einen eigenen Fernsehsender, den „offenen Kanal“, der
über eine Großantennenanlage direkt in die Werkswohnungen strahlte.
Ehefrauen, Mütter gründeten eine Fraueninitiative mit 500 Mitgliedern,
die sich nicht auf Brötchenschmieren und Kaffeekochen beschränken
wollten, sondern eigene Demonstrationen mit „Kind und Kegel“
organisierten, bei denen auch das Lied der englischen
Gewerkschaftsbewegung „Keiner schiebt uns weg“ gesungen wurde. Einige
Frauen besuchten Longwy - eine französische „Stahlstadt im Abbau“. Hier
besichtigten sie erschüttert, was Rheinhausen drohte. Sie sahen eine
Brache, über der „schwarze Rabenvögel kreisten“. Hier gab es inzwischen
eine Arbeitslosenquote von 60%, chancenlose Jugendliche, ansonsten weit
und breit nichts. Auch darüber wurde im Fernsehen berichtet.
Die Kruppianer schwärmten aus: Sie besetzten Brücken, blockierten
Straßen, sie „besuchten“ andere Betriebe, um deren Beistand
einzufordern, und sie drangen als „ungebetene Gäste“ mehrfach in
Verwaltungsgebäude des Konzerns ein, wo Aufsichtsräte über ihr
Schicksal berieten. Sogar die Krupp-Zentrale in der Villa Hügel blieb
nicht verschont. Beitz soll sich vor seinen „Mitarbeitern“ über die
Hintertreppe in Sicherheit gebracht haben.
Zur Erinnerung hier einige Höhepunkte:
„Stahlaktiontag“ am 10. 12. 1987
Organisiert von Betriebsräten und IG-Metall, war er nicht der erste
seiner Art, aber in seinen Dimensionen ungewöhnlich. An ihm beteiligten
sich insgesamt 200 000 Menschen. Nicht nur Beschäftigte der
Stahlindustrie, auch andere „Metaller“ sowie Autobauer von Opel,
Bergleute, Hafenarbeiter, Angestellte, Studenten, Bauern. Es kam zu
geplanten und spontanen Arbeitsniederlegungen, Demonstrationen,
stundenweiser Blockade von Brücken und Straßenkreuzungen. Die
Bevölkerung reagierte überwiegend mit Geduld und Sympathie. Polizisten
sorgten für ein Mindestmaß an Ordnung. Die Aktion war schließlich
angemeldet und erlaubt worden, also „rechtens“.
Viele Bewohner der betroffenen Städte schienen darauf gewartet zu
haben, dass dem fortschreitenden Arbeitsplatzabbau endlich ein
spektakulärer Widerstand entgegengesetzt würde. Die Befürchtung „das
Revier säuft ab“ war verbreitet im Ruhrgebiet. Man verdächtigte die
Konzerne, hier bisher verdientes Geld in Süddeutschland oder anderswo
zu investieren, dem Pott lediglich Arbeitslosigkeit, Industrieruinen
und sterbende Stadtteile zu hinterlassen. An Unruhen dieses Ausmaßes
konnten sich nur die Älteren erinnern, etwa an die Proteste gegen
Demontagen nach dem Krieg oder an die im Bergbau während der 60er Jahre.
Alarmierend wirkte das Beispiel Rheinhausen wohl auch insofern, als
mancher sich fragen mochte: Wenn die erst vor wenigen Jahren
modernisierte Krupphütte nicht verschont blieb, was hatten dann andere
Industriestandorte zu erwarten? Jedenfalls schien sich die Prophezeiung
Laakmanns in einem doppelten Sinne zu erfüllen: „Heute ist es die Stadt
Duisburg und morgen wird es das ganze Revier sein“. Was den Protest
betraf, so bestätigte sich dies immerhin für einen ganzen Tag.
