Thema | Kulturation 2/2008 | Deutsche Kulturgeschichte nach 1945 / Zeitgeschichte | Andreas Fink | Rockmusik in der DDR 1971-1983 zwischen Anerkennung und Konfrontation - am Beispiel von „electra“ und „Klosterbrüder"
| Nachstehender
Text ist die ausschnittweise Wiedergabe einer im Frühjahr 2008 an der
Humboldt-Universität vorgelegten Staatsexamenarbeit, die Prof. Gerd
Dietrich betreut hat. Beim Kürzen ließ sich der Verfasser von der
Absicht leiten, vor allem die informativen Passagen zur Geschichte der
DDR-Rockmusik in den 19siebziger Jahren zu präsentieren. Die Redaktion.
1.
Ein allgemeiner Einstieg
Nach der „Machtübernahme“ Erich Honeckers erlebte die Kultur in der
DDR ab 1971 einen neuen Aufschwung, in dem sich auch die Rockmusik zu
dem emanzipierte, was im Nachhinein als die Hochzeit in deren
Entwicklung angesehen wurde.
Den Gegenstand dieser Arbeit bilden die Gruppen electra und die Klosterbrüder, später in Magdeburg
umbenannt. Am Beispiel der beiden populären Bands und ihrer Entwicklung
sollen die recht unterschiedlichen Handlungsspielräume innerhalb der
DDR-Kulturpolitik gezeigt werden, die sich auf die widersprüchliche
Entwicklung der Rockmusik der DDR auswirkte.
(alle Fotos: Verfasser)
electra gehörte neben Renft, Panta Rhei und den Puhdys
zu den ersten Rockgrößen der DDR der 70er Jahre. In ihrem Repertoire
verbanden sie neben Jazz auch Motive der Klassischen Musik mit denen
des Rock. Ihre Musik begeistert bis heute und fand in jenen Jahren auch
die staatliche Unterstützung und Anerkennung.
Die Magdeburger Gruppe Klosterbrüder zählte zu den
interessantesten härteren Rockbands des Landes. Ihre spektakulären
legendenumwobenen Konzerte begeisterten eine große Fangemeinde, die der
Band zu ihren Konzerten nachreiste. Neben dem Musikstil der Band
missfielen den Behörden auch die umherziehenden Jugendlichen, die durch
ihre Erscheinung und durch ihr Auftreten Aufmerksamkeit und Misstrauen
erzeugten.
Die Entwicklung der beiden Gruppen verlief nicht gleich. Durch die
zeitliche Eingrenzung der Arbeit kann deshalb nur ein Einblick über die
Entwicklung der Bands und die veränderte Situation der DDR-Rockmusik
bis zum Anfang der achtziger Jahre geliefert werden.
2.
electra - eine Erfolgsgeschichte?
2. 1
Anfänge
Die Dresdner Band electra gehörte zu den ersten Profigruppen
in der DDR. Auf der Musikhochschule Dresden gründeten Bernd Aust (fl,
sax, keyb) [1]) und Peter Ludewig (dr, voc) mit einigen Kommilitonen
1969 die Electra-Combo [2]. Anfänglich spielten sie im Programm
des Conferencier Günther Krause im Dresdner Raum, um spielerische
Praxis zu erlangen und um sich das Geld für eine eigene Anlage zu
verdienen. Mit dem Status als Berufsformation veränderte sich die
Besetzung und der künstlerische Anspruch. In der Besetzung Aust,
Ludewig, Wolfgang Riedel (bg), Peter Sandkaulen (g), Hans Peter
Dohanetz (keyb) und dem Sänger Stephan Trepte hatte 1971 die Gruppe
ihre erste Erfolge. Mit jazzigen Werken und hervorragenden Kopien von
Yes, Vanilla Fugde, Colosseum und Jethro Tull wurden die Combo eine
geschätzte Liveband. Aufsehen erregten die sängerischen Leistungen des
Schlagzeugers Peter Ludewig mit seiner phantastischen Kopfstimme und
dem stimmlichen Gegenpart des Sängers Stefan Trepte.[3] Dem legendären
Ruf folgte die Einladung zum Sender Dresden und die ersten
Rundfunkaufnahmen, die jedoch von der Band selbst eher als
Entwicklungsstufe eingeschätzt werden.

electra-Chef Bernd Aust über die Anfänge:
"Als wir 1969 mit unserem Studium an der Hochschule für Musik in
Dresden fertig waren, haben wir uns für das entschieden, was wir
wirklich machen wollten: Rockmusik. Es gab damals weder ein Komitee für
Unterhaltungskunst noch Fördervereinbarungen oder sonst etwas. Wir
waren auf eigene Füße gestellt, was nicht so leicht gewesen ist. Denn
kulturpolitisch war dieser Weg bei weitem noch nicht so geebnet wie
heute. Wir haben uns mit vielen Vorurteilen gegen Rockmusik, damals
hieß es Beat, mit Widersprüchen auseinandersetzen müssen und sind bei
unserer Entscheidung geblieben. Das war wichtig. Dann haben wir bald
erkannt, dass sich allein mit dem Nachspielen von internationalen
Erfolgstiteln keine Musikerpersönlichkeit herausbilden kann, dass man
nach eigenen Themen und Möglichkeiten suchen muss. wir haben in dieser
Zeit Luise Mirsch vom Rundfunk kennen gelernt, die uns vom ersten Tag
an gefördert und gefordert hat, nicht nur als unsere Produzentin,
sondern als Freundin und selbst Rockbesessene." [4]
Über die Rundfunkmusikproduzentin Luise Mirsch baute sich die
Zusammenarbeit mit dem Texter Kurt Demmler auf, der langjährig den
größten Teil des Repertoires betextete. Nachdem einzelne Titel wie "Die
Briefwaage", "Das Lächeln", und "Eine Strähne deines Haares" schon auf
verschiedenen "Hallo"-Platten und DT64-Singles erschienen waren, kam
von AMIGA Ende 1972 das Angebot eine komplette electra-LP
einzuspielen. Die Titel waren Mischungen aus jazzigen und rockigen
Elementen mit vielen Chorussen. Diese Platte nur mit dem Namen Electra-Combo erschien dann 1974 [5], die Titel waren Übernahmen aus den Rundfunkbeständen.
Bernd Aust äußerte sich über die erste LP, die noch kein durchdachtes Konzept hatte:
"Wir hatten [...] Probleme damit, dass die Schritte vom Erfinden
eines Liedes bis zu seiner Positionierung wenig strategisch und
professionell angelegt waren. So kam unsere erste LP selbst für uns
überraschend. [...] So wurden Talente gesucht und produziert, ohne dass
sich jemand mit der Materie um die Vermarktung auskannte. Das traf auch
uns. Von der 1. Platte "electra-Combo" sind nur 17 000 Exemplare
verkauft worden. Der Rest wurde eingestampft. Die Platte wurde nicht
beworben oder ähnliches, und verkaufte sich nicht. "[6]
Auch die Rezension im "Neuen Leben" war zwiespältig und bemängelte,
dass das Schlagzeug und auch Treptes Gesang nicht optimal zur Geltung
kamen.[7] Warum die Platte eingestampft wurde, blieb unklar, denn
Ladenhüter unter Schallplatten gab es immer. Als bleibender Titel
dieser LP gehört "Das kommt, weil deine Seele brennt" noch heute zu den
Klassikern. Peter Ludewig, Sänger des Titels, war allerdings mit
Demmlers Text nicht ganz zufrieden, da dieser sich doch hart an der
Grenze zum Schlager befindet.[8] Der Chorus, die pathetische
Interpretation und der lyrische Text unterstreichen dies.
2. 2
Der Rundfunk und "Tritt ein in den Dom"
Anders als in den westlichen Ländern, wo die Musikproduktion
hauptsächlich auf private Studios verlagert war, konnten die Musiker in
der DDR nur beim Rundfunk, dem VEB Deutsche Schallplatten und dem
Fernsehen Musik produzieren.
Die Abteilung Tanzmusik des Rundfunks der DDR unterteilte sich in
die Abteilungen Musiksendung und Musikproduktion. Die
Produktionsabteilung produzierte sämtliche Musik für den Sendebedarf
aller Sender. Jährlich "1,5 Millionen Mark" [9] standen der Abteilung
Jugendmusik für Musikproduktionen zur Verfügung, mit denen "450-500
Titel" [10] produziert wurden.

Jede Produktionsabteilung hatte ihr eigenes Lektorat. Das für Rockmusik
lief bis 1986 unter der Abteilung Tanzmusik [11]. Neben den
Produzenten, Textern und Autoren der Titel saßen dort ca. 10 Personen.
[12]
Die Musikproduzenten wählten aus den eingereichten bandeigenen
Demo-Mitschnitten oder aus Rundfunkmitschnitten diejenigen Gruppen aus,
die Erfolg versprachen und mit denen sie zusammenarbeiten wollten. Mit
diesen Demo-Bändern (Probeaufnahmen) gingen die Produzenten ins
dazugehörige Lektorat und diskutierten über handwerkliche Verarbeitung,
künstlerische Ausdrucksfähigkeit und textlich mit einer ideologischen
Meßlatte. Neben persönlichen Befindlichkeiten, Freundschaften und
Feindschaften blieb die aktuell-politische Lage immer ein Gradmesser.
Die beteiligten Lektorats-mitglieder nutzten ihren Stand natürlich auch
um ihre eigenen Produkte durchzusetzen. Die Lektoratssitzungen
verengten sich mit der Zeit immer häufiger auf Textdiskussionen. Der
Rundfunk unterstand der Abteilung für Agitation und Propaganda im ZK
der SED und dieser daher rechenschaftspflichtig. "Diffus
hineingetragene Informationen" von nicht benannten "höheren Mächten"
wurden berücksichtigt und führten so zu geglätteten Texten und der
verschleierten Doppeldeutigkeit in den DDR-Rocktexten. [13] Walter
Cikan sagte 1995 im Gespräch über die Aufarbeitung der DDR-Rockmusik
dazu:
"Es gab zwar keinen Katalog von Themen, die tabu waren, aber wir
meinten alle zu wissen, woran besser nicht gerührt wurde, und haben
eben entsprechend entschieden."[14]
Für manche Titel wurden verschiedene Texte probiert, Tanzbarkeit
und eine eher freundliche Schilderung von Lebenssituationen, als die
düstere Problematisierung waren Kriterien, aber auch Subjektivität und
Willkür wirkten bei den Entscheidungen mit.[15]
Auch electra machte seine Erfahrung mit dem Lektorat. Bernd
Aust interessierte sich 1971 sehr für die Rockmusik des Polen Czeslaw
Niemen. Unter dem Eindruck der "Rhapsodie für General Bem" entstand mit
tragender Orgel und großem Background-Chorgesang das sakrale Werk
"Tritt ein in den Dom". Für Stephan Trepte, der gerade frisch in die
Gruppe aufgenommen wurde, war das der Einstieg. Der Titel entwickelte
sich zum größten Hit. Luise Mirsch nahm diesen Titel in den frühen
Morgenstunden des 23.6.1972 in Leipzig auf. Der Titel lief, trotz
seiner 10 Minuten Länge, schon erfolgreich in den Wertungssendungen,
als die Sperrung ausgesprochen wurde.
Luise Mirsch dazu:
"Beim Abhören wurden Bedenken angemeldet. Die dort sitzenden Leiter
waren alle der Meinung, das Lied würde die Leute in die Kirche locken.
