Report | Kulturation 2015 | Philipp Sonntag | Eheähnliche Lebensgemeinschaften - wie bin ich Mensch, wie kann ich's sein? Alternativen zur Ehe. Am Anfang soll "Aha" stehen. Die unterschiedlichsten Formen folgen in alphabetischer Reihenfolge | Wie
entsteht eine behinderte Gesellschaft? Politiker behindern unsere
genüsslichen Lebensgemeinschaften. Anstatt jetzt überholte
Ehe-Privilegien auch noch auf Lesben und Schwule auszuweiten, wäre
besser, den ursprünglichen Zweck der Privilegien zu beachten: Schon bei
alten, ebenso jetzt bei neuen Formen von Lebensgemeinschaften sollten
vor allem die Kinder stark gefördert werden.
Der mühsame Streit, was eine Ehe sei, führt nicht weiter. Besser sind
Alternativen zur Ehe, je mit einer kurzen, prägnanten Bezeichnung. Am
besten möglichst ähnlich klingend wie „Ehe“. Am Anfang soll „Aha“
stehen, dort wird zusammengefasst, was für alle Gemeinschaften
gemeinsam gelten soll. Die unterschiedlichen Formen folgen in
alphabetischer Reihenfolge.
Aha
lieben in Gemeinschaften für alle
Für alle Formen menschlicher Lebensgemeinschaften galt und
gilt: Was der Staat fördern soll, sind Kinder. Ohne sie hat er keine
Zukunft. Wie denn? Vielleicht Mal so, er fördert mit moderner
Gesetzgebung: Wo Scheidung droht, mögen bitte die Kinder „entscheiden“.
Er fördert mit Geld, aber anders als bisher. Steuervorteile „einfach
so“ durch Heirat sind längst unnötig. Wer als Gemeinschaft in eine
Wohnung zieht spart eh schon mindestens eine Miete. Aber wer dann
Kinder hat, braucht mehr Zimmer, mehr Wasser, mehr von allem.
Alleinerziehende Mütter – oder Väter – sollten die stärkste Förderung
bekommen.
„Verheiratet“ sind wir Erwachsene auch mit unseren Kindern.
Merklich besser wird unsere Gesellschaft, sobald die Erziehenden aller
Art viel mehr Zeit für Kinder haben, ohne deshalb Not leiden zu müssen.
Derzeit sind Eltern oft hektisch Überforderte, teils mit zu viel, teils
mit zu wenig Geld. Gut für Kinder wären beispielsweise viele
Schwimmbäder, Ferienheime, Schulen mit spielerischem Lernen und
liebevoll konstruktiver Betreuung. Ist das machbar? Vermutlich gleich
nach Schließung etlicher Kultusministerien.
Super wäre viel mehr Künstlerisches, Musik, Malen, Design. Es
tut weh, wenn satt bezahlte Verwalter den zumeist armen, mühsam
pädagogisch aktiven Künstlern die mageren Projekt-Euros streichen. Ich
plädiere für eine Umkehrung bis zum Ausgleich der bisherigen
Ungerechtigkeit: Verwalter müssen Künstler anbetteln aktiv zu werden,
insbesondere mit Anleitung für Kinder, und fragen, ob sie die Künstler
etwas unterstützen dürfen; nur wenn die Künstler zufrieden sind,
bekommen auch die Verwalter mal ein Honorar – neben dem üppigen
Kindergeld, das auch ihnen sowieso für ihre Kinder zusteht.
Zum Fortschritt gehört Vermeidung von Sucht, also von Zucker,
Tabak, Drogen aller Art wie Ritalin und Ekstasy, Lehrplan-Fetischismus,
ausufernden Medientechniken, allzu masochistischen Ehen.
An einer Ehe, Oho usw., welche krisenhaft verläuft, ist der
Staat nicht selten mit schuld. Er hätte die Partner warnen müssen.
Nicht erst auf dem Standesamt. Dabei ist der Staat kein Vorbild. Er
führt eine Art „ungesetzliche Ehe“ mit den Banken. Er hätte sich selbst
warnen müssen vor dieser inniglich-intriglichen Partnerschaft. Unsere
verzockte finanzielle Infrastruktur ist schon im Ansatz strukturell ein
Schaden für die Gesellschaft. Bei jeder Infrastruktur, egal ob Wasser,
Energie, Geld, usw., die vom Staat den privaten Interessen ausgeliefert
wird, wie etwa Immobilien den Haien, ist öffentliche Geldknappheit die
fast unvermeidliche Folge.
