Rezension | Kulturation 1/2007 | über Riem Spielhaus, Alexa Färber (Hrsg.): Islamisches Gemeindeleben in Berlin |
| Muslime in Berlin (ISBN: 3-938352-14-0) Berlin 2006.
Die Studie kann zum Preis von 3,00 € (bei Versand zzgl. Portokosten) beim Beauftragten des Senats von Berlin für Integration und Migration erworben werden. (Potsdamer Straße 65, 10785 Berlin, Tel.: (030) 90 17 23 57; E-Mail: Integrationsbeauftragter@auslb.verwalt-berlin.de
Die Studie ist auch als Download auf der Internetseite des Integrationsbeauftragten zu haben:
http://www.berlin.de/lb/intmig/publikationen/religion/index.html
| Die Studie „Islamisches Gemeindeleben in Berlin“ stellt dar, wie sich islamisches Leben in den vergangenen Jahren in Berlin entwickelt hat und gibt einen wissenschaftlichen Überblick über das breite Spektrum und den Facettenreichtum islamischen Lebens in Berlin. Im Auftrag des Beauftragten des Senats von Berlin für Migration und Integration, Günther Piening, führten die Islamwissenschaftlerin Riem Spielhaus vom Institut für Asien- und Afrikawissenschaften und die Stadtanthropologin Dr. Alexa Färber vom Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin die Untersuchung durch. An der Auswertung der Untersuchung und der Publikation waren insgesamt 11 Islamwissenschaftlerinnen, Europäischen Ethnologinnen, Stadt- und Migrationssoziologen und Religionswissenschaftlerinnen beteiligt. Dieser transdisziplinäre Ansatz ermöglichte unterschiedliche Sichtweisen auf islamisches Leben in Berlin.
Anhand eines standardisierten Gesprächleitfadens wurden 40 islamische Gemeinden befragt. Zusätzlich haben die Autorinnen und Autoren der Studie themenspezifische Einzelgespräche geführt und nahezu alle islamischen Gemeinden Berlins besucht. Zudem wurden Quartiersmanagements, Integrationsbeauftragte der Bezirke und weitere Akteure aus Verwaltung und Zivilgesellschaft befragt. Aussagen zu den Veränderungen der Situation der Gemeinden ergeben sich aus dem Vergleich mit der ebenfalls im Auftrag des Berliner Senats 1999 veröffentlichten Vorgängeruntersuchung von G. Jonker und A. Kapphan.
In Berlin, so die beiden Herausgeberinnen der Studie, erklärt sich islamisches Gemeindeleben aus dem Zusammenhang von Migration, Religion und Repräsentation. Es zeichnet sich durch die Pluralisierung von Migrationshintergründen und eine wachsende Vielfalt religiöser Praxis aus. Schließlich ist die Entwicklung islamischer Gemeinden in ihrer jetzigen Form vor dem Hintergrund des allgemeinen städtischen Wandels in Berlin zu verstehen, der in ähnlicher Weise auch für andere Akteure in der Stadt gilt.“
Wie in vielen europäischen Städten sind islamische Gebetsorte in Berlin neben Orten des Gebets und der spirituellen Betreuung auch soziale Treffpunkte, Bildungsstätten und Anlaufstellen, die ihren Besuchern praktische Lebenshilfe bieten. Die Untersuchung zählte 2006 in Berlin 76 Moscheen, ein Cem evi der alevitischen Gemeinde und drei weitere Orte, die von islamischen Vereinen für religiöse Handlungen im Islam - jedoch nicht das Freitagsgebet - betrieben werden. Von den 76 sind nur 3 repräsentative Moscheebauten.
„Es ist es eines der wichtigen Ergebnisse der Studie, dass sich die Gemeinden zunehmend öffnen. Vor acht Jahren noch hatte eine Vorgängeruntersuchung festgestellt, dass damals die Moscheevereine kaum Kontakt zu öffentlichen Einrichtungen hatten; heute berichten über 2/3 über gute Kontakte zu Verwaltung, Polizeidienststellen und Schulen“, so Färber und Spielhaus.
Auf 112 Seiten gibt die Studie interessierten Bürgerinnen und Bürgern und auch Multiplikator/innen vielfältige Hintergrundinformationen und teils kontroverse Standpunkte von Vertreterinnen und Vertretern aus Gemeinden, Politik und Zivilgesellschaft. Das Heft erweitert und ergänzt damit das Angebot an Informationen über den Islam und seine Entwicklung in der Einwanderergesellschaft. Die umfassende fotografische Dokumentation islamischen Lebens im Heft soll, so der Integrationsbeauftragte Piening, ebenfalls die Bandbreite des Islam in Berlin vorstellen und neugierig machen auf Moscheen, Gebetsräume und Gemeinden in der Nachbarschaft:
„Ich hoffe, dass diese Broschüre den Dialog zwischen Muslimen und Nichtmuslimen stärkt, gerade in einer Zeit, in der der Islam nicht selten unter den Generalverdacht gestellt wird, Sympathie für islamistischen Terror zu nähren“.
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