KULTURATIONOnline Journal für Kultur, Wissenschaft und Politik
Nr. 24 • 2021 • Jg. 44 [19] • ISSN 1610-8329
Herausgeberin: Kulturinitiative 89
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RezensionKulturation 2021
über
Verein Kulturpalast Unterwellenborn :
Kulturpalast Unterwellenborn - Aus Erinnerung Zukunft schmieden
Marc Meißner
Max braucht seinen Kulturpalast!

Verein Kulturpalast Unterwellenborn e.V. (Hrsg.): Kulturpalast Unterwellenborn - Aus Erinnerung Zukunft schmieden. 120 S. m. Abb. brosch. Unterwellenborn 2020. ohne Preis u. ohne ISBN.(Die Publikation kann beim Verein c/o Torsten Ströher, Vor der Heide 50, 07333 Unterwellenborn, gegen eine Spende bezogen werden.)
Sie findet sich auch auf der Homepage des Vereins und kann dort als PDF kopiert werden:

https://kulturpalast-unterwellenborn.de/index.php/verein/unser-buch


Morbid und dennoch erhaben thront bis heute der imposante Kulturpalast des ehemaligen VEB Bergbau- und Hüttenkombinat Maxhütte auf seinem Hügel in Unterwellenborn. Wo sich einst überregional das gesellschaftlich-kulturelle Leben abspielte, zeichnet sich heute das Bild des Hauses durch Leerstand, Einbrüche und ausstehende Sanierungsarbeiten ab.

Dabei galt der Ort einst als einer der prunkvollsten sowie ersten neoklassizistischen Kulturpaläste in der DDR und wegweisend für spätere Kultureinrichtungen. Darüber hinaus war er mehr als ein rein künstlerisch-kultureller Treffpunkt der Anwohner*innen als auch der knapp 8.000 Werksmitarbeiter*innen der sog. „Mutter der DDR-Metallurgie“. Der Palast bot zudem Raum für wissenschaftlich-technische Seminare, zahlreiche Fernsehaufzeichnungen und Gastauftritte berühmter Spielbühnen sowie (westlicher) Künstler*innen. Des Weiteren etablierten sich hier angesehene Volkskunstzirkel wie der Singeklub oder das populäre Betriebsensemble, bestehend aus Chor, Tanzgruppe, Orchester und Schauspiel. Schließlich stellte die Maxhütte ebenso ein bedeutendes ökonomisches Schwerpunktzentrum dar und bildete mit ihren in der SBZ einzigen vier Hochöfen - als auch später mit dem einzigen vollständigen metallurgischen Zyklus - in der DDR die Grundlage der ostdeutschen Schwerindustrie.

Doch seit Längerem regt sich ebenso Widerstand gegen den Verfall des Hauses, welches 2021 sogar mit einer Plakette als Kulturdenkmal des Jahres ausgezeichnet wurde und selbst in Pandemiezeiten mehr als 250 Menschen für eine Mahnwache zum Erhalt dieses kulturhistorisch bedeutsamen und einzigartigen Veranstaltungsortes anlockt. Die Hoffnung ist es, die dabei die Engagierten in dem 2013 zum Erhalt des Hauses gegründeten Verein mit seinen Unterstützern*innen antreibt. Schon 1797 sprach Friedrich Schiller der Hoffnung in seinem gleichnamigen Gedicht eine besondere Kraft mit den Worten zu: „Und was die innere Stimme spricht, das täuscht die hoffende Seele nicht.“ Schließlich ist der Kulturpalast in Unterwellenborn, dessen Spielbetrieb mit Schillers Drama „Maria Stuart“ am 1. Juli 1955 eröffnet wurde, fest mit diesem deutschen Dichter verbunden. Eine besondere Bindung zum Haus haben aber eben auch die Menschen aus der Region und weit darüber hinaus. Für sie ist ihr Kulturpalast mehr als ein erhaltenswertes Baudenkmal.

