Report | Kulturation 2/2009 | Redaktion | Tagung 17. Oktober 09
Wenn es die DDR gegeben hat - was lebt fort in der Kultur?
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Im Berliner Salon Rohnstock fand am 17. Oktober 2009 eine Tagung
statt. Dabei ging es um die Frage: Wenn es die DDR gegeben hat – was
lebt fort in der Kultur? Eingeladen hatte die Kulturinitiative 89 in
Kooperation mit „Helle Panke e.V.“.
Vorträge und Debatten boten neben bekannten auch ungewohnte
Perspektiven. Die Dimensionen reichten vom Zustand der deutschen Nation
und von der Zukunft der heutigen Gesellschaft über die Eigenheiten des
ostdeutschen Menschenschlags und dessen angestammten Siedlungsgebietes
bis hin zum Weiterwirken kultureller Leistungen. Paradox: je weiter das
Ende der DDR zurückliegt, um so intensiver würden deren Lösungsansätze
und Traditionen befragt. Das gelte selbst für den engeren
Kulturbereich. Abgerissene Bauten, geschlossene Theater, abgewickelte
Verlage, zerfallende Bücher, in Vergessenheit geratene Bilder und
anderes mehr erlebten gerade ein virtuelles Comeback – durch
Digitalisierung. Sie fänden so weltweit eine Aufmerksamkeit, die ihnen
zu Lebzeiten der DDR gar nicht zuteil werden konnte. Nur in Deutschland
selbst werde dies kaum wahrgenommen.
Der Tag endete mit einem geselligen Beisammensein, das Mitglieder,
Freunde und Gäste der Kulturinitiative 89 anlässlich des 20.
Vereinsjubiläums über neue Projekte fabulieren ließ.
Beiträge der Tagung werden hier veröffentlicht.
Isolde Dietrich
Kleiner Bildbericht von der Tagung
(Fotos: Harald Dehne und Barbara Fuchs)
Der Salon Rohnstock bot Platz für gut 70 Tagungsteilnehmer
Nach
dem Einleitungsreferat von Dietrich Mühlberg (Berlin) – „ein Lage- und
Stimmungsbericht zum Tagungsthema“ – sprachen Dieter Kramer (Wien) über
„Prosperitätsgesellschaften und globale Probleme und Thomas Koch
(Berlin) referierte über „Zukunftspotenziale Ost für
Gesamtdeutschland“. Kristina Volke (Berlin) berichtete über kreative
Projekte in Ostdeutschland, die das von ihr herausgegebene Buch
„Zukunft erfinden“ vorstellt.
Die Stadt- und Architekturhistorikerin Simone Hain (Graz) demonstrierte
an historischen wie aktuellen Fotos den Umgang mit der „gebauten DDR“:
Abbruch, Umbau, Erbe-Status.
Sylka
Scholz (Dresden) wies auf aktuelle Ost-West-Differenzen in der
Bewältigung existenzieller Problemlagen hin, die auf die
unterschiedliche Geschichte der Geschlechterverhältnisse zurückzuführen
sind. Leonore Krenzlin (Berlin) erläuterte anschaulich, unter welchen
sozialen und kulturellen Bedingungen die DDR-Literatur mehr als ein
musealer Bestand sein könnte. Anknüpfungspunkt für den
Buchwissenschaftler Siegfried Lokatis (Leipzig), der aus reicher
Erfahrung über alle Aspekte des heutigen Umgangs mit der Literatur- und
Buchproduktion der DDR berichtete. Der Osteuropaexperte Dieter Segert
(Wien) brach die Fixierung auf die deutschen-deutschen Beziehungen auf,
indem er auf soziale und politische Unterschiede zu Ostdeutschland
hinwies, aus denen sich nach 1990 auch andere kulturelle Situationen
ergaben.
Abschlusspodium
Angesichts der breiten Problemlage hat es die versierte Moderatorin
Petra Schwarz gar nicht erst versucht, die Teilnehmer der Schlussrunde
zu einem zusammenfassenden Urteil zu bewegen. So blieben die
unterschiedlichen Prognosen und Hoffnungen von Hans Bentzien, Ute
Mohrmann (beide Bad Saarow) und Diethard Kerbs (Berlin) nebeneinander
stehen. Daran, und weil es auch in dieser Debattenrunde schnell ins
Konkrete ging, zeigte sich, dass es unbedingt lohnend ist, der durch
das Tagungsthema aufgeworfenen Frage weiter nachzugehen.
Nun noch ein Dutzend Schnappschüsse von der Tagung
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