Später las ich, dass man in den Auseinandersetzungen mit der Jungen
Gemeinde denen nicht das Oberwasser geben wollte."[16]
Der Titel galt nicht als verboten, wanderte aber in einen
speziellen Schrank des Musikarchivs. Daher wurde er bei der
Titelauswahl zur ersten Platte nicht berücksichtigt. In den Konzerten
von den Fans gefordert und immer wieder gespielt, verschafften ihm,
trotz seiner Geschichte, eine dauerhafte Popularität. Erst die
Neuproduktion am 4.1.1978 und die Veröffentlichung auf der 1980er
dritten LP rehabilitierte dieses Werk.[17]
Im Januar 1978 fiel der Titel "Holzfäller" durch. Gisela
Steineckert kritisierte Demmlers Text, der von "Schreibtischhengsten"
und "Kippen sie höchstens Korn" sprach. Diese Verse liefen auf einen
"Proletenkult" hinaus und sollten verändert werden. Trotz Änderung
wurde das Lied nicht veröffentlicht.[18]
2. 3
Die Klassische Phase
Trotz kaum verkaufter Platten hatte electra einen Namen und
galt in der "Szene" etwas. Leider bekam einem Teil der Bandmitglieder
der Erfolg nicht. Stephan Trepte, damals 23 Jahre alt, sagte später
dazu:
"Aust musste jeden Monat zum Rat des Bezirkes, um sich die Anzeigen
durchzulesen, die es über uns gab - Hotelzimmer verwüstet. Die Band
stand manchmal kurz vor dem Spielverbot - unsretwegen: Sandkaulen,
Trepte, Demnitz, als vierter kam Dohanetz dazu. Das waren die Chaoten.
Wir haben nicht gewusst, wohin mit dem Geld. In der Regel ließ man sich
einmal im Monat von Aust auszahlen, so an die 3000 Mark. Da wurde im
Parkhotel "Weißer Hirsch" der Blaue Salon gemietet, die Kellner mussten
nur so spritzen. Die leeren Gläser flogen nach hinten, jedes Mal ließen
wir neue Gläser kommen. Das Personal nahm's hin; jeder kriegte einen
50-Mark-Schein mit Spucke an die Stirn geklebt."[19]
Die Zusammenarbeit litt 1974 immer mehr, selbst bei den Konzerten
gewann der Alkohol die Oberhand. Die Unzufriedenheiten führten zur
Krise, die fast das Ende der Band bedeutet hätten. Trepte bekam ein
Angebot von Lift, der Gitarrist Sandkaulen, der Basser Demnitz
(vorübergehend für den bei der NVA dienenden Riedel dabei) und Dohanetz
gründeten Vitamin C.
Mit Gisbert Koreng (g, voc) und Rainer Uebel (keyb) suchte electra
nach neuen Wegen. Neben Coverversionen experimentierte die Band nun
verstärkt mit Klassischen Stücken. Im internationalen Maßstab war
dieser Trend schon wieder am Abklingen. Dort hatten Emerson, Lake and Palmer und Ekseption schon Platten mit Adaptionen Klassischer Stücke erfolgreich veröffentlicht.
Bernd Aust berichtete im Jugendmagazin "Neues Leben" über die Motivation der Band zu dieser Art Musik:
"Sich an Werke eines Mozart oder Bach heranzuwagen und diese
entsprechend heutigen Soundauffassungen auf eigene Art zu
interpretieren, das verlangt hohes handwerkliches Können,
Verantwortungsbewusstsein. Wir haben alle fünf an der Dresdner
Hochschule eine Klassikausbildung absolviert. Und bevor wir an die
Bearbeitung eines klassischen Themas gehen, informieren wir uns mittels
Platten, Büchern, Noten ausführlich über Leben und Werk des
entsprechenden Komponisten und seine Zeit. Uns machen die Adaptionen
Spaß, und vielleicht können wir auf diese Weise dazu beitragen, manche
an die Originalwerke heranzuführen, Hörgewohnheiten zu entwickeln, die
ihrerseits wieder neue Bedürfnisse wecken."[20]
So entstanden kollektiv Stücke für ein komplettes Konzertprogramm
wie der "Türkische Marsch" nach einer Mozartsonate, die "Borodin-Suite"
und die Bach Adaption "Bach 75". Nach einigen Rundfunkaufnahmen kam ein
AMIGA-Plattenangebot. Als verkaufträchtiges Zugpferd musste der schon
häufig bearbeitete "Säbeltanz" von Aram Chatschaturjan mit aufgenommen
werden, ohne den die LP nicht produziert worden wäre. "Adaptionen"[21]
erschien teilweise mit Rundfunkaufnahmen und AMIGA-Produktionen 1976
und wurde mehr als 100 000 Mal verkauft.
Musikwissenschaftler Wieland Ziegenrücker lobte die Platte in der "Melodie und Rhythmus" 1974:
"Die electra-Musiker verdienen in doppelter Hinsicht hohes
Lob: zunächst für die Adaptionen an sich, die in ihrer
motivisch-thematischen Verarbeitung und soundgemäßen Instrumentierung
ausgereifte, eigenständige Stücke darstellen (Hauptverantwortlich:
Rainer Uebel, Peter Ludewig, Bernd Aust); weiterhin aber auch für die
gekonnte, klanglich ausgewogene Interpretation im einzelnen und im
Kollektiv.[22]
Obwohl die Platte und auch die Konzerte kommerzielle Erfolge waren,
ergaben sich Schwierigkeiten. In kulturpolitischen Debatten wurde
gestritten, ob Klassisches Erbe rockmusikalisch bearbeitet werden
dürfe. Die AWA weigerte sich zuerst, Tantiemen zu zahlen, da die
Mitglieder von electra nicht die Komponisten der Stücke waren. Aust und Ludewig mussten in Berlin ihr sekundäres Urheberrecht nachweisen.[23]
Die Gruppe lebte sich in den Konzerten instrumental völlig aus. Auch Bands wie Stern Combo Meißen, Bayon und Lift
versuchten sich mit ähnlichen Konzepten. Die klassischen Bearbeitungen
wurden auf Grund ihrer langen Spieldauer im Rundfunk wenig gespielt und
fielen so für die Wertungssendungen aus. Die Adaptionen kamen dann aus
der Mode, aber die Band hatte den Anschluss verloren. Die
Umorientierung dauerte bis 1978.[24]
2. 4
Neue Lieder und "Die Sixtinische Madonna"
Nach der langen Klassikphase komponierten vorrangig Bernd Aust,
aber auch als Duett Rainer Uebel und Peter Ludewig wieder liedhafte
Stücke. Waren Titel wie "Ich halt an die Zeit" und "Kam ein Lied übers
Meer"[25] lyrisch überfrachtet und trafen nicht den Ton der Hörer,
lieferte Demmler diesmal Texte, die mit klarer Sprache Geschichten des
nahen Alltags erzählten. In Titeln wie "Frau im Spiegelglas" oder
"Einmal ich, einmal du, einmal er" geht es um das Verlassen werden in
der Partnerschaft, "Beschreibung eines Zimmers" bearbeitete das Thema
Tod im Jugendalter, in "Alter, Alter Dankeschön" bedankte sich die Band
bei den Fans für die unermüdliche Unterstützung bei den Auftritten. Das
Experimentieren äußerte sich im "Grünen Esel". Peter Ludewigs Vorliebe
für expressive Stücke entsprang die Idee in der Auseinandersetzung mit
Schönberg [26] und dem Einsatz des Sprechtonfalls. Den Text fand er bei
Gellert [27], worin die Leichtgläubigkeit der Menschen karikiert wird,
die gleich alles Erzählte für Wahrheit halten und somit als Spiegel für
jede Zeit gilt.
Bernd Aust sagte dazu:
"Der Dicke (d. i. Peter Ludewig) war immer auf der Suche nach
experimentellen Dingen, worauf mir der Rundfunk-Chefproduzent Klaus
Hugo gesagt hat: Ihr macht nun schon so lange Musik, da müsst ihr doch
mal raus aus dem Experiment. Und just wurde dieser Titel nicht
genehmigt zum Aufnehmen. [...] Luise Mirsch hat es mit viel Mut auf
sich genommen, weil wir den "Esel" sozusagen schwarz (drei, statt zwei
Titel) produziert haben. Der Text von Fürchtegott Gellert war natürlich
auch auf DDR-Politiker gemünzt."[28]

Der
Titel erschien dann doch, zuerst auf der "Rhythmus"-Reihe 1976.[29] In
Zusammenarbeit mit Mentoren wie Helmut Hahn und Horst Mittag wurde am
Image der Band gearbeitet. Über Beiträge in Leistungsschauen und
verstärkter Präsenz in Funk und Fernsehen bekam die Popularität neuen
Schwung. Mit Manuel von Senden stieß ein zusätzlicher Sänger zur Band,
der durch seine hohe Stimme eine zusätzliche Klangfarbe einbrachte. Die
1978 anfangs bei AMIGA abgelehnten Stücke für eine neue electra
LP erschienen dann 1980 und boten einen Rückblick auf die Jahre
1972-1979. Der "Dom", längst zum Höhepunkt jedes Live-Auftritts
aufgestiegen, befand sich nun auf "electra 3"[30]. Die Titel der
Platte, vom Rundfunk produziert und schon mit Erfolg in den
Wertungssendungen gelaufen, übernahm dann AMIGA.
Gegen Ende der siebziger Jahre entstanden gerade bei den Dresdner
Bands große symphonische Werke mit kunstorientierten Hintergrund. Stern Combo Meißen
veröffentlichte 1978 die LP "Weißes Gold" und bearbeitete musikalisch
die Geschichte der Porzellanerfindung von Johann Friedrich Böttger und
Lift schuf 1977 mit der "Meeresfahrt" ein musikalisches Denkmal. Bernd
Aust ließ sich von einem Bild in der Zwingergalerie der Alten Meister
leiten: "Die Sixtinische Madonna" des italienischen Maler Raffaelo
Santi (1483-1520). Aus dieser Idee schuf electra ein
dreiteiliges Konzeptwerk mit Texten von Kurt Demmler. Dieser umgeht die
religiöse Bedeutung des Bildes und hebt die Frau in den verschiedenen
Facetten in den Vordergrund. In "Der Maler", "Das Bild" und "Der
Betrachter" behandelte die Gruppe die Intention der Herstellung, den
Weg und die Wirkung des Bildes und fordert den Besucher zur Ruhe und
Kontemplation auf, damit die Wirkung sich entfalten kann. Das knapp
eine halbe Stunde dauernde Werk hinterlässt einen feierlichen sakralen
Eindruck, der sich demjenigen erschließt, der sich darauf einlassen
kann und will. Die Musik wirkt "bombastisch" mit seiner Mischung aus
Chorgesang und der instrumentalen Umsetzung.[31] 1979 zum zehnjährigen
Bestehen der Band uraufgeführt und als DT64-Jugendkonzert im Palast der
Republik mitgeschnitten, bildete die "Madonna" electras Beitrag für das Nationale Jugendfestival der FDJ 1979. In allen Zeitungen wurde das Werk besprochen.
In "Neues Leben" stand dazu:
"Mit ihren speziellen Ausdrucksmöglichkeiten (16 Instrumente, Sologesang, Gruppengesang) bieten sie ein Werk an, das auf electra-eigene
Weise mit einem Gemälde bekannt macht, das zu den Bestsellern der
Kunstsammlungen in aller Welt gehört und dessen Original in unserer
Republik seine Heimat hat.
electra arbeitet erstmals mit einem gemischten Chor, den 60
Frauen und Männern des Dresdner Studentenchores der TU. Sie
interpretieren ein Madrigal von Orlando di Lasso. Auf ihren
Konzertreisen übernimmt electra den Madrigal-Vortrag; auch das ist, [...]ein Ohrenschmaus." [32]
Der Live-Mitschnitt der Rocksuite "Die Sixtinische Madonna"[33]
wurde in der 1980er LP-Fassung komplettiert mit drei aktuellen Titeln,
die eigentlich nur als Lückenfüller fungierten, da sie konzeptionell
überhaupt nicht zum eigentlichen Werk passten. Trotzdem war diese
Platte mit über 200 000 verkauften Exemplaren die erfolgreichste electra-Veröffentlichung.