Danach nahmen die „Nochnichtbetroffenen“ ihre Arbeit wieder auf, der
Verkehr floss wie gewohnt. Ein Betriebsratsvorsitzender vermerkte bei
einer ähnlichen Aktion „Es kann nicht jeden Tag Großkampftag sein“, und
ein Thyssensprecher hatte seinesgleichen geraten: „Ohren zu und durch!“.
Über Rheinhausen aber lag weiterhin der Schatten großer Ungewissheit
und Bedrohung. Hier konnte niemand zur Tagesordnung übergehen. Sie
hatten ein Wechselbad der Gefühle zwischen Wut, Angst und Hoffnung
auszuhalten. So waren sie denn auch begreiflicherweise empfänglich für
Momente der Besinnung, des Trostes, für die Inszenierung von
Gemeinschaftlichkeit.
Und wer wäre traditionell besser qualifiziert für solche Sehnsucht als
ritualerfahrene Kirchenmänner! Gewerkschaftskritische Stimmen erklärten
die Kirche kurzerhand zur „Ersatz-IGM“. [4] Das traf zu und auch wieder
nicht. Denn der 18.12. war durchaus kein Tag der Kirche, sondern ein
vom DGB–Landesverband initiierter Aktionstag der Solidarität.
Fackeln, Rosen, Rituale
Am 18.12. wurde allerdings tatsächlich im Anschluss an einen Fackelzug
ins Werk hinein ein ökumenischer Gottesdienst vor 25 000 Menschen
zelebriert. Und wer vor Tagen bei einer Demonstration vielleicht noch
gesungen hatte: „Es rettet uns kein höh‘res Wesen.“, lauschte nun
vielleicht bereitwillig dem Chorgesang: „Herr, erbarme dich“.
Vielleicht war dieser Ruf auch realistisch. Denn wo „Märkte“ dies und
das „forderten“, schien es naheliegend, ihren menschlichen Opfern
wenigstens Erbarmen zu wünschen.
Zum Abschluss des Gottesdienstes verteilte man 5000 von der Kirche
gestiftete Rosen. Sie wurden geschwenkt wie die Feuerzeuge bei
Popkonzerten, aber man sang dazu das Lied amerikanischer Frauen, das
anlässlich eines Streiks entstanden war: „Brot und Rosen“. Dieses
emotionale Ereignis erfuhr eine Fortsetzung am 24.12. Nach Feiern im
„trauten Kreise“ der Familien stand wohl nur wenigen der Sinn. Am „Tor
1“ fand erneut ein Gottesdienst statt. Und in den Weihnachtsnächten
erhielt dort die Mahnwache viel Besuch und allerlei Geschenke. Hier
auch feierten 1000 Kruppianer Silvester.
Eine unfromme Brückentaufe.
Am 20. Januar 1988 zogen 50 000 Hüttenwerker aus 63 Stahlwerken zu
jener Brücke, die bereits am 01.12 1987 und danach mehrfach besetzt
worden war, so zum Symbol des Arbeitskampfes avancierte. Mit Kühlwasser
von der Stranggießanlage eines benachbarten Hoeschwerkes wurde die
einstige „Admiral-Graf-Spee-Brücke“ umgetauft in „Brücke der
Solidarität“. Jugendvertreter der Krupp-Lehrwerkstatt hatten in der
Nacht das neue Namensschild angefertigt. Die Stadt Duisburg übernahm
diesen Namen später.
Über diese Brücke wiederum spannte sich zehn Jahre später ein „Band der
Solidarität“, „berührt“ von 220 000 Demonstranten gegen den verkündeten
Subventionsabbau für Steinkohle und damit drohende Zechenschließungen.
Sie bildeten die bis dahin längste Menschenkette der Bundesrepublik, 93
km lang, die von West nach Ost, von Neukirchen-Vluyn bis Lünen bei
Dortmund reichte.