Sobald der Staat konsequent Verantwortung für seine – unsere –
Infrastruktur übernehmen würde, hätte er – hätten wir – genug Geld für
sämtliche Unterhaltsansprüche, sprich für paradiesische Versorgung der
Kinder, für eine Geborgenheit spendende Zukunft. Allein schon: Wenn der
Staat einen Maximallohn in Höhe von höchstens fünfmal Mindestlohn
festlegen würde, dann gäben sich die Manager größte Mühe, den
Minimallohn ordentlich anzuheben. Mit unseren Lebensgemeinschaften
könnten wir auf diese Weise wunderbar frei werden, emotional ebenso wie
materiell. Momentan im spätkannibalistischen Kapitalismus werden die
Beziehungen noch vom ritualisierten Egoismus geprägt.
Wegen den genannten Versäumnissen des Staats muss vorläufig
noch improvisiert werden. Grundsätzlich kann jeder für jeden
Verantwortung übernehmen. Beispiel: warum vererben Weißhaarige an
Grauhaarige? Besser wäre doch fürsorglich Testamente zu ändern, etwa
den Enkeln, die gerade eine Familie aufbauen, ad hoc etwas zu geben.
Ein kafkaesk geschulter Blick entdeckt Versäumnisse ebenso wie
Optionen. Unsere Gesellschaften könnten sich vielfach von Willkür und
Gewalt befreien. Zu Gebrauchsanweisungen und Veranschaulichungen siehe:
www.soziologie-mit-kafka.de und www.edel-terroristen.de
Die freundlichen Automaten würden uns längst gerne weitgehend
von (fast) aller Arbeit befreien. Für jeden Menschen könnte sein
„Persönlicher Roboter“ optimal eingestellt werden, der ihn bei Bedarf
therapiert und der für ihn mehr Service bereithält, als er braucht.
Diese Gemeinschaft könnte sich so harmonisch entwickeln, dass ein
Grundeinkommen für alle und alles reicht, sobald der Alltags-Stress mit
seinen Folgeschäden eingedämmt wird. Die vielen Krankheiten, das hohe
Budget der Krankenkassen, beides würde auf einen Bruchteil schrumpfen.
Das gilt für Deutschland – global müsste man umfassender zu überlegen,
vor allem bei hohem Bevölkerungswachstum mit geringer Ausbildung.
Finanziell braucht keine Lebensgemeinschaft extra
Vergünstigungen bei Regelungen wie Steuer oder Testament. Nicht mal
Firmen brauchen sowas. Was wir allesamt brauchen ist ein in jeder
Hinsicht, in jedem Wortsinn gesundes Klima. Nur dort bleiben sogar die
Reichen auf Dauer gut versorgt. Derzeit geben wir für Nuancen des Luxus
existenzielle Risiken ein.
Fazit: Gefühlsmäßig könnten wir längst frei sein. Finanziell
könnten wir im Überfluss leben. Der Staat soll für die richtige
Infrastruktur sorgen und unsinnige Privilegien begrenzen. Sinnvoll und
fair sind vor allem wohlwollende Hilfen zum Aufziehen von Kindern.
Ehe
verzückt, verzockt, verzwackt verzweckt, verzwickt
Eine Frau und ein Mann leben eng zusammen, vorübergehend oder
längere Zeit. So eine Art Ehe ist auch bei Tiergemeinschaften nicht
unüblich. Ehe ist eine Option, soweit die Evolution viel
Kindererziehung verlangt, mit langer Ernährung und Schutz der Jungtiere
bzw. Kinder. Beispiel: Die Kultur der Singvögel macht diese zu
Nesthockern, mit einem fleißigen Elternpaar.
Beim Menschen dauert die Erziehung besonders lange. Sie kann
mit einer Ehe oder anderen Formen gelingen. Genetisch ist der Mensch
nicht festgelegt. Bei jeder Gemeinschaftsform braucht er eine
Lebenskultur, um mit Spannungen umgehen zu können. Dies kann eine
Familie oder eine Gruppe (siehe: Ihi) sein, Hauptsache es ist die von
Kindern erwünscht stabile Lebensform. Genetisch ist beides in den
Primaten angelegt.