2. 5
Im System der Kulturpolitik
Eine unrühmliche Geschichte ereignete sich im Rahmen der Biermann
Affäre 1976. Wolf Biermann, Liedermacher, Systemkritiker und
Staatsfeind, war ab dem 11. Plenum 1965 des ZK der SED mit einem
endgültigem Auftritts- und Publikationsverbot belegt. Nach dem
Köln-Konzert im November 1976, zu dem die IG-Metall den Sänger
eingeladen hatte, wurde der unbequeme Dissident ausgebürgert. Unter den
Intellektuellen und den Rockmusikern löste diese Abschiebung
zwiespältige Reaktionen aus und gilt seitdem als Zäsur in der
DDR-Geschichte. Der Protestresolution einiger mutiger Zeitgenossen
stellte man Gegenstimmen, die als Befürworter der Aktion verstanden
wurden, entgegen. Diese Stimmen kamen auf recht eigenartige Wege zu
Stande.
Im "Neuen Deutschland" konnten die Bürger am 22.11.1976 lesen:
"Gruppe "electra"
Die empörenden Ereignisse in der BRD veranlassen auch uns, in der
Öffentlichkeit zu erklären, daß wir den Beschluß der Regierung der DDR,
Wolf Biermann die Staatsbürgerschaft abzuerkennen, für richtig halten.
Wer sich auf solche Weise von den Medien der BRD mißbrauchen läßt,
distanziert sich selbst von uns. Wir sind in und mit der DDR gewachsen
und spüren täglich, wie unsere künstlerische Darbietung, unsere Musik
gebraucht wird. Deshalb ist hier der Platz unseres künstlerischen
Wirkens.
Die Mitglieder der Gruppe "electra" Dresden,
Bernd Aust, Leiter der Gruppe"[34]
Die "Szene" war schockiert. Michael Heubach, Schöpfer der unvergessenen Balladen wie "Die Tagesreise" (Horst Krüger Band) und "Wer die Rose ehrt" (Renft) sagte dazu:
"Die Behörden sind nicht direkt zu uns gekommen - das haben sie bei electra
gemacht (die Biermann gar nicht kannten). Das nehme ich ihnen heute
noch übel. Egal, wie sie mit denen gesprochen haben, so weit darf man
sich nicht verbiegen lassen."[35]
Die Mechanismen schienen allzu bekannt. Bernd Austs Stellungnahme
und seine Bemühungen, das beschädigte Bild wieder herzustellen,
dauerten bis 1990. Die damalige Aktion, eingefädelt über Peter Czerny,
dem damaligen Generaldirektor des Komitees für Unterhaltungskunst und
unterstützt vom Mentor der Gruppe, Helmut Hahn, zeigte die bedenkenlose
Instrumentalisierung ihrer Rockgruppe für kulturpolitische Winkelzüge.
Es hing letztendlich vom Rückgrat der Betreffenden ab, sich zur Wehr zu
setzen. Etliche Gruppen [36] sollten mit mehr oder weniger Druck
Stellung beziehen. Bernd Aust protestierte beim Generaldirektor Czerny.
Wie damit umgegangen wurde und wie nachdrücklich dieser Protest war,
ist nicht bekannt. Die Einschüchterung funktionierte, electras
Widerspruch wurde erst nach der Wende bekannt. Dies öffnete der Band
sicher einige Türen, war aber eine Vereinnahmung im Sinne der
staatlichen Kulturpolitik.
Im Nachhinein fällt es leicht, nach einem entschlossenen Widerstand
zu fragen. Die Musiker wurden in eine Sache hineingezogen, die mit
ihren eigenen Intentionen nicht viel zu tun hatte. Die meisten Gruppen
wussten fast nichts über Biermann und wollten, wie auch electra,
einfach Musik machen und auf ihre Art leben. Für Widerständler und
Dissidenten war die Band zu sehr heimatverbunden.[37] Sie standen dem
Staat nicht negativ gegenüber.[38]
Die Arbeit an der Sixtinischen Madonna galt als Auftragswerk der
FDJ und in allen Zeitungen wurde dieser Aspekt betont.[39] In den Ohren
der Kulturpolitiker war das ein Bekenntnis und Zugehörigkeitsbeweis.
Dieses Statement förderte auch die notwendige Unterstützung auf allen
Ebenen, bei den Medien, der Produktion und der Vermarktung. Es musste
ein Erfolg werden, der natürlich den richtigen Weg und die gute
Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Behörden unterstrich. Von der
Szene wurde dies beargwöhnt und stieß nicht nur auf Wohlwollen.
electra, im Zenit, bekam etliche Preise, wie die
Goldmedaille bei der VI. Leistungsschau der Unterhaltungskunst 1979 und
dem Kunstpreis der FDJ, die "Erich-Weinert-Medaille" und tourte
ausgiebig in Osteuropa und der Sowjetunion. Nach dem Erfolg der
"Sixtinischen Madonna" kam kurze Zeit später ein Angebot von AMIGA, für
eine neue aktuelle Plattenproduktion. Davon träumten andere Bands. Aber
electra hatte zu dieser Zeit mit Horst Mittag einen Mentor, der
in seiner Funktion als Stellvertretender Leiter des
Friedrichstadtpalastes neben der Kompetenz in künstlerischen
Ausdrucksmöglichkeiten auch als Mitglied des ZK verschiedene Einflüsse
hatte, die der Gruppe weiterhalfen. Einerseits wirkte er als
Schutzschild gegen die ständigen Eingaben bei Zwischenfällen im Rahmen
ihrer Konzerte und anderseits verkürzten sich Amtswege und er bot
Chancen über dieses Netzwerk. Aust betonte seine Einschätzungsgabe, wie
er das Programm beurteilte, seinen Blick zum restlichen Showbusiness.
Mittag beriet die Gruppe, beschaffte ansprechende Bühnengarderobe,
sorgte für die notwendige Medienpräsenz, für Nominierungen zu den
Leistungsvergleichen und organisierte neben Management und Konzert- und
Gastspieldirektion Auftritte im In- und Ausland sowie
Schallplattenverträge. Der Erfolg sprach für sich.[40]
Erst 1984 durfte electra auch im Westen auftreten. "Die
Sixtinische Madonna" wurde 1980 von der westdeutschen Plattenfirma Pool
Teldec herausgebracht. Bernd Aust: "Auch der "Dom" war auf der Platte. Sie wurde von der
Plattenfirma aber ausschließlich über einen Katalog vertrieben. Sie war
nicht im Handel erhältlich. Diese Firma hat uns damit praktisch für den
Westmarkt und ein breites Publikum kalt gestellt, da die Platte im
Katalog ja nicht gehört werden konnte. Da hätte ein anderes Management
sicher etwas Positives bewirken können."[41]
So verpuffte diese Möglichkeit in Folge mangelhafter Verhandlungen
und einer Unerfahrenheit mit den westlichen Markt- und
Verwertungsmechanismen. electra galt als eine Vorzeigeband der erfolgreichen
sozialistischen Kulturpolitik, trotzdem sicherte sich der Staat die
Kontrolle, in dem er den Sänger Manuel von Senden 1984 für die
Mitarbeit bei der Staatssicherheit gewann.[42]
2. 6
Der kommerzielle Kurs
electra hatte sich in den Jahren im musikalischen Sinne eine
eigene Handschrift zugelegt. Das blieb an der Instrumentierung der
Titel durch den Einsatz von Querflöte, Klarinette und Saxophon sowie
den Tasteninstrumenten erkennbar und setzte sich im Gesangsbereich
fort. Es gab immer zwei oder drei Solosänger, wobei die restlichen
Bandmitglieder den Background bildeten, so konnten mühelos mehrstimmige
Satz- und Choruseinlagen gestaltet werden. Die beeindruckenden
Gesangspassagen Peter Ludewigs gehörten zum Markenzeichen von electra.
Bei den gespielten Stilen orientierte sich die Band an den Trends, ohne
allerdings zu einer Hitparadenband zu mutieren. Ob Jazzrock- oder
Blueselemente, ob Klassische Stücke, Liedhaftes oder Balladeskes, kurze
oder lange Stücke - electra war nicht festlegbar auf eine
Richtung. Dadurch blieben sie interessant, vielseitig und kreativ,
ließen sich auf Ausgefallenes und Experimentelles ein, aber spielten
auch einfache, klar strukturierte Titel. Auch auf textinhaltlicher
Basis wurden die Titel verständlicher und klarer.

Nach der "Sixtinischen Madonna" kam es zum Zerwürfnis mit dem Texter
Kurt Demmler. Die Chemie stimmte nicht mehr. Daher kam es zur
Zusammenarbeit mit Hartmut Egk [43], der der Band ein komplettes
Textbuch als Arbeitsgrundlage anbot. Aust schwebte ein Konzeptwerk vor
und er komponierte und arrangierte im Alleingang. Durch den Erfolg der
"Madonna" und der Mitarbeit Hartmut Königs konnte electra
die Platte direkt bei AMIGA aufnehmen und produzieren. "Ein Tag wie
eine Brücke"[44] beschreibt die Beziehungen und Situationen eines Tages
und weist veränderte musikalische Strukturen auf. Der Stil nun rockiger
und härter, mit mehr Baß und Schlagzeug im Vordergrund, prägte die
Titel. Das war der Versuch, die aufkommenden Trends des New Wave mit
dem electra-Musikverständnis zu koppeln. So steht diese Platte als Zwischenphase zwischen electra mit gewohntem altbekannten Material und electra
mit neuen, aktuellen Tendenzen. Der Einbau von Klangcollagen, wie
Vogelgezwitscher, Kinderlachen, einer haltenden Straßenbahn und
laufende Menschen über eine Brücke sollte die Titel zusätzlich spannend
und kreativ bereichern.
Die Platte floppte. Ingolf Haedicke schrieb in der Unterhaltungskunst 6/82:
"Und das Konstruieren ist leider bis heute in der Musik der Gruppe electra
hörbar. Nicht nur komplizierte Rhythmen werden stellenweise
zusammengebastelt, sondern ... vor allem die Melodien und Motive werden
aus Tönen oft gewaltsam zusammengesetzt. Nur keine Einfachheit, scheint
das Motto zu sein."[45]
Gemessen an den aktuellen internationalen Trends galt die LP als
veraltet, obwohl sie aus "frischem" Material geschaffen wurde. Diese
Platte entstand ohne den kollektiven Austausch, die Bandmitglieder
blieben diesmal Begleitmusiker. Bernd Aust kommentierte im Nachhinein:
"Obwohl eigentlich kein Schnellschluss, war einfach alles schlecht.
Ich hatte natürlich alle Texte vorher, habe mich Stück für Stück
durchgequält, sie dann zusammen mit den anderen eingespielt, wo auch
ein bisschen geändert wurde. Da hätten wir wirklich einen guten
Produzenten mit Abstand und Sachverstand gebrauchen können. Und das
Größte war noch dazu das Cover, wo unsere Köpfe auf Sockeln standen.
das haben wir nicht so geschnallt. Für uns war das eben die
Möglichkeit, eine Platte zu machen. Die Texte waren eigentlich
belanglos. Wenn du einen nimmst, ist der sicherlich nicht schlechter
wie viele andere, aber in der Summe...!"[46]
Außer "Jeden Morgen" lief kaum ein Titel im Rundfunk, auch im live-Programm wurden die Stücke nicht berücksichtigt. Für electra
hatte das Konsequenzen. Im Zuge der Bandumprofilierungen und der
Ausrichtung auf neue Trends veränderten viele Gruppen ihre Besetzungen
und arbeiteten mit neuen Stilen. Der Forderung nach kürzeren und
tanzbaren Songs sollte Rechnung getragen werden. Junge Bands wie Brigitte Stefan und Juckreiz
assimilierten die neuen Musikrichtungen. Diese Musiker waren jung und
unverbraucht, wurden zur Konkurrenz für die alteingesessenen
Rockgruppen.
electra trennte sich vom Schlagzeuger Peter Ludewig. Luise Mirsch sagte dazu:
"Aust wollte stilistisch andere Wege gehen, und Peter Ludewig hat
alles brav mitgemacht, was ihm nicht gereicht hat. Da wollte er (d. i.