Unterstützt von Katrin Rohnstock und ihrer Firma „Rohnstock Biografien", hat der Verein Kulturpalast Unterwellenborn e.V. 2020 einen Band herausgegeben, mit dem diese Verbundenheit aufgegriffen wird: „Kulturpalast Unterwellenborn. Aus Erinnerungen Zukunft schmieden“. Er enthält Geschichten aus drei Erzählsalons, zahlreiche historische und aktuelle Fotografien und Berichte zur Geschichte des Hauses, der Region und eines Teils der betrieblichen DDR-Kulturlandschaft. Die Philosophie von Katrin Rohnstock ist es dabei, die alltäglichen, lebensweltlichen Erinnerungen und Gefühle aus allen Bereichen der Bevölkerung im Sinne der „Oral History“ aufzuschreiben und für zukünftige Generationen zu bewahren. Aus der allgemein geltenden Alltagskompetenz „Erzählen“ macht sie jede/n zum Autobiografen und lenkt die Aufmerksamkeit auf die Erfahrungen der vielen Namenlosen. Dadurch wird eine alternative wie auch differenzierte Perspektive auf diverse Themen- und Problemfelder der Zeitgeschichte erzeugt. Die für das Projekt zum Kulturpalast Unterwellenborn von 2019-2020 veranstalteten Erzählsalons boten den Zeitzeugen*innen, Engagierten sowie Experten*innen einen Raum, um sich als gleichberechtigte Erzähler*innen zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft mit ihren eigenen Erfahrungen auszutauschen. Ohne Bewertung oder Vorgaben wurden die Salons moderiert, sodass vor Ort wie auch im Buch die einzelnen Geschichten im Mittelpunkt stehen. Die Tonaufnahmen sind durch die Autorin und Autobiografikerin Sabine Tjornelund verschriftlicht worden und werden als spannende Erzählungen präsentiert.

Rahmung und Kontextualisierung werden durch Fachbeiträge aus der Architektur- und Kulturgeschichte erreicht. Die hohe Bedeutung, die die Sicherung des kulturhistorisch unwiederbringlichen Erbes aus den 1950er Jahren hat, unterstreicht das Grußwort des Buches von Torsten Weil, Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft.
Simone Hain, Autorin des Standardwerkes zu Bauweise und Funktion der Kulturhäuser der DDR („Die Salons der Sozialisten“ 1996), ordnet hier den Kulturpalast der Maxhütte architektonisch als neoklassizistisches „Traumhaus“ der kollektiven Kultureinrichtungen ein und argumentiert für eine breitere Akzeptanz gegenüber den Bauwerken der Sozrealismus-Architektur bzw. Ostmoderne. Sie stellt hierbei die sorgfältige Farb- und Materialauswahl bei der multifunktionalen Konzeption sowie den besonderen Charme des Hauses heraus, welcher durch ein Zusammenspiel von landschaftlicher Einbettung, harmonischer Ästhetik, aber auch durch klassische Opulenz und Symmetrie entstand.

Die sich daran anschließende architektonische Einordnung von Thomas Zill ergänzt diesen Teil durch eine Darstellung der Entstehungszeit des Entwurfs sowie der Konstruktion des Palastes. Zudem ist hierbei ein biografisches Porträt des zuständigen Architekten Josef Kaiser enthalten, der aus seiner eigenen Erfahrung als Sänger schöpfend mit dem Kulturpalast Unterwellenborn sein bauliches Meisterwerk entwarf. Zill versteht es, die originären Kulturbedürfnisse der Menschen des in den 1940er Jahren anwachsenden Stahlwerks Maxhütte herauszuarbeiten. Sie verlangten nach einem Ort, nach einem Gebäude, das schließlich 1950 auf Antrag von Charlotte Bollwien, kulturelle Mitarbeiterin des Betriebes, zum III. Parteitag der SED in Auftrag gegeben wurde.

In einer Art autobiografischer Erzählung beschreibt im Folgenden der spätere stellvertretende Minister für Schwerindustrie der DDR, Klaus Blessing, die historische Entwicklung des VEBs Maxhütte samt Kulturpalast, die eng mit seiner Biografie verbunden ist. Selbstkritisch schildert er aus seiner Sichtweise als ehemaliger Ökonom im Werk die wirtschaftliche Ausgangslage für den Aufbau der DDR-Schwerindustrie, die Leistungen und Herausforderungen in der Produktion und seinen eigenen beruflichen Werdegang. Dabei betont er das stete Spannungsverhältnis zwischen dem offiziell-parteilichen Machtsystem mit den reell praktizierten sozialen Mechanismen.