Singen und Mitsingen
Unter dem Motto „Wir lassen Euch nicht allein, ums Verrecken nicht“
organisierten junge Gewerkschafter gemeinsam mit dem sozial engagierten
Verein „Künstler in Aktion“ am 20. Februar im alten Walzwerk von Krupp
das „Aufruhr-Stahl-Konzert“. Mit 40 000 Teilnehmern war es das bis
dahin größte Hallenfestival Europas. [5]
Tausend Feuer an der Ruhr
Eine Aktion wie die von 1997 gab es auch schon am 23. 02.1988. Unter
dem Motto „Tausend Feuer an der Ruhr“ waren 80 000 Menschen im
Ruhrgebiet mit Fackeln unterwegs. Sie bildeten eine Menschenkette von
„Tor 1“ Rheinhausen bis zum “Tor 1“ der Westfalenhütte in Dortmund,
also quer durch den Pott.
Ganz ohne Wirkung blieb der „AufRuhr“ nicht.
Von der „Kanzlerrunde“ zur Montanindustrie am 24.02.1988, bei der etwa
eine Milliarde DM für den Strukturwandel im Ruhrgebiet in Aussicht
gestellt wurde, profitierten die Rheinhausener jedoch nicht. Sie gingen
leer aus. Am 11.04 demonstrierten sie deshalb innerhalb der Bannmeile
des Landtags und sperrten die Rhein-Kniebrücke, um Landesvater Rau
„Druck zu machen“. Der Ministerpräsident von NRW „moderierte“
schließlich bereitwillig zwischen Stahlkochern und Krupp-Vorstand, und
er handelte die sogenannte „Düsseldorfer Erklärung“ aus: Sie enthielt
Sozialpläne, komfortable Vorruhestandregelungen und Übernahmen in
andere Stahlwerke. Niemandem sollte gekündigt werden.
Am 03.05. nahm die Belegschaft resignierend diesen Vorschlag an und
stellte den Arbeitskampf ein. Am 28. Mai 1988 endete die Mahnwache an
„Tor 1“ – dem Symbol des Widerstandes.
Und obwohl 1989 das Walzwerk und 1990 das Stahlwerk geschlossen werden
sollten, viele Arbeiter bereits in den Ruhestand geschickt bzw. in
anderen Werken beschäftigt waren, bewirkte kurioserweise ein
„Stahlboom“ 1990 die Aufhebung des Stilllegungsbeschlusses. Nun sollte
unbefristet weiter produziert werden, und das geschah zunächst auch.
Doch die inzwischen „ausgedünnte“ Belegschaft fuhr dann doch Mitte
August 1993 die letzte Schicht. Danach wurde die Produktion nach
Hoesch-Krupp Dortmund verlagert.
Was bleibt? Viele Fragen.
Eingangs stand die Vermutung, es sei vielleicht ganz spannend, an diese
160 Tage zu erinnern. Immerhin wäre manches zu erfragen: War der
„AufRuhr“ von Rheinhausen möglicherweise der Höhe- und zugleich
Wendepunkt von Massenprotesten gegen eine unausweichliche „Revolution
von oben“, gegen den schmerzlichen Umbau einer Industrie- zur
Dienstleistungsgesellschaft? Die Deindustrialisierung Ostdeutschlands
jedenfalls hat keinen vergleichbaren „bundesweiten“ Widerstand auslösen
können. Oder auch gefragt: Trugen die Revolte von 1987 und auch das
1997 geknüpfte „Band der Solidarität“ konservative,
modernisierungsfeindliche, gar egoistische Züge? Auch das wurde später
erwogen. Von wem, lässt sich gar nicht so leicht erraten. Oder: War das
Rheinhausendrama möglicherweise nur ein Zufallsprodukt von „schlecht
kommunizierten“, aber notwendigen Entscheidungen, um Deutschland
„wettbewerbsfähig“ zu machen? Davon jedenfalls ist Dr. Cromme noch
heute überzeugt. Bertolt Beitz plagten allerdings später manche
Zweifel, ob das wirklich nötig war. Doch er fühlte sich wohl auch mehr
in der ein wenig altfränkischen Rolle des Eigentümers und nicht wie
Cromme in der des „bezahlten Angestellten“ eines Dax - Konzerns. Und
„so einer“ oder ein anderer hat sich vor allem und gefälligst um
Renditeerwartungen von „Anlegern“ zu kümmern, wird daher bestenfalls
nervös, wenn ein Managermagazin von „Gewinnschmelze“ schreibt oder ein
Handelsblatt süffisant titelt: „Dünne Zukunft statt dicker Bertha“,
womit nicht etwa die Zukunftsaussichten irgendwelcher „Kruppianer“
gemeint sind, sondern das Konzernmanagement bei seinen ehrgeizigen
Projekten in aller Welt, z.B. in Brasilien, ein paar Probleme zu haben
scheint. Ach ja, diese Märkte aber auch….