Aust) [...] weiter gehen. Als Bandleader sollte man das auch tun, wenn
man das Gefühl hat, auf der Stelle zu treten. Aber trotzdem ist mir das
damals sehr schwer gefallen, weil ich voll kapiert hatte, dass Ludewig
das Markenzeichen von electra war.[...]. Ich habe genau gewusst, dass da Substanz verloren geht."[47]
Der neue Schlagzeuger hieß Dietmar Stephan. Die Band setzte auf
poppige, seichte und tanzbare Titel, belieferte Rundfunk und die
Diskotheken. Bernd Aust:
"Bis vor ein paar Jahren gab es für uns keinen Zwang, keinen
Druck, Musik für Diskotheken zu machen.[...]. Heute denken wir anders.
Das liegt daran, daß die Musik anders geworden ist, [...]. Bei unseren
jüngsten Produktionen legen wir großen Wert darauf, daß diese Musik
auch den Bedürfnissen des Hörers, Tänzers gerecht wird, denn eine Sache
wollten wir schon immer: fürs Publikum spielen. Und das Publikum
sammelt sich zu großen Teilen dort, wo getanzt wird - in
Diskotheken."[48]
Mit dieser Umorientierung änderte sich die Adresse. Der Rockfan bei
den Konzerten war nicht immer auch der Diskogänger und der wollte dort
andere Musik hören. Mit electras neuen Positionen konnten viele alte Fans nichts mehr anfangen und wanderten ab.
3.
Klosterbrüder/Magdeburg - kein Kompromiss!
3.1
Anfänge
Die Magdeburger Band Klosterbrüder ging 1967 aus den Bigtown Boys
hervor und spielte ab 1969 in der Besetzung Dietrich Kessler (sax, fl),
dessen jüngerer Bruder Detlef Kessler (dr), Hans-Joachim Kneis (voc),
Klaus Weigert (bg), Lothar Kramer (keyb) und Jörg Blankenburg (g). Der
Name bezog sich auf einen Likör. Lange Zeit gehörte die Band zu den
Gruppen, die hauptsächlich Songs coverten. Für ihre Nachspielversionen
von Colosseum, Santana und Jethro Tull liebten sie die
Fans, da sie darin besonders eindrucksvoll waren, und avancierten zum
Geheimtip innerhalb der Liveszene. Verstärkt wurde dieses Image durch
die Legende, dass die Band in Mönchskutten und Särgen auftrete.[49]

Lothar Kramer sah das im Rückblick doch recht zwiespältig:
"Die Klosterbrüder gab's nicht offiziell, [... sie] spielten
nur nach, aus heutiger Sicht ist das gar nichts. Im Westen hätten sie
dir einen Vogel gezeigt, es sei denn, du spielst die Top 40 als
Partyband. Anfang der 70er wurde es chic, Konzerte zu machen. Die
machte man aber nicht abends, sondern vormittags im Kino. Gedichte
vorlesen war ganz wichtig, Hermann-Hesse-Zeug [... z.B.]. Man fand sich
unheimlich wichtig, obwohl man nur nachgespielt hatte - man war ja
nichts. Meinte sogar, das ginge bis zum Lebensende so. Zu der Zeit
hatten Franz Bartzsch und andre schon tolle Songs geschrieben."[50]
Ab 1972 übernahm Dietrich Kessler die Leitung der Band, sein Ziel war, die Klosterbrüder
als Profiband zu etablieren. Über ein Fernstudium an der
Musikhochschule Weimar und der abschließenden Staatlichen Prüfung in
der Stadthalle Magdeburg erhielten die Bandmitglieder ihren
Berufsausweis.[51]
In ihrer Musik orientierten sie sich an ihren Vorbilder und ließen
Elemente des Blues, Rhythm & Blues, Jazz und Rock in die Titel
einfließen. Im Gegensatz zu den Dresdner Rockbands, die eher einen
Klassik/Barock-Stil, mit langen, kunstvoll arrangierten, orchestralen
Werken bevorzugten, widmeten sich die Klosterbrüder den
härteren und kraftvolleren Rhythmen, die klarer und gradliniger waren.
Für die Erarbeitung engagierter, aussagekräftiger Eigenkompositionen
und die damit verbundene Umstellung ihres Repertoires auf eigene Songs
arbeiteten sie mit dem Texter Burkhard Lasch zusammen. So entstanden um
1974 die ersten Titel. Vorrangig spielte die Band live, galt es, die
Schulden für die notwendige Anlage und die Instrumente abzuzahlen.
Durch ihren Status hatte die Gruppe keine Auftrittssorgen und verdiente
dementsprechend gut. Zu den Konzerten, die in den Hochburgen im Süden
der Republik stattfanden, reisten Fans aus allen Teilen der DDR an.
Dietrich Kessler sagt dazu in seinem Buch:
"Mit den Fans kamen auch die Probleme mit den staatlichen Organen
auf uns zu. Einigen Funktionären war sicherlich klar, dass Rockmusik in
der DDR-Jugend eine wichtige Funktion hatte. Eine Ventilfunktion zum
Abbau von Aggressionen; denn unzufriedene Menschen sollte es in der DDR
nicht geben. Leider machten einige bornierte Betonköpfe uns Musikern
das Leben schwer. Als bei einem Klosterbrüder-Konzert in
Tangerhütte zu viele Fans anwesend waren, wurde ich [...] zwei, drei
Tage später zum damaligen Direktor der KGD Magdeburg bestellt. Mit
süffisantem Lächeln prophezeite er mir: "Wenn so etwas noch einmal
passiert, hat es die Klosterbrüder mal gegeben." Derartige
Drohungen wiederholten sich. Angst vor einem Berufsverbot war für uns
immer latent vorhanden, zumal in dieser Zeit auch einige bekannte
Rockgruppen verboten wurden: die Bürkholz-Formation und später Renft.
Wir mussten mit ansehen, wie bei einem Konzert in der Stadthalle
Magdeburg jugendliche Konzertbesucher von einem Polizeioffizier an den
Haaren aus dem Saal geschleift wurden. Auch in Erfurt und Plauen gingen
Polizisten brutal gegen die Fans vor."[52]
Die Auseinandersetzungen mit der Polizei standen im Zusammenhang
mit den aufgekommenen Open-Air-Konzerten, die zum Widerstand von Teilen
der Bevölkerung wie der Behörden führte, da sie sich von den Massen
gestört fühlten.[53] Zwangsläufig reagierten viele Bezirke mit
zeitweiligem Auftrittsverboten, die erst durch Eingaben und Aussprachen
mit den Kulturverantwortlichen aufgehoben werden konnten.
3. 2
Das Projekt Fusion und die Auswirkungen
Im Februar 1975 produzierte die Gruppe im Rundfunk die Titel
"Fieber" und "Lied einer alten Stadt" mit Walter Cikan, den Kessler
noch aus seiner Leipziger Studienzeit an der Pädagogischen Hochschule
kannte. Das "Lied einer alten Stadt" erschien auf einer DT64-Single im
Rahmen des Festivals des politischen Liedes zusammen mit dem Lift-Titel
"Soldat vom Don“ und etwas später auf der LP "Rhythmus 75".[54] Dieses
Stück ist eines der wenigen erhaltenen und veröffentlichten Lieder und
beschreibt die verschiedenen Gesichter der thüringischen Stadt Weimar.
Der vom Keyboard getragene rockige Sound mahnt den Hörer, sich der
differenzierten Geschichte der Stadt zu erinnern. Ein eindrucksvolles
erhabenes Werk. Auf Grund der Buchenwald-Mahnung wurde dieser Titel als
Polit-Single veröffentlicht, was aber nicht im Sinne der Band war.[55]
Der Texter Burkhard Lasch wurde Mentor der Gruppe. Dies eröffnete
Chancen und versprach neue Möglichkeiten. Lothar Kramer hoffte damals:
"Letztendlich waren wir alle geil darauf, berühmt zu werden. In
die Sendung "rund" des DDR-Jugendfernsehens wollten wir auch gern,
überhaupt auch zur Kategorie Bands gehören, die vom Komitee für
Unterhaltungskunst gefördert wurden. Gerüchte besagten, die würden eine
Anlage stellen, man bräuchte nichts mehr zu kaufen und schmuggeln.
Diesen Status wollten wir auch genießen."[56]
Zu einer auffallenden Konzerttournee kam es zusammen mit der Stern Combo Meißen vom Mai bis Mitte August 1975. Unter dem Namen Fusion
arbeiteten beide Gruppen mit Axel Gothe, einem Jazzer, der zum Kreis
von Klaus Lenz gehörte, zusammen. Für die technische Ausstattung wurde
Peter Grunwald gewonnen. Er gehörte zu den drei Leuten, die in den
70ern in der Lage waren, Verstärker und Mischpulte zu bauen, die nur
die Hälfte des Westpreises kosteten und trotzdem eine annehmbare
Qualität hatten. Um einen Quadro-Sound zu erzeugen, musste ein speziell
ausgestattetes Mischpult gebaut werden. Die Zutaten kamen aus dem
Westen, teils vom Puhdy Harry Jeske, oder aus den dunklen
Organisationskanälen des Stern-Chefs Martin Schreier, der die
notwendigen Echomaschinen samt Verstärker besorgte. Werbeflyer und
Glanzpapier-Programmhefte sorgten für nötige Werbung und Information.
Stern Combo Meißen-Sänger Reinhard Fißler erklärte tief beeindruckt:
"Axel Gothe empfand ich immer als einen sehr ausdrucksstarken, sehr
ekstatischen Musiker. Er stand wie ein Geisteskranker dirigierend auf
der Bühne, sah total verrückt aus und trieb uns alle unglaublich an,
riss uns mit bis zum Exzess. Seine Musik war dissonant, atonal, sehr
kompliziert, vom Kompositiosprinzip so konzipiert, dass wir schon
zweifelten, ob wir's uns und den Leuten antun sollten."[57]
Auch Thomas Kurzhals, Keyboarder bei Stern Meißen und später auch bei Karat, erinnerte sich an die eigentümlichen Stücke:
"Gothe hatte eigentlich keine Musik sondern eine Philosophie
geschrieben. Einer aus dem Publikum sagte mal nach einem Konzert, ihr
seid gesellschaftskritisch, ihr wollt eigentlich gegen den Staat was
machen. Irgendwie steckte in dieser Musik tatsächlich etwas
Rebellisches, sie war neu, ungewohnt, widerborstig, es war Musik gegen
das Vertraute, das Alte."[58]
Martin Schreier, der Band-Chef der Stern Combo äußerte sich dazu:
"Die extra für die Fusion geschriebenen Kompositionen waren
eine Mixtour aus neuer Musik, Jazz und Funk. Und trotzdem haben die
Fans total drauf gestanden. Im Übrigen war das eine völlig private
Initiative ohne FDJ und so. Für 'n Appel und 'n Ei sind wir mit 20 Mann
für 3000 Mark pro Konzert durchs Land gezogen. das war eine rein
idealistische Geschichte."[59]
Zwischen den gemeinsam gespielten Gothe-Stücken brachten die Bands ihre eigenen Cover-Nummern von Colosseum und den Temptations.
Der Rundfunk fertigte aus dem Magdeburger Kulturhaus Rotehorn einen
Konzertmitschnitt an. Dieser Radiomitschnitt war allerdings zu früh
gemacht worden, das Projekt reifte erst mit der Zeit. Das Gesamtwerk
ließ sich rundfunktechnisch nicht beherrschen, da 30 Quellen
verarbeitet werden mussten. Daher wurde diese Aufnahme wieder
gelöscht.[60]
In dieser vierteljährigen Tour mit den fast 60 Konzerten
entwickelten sich neue Bedürfnisse, daher gab es Probleme. Der
Gitarrist der Klosterbrüder, Jörg Blankenburg, gründete daraufhin mit dem Stern-Gitarristen Werner Kunze die Gruppe Reform. Keyboarder Lothar Kramer bekam von Thomas Kurzhals und Martin Schreier ein Angebot bei der Stern Combo Meißen. Martin Schreier sagte dazu:
"Dietrich Kessler hat dann mit seinem Bruder und Hajo (d. i. H.-J.
