Report | Kulturation 2014 | Tobias Böhm | Zum 24. Juni - eine KulturInitiative von 1988
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erinnert sich noch an deutsch-deutschen Kulturaustausch? Wer erinnert
sich an „Anfänge der Arbeiterfreizeit – Eine Ausstellung der Deutschen
Demokratischen Republik“ im damaligen Emil-Fischer-Heimatmuseum
Neukölln, eröffnet am 24. Juni 1989 im Hof des Museums in der
Ganghoferstraße? Die Zusammenarbeit zwischen der Berliner Geschichtswerkstatt in
Schöneberg, dem Museum in Neukölln und dem Museum „Berliner
Arbeiterleben um 1900“ im Prenzlauer Berg hat 1988/89 allen Seiten viel
gebracht: ein Stück ersehnte Normalität im geteilten Berlin. Was wir damals nicht glauben konnten: Das Ende dieser absurden
Zeit lag in der Luft, obwohl im Sommer 1989 noch alles fest gefügt war.
Hans Baluscheks Gemälde „Sommerfest in der Laubenkolonie“ von 1909
war der Auftakt – nicht nur 1987 in der Sonderausstellung zur
750-Jahr-Feier der Stadt. Es hing auch in Neukölln.
Heute kann diese Abendstimmung als Sinnbild der nie enden wollenden
Nachkriegszeit interpretiert werden. Das große Bild aus der Sammlung
des Märkischen Museums stand vielleicht auch für den heißen Herbst, der
folgte. Auf dem düsteren Bild ging ein mit bunten Lampions geschmückter
Zug von keineswegs fröhlichen Menschen durch die graue Kolonie:
Vermutlich nicht an einem Montag …
Übrigens:
„Anfänge der Arbeiterfreizeit", das gleichnamige Begleitbuch zur
Ausstellung mit dem Text von Dietrich Mühlberg wurde 1989 in
West-Berlin gedruckt. Das Stadtmuseum Berlin bereitet gegenwärtig die
Sonderausstellung „West:Berlin. Eine Insel auf der Suche nach Festland“
für das Ephraim-Palais vor. Sie wird am 13. November 2014 eröffnet.
Dazwischen liegt ein Viertel Jahrhundert.
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