Vielleicht gelingt dies am besten durch eine „monogame Familie
in einer polygamen Gesellschaft“: Die Partner der Familie würden stabil
zusammenhalten. Dies würde ihnen gerade dadurch gelingen, dass sie sich
gelegentlich sexuell flexibel und tolerant in das aktuell immer mehr
polygame Umfeld einbringen. So könnten die Ehe-Partner einer Familie
sich spielerisch von allerlei verlogenen Alltags-Frustrationen
befreien. Die Eifersuchtsdramen der „68-er“ zeigten allerdings, dass so
ein Übergang in eine schließlich wohltuende, Geborgenheit spendende
Gesellschaft nicht einfach ist. Es wird besser gelingen, sobald bei den
Kindern (den kommenden Eltern) eine starke, selbstständige,
konstruktive Identität aufgebaut wird. Nicht zuletzt, indem sie in den
Familien stark mit „entscheiden“.
Ihi
Allesamt leben und lieben lassen
Mehrere Frauen, Männer, Bi, Transsexuelle, Drittgeschlechtliche
aller Art leben zusammen. Teils inniglich vereint, teils locker
kameradschaftlich. Der Erfolg hängt von den Bedingungen ab, dazu
gehören die Charaktere der Beteiligten.
Wohlwollen ist das Zauberwort. Wo es fehlt, wuchert
Eifersucht. Sie wird erst überwindbar, sobald jede/r ehrlich einbezogen
wird. Noch ist die Angst vor Liebesknappheit leider begründet. Derzeit
üblich ist, dass man versucht, scheinbaren Liebesersatz (Geld) zu
akkumulieren. Das Bordell bietet kaufbares „Glück“ seit Jahrtausenden,
es ist eine stabile Einrichtung durch laufend besänftigte, de facto
getäuschte Sehnsucht. Selbst haben wollen, ohne – mehr als das
Scheinbare (z. B. Geld) – selbst zu geben, ist eine Sackgasse.
Geben ist seliger denn nehmen. Eine Lebensgemeinschaft, in der
(fast) alle Menschen Liebe hingebungsvoll auf alle Menschen
ausstrahlen, ist vermutlich unsere beste Chance und Hoffnung für eine
wohltuende Zukunft. Nur so können wir gleichermaßen selbst Liebe im
Überfluss geben und (eben dadurch) erhalten. Die Verwirklichung ist
genetisch bereits naheliegend, gesellschaftlich braucht sie gezielt
gute Voraussetzungen. Der Übergang dorthin ist unvermeidlich eine
laufende Herausforderung. Sie bedarf gezielter Steuerung, denn die
Gesellschaft ändert sich tausendmal schneller als die Gene.
Ihi-Gruppen können gelingen, denn liebevolle Zuwendung kann
grundsätzlich stärker sein als die übliche Raffgier aus Existenzangst.
Die Saurier haben 150 Millionen Jahre überlebt. Gewaltfrei war es nicht
– aber irgendwas hatten die Saurier gemeinschaftlich richtig gemacht.
Vielleicht hatten sie besser liebesfähig zueinander gefunden.
Oho
statt Mann gegen Frau lieber Frau will Frau, Mann will Mann
Zwei Frauen oder zwei Männer oder zwei Zwitter leben zusammen.
Oho ist zur Unterscheidung geeigneter als „Ehe“. Es ist nicht so
umständlich und irreführend wie „Homo-Ehe“. Oho passt zu den „Homos“,
den Homosexuellen.
Was ist die Grundlage für Oho? Es wäre unsinnig, den Homos die
Privilegien einer Ehe zu geben, wenn gerade diese Privilegien zugunsten
des Nachwuchses abgeschafft werden sollten. „Und überhaupt“? Ich
gestehe, ich fand die Idee von Sex mit Männern zunächst blödsinnig,
etwa so wie mit dem Auto auf der linken Straßenseite zu fahren. Die
genetische Zweiteilung schien mir einfach, praktisch und
selbstverständlich real zu sein. Jedoch eines Tages durfte ich lesen,
dass jemand mit rundum männlichem Körper kreuzunglücklich war, bis
Ärzte für „ihn“ herausfanden, dass „er“ weibliche Gene hatte. Ihre
körperliche Geschlechtsumwandlung war rundum erfolgreich.
Heute kann ich mir ohne weiteres vorstellen, z. B. lesbische
Gefühle zu haben, in beliebigen Details, als weibliches Tier usw. Der
Staat soll mich in meiner Liebe und Fürsorglichkeit zu FreundInnen
aller Art nicht einschränken. Ich will weder Vergünstigungen noch
Benachteiligungen. Ich will mich nicht erst noch von staatlichen
Übergriffen und falschen Infrastrukturen befreien müssen. Für keine
Phantasie, für keine Realität will ich vom Staat abhängig sein.