Kneis) versucht, einen Linksschwenk mit relativ kommerzieller Musik zu
machen, sie suchten mit der Brechstange kommerziellen Erfolg."[61]
Mit dem Gitarristen Gisbert Piatkowski und dem von electra kommenden Keyboarder Hans Peter Dohanetz spielten die Klosterbrüder
beim Rundfunk den Hit "Kalt und Heiß" ein. Die Band war in Funk und
Fernsehen präsent, auch bei den Konzerten blieb der Erfolg nicht aus.
Dennoch kamen die Musiker immer wieder in Verbindung mit den
Ausschreitungen hinterher trampender und reisender Fans. Ein
zusätzliches Problem für die Karriere bildete zunehmend der Name der
Band:

"Das
Komitee für Unterhaltungskunst aus Berlin hatte unserem damaligen
Texter, B.L. (d. i. Burkhard Lasch), mitgeteilt, dass in einem
sozialistischen Land der Name Klosterbrüder
nicht tragbar wäre: Er assoziierte für sie zu sehr eine Verbindung zur
Kirche und passte nicht in das atheistische DDR-Weltbild. Mit dem Namen
Klosterbrüder hätte es für uns keine Weiterentwicklung geben
können. Viele Bands träumten damals von Funk, Fernsehen, einer eigenen
LP und Auslandstourneen. Der Höhepunkt wären Auftritte in westlichen
Ländern gewesen. Wir waren eine ambitionierte Profiband. Was sollten
wir machen?"[62]
Im November 1975 bei der Fernsehübertragung der
SoliBeat-Veranstaltung im Kulturpalast Dresden wurde dem Publikum
offiziell die Umbenennung der Klosterbrüder in Gruppe Magdeburg bekannt gegeben.[63]
3. 3
Gruppe Magdeburg
Der eigentliche Grund der Umbenennung in Gruppe Magdeburg lag
weniger am Namen selbst. Die zu den Konzerten anreisenden Fans gehörten
zu einer Aura der Band, bei der Schwierigkeiten mit den Behörden zu
befürchten waren. Dies sorgte für Schlagzeilen, was die Band mit etwas
Spektakulärem verband, doch der Auflauf und die ständige Frage nach der
Sicherheit wurde den Behörden zunehmend ein Dorn im Auge. Daher sollte
das Fanpotential mit der Umbenennung eingeschränkt werden. Die
Reaktionen schienen das zu bestätigen.
Im Rahmen der Umbenennung erhielt die Gruppe nach ihrer
Registrierung beim Rat der Stadt Magdeburg, Abteilung Kultur durch die
"Generaldirektion materielle Unterstützung bei der Schaffung neuer
Bühnenkleidung sowie bei der Werbung durch Plakate der Gruppe"[64]. Im
März 1976 schloss die Konzert- und Gastspieldirektion des Bezirkes
Magdeburg einen Fördervertrag mit der Gruppe ab. In Konsultationen
wurden "Gespräche über gesellschaftliche, aktuell
politisch-ideologische sowie über kulturpolitische Probleme"
geführt.[65]
Dietrich Kessler sah das zwiespältig und sagte dazu:
"Für viele Fans waren wir jetzt, mit dem Namen Magdeburg, eine
"rote" Band. Bei einem Konzert in Landsberg bei Halle wurden einige
Besucher uns gegenüber sogar recht aggressiv. Unsere Popularität war
angekratzt. Versprochene Unterstützungen vom Komitee für
Unterhaltungskunst blieben aus. Nur mit großem eigenem Kraftaufwand
konnten wir gut im Geschäft bleiben."[66]

AMIGA veröffentlichte 1976 als erste Single der Gruppe Magdeburgdie Titel "In meinem Land" und noch aus dem Klosterbrüdernachlass
"Kalt und heiß".[67] Der Titel der A-Seite ist eher eine seichte, aber
schön gespielte Ballade auf ein Land, das sich verändert und der
Erzähler seinen Anteil für eine positive Gestaltung miteinbringen will.
Der Song passt zur kommerziellen Ausrichtung, auf die der Stern Combo-Chef
Martin Schreier verwies. "Kalt und heiß" zeigt allerdings schon auf die
zukünftige musikalische Richtung. Dominierende Gitarrenriffe begleiten
einen Text, der eine offene, klare Meinung im Umgang miteinander
fordert, ohne sich zu verstellen. Die Gruppe orientierte sich
zeitweilig an den gerade populären Trends wie Funk, produzierte "Funky
Tanz" und "Komm, und bleib bei mir". Der Song "Hände, die uns vorwärts
weisen" sollte als Beitrag für den IX. Parteitag gelten, aber der Titel
war so anbiedernd, dass selbst Gisela Steineckert die Nase gerümpft
haben soll. Die Band wollte weiter kommen, auch mit fragwürdigen
Mitteln.[68]
AMIGA veröffentlichte auf dem Sampler "Disco Tip" den Song "Oh, oh
Otto"[69]. Das poppige Lied im gewünschten Trend einer tanzbaren Musik,
beschreibt einen jungen Mann, der sich von seiner Freundin an der Nase
herumführen lässt, es aber nicht merkt. Dies blieben Versuche, neue
Wege und Möglichkeiten zu probieren, eine eigene Handschrift zu finden.
Umbesetzungen der Band erschwerten eine nachhaltige kreative Arbeit.
Anfang 1976 kam Rüdiger Barton (keyb, voc) für Dohanetz und für den zur
Klaus Lenz Bigband wechselnden Bruder Detlef Kessler kamen erst
der Pole Waldemar Janiki und ab 1979 Bernd Schilanski als Schlagzeuger.
Der Bassist Klaus Weigert suchte beim Rock'n' Roll Orchester
mit einem anderen Stil Erfolg. Andreas Kuhnt (bg, voc) hieß der neue
Mann am Bass. Als Stil setzte sich melodischer Hardrock durch.[70]
In dieser Besetzung erlebte die Gruppe ihre kreativste und
erfolgreichste Zeit. Der neue Mentor und Texter Jan Witte lieferte die
Verse. Waltraut Brünnig lobte die Arbeit der Band in der Zeitschrift
"Melodie und Rhythmus":
"Mit recht konkreten, bodenständigen Geschichten und Bildern aus
unserem Leben und unserer Gefühlswelt unterstützt er (d. i. Jan Witte)
die einheitliche musikalische Auffassung der Musikanten einen Rock zu
machen, der losgeht, dem es an Lyrik und Poesie aber keineswegs
fehlt."[71]
Es entstanden viele neue aussagekräftige Titel, die Band tourte
erfolgreich mehrmals durch Polen und spielte zusammen mit der
ungarischen Gruppe General.
Die Zusammenarbeit innerhalb der Band machte sich in der Qualität der
Titel bemerkbar. Die 1978 erschienene Single mit den beiden Songs "Ebbe
und Flut" sowie "Feuer in der Nacht"[72] und die kurze Zeit später
veröffentlichte Single "Verkehrte Welt" und "Was wird morgen sein"[73]
geben ein Zeugnis der Ergebnisse dieser Phase.

Allerdings kritisierte Dietrich Kessler AMIGA:
"Obwohl wir beim Rundfunk der DDR schon etwa vierzig eigene Titel
produziert hatten, von denen sich fünfzehn in Wertungssendungen
etablieren konnten, blieben wir weiterhin von AMIGA unbeachtet. Eine
eigene LP wäre für unsere Weiterentwicklung sehr wichtig gewesen. Von
Bands, die sich erst nach uns formiert hatten, waren bereits LPs
erschienen. Dazu gehörten Berluc, Karussell, Engerling, Reform, Kreis u. a. Erst 1980, nach indirekter Bestechung und Klinkenputzen meinerseits, war AMIGA gnädig."[74]
Die Titel der LP "Magdeburg"[75] waren Übernahmen des Rundfunks und
enthielten neben den schon als Singles veröffentlichen Titeln, auch mit
"Wenn ich zwei Leben hätt'" und "Teufels-Rock'n' Roll" Stücke, die
schon über die Wertungssendungen des Rundfunks und in den Konzerten
Popularität hatten. Sie dokumentierte das über Jahre erreichte Schaffen
der Band. Die Plattenfirma AMIGA blieb ihrer Tradition treu, berief
sich auf schon erfolgreiche Aufnahmen und ging kein Risiko mit
Neuaufnahmen ein. Kesslers Kritik war verständlich, aber Magdeburg
erging es wie den anderen Gruppen auch.

Die Platte überzeugt durch ihre inhaltliche Geschlossenheit. Bei "Raus
aus meiner Haut" geht es um Ängste und Schwierigkeiten einen Schritt zu
machen oder ein Geständnis abzulegen, aber der Mut fehlt noch dazu.
"Harte Tage" beschreibt den Tag eines Jugendlichen zwischen Arbeit,
Beziehung und Kumpels und seinem Kampf allem gerecht zu werden.
"Verkehrte Welt" erzählt am Beispiel der Geschichte von Otto von
Guericke und seinen Magdeburger Halbkugeln, dass das Leben in
erklärbaren Zusammenhängen verläuft und daher veränderbar ist. Das
Cover zeigt die Erdkugel als Halbkugeln in Ketten - symbolisch zum
Titel "Verkehrte Welt".
Auf die Plattenhülle schrieb Jan Witte:
"Magdeburg ist eine Rockband. Wir machen Rockmusik, um
auszudrücken, wie uns zumute ist: Man hat mal wieder eine Mordswut im
Leibe oder ist hoffnungslos verliebt, man könnte Bäume ausreißen oder
fragt sich, wozu man überhaupt lebt...Das muß raus aus uns, das wird zu
Musik, äußert sich in Texten.[...] Wir wollen mit unseren Songs einiges
von dem aussprechen, was Euch wie uns unter den Hemden brennt.[...] Wer
sucht, ist von Irrwegen nicht gefeit. Inzwischen jedoch wissen wir noch
genauer, wohin wir wollen."[76]

Dies beschreibt den Zustand, in dem sich die Gruppe befand. Der
Text spiegelt das wider, deutet den Konflikt, die Apokalypse schon an.
Die Platte wurde von den Fans positiv aufgenommen und wird heute noch hoch gehandelt.
3. 4
Rückschlag und Ausreiseantrag
Kurz nach der Veröffentlichung der Langspielplatte warb die Gruppe City Piatkowki und Barton ab. Die Gruppe Magdeburg stand
im Zenit ihrer Laufbahn und fühlte sich zweier kreativer Bandmitglieder
beraubt. Als Ersatz konnten Hans "die Geige" Wintoch (v, keyb) und
Hans-Jürgen Ludwig (voc, g) verpflichtet werden. Den Verlust über den
Verrat ihrer ehemaligen Mitglieder versuchte die Band im Titel "Untreue
Freunde" zu verarbeiten. Dieser Text wurde vom Rundfunklektorat
abgelehnt, der Ersatztext "Schweigt, Ihr Propheten“ auch, erst mit der
Variante "Gottlose Lieder" konnte die Produktion erfolgen.