Der Beitrag von Horst Groschopp im Nachwort ergänzt diese Ausführungen um eine kulturhistorische Einordnung über Herkunft, Tradition sowie Funktion bzw. Bedeutung der Kulturhäuser und Volkskunstzirkel. Dabei unterstreicht er die herausragende Stellung dieser ehemaligen kulturell-gesellschaftlichen Zentren in Ostdeutschland: „Sie bildeten den Kern volksnaher, ortsnaher und geselliger Bildung und Unterhaltung in der Freizeit“ (S. 110).

Die Geschichten aus den Erzählsalons füllen schließlich die theoretisch-fachlichen Texte mit persönlichen Erfahrungen sowie Emotionen und geben einen Einblick in die Praxis der betrieblichen Kulturarbeit. Thematisch zueinander passende Erzählungen werden hierbei unter Zwischenüberschriften zusammengefasst und durch kurze Einleitungstexte zum historischen Hintergrund eingeordnet. Jegliche Erinnerungen des damaligen künstlerischen, aber auch geselligen Lebens im Kulturpalast finden in den Rubriken „Palast Kultur – Kulturpalast“, „Palast Theater und Ensemble“, „Palast für die Jugend“, „Palast Kunst“ und schließlich „Palast Kultur für alle“ ihren Platz. Auf eine einfühlsame Art entstand dabei ein Potpourri von nicht langatmigen, sondern vielmehr nacherlebbaren Erzählungen, die hingegen eine Vielzahl historischer Realitäten des Alltagslebens in der DDR, Einblicke in das Zirkelwesen, heitere Anekdoten und berührende Lebensgeschichten enthalten. Es erzählen hierbei die unterschiedlichsten Zeitzeugen*innen, ob ehemaliger Maxhüttenkumpel, Zirkelmitglied, Palastmitarbeiterin oder sogar der Leiter des Hauses. In allen Erzählungen wird dabei deutlich, wie der Kulturpalast Unterwellenborn zum geistigen Zuhause vieler Menschen und bis heute Teil ihres Lebens sowie ihrer Identität wurde. So resümierte Wolfgang Kaminsky als ehemaliger Maxhütten-Schlosser und heutiger Ortsteilbürgermeister von Unterwellenborn: „Ich verbrachte viel Zeit im Kulturpalast und so wurde das Haus für mich eine zweite Heimat“ (S. 76). Auch der jahrelange Hausmeister des Palastes und aktives Vereinsmitglied Manfred Witt betont bereits zu Beginn seiner Erzählung: „Mein Herz hängt am Kulturpalast“ (S. 102). Im und um den Kulturpalast wuchs man schließlich mit Erzählerveranstaltungen und dem Jugendklub auf, verliebte sich beim Tanzcafé, heiratete anschließend sogar im Palast, feierte die Jugendweihe des eigenen Kindes und verbrachte schließlich nach der Arbeit seine Freizeit im Zirkel, zu Konzerten, Auftritten oder Vorträgen. Das lebendige Haus passte sich hierbei an den sich ständig verändernden Zeitgeist, an die unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen und Neigungen der Bevölkerung an und verkam nicht, wie allzu oft vermutet, zu einem kulturpolitisch starren sowie antiquierten Parteikulturhaus. Die bemerkenswerte Dichte und Breite an künstlerisch-gesellschaftlichen Aktivitäten boten den Menschen demgegenüber berufliche Weiterbildungs-, Qualifikationsmöglichkeiten, Gelegenheit für berufliche Neuorientierung, meist kostenlose Freizeitbeschäftigungen, einen Zugang zu Kultur für alle sozialen Schichten, die Vermittlung ästhetisch-künstlerischer Kenntnisse, Räume für Feste und Feierlichkeiten, Kommunikation als auch soziales Leben oder gar den Einblick in die Arbeitswelt von Berufskünstlern, wie bspw. den Malern und Grafikern Herbert Strecha oder Eberhard Heiland.

