Report | Kulturation 2/2005 | Redaktion | Forschungs- und Koordinierungsstelle der Ostdeutschlandforschung in Berlin eröffnet
| Am
15. November wurde am Zentrum Technik und Gesellschaft der Technischen
Universität Berlin eine neue Forschungs- und Koordinierungsstelle
gegründet, deren Aufgabe es ist, die verstreuten Kapazitäten der
Ostdeutschlandforschung zu bündeln und einen empirisch wie theoretisch
gleichermaßen fundierten Diskurs in und für Ostdeutschland zu führen.
Diese vom Berliner Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur mit
Mitteln des Hochschulwissenschaftsprogramms unterstützte (und mit vier
Projektstellen ausgestattete) neue Forschungsstelle kann als Erfolg des
im Frühjahr 2005 von sechs sozialwissenschaftlichen Instituten
gegründeten Netzwerks Ostdeutschlandforschung gelten. In zwei vom
Netzwerk veranstalteten Workshops (an denen auch
Kulturwissenschaftlerinnen beteiligt waren) zeichneten sich bereits die
Ziele und Aufgaben des nun institutionell besser gesicherten Verbunds
ab:
1. konzeptionelle Neuorientierung der sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Forschung zu Ostdeutschland
2. Bündelung der zersplitterten (sozialwissenschaftlichen) Forschungskapazitäten
3.Belebung der öffentlichen Debatte zum Aufbau Ost.
Für Rainer Land, Chef der neuen Einrichtung, steht die Frage im
Mittelpunkt, wie Stagnation und „passive Sanierung“ mit einem
„dynamischen Durchbruch“ (Ludwig Erhard) überwunden werden können und
welche Strategien aus der Sicht der Sozial- und Wirtschaftswissenschaft
dafür durchgesetzt werden müssen. Unmittelbar werden das Netzwerk und
die Forschungsstelle in einem Strategiepapier ihre Absichten begründen,
für die nächsten Monate ist ein Forschungsbericht zum Stand der
Ostdeutschlandforschung angezeigt. Der Fortgang der Dinge kann unter
www.ostdeutschlandforschung.de verfolgt werden.
Die kurze Gründungsveranstaltung bot keinen Raum für inhaltliche
Debatten, so etwa über die Kooperation mit einschlägigen ethnologischen
und kulturwissenschaftlichen Projekten. Festliche Stimmung war angesagt
und in Zeiten allgemeinen Rückbaus nur zu verständlich. Thomas Flierl
lud als Berliner Senator die anderen Landesregierungen zur Nutzung der
Einrichtung wie zu mitwirkender Unterstützung ein. Kurt Kutzler betonte
als Präsident der TU Berlin den Gewinn für sein Haus und die Bedeutung
der Sozialwissenschaften für die praxisorientierte Forschung, was
Hans-Luidger Dienel als Leiter des Zentrum Technik und Gesellschaft
(ZTG), zu dem die neue Einrichtung nun gehört, nur bekräftigen konnte.
Ihr offizieller Name: „Forschungs- und Koordinierungsstelle
Innovationsverbund Ostdeutschlandforschung am Zentrum Technik und
Gesellschaft der Technischen Universität Berlin“ - kurz: FKIO am ZTG
der TUB.
Man mag es für ein kleines, innerwissenschaftliches Ereignis am Rande
halten, sollte es aber als einen hoffnungsvollen Schritt ansehen, mit
dem einem eklatanten Mangel an Kommunikation der Ostdeutschen
(eingeborener wie zugezogener) über ihre eigenen Angelegenheiten
begegnet werden kann. DM
Von l. nach r.: ZTG-Chef Dienel, Senator Flierl, Präsident Kutzler,
Leiter FKIO Land (von hinten), interessierte Wissenschaftlerinnen
(Ausschnitt)
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