Wie auch immer: Zu beklagen ist sicher nicht der blaue Himmel über der
Ruhr, sind nicht sanierte und begrünte Industriebrachen, wäre nicht die
Ansiedlung „humanisierter Arbeitswelten“ und schon gar nicht
denkmalgeschützte, kulturell genutzte Hüllen einstiger Dreckschleudern
des „stählernen Zeitalters“. Zu fragen aber wäre immer wieder, ob und
wie sich solcher wünschenswerte Wandel vollzieht und wer dabei auf der
Strecke bleibt.
Mit einem „Kruppianersommer“ jedenfalls ist 2012 nicht zu rechnen. Aber
wenigstens gab es nach 1987 noch so manchen künstlerischen Kommentar
von Theater- und Liedermachern, von Malern und Dokumentarfilmern. [6]
Und dafür wird man doch wohl noch Neugier wecken dürfen!
Anmerkungen:
[1] Vgl. Katalog zur Ausstellung vom 31. März bis 04. November 2012:
„200 Jahre Krupp – Ein Mythos wird besichtigt.“, Herausgegeben von
Heinrich Theodor Grütter, Klartext Verlag Essen, 2012.
[2] Vgl. Klaus Tenfelde, „Krupp bleibt doch Krupp“, Ein Jahrhundertfest
– das Jubiläum der Firma Fried. Krupp AG in Essen 1912. Klartext Verlag
Essen, 2005, S. 55.
[3] Zitiert nach einer Videodokumentation, verfügbar unter: http://video.google.de/videoplay?docid=2796168932126384586
[4] Vgl. Arbeiterpolitik. Formationsbriefe der Gruppe Arbeiterpolitik, 29. Jahrgang, Nr.1, 15. März 1988, S.9.
[5] Vgl. den lesenswerten und ausführlichen Kommentar vor allem zu den
ästhetisch-künstlerischen Aspekten der Aktionen von Kaspar Maase, Die
Kulturen in der Arbeiterbewegung und die Arbeiterbewegung in der
Kultur. Ein Versuch am Beispiel Rheinhausen. In: Deutsche Gesellschaft
für Volkskunde /Kommission „Arbeiterkultur“, Tübingen 1989, S. 102-122.
[6].Wer im Begleitprogramm der Essener Krupp-Ausstellung mit einem,
wenn auch amüsierten oder triumphierende Seitenblick auf die
fünfteilige Fernsehserie „Krupp und Krause“ von 1969 rechnet, wird leer
ausgehen. Obwohl gerade dieser einstige „Straßenfeger“ sehr
erinnerungswürdig sein könnte, weil auch hier eine „unfromme Taufe“
eine Rolle spielte: Das enteignete „Krupp-Gruson-Werk“ in Magdeburg
erhielt 1953 den Namen „Schwermaschinenbau-Kombinat Ernst Thälmann“,
SKET. Nach mehr oder weniger glückenden Privatisierungsversuchen in den
90er Jahren ist SKET heute ein Industriedienstleister, hat also weder
mit den Krupps noch mit den Krauses etwas zu tun. Das Kürzel aber blieb
kurioserweise erhalten. Welche „Skandale“ sich hinter ihm verbergen,
dürfte inzwischen nur wenigen bekannt sein.
|
| |