Uhu
tierisch Mensch mit menschlichem Tier?
Lebensgemeinschaften zwischen Mensch und Tier gehören zu den
unmittelbarsten, intensivsten Begegnungen. Zumeist ist es eine
Partnerschaft ohne Sex. Soweit die Beziehung nicht von fremden
Interessen gesteuert wird, wie beispielsweise bei industrieller
Fleischproduktion, gelingt sie so natürlich, wie das jeweilige
menschliche Umfeld für ein Tier sein kann. Mit entscheidend ist die
individuelle Einstellung. Die Spannweite zwischen liebevoller Zuwendung
und Missbrauch ist enorm und wirkt sich stark auf die Partnerschaft
aus.
Mit Sex erscheint die Partnerschaft als ungewöhnlich, aber
nicht unüblich. In der Natur bleiben Sexpartner in der Regel auf die
eigene Art beschränkt. Aber es gibt eine Fülle von Ausnahmen, teils
sogar mit Nachwuchs, so entsteht die Schiege aus einer Begegnung oder
Partnerschaft von Schaf und Ziege.
Die sexuellen Partnerschaften von Mensch und Tier sind
vielfältig und umstritten. Die Meinungsverschiedenheiten sind enorm.
Die Gesetzeslage in Deutschland ändert sich gelegentlich grundlegend.
Dass einerseits Tiere Freude am Sex mit Menschen haben können, ist
vielfach wissenschaftlich belegt. Dass es andererseits eine Menge
Missbrauch und Tierquälerei gibt, ist offensichtlich. Dass dies ebenso
wenig bestraft und verhindert wird, wie übliche industrielle
Tierquälerei, ist auch bekannt, ohne dass sich viel ändert.
Was viel besprochen, wer gerade stark verachtet wird, ändert
sich wie die Mode. Wo es solche modisch-moralischen Pauschalisierungen
gibt, entsteht Unsicherheit und damit oft Zurückhaltung bei
Strafverfahren. „Pädophile“ und „Tierschänder“ sind aktuelle
Schimpfworte. Dies sind die momentanen Sündenböcke. Das hat mit
drastischen Schäden zu tun, die es real in großem Umfang gibt und die
das Leben von Opfern stark beeinträchtigen. Erst mal müssen diese
Schäden wirksam verringert werden, dann wird eine differenzierte
Diskussion möglich.
Da das Tier vom Menschen abhängig ist, bräuchte es auf jeden
Fall besonderen Schutz. Das gilt für alle Interessen des Tieres, unter
anderem auch für sein Interesse an Sex. Soweit die Vermeidung von
Quälerei gelingt, gilt: Grundsätzlich sollten Partner aller Art frei
sein dürfen. Das heißt frei, solange sie nicht jemand schaden, sei es
nun sich selbst, oder anderen. Vor allem sind Kinder vor allzu
Ungewöhnlichem, vor Irreführendem bei der sexuellen Entwicklung zu
schützen. Mensch wie Tier, beide haben ein Grundrecht auf artgerechte
sexuelle Reifung – das sollte also in der Jugend tendenziell innerhalb
der eigenen Art, und bei ähnlichem Alter des Partners sein.
Real sind die tierischen Partner des Menschen wohl mehr Hunde
als alle anderen. Bewährt seit Jahrtausenden kann dies wie in Ehen ohne
Sex gelebt werden, oder mit Sex, oder mit Sexphantasien. So oder so,
millionenfach sind Gemeinschaften zwischen Tier und Mensch alltagsnah
eheähnlich, positiv wie negativ. Bei negativen Gemeinschaften und
Ereignissen: für Schäden gibt es zumeist ein Gesetz, das verletzt wird
und endlich beachtet werden sollte. Das reale Ausmaß von Missbrauch und
Schäden ist konkreter Anlass für Empörung und für Verurteilung von
Straftaten. Bei positiven Gemeinschaften und generell: Meinungen sind
keine Gesetze und der Staat soll sich raushalten.
