Report | Kulturation 2011 | Harald Dehne | Dietrich Mühlberg ist 75 geworden Eine Feier der Kulturinitiative ´89 im Berliner Salon Rohnstock ehrte ihn | Fast alle, die im Laufe des Nachmittags erschienen,
kannten sich über eine durchaus weithin berühmt gewordene und auch
heute unablässiger denn je pulsierende Schnittstelle: Professor Doktor
Dietrich Peter Otto Mühlberg, geboren am 29. Februar 1936 in Berlin.
Theoretiker trafen auf Praktiker, originäre Kulturwissenschaftler oder
fachnahe Experten auf Politiker, ganz junge Leute mit ihren
Neugeborenen auf Altgestandene, ein spielwütiger Pianist auf eine
sangesfreudige Diseuse. Die Parole hieß: Hier trifft sich die Berliner
Kulturwissenschaft. Was eigentlich angesagt war: Hier geht es um einen
integren intellektuellen Integrator.
Die Kulturinitiative ´89 hatte Freunde und Weggefährten von Dietrich
Mühlberg am 19. März 2011 zu einer feierlichen Würdigung im geselligen
Kreis eingeladen. Dafür bildete der Salon Rohnstock in
Berlin-Prenzlauer Berg den passenden Rahmen. Anlass war der 75.
Geburtstag des Altmeisters der ostdeutschen Kulturwissenschaft, der
jahrzehntelang an der Humboldt-Universität zu Berlin gewirkt hat und
auch – oder erst recht – im „Ruhestand“ den wissenschaftlichen Diskurs
in unseren Breiten sehr nachhaltig bestimmt. Eindeutige Spuren
verbreiten sich zum Beispiel gerade auch über dieses Online-Journal in
die ganze Welt hinaus...
Die Laudatio hielt Prof. Dr. Ina Merkel, Kulturwissenschaftlerin und
Ethnologin aus Marburg. Weitere Festredner waren Prof. Dr. Wolfgang
Kaschuba, Europäischer Ethnologe an der Humboldt-Universität, Prof. Dr.
Diethart Kerbs, Berliner Fotografiehistoriker, und Prof. Dr. Lothar
Bisky, Leipziger Kulturwissenschaftler und Fraktionsvorsitzender der
Linken im Europäischen Parlament. Diese erste Runde beschloss ein sehr
geistreicher Kurzfilm des Berliner Kulturwissenschaftlers Stefan Paubel.
In einem zweiten Programmteil erinnerten sich sowohl Fachkollegen als
auch Schüler an ihre Debatten und Erlebnisse mit dem studierten
Philosophen und kulturtheoretischen wie kulturhistorischen
Universitätslehrer Dietrich Mühlberg in den vergangenen Jahrzehnten: So
der Kunstwissenschaftler Dr. Werner Stockfisch; Dr. sc. Horst
Groschopp, Kulturwissenschaftler und Direktor der Humanistischen
Akademie Berlin; Prof. Dr. Jürgen Marten, Jurist und Kultursoziologe;
Dr. Konstanze Kriese, Kulturwissenschaftlerin; Herr Horst, Dichter,
Maschinenbauer, Übersetzer sowie Katrin Rohnstock, Germanistin und
Direktorin der gastgebenden „Rohnstock-Biografien“.
Für musikalische Auflockerungen zwischen den einzelnen Beiträgen, die
von Petra Schwarz, auch Kulturwissenschaftlerin aus Berlin, moderiert
wurden, sorgten die mit großartiger Leichtigkeit vorgetragenen Stücke
und Improvisationen von Michael Letz am Klavier. Er begleitete auch die
Kulturwissenschaftlerin Gerta Stecher, die ihre Würdigung dem Jubilar
und dem Publikum zunächst rezitierend und referierend vortrug, dann
aber als Chansonnette auch gesanglich zu beeindrucken vermochte.
Dieser dritte März-Sonnabend, und es war in der Tat ein sonniger Abend
nach einem selten schönen Tag, dem überdies auch noch der größte
Vollmond seit sehr vielen Jahren folgen sollte (wenn das nichts
bedeuten könnte, oder?), dieser Tag jedenfalls ermöglichte das freudige
Wiedersehen mehrerer Generationen von Kulturwissenschaftlern, nicht nur
aus Berlin und nicht nur als Frucht der Humboldt-Universität zu Berlin.
Allen, die gekommen waren, brachte er, wie immer bei solchen Anlässen
im Umfeld des Jubilars, eine fröhliche Kommunikation, geistige Anregung
und viel Spaß, summa summarum: ein rundes Vergnügen im Kreise
Gleichgesinnter. Und dieser Tag zeigte auch einen weiteren großartigen
Erfolg der Arbeit Dietrich Mühlbergs: die kulturwissenschaftliche
Gemeinde ist außerordentlich lebendig und sie lebt – glücklicherweise –
durchaus verstreut, ergo einfach überall. Doch eine wichtige
intellektuelle Quelle, auf die sich ungezählte Jünger und Alte
beziehen, sprudelt nach wie vor ergiebig in der Mitte Berlins und damit
auch Europas. Nachhaltig! Danke, Dietrich. Nun aber hurtig weitermachen! |
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