Trotz des Rückschlages arbeitete die Gruppe weiter, bemühte sich um
eine Konzerttournee durch die Sowjetunion. Zu einer, nach der
gemeinsamen DDR-Tournee mit der ungarischen Gruppe General,
durch deren Leiter organisierten Ungarn-Tournee, schickte die
Künstleragentur aber dann eine andere Band. Kesslers ständige
Bemühungen Konzertmöglichkeiten außerhalb der DDR zu erhalten, wurden
unter "fadenscheinigen Begründungen abgewiesen".[77] Über seine Familie
hatte er gute Kontakte in das westliche Deutschland und bemühte sich
auch dort um Einladungen für Auftritte und die Veröffentlichung ihrer
Musik:
"Als eine AMIGA-Mitarbeiterin davon erfuhr, dass ich mich um eine
Westveröffentlichung unserer Magdeburg-LP bemühte, fragte sie mich
leicht arrogant, mit welchen Firmen ich Kontakt aufgenommen hätte, denn
für AMIGA kämen nur "Major Companies" in Frage."[78]
Die Verhandlungen liefen danach über den Musik-Verlag "Lied der
Zeit", AMIGA und den Musikverleger und -produzenten Peter
Schimmelpfennig.[79] Dieser verhalf über seine Firma "Pool-Musik" schon
den Puhdys und Karat zu westlichen Erfolgen, verhandelte mit City
und veröffentlichte dann die Magdeburg-LP. Diese Firma war zu dieser
Zeit das einzige Unternehmen, das Produkte von AMIGA aufkaufte und im
NSW[80] weiter vertrieb. Es sicherte sich das Vorverkaufsrecht bei
AMIGA.[81]
Kommerzielle Aspekte können vordergründig für Kesslers Bemühungen
keine Rolle gespielt haben, da jede Band ihre Rechte an den
veröffentlichten Platten an AMIGA abgab, also keine Tantiemen aus den
verkauften Produkten erhielt. Bei Übernahmen von westlichen
Plattenfirmen verhandelten die Firmen untereinander, der Künstler im
Osten blieb außen vor.[82] Der Bekanntheitsgrad ließ sich so über
Plattenveröffentlichungen steigern und die Popularität sorgte für gut
besuchte Konzerte. Das machte eher den Erfolg aus.
Zusätzliche Probleme bekam die Gruppe mit dem Fernsehen der DDR. Im
Mai 1980 wollte sich die Gruppe in Karl-Marx-Stadt bei der
Jugendsendung "rund" mit neuer Besetzung vorstellen:
"Wir hatten drei Tage geprobt und sollten mit unserem Titel "Wenn
ich zwei Leben hätt'" als erste auftreten. Kurz vor Sendebeginn
forderte ein aufgeregter Redakteur unseren Sänger auf, seine Haare
abzuschneiden oder sie unter eine Mütze zu tragen. Achim Kneis lehnte
ab. Der Rest der Gruppe stand hinter ihm. Ich habe noch immer die
aggressiven Worte des Produktionsleiters im Ohr: "Damit seid ihr für
das Fernsehen der DDR erledigt"."[83]
Das Fernsehen als Blickwinkel für die Öffentlichkeit sorgte sich um
den negativen Einfluss auf die Jugendlichen, wenn Vertreter aus dem
künstlerischen Schaffensraum sich in widersprüchlicher Weise zu den
sozialistischen Werten über die Medien präsentierten. Geschichten über
beschwerliche Diskussionen vor Auftritten im Fernsehen konnte jeder
Musiker erzählen. Zu den Reglementierungen über Haarlänge hätte sich zu
dieser Zeit jede Band aufgeregt, schienen diese Diskussionen doch
eigentlich abgeschlossen. Die Gruppe fühlte sich vom Fernsehen
ausgegrenzt.
Dennoch arbeitete sie weiter. Neu produzierte Titel beim Rundfunk
brachte auch AMIGA heraus. "Hundsgemein" und "Vorsicht, Glas!"
erschienen 1981 als Single.[84] Die Titel handeln von Ehrlichkeit, in
der Familie zwischen Kindern und Eltern, sowie der Ehrlichkeit zwischen
Arzt und Patient, die als Studenten einst Freunde waren und nun nicht
offen reden können. Mit dem Arbeitstitel "Grand Hand" arbeitete die
Gruppe an einer neuen Langspielplatte.
Bei der Teilnahme an der "Pop-Session" im polnischen Sopot mit
führenden Gruppen Polens und Ungarns wurde Magdeburg euphorisch
gefeiert und zeigte, dass die Band auch im internationalen Rahmen
bestehen konnte. [85]
Zwischenzeitlich suchte Dietrich Kessler Aussprachen mit der KGD,
die die Band bei Problemen unterstützen sollte. Er sprach die fehlende
Fernsehpräsenz an, musste dagegen Stellung zu privaten Problemen seiner
Bandmitglieder beziehen. Kessler fühlte sich unverstanden, in seinen
Arbeitsmöglichkeiten eingeschränkt und behindert.
Dieses ständige Auf und Ab zermürbte den Musiker zunehmend und damit auch die Gruppe. Am 21.9.1981 stellte die Gruppe Magdeburg
kollektiv einen Antrag auf Übersiedlung in die BRD an das Ministerium
des Inneren in Berlin. Die KGD versuchte nun über Hilfsangebote und
Bestechung die Band zur Rücknahme der Anträge zu bewegen. Der Leiter
der Abteilung Inneres des Rates des Bezirkes Magdeburg drohte den
Musikern mit Berufsverbot und der Arbeit in der Produktion. Der
Minister für Kultur, H.-J. Hoffmann, war bereit die Gruppe zu
zerschlagen, sollte sie weiterhin auf ihrer Ausreise bestehen.[86] Nach
ergebnislosen Aussprachen mit der Abteilung Kultur des Bezirkes und
einem Mitarbeiter des Kulturministeriums Berlin beharrte die Gruppe
weiterhin auf ihrem Ausreisegesuch.
Am 3.11.1981 ordnete die Abteilung Kultur des Bezirkes Magdeburg die Auflösung der Gruppe an:
"Die Mitglieder der Gruppe "Magdeburg" haben entsprechend ihrer
konträren Auffassung zur Kulturpolitik der Partei der Arbeiterklasse,
wie sie auf dem X. Parteitag formuliert wurde, den Bruch mit der
sozialistischen Gesellschaft vollzogen.
Obgleich sie über Jahre hinaus großzügig gefördert wurden und sich
zu einer anerkannten Rockformation entwickeln konnten, Angebote von
Schallplatte, Rundfunk und Fernsehen der DDR erhielten, haben sie den
Verrat am sozialistischen Staat geübt, indem sie Anträge auf Ausreise
in die BRD stellten.
In wiederholten Gesprächen konnten ihre Argumente entkräftet
werden, wobei trotzdem alle Gruppenmitglieder bis auf den Kollegen Hans
Wintoch auf ihren Standpunkt beharrten. Wiederholt wurden von den
Gruppenmitgliedern Argumente verwandt, die die DDR verunglimpfen und
staatsfeindliche Hetze darstellen.
Auf Grund des dargelegten Sachverhaltes wurde entschieden, daß die
Gruppe "Magdeburg" mit Wirkung vom 30.10.1981 als Berufsformation
aufgelöst ist und somit nicht befugt ist, weiter unter diesem Namen
aufzutreten und Vertragsabschlüsse zu tätigen."[87]
Die Musik wurde im Rundfunk nicht mehr gespielt, kam auf dem Index,
die Schallplatten und Kassetten verschwanden aus den Läden. Die erste
Auflage der Jahreszusammenfassung Rock Bilanz 1981 mit dem darauf
enthaltenen Titel "Vorsicht, Glas! wurde geändert. Dafür erschien nun
in der zweiten Auflage "Der eine und der andere" der Stern Combo Meißen.[88]
Die Medien schwiegen und erwähnten die Band nicht mehr. Kesslers
Bemühungen, in kirchlichen Einrichtungen bei Jugendveranstaltungen zu
spielen, wurde von der evangelischen Kirche abgelehnt. Dahinter
vermutete er eine direkte Zusammenarbeit der Kirche mit den
Kulturbehörden und der Staatssicherheit.[89]
Das MfS verhörte die Musiker, die nach dem Berufsverbot erklären
sollten, wovon sie lebten und als was sie nun arbeiteten.
Kurzinhaftierungen wegen asozialen Verhaltens, ständige Verhöre und
Bestechungen zermürbten die Antragsteller. Es gab keine Hoffnung auf
eine schnelle Bearbeitung der Übersiedlung. Die Staatssicherheit suchte
nach einem "Rädelsführer", der die Gruppe zu diesem Kollektivschritt
gebracht hatte. Auf Grund des Druckes nahmen Hans Wintoch, Bernd
Schilanski und Hans-Jürgen Ludwig ihre Anträge zurück und konnten
später auch wieder musikalisch arbeiten.[90] Schilanski und Ludwig
gründeten 1983 die Heavy Metal-Band MCB, Hans Wintoch, als gefragter Rockgeiger ging 1983 zu Kleeblatt.[91]
Andreas Kuhnt brach die Kontakte ab und zog sich ins Private zurück. Am
16.6.1983 wurden Joachim Kneis und Dietrich Kessler inhaftiert.
3. 5
Dietrich Kessler und die Stasi
Die Geschichte der Gruppe Magdeburg hängt eng mit der
Familiengeschichte ihres Leiters Dietrich Kessler zusammen. 1946 in
Herrnburg geboren und in Palingen, Kreis Grevesmühlen, aufgewachsen,
gehörte die Familie Kessler zu den Familien, die im Grenzgebiet lebten,
beidseitig verteilt auf der nach dem 2. Weltkrieg gezogenen Grenze. Der
Großvater wohnte in Lübeck, nur einige Minuten von Palingen entfernt.
Bis die Grenze nicht mehr passierbar wurde, pendelten Vater und Sohn
unbemerkt zwischen Lübeck und Palingen. Das Leben im Sperrgebiet prägte
die Erziehung Kesslers, formte sein politisches Weltbild und die
Einstellung zur DDR.
1977 erwog die Staatssicherheit noch Dietrich Kessler zu werben,
nahm ihn dann aber ins Visier (OPK "Lügner I und II"[92]), da er sich
über den ehemaligen Freund Peter Prade, der 1969 die DDR illegal
verließ, an eine Unterhaltungsagentur in Paris wandte, um eine
Einladung zu einem Gastspiel zu erhalten.[93]
Durch die Republikflucht seines Bruder Detlef Kessler, der am
2.9.1978 mittels eines gefälschten BRD-Passes die Grenze zwischen
Ungarn und Österreich überquerte, stand Dietrich Kessler unter
ständiger Überwachung der Staatssicherheit. Eingesetzte "IMs" lieferten
dem MfS alle benötigten Informationen. So konnten die Kontaktwege, die
Personenkreise und die Inhalte der Anfragen Kesslers verfolgt und
dokumentiert werden. Das MfS sammelte Informationen über
Instrumentenschmuggel, über die Bemühungen um Konzerttourneen im NSW
und darüber, welches Werbematerial über die Gruppe Magdeburg verschickt
wurde. In operativen Maßnahmen kontrollierten die Mitarbeiter das
gesamte Umfeld und schon 1978 fiel der Beschluss, dass die Gruppe auf
keinen Fall die Erlaubnis für westliche Gastspiele erhalten würde.[94]
Aus den Akten ergab sich ein schon länger gefasster Entschluss zur
Ausreise. Dafür sprachen die gesammelten Anhaltspunkte:
Auseinandersetzungen mit dem Fernsehen, speziell mit Alexander Lemberg;
ein Beitrag in der BRD-Zeitschrift "Musikmarkt" Nr.16/81, mit einer für
1982 angesetzte BRD-Tournee; der Verkauf von Technik, Instrumentarium
und des LKWs W50 sowie die Veröffentlichung der LP in der BRD.[95]
Der Rat des Bezirkes Magdeburg, Abteilung Kultur fasste in ihrem
Bericht am 21.10.1981 die Situation nach dem Ausreiseantrag so
zusammen:
"Als Grund wird angegeben, daß sie in der DDR keine Perspektive
mehr für ihre Band sehen. Eine bis 1975 gut verlaufende Entwicklung
habe dann eine negative Wende genommen. (Indirekter Zwang, den Namen
der Gruppe zu verändern, ausgebliebene Unterstützung durch das Komitee
für Unterhaltungskunst, keine Anerkennung der Band, stiefmütterliche
Behandlung durch die Massenmedien, keine Möglichkeiten ins westliche
Ausland zu fahren usw.) [...]