Ähä
Roboter vermenschlicht programmiert
Gemeinschaftsorientierte Roboter werden meist mit Ähnlichkeit
zum Menschen konstruiert. Ihre Fähigkeiten sind momentan noch begrenzt
und sie sind daher je nach Stand der Technik nur eingeschränkt
beziehungsfähig. Immerhin kann der Mensch eine Beziehung zum Roboter
eingehen und mehr „Du“ in ihn hineinlegen, als programmiert wurde.
Qualitativ sind die absehbaren Fortschritte beeindruckend. In Kürze
können Gemeinschaften von gefühlsflexiblen Menschen und gut
simulierenden Robotern sonstige Lebensgemeinschaften ergänzen,
„ersetzen“ (spielerisch, vorübergehend) oder gar ersetzen (ernsthafte
Beziehung, industriell wird eine Vorbereitung versucht). Absehbar sind
dafür hybride Mischwesen, so nach Ankopplung von Robotern an spürende
Materie, auch verbunden mit Identitäts-Baukasten und Ich-Formung.
Eine grobe Vorstufe sind animierte Sexpuppen. Sie sind kurz vor der
industriellen Produktion. So mancher sagt sich: Endlich! Sexphantasien
über munter mitmachende Sex-Roboter gibt es schon seit Jahrhunderten.
Für qualitativ überzeugende Ähäs wird gelten: Gemeinschafts- und
Gesellschafts-Stress des menschlichen Partners kann effektiv durch Sex
abgebaut werden. Ein Beispiel für Anwendungen in der Erprobungsphase:
Neurologisch am menschlichen Partner gemessene Erregungswerte animieren
Bewegungen des Partners. Einfühlsame Programmierer vorausgesetzt kann
dies bei feingesteuerten Robotern optimal eingestellt werden und bis
hin zu ganz neuen Ekstasen gelingen – die künstlichen Penisse
(Vibratoren) im erprobten Einsatz lassen grüßen.
Kommunikative Roboter sind ein absehbarer Evolutionsschritt.
Was sie uns bringen, dazu wird unsere gegenwärtige Phantasie kaum
ausreichen. Das künstliche Gegenüber wird immer lebensähnlicher werden
und danach ganz eigene Charakteristiken erreichen. Vorstufen wie
Therapieprogramme auf Computern, wie „Eliza“ von Joe Weizenbaum, sind
vielfach in Erprobung und Entwicklung. Derzeit sind zur
Gefühlsabsicherung und Bio-Geborgenheit noch halbwegs menschenähnlich
aussehende Roboter geplant. Auf Dauer können Roboter ganz anders
aussehen, so ähnlich wie ein beziehungsfähiger Hund nicht wie ein
Mensch aussehen muss.
Öhö
kameradschaftliche Utopien
Ehe-ähnliche Partnerschaften zwischen einem Menschen und seinem
Umfeld sind verbreitet. Öhös sind Institutionen, Firmen, Verwaltungen,
Experimentalgruppen usw. welche mit ehe-ähnlichen Problemen umgehen
(müssen). Obwohl es sich um eine „nur künstliche Lebens“-Gemeinschaft
handelt, kann sie Unruhe erzeugen und braucht Steuerung. Öhös sind
zumeist örtlich naheliegend, können jedoch durch aktuelle Medientechnik
global verstreute Organisationen einbeziehen. Ehepartner sind vielfach
aus gutem Grund eifersüchtig auf die vergleichsweise intensivere
Beziehung ihres Ehepartners zu dessen Firma, Auto, Freizeit. Generell
ist das Abdriften in eine Gemeinschaft, die vieles sein kann, aber
keine Lebensgemeinschaft, eine Herausforderung.
Jede würdige Lebensgemeinschaft braucht Freiheit von
künstlichen Gemeinschaften, von Terror, von Klimakatastrophen, generell
von Spannungen in der Gesellschaft. Künstlich ist Gewalt gegen andere
Menschen. In der Tierwelt gibt es zwar das Revier, das für eine
Tierfamilie lebenswichtig ist, aber Revierkämpfe sind in der Regel
ritualisiert und unschädlich. Bei Menschen ist die Gewalt besonders
schlecht kontrolliert. Egomanische Lobbyismen sind von
Lebensgemeinschaften besonders weit entfernt. Daher sollten wir
allmählich mit der Befreiung von Öhös anfangen. Um effektiv und
erträglich zu sein, sollten die Öhös aller Utopien kameradschaftlich
organisiert sein.