So wird auch im Einführungstext zur Erzählthematik „Palast Kultur für alle“ konstatiert: „Der Kulturpalast mit seinem vielfältigen Programm war bis zu seiner Schließung immer ein Haus für das Volk, in dem Kunst, Kultur und Bildung genauso angeboten wurden, wie Unterhaltung und Geselligkeit“ (S. 78). Vor allem die volkskünstlerischen Zirkel des Palastes eröffneten vielen den Bereich niveauvoller Laienkunst.

Hier konnten sie unter professioneller Anleitung in einer kleinen Gruppe von Gleichgesinnten die eigenen kreativen Fähigkeiten verbessern. Hier hatten sie ungeahnte Reisechancen, bekamen Präsentationsmöglichkeiten durch öffentliche Auftritte oder Auszeichnungen, hatten Optionen auf finanzielles Hinzuverdienen.

Das aus den Rohnstock-Erzählsalons hervorgegangene Buch ist weder als historisch verklärend noch als melancholisch-nostalgisch einzuordnen. Die Texte überzeugen mit ihrer Offenheit und vielen unterschiedlichen Blickwinkeln, welche gerade in der Praxis des damaligen Volkskunstschaffen den Charakter der Zirkel als soziale Nischen mit kleinen Freiräumen und Freiheiten den Unterschied zur öffentlich rigiden Kulturpolitik in der DDR verdeutlichen. So unterstreicht es ebenfalls Steffen Palm in seinem Vorwort als Zweiter Vorsitzender des Vereins „Kulturpalast Unterwellenborn e.V.“: „Es geht um die Achtung von Identitäten, die Anerkennung von Lebensläufen, die Bewahrung der Lebensleistung einer ganzen Region“ (S. 8). Das innerbetriebliche Verhältnis der Maxhütte zu ihrem Kulturpalast bleibt hierbei jedoch wie die Bedeutung des Hauses für das Kombinat leider in den Ausführungen unterrepräsentiert.

Der zweite Bereich der Erzählungen „Palast mit Zukunft – Hat der Kulturpalast eine Chance?“, ist den möglichen Perspektiven des Kulturpalastes gewidmet. Zusammen mit der anschließenden Diskussion bietet er – verglichen mit den vorliegenden Reports zu anderen Kulturhäusern – einen beachtlichen Überblick. Hier setzen sich Engagierte des Vereins, Lokalpolitiker und Wissenschaftler mit dem Schicksal des Hauses durch die Privatisierung nach dem Ende der DDR, mit der aktuellen baulichen als auch rechtlichen Lage sowie möglichen Handlungsoptionen für die Rettung und Wiederbelebung des Palastes auseinander. Sie machen auf die damaligen Fehler, die mit dem Wegfall der betrieblichen, finanziellen als auch organisatorischen Träger mit der Wende geschahen, und zudem auf die Pflichten des neuen Besitzers aufmerksam. Zwar ließen unverschuldete Negativereignisse, wie ein großer Wasserschaden, die Kosten kumulieren, doch wären Einbruchsserien und der Verfall der baulichen Struktur durch Sanierungen, Förderprojekte sowie diverse Nutzungen anstelle von Tatenlosigkeit als auch Stillstand vermutlich zu verhindern gewesen. So ist dieser Abschnitt ebenso von Wehmut und Unverständnis gezeichnet, aber auch von einem nicht unerheblichen Maß an Hoffnung und Willenskraft, mit der sich alle Akteure*innen für den Kulturpalast Unterwellenborn aussprechen. Mit einem sehr engagierten Verein, einem neuen Nutzungskonzept und zugesagter Unterstützung aus der Politik soll eine Stiftung dem Haus ein Überleben sichern, sodass auch wieder hier in der ländlichen Peripherie gesellschaftlich-öffentliches Leben Einzug halten kann.

