Report | Kulturation 2018 | Wolfgang Herzberg | Kurze Replik auf eine Rezension von Dieter Kramer
| (Siehe unten in der Rubrik Kritik die Rezension Zukunftsbündnisse für eine sozial-ökologische Zeitenwende - Manifest der Teilhabe)
In der Sache stimme ich Dieter Kramer aus zwei Gründen nicht zu:
1. Hat er selbst keinen mir alternativ-schlüssigen Ausstieg aus der
kapitalistischen Wachstumsgesellschaft angeboten, während meine
Forderungen für alle Lebensbereiche dafür m.E. Vorschläge machen, um
einen globalen Marktradikalismus auf vielen Ebenen zurückzudrängen und
ein demokratisches Primat des Gemeinwohls gegenüber der weiteren
Privatisierung des Reichtums möglichst mit politischen Mitteln
durchzusetzen. Und dabei das bürgerliche Lager zu integrieren, wie das
bürgerliche Zeitalter einst den Adel integrierte und unterordnete. Dazu
geben z.B. auch viele UN-Resolutionen völkerrechtliche Handhaben, auch
viele Verfassungen, die sich darauf beziehen.
2. Hat Kramer m.E. nicht verstanden, dass ein neues Verständnis
von revolutionärem und evolutionärem Wandel des bürgerlichen
Zeitalters, als jeweils "einfache Negationen" des Industriekapitalismus
des 19. Jahrhunderts, von dem Marx ausging, durchaus die geschichtliche
Basis darstellen, um darauf aufbauend, eine "Negation der Negation" von
emanzipatorischen Momenten von Revolutionen und Evolutionen in der
Zukunft hinzubekommen, wenn das linke Spektrum sich viel stärker
solidarisiert, neu programmatisch klärt und dadurch die Kraft gewinnt,
gegenüber dem bürgerlichen Lager wieder in die Offensive zu gelangen,
d.h. dafür Mehrheiten zu gewinnen. Dies wird um so dringender, je mehr
die globalen und nationalen, sozial-ökologischen und demokratischen
Krisen eskalieren, aufgrund des kapitalistischen Markt- und
Wachstumsradikalismus, bei gleichzeitiger Privatisierung des
erwirtschafteten universellen gesellschaftlichen Reichtums. Es gibt
m.E. keinen abrupten Ausstieg aus dieser Produktionsweise, ohne die
"wirklichen Bewegungen" der Geschichte zwischen dem 19. und 21.
Jahrhundert neu zu begreifen und im Sinne einer Synthese der
emanzipatorischen Momente aufzuheben, was auch heißt: ohne die
repressiven Momente weiter zurückzudrängen. Alles andere scheint mir
illusorisch und voluntaristisch, weil es vom Gang der globalen
Geschichte abstrahiert.
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