In ihren Begründungen ließen sie sich von sozialismusfeindlichen
Ideologien leiten und vertreten u. a. den Standpunkt, daß sie nur
existieren können, wenn der internationale Vergleich mit westlichen
Bands möglich ist. Dieses Recht stehe aber nur privilegierten Bands der
DDR zu."[96]
Obwohl die Abteilung XX die als Gründe "aufgezeigten Missstände und
Mängel" als "tatsächlich vorhanden"[97] einschätzte, kam es zur
Bandauflösung, da die Band ihre Anträge trotz des Versprechens auf
Hilfe nicht zurücknahm.
Nach dem ausgesprochenen Berufsverbot versuchten die Behörden die
Gruppe zu spalten. Unterschiedliche Pläne sollten angewendet werden.
Kessler und Kneis wurden auf Grund ihrer Hartnäckigkeit als Anstifter
verdächtigt. Sie galt es zu isolieren. Der Rest sollte als Gruppe Magdeburg weiterbestehen.
Doch die Band stellte am 11.3.1982 erneut den Antrag auf Übersiedlung.
In der Eingabe an das MdI verwies die Gruppe auf die Menschenrechte mit
dem Recht auf Arbeit und der freien Landeswahl. Im Falle der erneuten
Ablehnung sollte die UNO bei diesem Anliegen behilflich sein.[98]
Mit Erpressungsversuchen und Einschüchterung waren Kessler und
Kneis vom Rest der Band isoliert. Am 17.2.1983 wurden sie getrennt zum
Rat des Bezirkes Kultur vorgeladen. Da beide nicht als Berufsmusiker
tätig waren, forderte die Kulturverwaltung von ihnen die Rückgabe des
Berufsausweises als Tanz- und Unterhaltungsmusiker, was dem totalen
Berufsverbot gleich kam. Theoretisch hätte Kessler in einer anderen
Band spielen können, was er nicht wollte und um nicht in Verdacht einer
Anstiftung zu gelangen. In den Protokollen lässt sich die geplante
Aktion der Behörden nachvollziehen.[99]
Mehrmals suchte Kessler erfolglos Hilfe beim Rechtsanwalt Wolfgang
Vogel, der als Vermittler bei Ausreisegesuchen agierte. Auch mehrere
Eingaben beim Ministerium des Inneren und des Staatsrates blieben ohne
Auswirkung. Im Februar 1983 suchten Kessler und Kneis und im Mai 1983
das Ehepaar Kessler die Ständige Vertretung der BRD in der DDR auf, um
ihre Ausreise zu beschleunigen. Dies war der gesuchte Grund, um am
16.6.1883 Dietrich Kessler und Hans Joachim Kneis zu verhaften und zu
inhaftieren.
Kessler wurde vorgeworfen, er habe sich über seinen Bruder um
Unterstützung an das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen
gewandt, was nach § 97 StGB die Interessen der DDR schädige und sich
der landesverräterischen Agententätigkeit nach § 100 Abs. 1 StGB
schuldig gemacht. 24 Monate Haft für Kessler und 22 für Kneis waren das
Urteil.[100]
Dietrich Kessler wurde vom Westen freigekauft und verließ am
20.9.1984 im Sammeltransport über Gießen die DDR, Hans Joachim Kneis
folgte zwei Monate später.[101]
4.
Fazit
Trotz der westlichen kulturellen Muster, die über die Medien in das
Land kamen, versuchte der Staat eine eigene Kultur aufzubauen. Mühsam
erkämpfte sich die Rockmusik der DDR in der Jugendkultur ihren festen
und anerkannten Platz. Gemessen an der internationalen Entwicklung war
sie allerdings ein Anachronismus. Was stilprägende ausländische Gruppen
vorgaben, wurde in der DDR verspätet etabliert. Durch die benötigte
Ausbildung, die Förderungsmaßnahmen, durch eine institutionalisierte
Kunstkritik und durch die Subvention nach verbindlichen und allgemein
akzeptierten Kriterien wurde die Rockmusik als eine Kunstform
betrieben.[102]
Die Blüte des DDR-Rocks in den siebziger Jahren zeigte sich in
vielen Facetten. Sie konnte recht gut gedeihen, weil der
„Schulterschluss“ zwischen Staat und Rockmusikern in dieser Zeit am
Engsten war. Der für die Anerkennung eingeforderte Kompromiss hieß
Eigenständigkeit in der künstlerischen Ausdrucksform und Abgrenzung vom
Westen. Durch die staatliche Wertschätzung entwickelte sich eine
Rockszene im abgeschlossenen Raum mit allen Privilegien. Allerdings
fehlte ihr der direkte internationale Vergleich. Im abgesteckten Rahmen
bewegten sich die Bands und konnten so zu Ruhm und Ehre gelangen. Dem
Staat blieb letztendlich immer nur die Möglichkeit, auf neue Moden und
Stile zu reagieren. Durch Umbenennung und Einordnung in die
sozialistische Lebenswelt setzten sich diese Strömungen mit anderem
Namen dann doch durch. Dazu war allerdings Geduld und Hartnäckigkeit
notwendig.
Nicht jede Band brachte die notwendige Toleranz auf, um einerseits
die systematische Vereinnahmung als Kunstobjekt zu ertragen und
anderseits der ständigen Gängelei und Bevormundung bei den Produktionen
oder den Auftritten ausgesetzt zu sein. Die Gruppe Magdeburg hatte
sie trotz ihrer Erfolge nicht. Sie gehörte zu den Beispielen, deren
Kompromissfähigkeit begrenzt blieb bei den immer wiederkehrenden
Kleinkriegen mit Kulturfunktionären und Medienleuten. Ihre Geschichte
als mangelnde Anpassungsfähigkeit an gesellschaftliche Normen und
Regeln von einzelnen jungen Musikern oder als persönlichen Konflikt
Dietrich Kesslers mit den staatlichen Behörden zu bewerten, wäre zu
kurz gegriffen. Zu viele Musiker verließen das Land auf Grund von
Behinderungen ihrer musikalischen Fähigkeiten. Die Entwicklung der Gruppe Magdeburg resultierte
aus ihrem ohnmächtigen Kampf um akzeptable Arbeitsbedingungen. Die
Ausreiseentscheidung war die konsequente Einschätzung ihrer
Möglichkeiten und eine Absage gegenüber hoffnungsloser Versprechungen.
Der Staat reagierte, die Gruppe diente als Exempel und als Abschreckung
für andere. Mit Erpressungen, Überwachungen und Psychoterror wurden die
Betreffenden zermürbt und eingeschüchtert. Hier ließen die Mächtigen
keinen Zweifel an ihren Intentionen, andersdenkende Personen mit allen
Mitteln zu bekämpfen.
electra dagegen gibt es heute noch. In der dargestellten
Zeit gehörte die Band zu einer der erfolgreichsten des Landes. Bernd
Aust führte die Gruppe mit bemerkenswertem Geschick durch das
schwierige Fahrwasser der DDR-Kultur. Dabei nutzte er die gebotenen
staatlichen Möglichkeiten, um den Erfolg der Gruppe weiter auszubauen.
Im Gegenzug ließ electra sich zur Verbreitung sozialistischen
Botschaften einspannen. Das kann nun als Bekenntnis oder Kalkül
gewertet werden. Allerdings lässt sich nicht sagen, dass nur mit Hilfe
der staatlichen Unterstützung der Erfolg möglich wurde. Die Gruppe
durchlebte mehrere Höhen und Tiefen. Trotz ihres Versuches in den
Popgefilden der achtziger Jahre den Anschluss an die neuen Trends zu
erreichen, hatte die einstige DDR-Rockgröße gegenüber den jungen Bands
das Nachsehen. Der Einbruch von electra spiegelte die
kulturpolitische Entwicklung der Rockmusik in der DDR wieder.
Internationale Tendenzen sowie nationale Entwicklungen wurden ignoriert
oder falsch eingeschätzt. Der Bonus, etabliert zu sein und sich im
System helfende Beziehungen und Unterstützungen erarbeitet zu haben,
lief dann ins Leere. Das Publikum wechselte, bis es weg blieb.
Beiden Gruppen konnten sich bis 1980 trotz unterschiedlicher
Unterstützung im Rahmen der Möglichkeiten mit relativem Erfolg
entwickeln. Sie bilden kein typisches Beispiel für ein besonders
konformes oder extrem konträres Auftreten und Verhalten gegenüber dem
Staat.
Mit der DDR-Rockmusik sollte die Jugend an das Land gebunden
werden, sie war neben Literatur und Film ein Bindeglied im System des
staatlich kontrollierten Kulturlebens. Trotz Förderung und
Unterstützung galt das ganze Kulturkonzept als zu schwerfällig, der
riesige Behördenapparat behinderte letztendlich die Künstler.
Die folgenden Jahre zeigten eine Entwicklung der Rockgruppen und
ihrer Musik, die sich dem Einfluss der Instanzen und der staatlichen
Lenkung mit eigenen Wegen und Möglichkeiten völlig entzogen haben.
Auch die singende Konkurrenz des Westens trug ihren Teil dazu bei.
Die Rockszene der BRD bewies, dass auch sie in der Lage war, attraktive
und aussagekräftige Musik in deutscher Sprache zu produzieren. Die
Botschaften in den Liedern von Lindenberg, BAP, Grönemeyer oder
Westernhagen erreichten mühelos die an deutschen Texten gewöhnten
DDR-Jugendlichen. Als Anfang der 80ziger Jahre Punk und New Wave
aufkamen, erlangten neue Gruppen mit direkten und umgangssprachlichen
Aussagen und mit einem modernen Musikstil auch in der DDR zunehmend
Popularität. Eine neue Generation Musiker übernahm dort diese Stile.
Neben den vielen Punkbands und Gruppen, die sich der New Wave Richtung
verschrieben, versuchten Gruppen wie Pankow oder Silly
die Rockmusik im Lande wieder mit frischen Impulsen zu beleben. Die
etablierten DDR-Bands rutschten in eine Schaffenskrise, die Absätze von
Schallplatten brachen ein. Grund dafür war auch der hoffnungslose
technische Rückstand im audio-visuellen Bereich, der in den
Musikaufnahmen und an den licht- und soundtechnischen Anlagen der
Konzerte deutlich zu spüren war. Die Kapazität von Neuproduktionen
hielt trotz Privatstudios mit der internationalen Entwicklung schon
lange nicht mehr stand. Der chronische Devisenmangel und reduzierte
Subventionen bzw. Investitionen in den Studioausstattungen hinterließen
nun ihre Spuren.
Die zeigte sich in der Akzeptanz. Die DDR-Rockmusik, dem
schonungslosen internationalen Vergleich ausgesetzt, wurde immer mehr
zur Randerscheinung und spielte für die nachwachsenden DDR-Jugendlichen
kaum noch eine Rolle. In die Jahre gekommen, etabliert und
privilegiert, hatte sie auch als Indentifikationsfaktor kaum noch
Bedeutung.
Erst einige Jahre nach der "Wende", nachdem eine Sättigung des
Nachholebedürnisses nach internationalen Stars eingesetzt hatte, kam es
zu einem "Revival" der DDR-Rockmusik. Als spätes Bekenntnis zu einer
Musik, mit der diese Generation aufgewachsen war, zeigte sich dann
doch, dass trotz der Umarmung "von oben", nicht nur ein Lebensgefühl
dahinter stand. Ob als Erinnerung an eine Erfahrung in der
untergegangenen DDR, ob als Protest gegen eine neue Vereinnahmung durch
die westliche Dominanz lebt der Ostrock heute weiter. Die Musik spricht
dabei für sich.
Anmerkungen
1] fl-Flöte; sax-Saxophon; keyb-Keyboard; dr-Schlagzeug; voc-Gesang; g-Gitarre; bg-Bassgitarre.