Ühü
himmlische Extasen
Der Mensch ist fasziniert von einer überirdischen Überhöhung
seiner Existenz. Er sieht sich gern als Partner überirdischer Wesen. Da
ist er liebenswürdig verführbar bis liebestoll leichtfertig. Die Folge,
faszinierter Mensch und vermuteter Gott führen seit Jahrtausenden eine
spannungsreiche Ühü, sozusagen eine „schwierige Ehe“. Scheidung war da
lange verboten. Nicht nur für Nonnen- und Mönchsorden gilt: Das
längerfristige Ziel ist die Wiedervereinigung aller Religionen zur
ursprünglichen Religiosität, also zu unbestechlich ethischem Verhalten,
zu entspannter Nächstenliebe. Dies wäre mit einem nicht durch starre
Dogmen der Religion gestörten Gewissen des Menschen „eigentlich sofort“
machbar. Dieses wertvolle Ziel kann durch eine Überwindung aller
willkürlichen Annahmen gelingen.
Glaube ist das Musterbeispiel für willkürliche Annahmen. Das
wird bei Betrachtung fast aller grundlegenden Glaubensinhalte deutlich.
Den Göttern Willkür, Launen, Rache, Parteilichkeit usw. zu unterstellen
ist in Wirklichkeit Blasphemie. Für den ehrlichen Menschen verletzt
Willkür das Gebot: „Du sollst nicht lügen“. Aber Beteuerungen von
Glauben wirken auto-suggestiv. Die Folge ist eine tragische Anstrengung
beim Versuch einen Gott zu vermenschlichen, ihm allzu menschliches zu
unterstellen, dies zeigt das Ausmaß der Verwirrung des Menschen. Ein
weiteres Musterbeispiel des Problems ist die Wirkung von Glauben in der
Form, die mehr oder minder direkt zu Gewalt und Unterdrückung führt.
Friedliche Gläubige hätten in aller Regel die Krücke der willkürlichen
Annahmen nicht gebraucht.
Die Verführung: Gerade willkürliche Versprechungen können
märchenhafte Geborgenheit vermitteln – wenn auch immer mit der Lüge im
Unterbewusstsein. Dies loszulassen kostet Überwindung. Der Mensch hat
sich an rituelle Zelebrierung von Büchern wie Bibel, Tora, Koran usw.
gewöhnt. Diese Hinwendung kann durchaus ohne Gefahr als Kulturgut
weiter gepflegt werden, soweit die Schriften ehrlich als Legenden
verstanden werden.
Solche Schriften können eine Fülle von wertvollen Anregungen
geben. Jedes Kind versteht „Hänsel und Gretel“ als liebenswerte
Geschichte. Erwachsene schaffen dies nicht mehr, sie sind fast alle
zivilisatorisch kultur-geschädigt, wie üblich durch penetrant
blasphemische Glaubens- und Interessensgemeinschaften. Unsere
Herausforderung bei dem intensiven Versuch einer Gemeinschaft mit einem
Gott ist ethisch: Wir brauchen „nur“ global aufhören, launischen
Göttern hanebüchene Willkür zu unterstellen. Gerade solche Überwindung
von Willkür war oft ein Anfangs-Motiv von heiligen Schriften. Nimmt man
sie später zu wörtlich, so hat man den Sinn verfehlt.
Eine über Jahrhunderte hinweg faszinierende Ühü ist die
theologisch intime Nähe von Kirchenvater Aurelius Augustinus zu seinem
Gott. Da findet sich einerseits eine Fülle willkürlicher Annahmen über
den angeblich bereits als Baby sündigen Menschen, der „eigentlich“
unrettbar verloren ist, und sich einem weitgehend unergründlich
willkürlichen Gott gegenüber sieht. Viele Gläubige ließen sich
verwirren, jedoch mit derart zwanghaften Schuldgefühlen kann kein
Lebewesen gedeihen. Andererseits finden sich in den Schriften von
Augustinus wunderbar poetische Anleitungen, wie man als Mensch in einer
lebendig gestalteten Gemeinschaft mit Gott allerhöchste Formen des
Entzückens erreichen kann. Dieses Hin- und Hergerissen sein erinnert
tragisch-dramatisch an die Schlitzohrphrenie so mancher Ehe.
Mit Exzessen der Gewalt und Ekstasen der Liebe hat die
Evolution unsere Sinne immer weiter verfeinert. Gewalt oder Liebe, die
Entscheidung liegt bei uns. Alle eheähnlichen Lebensgemeinschaften
können den Gestaltungs-Künstler in jedem Menschen herausfordern.
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