Report | Kulturation 1/2006 | Simone Barck | Glückwunsch: Praktisch verwickelt Simones Glückwünschen schliessen sich an: die Redaktion und deren Freunde | Als
der Moderator auf der letzten Veranstaltung der Kulturinitiative ‘89
die Gießener Professorin Uta Meier-Gräwe als eine in Wissenschaft und
Gesellschaft “praktisch verwickelte” vorstellte, fand ich darin spontan
den Nenner, auf den das Wirken des “Moderators” Dietrich Mühlberg
anläßlich seines heutigen 70. Geburtstages zu bringen wäre. Denn ein
akademischer Elfenbeinturm hat diesen passionierten Hochschullehrer nie
interessiert. In seiner 40jährigen Lehrtätigkeit an der
Humboldt-Universität Berlin hat er das von ihm maßgeblich begründete
und gestaltete Fach Kulturwissenschaft den Direkt- und Fernstudenten
stets engagiert und praxisorientiert vermittelt. Seine Studenten wußten
seine meist freie humorvolle Rede zu schätzen und die, für
DDR-Verhältnisse eher seltene, akademische Fähigkeit, komplizierte
theoretische Zusammenhänge anschaulich und empirisch untersetzt
vorzutragen, zu würdigen. Legionär ist daher die Anzahl von
Diplomarbeiten und Dissertationen. Die “Kuwis” sind heute in vielen
kulturellen und medialen Bereichen zu finden, auch in der Politik, wenn
man nur an Wolfgang Thierse oder Thomas Flierl denkt.
Aber mit der Abwicklung der DDR-Kulturwissenschaft als Disziplin,
Mühlberg erhielt zum Januar 1997 als “vereinigungsbedingter Überhang”
(!) seine Entlassung, wurden langjährige interdisziplinäre Bemühungen
um die Erforschung der Kulturgeschichte der deutschen Arbeiter sowie
der Lebensweise und Kultur zwischen 1860 und 1933 abgebrochen. Viel
Kraft hat Dietrich Mühlberg in den letzten Jahren in das Online-Journal
für Kultur, Wissenschaft und Politik “Kulturation” gesteckt, das in der
Tradition der “Mitteilungen aus der kulturwissenschaftlichen Forschung”
(1978- 1996) steht. Mit dieser modernen Kommunikationsform und den von
ihm zahlreich organisierten Veranstaltungen, die den Ost-West-Dialog
praktizieren, möge Dietrich Mühlberg der nimmermüde kulturelle
“Netzwerker” (seit 2004 auch als Kultursenator des Landes
Sachsen-Anhalt) bleiben, den wir bewundern und dem wir weiter seine so
ausstrahlende Vitalität wünschen. |
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