2] Sämtliche Gruppenmitglieder hatten eine abgeschlossene
Berufsausbildung, ehe sie über Zulassungskommissionen an die
Musikhochschule kamen. Z.B.: Aus t- Werkzeugmacher; Ludewig - Maurer,
Fliesenleger; Trepte und Riedel - Maschinenbauer; Sandkaulen -
Rinderzüchter. Vgl.: Demmler, Kurt: electra. In: nl 11/72, S. 64-66.
3] Vgl. Rauhut, Beat in der Grauzone, DDR-Rock 1964-1972, Berlin 1993, S. 244, Balitzki, Jürgen: electra, Lift, Stern Combo Meißen. Geschichten vom Sachsendreier, Berlin 2001, S. 69.
4] Bernd Aust im Sonntag vom 27.5.1984. Zitiert in: Balitzki, Sachsendreier, S. 326.
5] Electra-Combo, Amiga 855 311, 1974.
6] Bernd Aust im Interview am 15.9.2007 in Altenburg, zitiert in: www.deutsche-mugge.de/gast/electra /electra.htm, besucht am 22.11.2007.
7] Vgl.: Balitzki, Jürgen: Rock aus erster Hand. Bernd Aust, Berlin 1985, S. 30, und die Rezension unter www.ostmusik.de/electra_rezension3.htm, besucht am 22.11.2007.
8] Vgl.: Balitzki, Sachsendreier, S. 145.
9] Wicke, Peter/Müller, Lothar (Hrsg.): Gespräche. Walter Cikan. In: Ders.: Rockmusik und Politik, S. 81-88, hier S. 81.
10] Rauhut, Rock in der DDR. 1964-1989, Bonn 2002, S. 51.
11] 1986 splitterte sich die Abteilung Jugendmusik ab und bildete ein eigenes Lektorat.
12] U. a. gehörten dazu: Texter Gisela Steineckert und Fred Gertz,
als Chefproduzent für Tanzmusik, Klaus Hugo, Horst Fliegel, der Leiter
der Hauptabteilung Musik des Staatlichen Komitee für Rundfunk (unter
dem Pseudonym Ralf Petersen einer der meistproduzierten
Schlagerkomponisten), Wilhelm Penndorf Leiter den Zentralen Lektorats
Tanzmusik und Schlagerkomponist, Luise Mirsch und Walter Cikan als
Produzenten. Die Besetzung änderte sich auch, da oft zu lange
diskutiert wurde. Vgl.: Leitner, Rockszene, S. 176f, Wicke/Müller,
Gespräche. Walter Cikan, S. 82f, Wicke, Peter/Müller, Lothar (Hrsg.):
Gespräche. Luise Mirsch. In: Ders.: Rockmusik und Politik, S. 72-80,
hier S. 75f. 13] Wicke/Müller, Gespräche. Walter Cikan, S. 82.
14] Ebd..
15] Vgl.: Ebd., S. 84.
16] Balitzki, Sachsendreier, S. 72.
17] Vgl.: Ebd., S. 69-73 und Wicke, Peter/Müller, Lothar (Hrsg.):
Gespräche. Walter Bartel. In: Ders.: Rockmusik und Politik, S. 89-103,
hier S. 92f. 18] Vgl.: Balitzki, Sachsendreier, S. 12f.
19] Balitzki, Sachsendreier, S. 133.
20] Dittmann, Ingeborg: Den Worten einen Klang geben. In: nl 10/76, S. 30-35, hier S. 35.
21] electra: Adaptionen, Amiga 855 501, 1976.
22] Rezension unter www.ostmusik.de/electra_rezension4.htm, besucht am 22.11.2007.
23] Balitzki, Sachsendreier, S. 152.
24] Balitzki, Rock aus erster Hand, S. 31.
25] Kam ein Lied übers Meer, Hallo 76, Amiga 855 468, 1976; Ich halt an die Zeit, Disco-Tip, Amiga 855 565, 1977.
26] Arnold Schönberg (1874-1951) Komponist schuf mit der Zwölftontechnik eine Neuordnung des Tonmaterials.
27] Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769) Fabel- und Liederdichter der Aufklärung.
28] Balitzki, Sachsendreier, S. 147.
29] Der grüne Esel, Rhythmus 76, Amiga 855 475, 1976.
30] electra: 3, Amiga 855 762, 1980.
31] Vgl.: Rezension der Platte unter: www.deutsche-mugge.de/klassiker/reviews/dsm.htm, besucht am 29.11.2007.
32] Vgl.: Rezension der Platte unter: www.deutsche-mugge.de/klassiker/reviews/dsm.htm, besucht am 29.11.2007.
33] electra: Die Sixtinische Madonna, Amiga 855 802, 1980.
34] Balitzki, Sachsendreier, S. 202, Stellungnahme von electra, ND vom 22.11.1976.
35] Ebd., S. 202f.
36] Michael Heubach beschreibt die Vorgehensweise der Behörden bei Lift. Vgl.: Ebd., S. 203.
37] electra zog nie nach Berlin, um dichter an der
Medienbasis zu sein, unterstützte Dresdenprojekte (Frauenkirche-Spezial
CD, Einnahmen zum Aufbau gespendet), Auftaktkonzerte immer in Dresden. 38] Vgl.: Balitzki, Sachsendreier, S. 202-209.
39] Vgl.: Meyer, Madonna von Sisto, nl 5/79, S. 35.
40] Bernd Aust im Telefongespräch mit Andreas Fink am 15.10.2007.
41] Bernd Aust im Interview am 15.9.2007 in Altenburg.
42] Vgl.: Balitzki, Sachsendreier, S. 189f.
43] Ein Pseudonym für Hartmut König.
44] electra: Ein Tag wie eine Brücke, Amiga 855 809, 1982.
45] Balitzki, Rock aus erster Hand, S. 33.
46] Balitzki, Sachsendreier, S. 224.
47] Ebd., S. 157.
48] Balitzki, Rock aus erster Hand, S. 37.
49] Vgl.: Hintze, Götz: Rocklexikon der DDR. Das Lexikon der Bands,
Interpreten, Sänger, Texter und Begriffe der DDR-Rockgeschichte, Berlin
1999, s.v. 'Klosterbrüder', S. 167.
50] Balitzki, Sachsendreier, S. 87.
51] Kessler, Dietrich: Stasi-Knast, Berlin 2001, S. 57.
52] Ebd., S. 59.
53] Die Klosterbrüder gehörten zu den Bands, deren Name in
den Protokollen der MfS ständig auftauchte, wenn es zu
Auseinandersetzungen der Staatsorgane mit umherreisende Rockfans kam.
Vgl.: Kopien und Abdrucke der Protokolle in: Balitzki, Sachsendreier,
S. 176-183. 54] DT 64: Klosterbrüder: Lied einer alten Stadt/ Lift: Soldat vom Don, Amiga 456 133, 1975; Rhythmus 75, Amiga 855 434, 1975.
55] Kessler, Stasi-Knast, S. 66.
56] Balitzki, Sachsendreier, S. 164.
57] Ebd., S. 166f.
58] Ebd., S. 169.
59] Ebd., S. 165.
60] Vgl.: Ebd., S. 161-171.
61] Balitzki, Sachsendreier, S. 171.
62] Kessler, Stasi-Knast, S. 67.
63] Vgl.: Ebd., S.66f.
64] Kessler, Dietrich: Im Westen viel Neues, Berlin 2004, S. 297. Abdruck der Kopie seiner Stasiakte ohne Signaturangabe.
65] Ebd..
66] Kessler, Stasi-Knast, S. 67.
67] Gruppe Magdeburg: In meinem Land, Kalt und heiß, Amiga 456 188, 1976.
68] Vgl.: Balitzki, Sachsendreier, S. 198.
69] Disko Tip: Magdeburg: Oh, oh Otto, Amiga 855 565, 1977.
70] Vgl.: Hintze, Rocklexikon, s.v. 'Magdeburg', S. 192-194.
71] Brünnig, Waltraut: Magdeburg. In: M&R, 1/80, S. 28.
72] Magdeburg: Ebbe und Flut, Feuer in der Nacht, Amiga 856 363, 1978.
73] Magdeburg: Verkehrte Welt, Was wird morgen sein, Amiga 856 421, 1979.
74] Kessler, Stasi-Knast, S. 68f.
75] Magdeburg: Magdeburg, Amiga 855 703, 1980.
76] Witte, Jan auf der Rückseite des Covers der Magdeburg-LP.
77] Kessler, Stasi-Knast, S. 70.
78] Ebd., S. 69.
79] Vgl.: Kessler, Westen, S. 135. Abdruck der Kopie seiner Stasiakte ohne Signaturangabe.
80] Nichtsozialistisches Währungsgebiet.
81] Vgl.: Hannover, Irmela: Doppelagent in Sachen Deutsch-Rock. Der
Musikverleger und -produzent Peter Schimmelpfennig. In: Hannover/
Wicke, Puhdys, S. 115-122, hier S. 116, 119.
82] Es wurde nur das Honorar für die Einspielung bezahlt. Amiga
kaufte die Tonträgerrechte und vergab die Lizenzen. Das galt als
Gegenwert für die Produktionskosten. Nur die Puhdys, Roland Neudert,
Frank Schöbel, Manfred Krug und Karat bekamen über einen
Exklusivvertrag 4% der Netto-Einnahmen. Vgl.: Hentschel, Christian:
Interview mit Henning Protzmann, S. 118. 83] Kessler, Stasi-Knast, S. 71.
84] Magdeburg: Hundsgemein, Vorsicht, Glas!, Amiga 456 469, 1981. Text im Anhang S. 12.
85] Vgl.: Brünnig, Waltraut: Magdeburg. In: M&R 10/81, S. 24.
86] Vgl.: Information am 6. und 8.10.1981. In: Kessler, Westen, S. 131f. Abdruck der Kopie seiner Stasiakte ohne Signaturangabe.
87] Ebd.; S. 146. Abdruck der Kopie seiner Stasiakte ohne Signaturangabe.
88] Vgl.: Information zur Platte Rock Bilanz 1981, Amiga 855
889/90. In: Rauhut, Birgit und Michael: AMIGA - Die Diskographie aller
Rock- und Popproduktionen 1964-1990, Berlin 1999, S. 373.
89] Vgl.: Kessler, Westen, S. 212. Abdruck der Kopie seiner Stasiakte ohne Signaturangabe. Und: Ders., Stasi-Knast, S. 84.
90] Kessler, Stasi-Knast, S. 81.
91] Hintze, Rocklexikon, s.v. 'Magdeburg', s.v. 'MCB', S. 198, s.v. 'Kleeblatt', S. 166.
92] Kessler, Westen, S. 127. Abdruck der Kopie seiner Stasiakte ohne Signaturangabe.
93] Vgl.: Ebd., S. 90-97. Abdruck der Kopie seiner Stasiakte ohne Signaturangabe.
94] Vgl.: Ebd., S. 110-113. Abdruck der Kopie seiner Stasiakte ohne Signaturangabe.
95] Vgl.: Ebd., S. 130-139. Abdruck der Kopie seiner Stasiakte ohne Signaturangabe.
96] Ebd., S. 136. Abdruck der Kopie seiner Stasiakte ohne Signaturangabe.
97] Ebd., S. 141. Abdruck der Kopie seiner Stasiakte ohne Signaturangabe.
98] Vgl.: Ebd., S. 174, 205. Abdruck der Kopie seiner Stasiakte ohne Signaturangabe.
99] Vgl.: Ebd., S. 257-268. Abdruck der Kopie seiner Stasiakte ohne Signaturangabe.
100] Vgl.: Ebd., S. 298-314. Abdruck der Kopie seiner Stasiakte ohne Signaturangabe.
101] Vgl.: Kessler, Stasi-Knast, S. 265-272.
102] Vgl.: Peter Wicke im Interview mit Jürgen Balitzki, in: Balitzki, Sachsendreier, S. 192-195.
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