Im 65. Jahr des Jubiläums des Hauses entstand nun mit diesem beeindruckenden Sammelband, generiert durch die Rohnstock-Erzählsalons, lebendige Geschichte aus Geschichten mit einer Fülle an bewahrenswerten Erinnerungen und biografischen Bedeutungen. Das Werk ist so den mikroperspektivischen Ansätzen zur DDR-Forschung im Bereich ihrer Kultur-, Industrie-, Architektur- sowie Alltagsgeschichte zuzuordnen und stellt damit, ergänzend zur herrschaftszentrierten Perspektive auf die Historie, alternative Erzählungen, die bisher kein Teil der öffentlichen Erinnerung waren, ins Zentrum der Betrachtung. Dabei füllt die Abhandlung Themenfelder wie Organisation, Mitgliedschaft, Aktivitäten und Zusammenarbeit der Volkskunstzirkel innerhalb der betrieblichen Kulturarbeit, eine Lücke der einschlägigen Literatur. Dieser Report kann als exemplarischer Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen zur historischen Realität der DDR-Kultur und als Beispiel erfolgreicher interdisziplinärer Arbeiten gelten.

Darüber hinaus hält der Untertitel des Buches „Aus Vergangenheit Zukunft schmieden“, was er verspricht. Denn mit der Aufarbeitung der gemeinsamen wie auch verbindenden Geschichte des Kulturpalastes Unterwellenborn haben die Akteure bereits einen Teil der Bewahrung des Hauses für künftige Generationen erreicht. Ferner ermöglichen die verschriftlichte Diskussion um die gegenwärtig schwierige Lage und die aufgezeigten Zukunftsprojekte zur Rettung und Wiederbelebung des Hauses eine breitere Aufmerksamkeit als auch Öffentlichkeit. Dies könnte der Klärung festgefahrener, interner Probleme mit dem Privatbesitzer dienlich sein.

Doch steht das Haus mit seinem Schicksal und seiner ungeklärten Zukunft nicht allein da. Es kann hier stellvertretend für die kritische Lage ungenutzter oder vom Abriss bedrohter anderer ehemaliger Kulturhäuser in der DDR stehen: Wie für den Kulturpalast Bitterfeld oder das Kulturhaus in Bandelin. In dieser Publikation zum Unterwellenborner Kulturpalast werden Bezüge zu anderen DDR-Kultureinrichtungen weitgehend ausgelassen. Auch auf weiterführende Literatur wird nicht verwiesen. Dabei ist die Reaktivierung des Palastes nicht nur für die Menschen in der Region bedeutsam. Die Kulturhäuser und Kulturpaläste sind schließlich Teil der deutschen wie auch europäischen Kultur- und Architekturgeschichte, Erinnerungsobjekte an den Lebensalltag einer vergangenen deutschen Gesellschaft, kulturelle Zentren im ländlichen Raum. Vor allem aber Sehnsuchts- und Identifikationsorte zahlreicher Menschen, die bis heute untrennbar mit ihnen verbunden sind. Ihr Erbe gehört uns allen und ihr Erhalt ist das Gebot unserer historischen Verantwortung.

Die Zukunft des Kulturpalastes Unterwellenborn bleibt nun weiterhin spannend und bewegend, wie es seine Geschichte war – wie das Buch von Katrin Rohnstock zeigt. Dabei geht der bewundernswerte Aktionismus und die hohe Initiativkraft der Engagierten vor Ort wohl auch auf historische Wurzeln zurück. Mit den damaligen Aufrufen wie „Max braucht Wasser!“ (1948/49) oder „Max braucht Kunst!“ (1987) könnte die Losung heute wieder lauten: „Max will und braucht Kultur sowie seinen Kulturpalast!“ So ist es essentiell, dass dieses Buch, basierend auf den Erzählsalons, die historischen Realitäten wie auch Erinnerungen bewahrt, an die Öffentlichkeit weitergibt. So kann bei Lesern und Leserinnen die Hoffnung auf die Wiederbelebung des Kulturpalastes Unterwellenborn aufkeimen. Ganz im Geiste des zitierten Schiller-Wortes: „Und was die innere Stimme spricht, das täuscht die hoffende Seele nicht.“