Thema | Kulturation 1/2004 | Deutsche Kulturgeschichte nach 1945 / Zeitgeschichte | Christian Senne | Der Deutsche Freiheitssender 904 Die Stimme der KPD von 1956 – 1971
| Am
17. August 1956 stufte das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) in der BRD als
verfassungswidrig ein. Die Partei wurde verboten und deren Auflösung
angeordnet. Die Gründung von Ersatzorganisationen wurde untersagt und
das Vermögen zu „gemeinnützigen Zwecken“ eingezogen./1/
Durch das Verbot 1956 entfiel der Partei der legale Rahmen zur
Werbung und Verbreitung ihrer Ideen. Parteiarbeit musste von nun an
konspirativ geführt werden und Parteizeitungen wie allgemeine Schriften
illegal weiterverteilt werden. Die Umstände jedoch erschwerten eine
massenwirksame Verteilung. Schon am Tage des Verbots sprang daher eine
Rundfunkstation helfend zur Seite, um den in der Illegalität lebenden
Genossen eine Anleitung zu geben.
Der Deutsche Freiheitssender 904 (DFS 904) tauchte als „Stimme der
KPD“ wie aus dem Nichts am Tage des Verbots der KPD, dem 17. August
1956, um 20 Uhr im Äther auf Mittelwelle auf. Er sollte über 15 Jahre
in Richtung Bundesrepublik Deutschland senden, bevor er genauso
plötzlich am 30. September 1971 wieder verstummte. Während seiner
gesamten Lebensdauer umhüllte sich der Sender mit einem Schleier der
Konspiration, welcher auch über 30 Jahre später noch nicht restlos
gelüftet ist.
Schon am Abend des 17. August 1956, dem Tage des KPD-Verbotsurteils
durch das Bundesverfassungsgericht, startete der DFS 904 mit einer
ersten Sendung. Mit einer kurzen Vorlaufzeit in der Planung des Senders
meldete sich die „Stimme der KPD“ als der „einzige Sender der
Bundesrepublik, der nicht unter Regierungskontrolle steht“ von nun an
regelmäßig im Äther, um seine Sicht der politischen Dinge zu
verbreiten. Dass dies tatsächlich jedoch vom Staatsgebiet der DDR aus
erfolgte, konnte nur kurz geheim gehalten werden, wurde aber von der
DDR nie offiziell bestätigt. Schnell deckten westdeutsche Behörden und
die Presse die Sendeanlagen Burg bei Magdeburg als Ausstrahlpunkt des
DFS 904 auf. Schon in finanzieller und technischer Hinsicht war die
„kleine“ KPD von der „großen“ SED abhängig, um den Betrieb eines
leistungsstarken Senders aufrechterhalten zu können.
Die Entstehungsphase des Senders im Jahr 1956: Aufbau, Ausstattung, Zielsetzung
Der konkrete Planungsbeginn für den Sender 904 läßt sich nicht mehr
genau feststellen. Heinz Priess (1915-2001), langjähriger Chefredakteur
des DFS 904, erinnert sich in seiner Autobiographie jedoch an den
Umstand, der ihn zum Sender brachte. Anfang August 1956 wurde Priess
ins ZK der SED einbestellt, wo er Herrmann Matern (1893-1971) treffen
sollte./2/ Matern war es, der Priess den Politbürobeschluss zur
Installierung eines Radiosenders mitteilte, um die Agitation und
Propaganda der KPD vor Ort ersetzen zu können. Dies bedeutete, dass die
SED wohl schon vor Anfang August von einem wahrscheinlichen Verbot der
KPD in der BRD ausgegangen war. Ein von Priess beschriebener
Politbürobeschluss der SED ließ sich jedoch nicht auffinden./3/ Die
Marschrichtung gab Matern jedoch in dem zehnminütigen Gespräch
unmissverständlich vor: Elf Jahre nach Beendigung des Naziregimes werde
nun die KPD wiederum verboten. Dies sei auch als Schlag gegen die DDR
zu werten und erfordere deshalb die Klassensolidarität mit den Genossen
der KPD in der BRD. Der wichtigste Punkt sei dabei die Ersetzung der
Propaganda und Agitation vor Ort durch einen konspirativen Sender, ein
Grund, warum beim Gespräch auch das PB-Mitglied der KPD Oskar Neumann
zugegen war./4/ Er sollte in der ersten Zeit die Grundlinie der KPD bei
Redaktionssitzungen darlegen./5/ Eine weitere Personalfrage wurde
ebenso direkt durch Matern vorgegeben: In der Anfangsphase sollte Rudi
Singer (1915-1980), den Sender „provisorisch“ leiten. In seiner Zeit
als Chefredakteur des Senders musste Singer seine vorherige
Chefredakteurstelle bei der Freiheit in Halle ruhen lassen, nahm diese
dann von 1958 bis 1963 wieder auf. Ab 1963 war er dann Leiter der
Abteilung Agitation des ZK der SED und stellvertretender Vorsitzender
der Agitationskommission beim PB. Von 1966 bis 71 bekleidete er das Amt
des Chefredakteurs beim Neuen Deutschland (ND). Singer, der ab 1967
Mitglied des ZK war, übernahm schließlich ab 1971 den Vorsitz des
Staatlichen Rundfunkkomitees. Priess bekam am Ende des kurzen Gesprächs
mit Neumann und Matern die Order, sich bei der Abteilung Agitation der
Westabteilung zu melden, wo ihm nähere Informationen mitgeteilt würden.
So meldete er sich also in der Westabteilung, wo er von Max
Spangenberg (1907-1987) näher instruiert wurde. Spangenberg, ebenfalls
ein Spanienkämpfer und in der DDR seit 1954 stellvertretender
Abteilungsleiter bzw. Leiter des Arbeitsbüros der Westkommission des PB
des ZK der SED /6/, beauftragte Priess, eine Redaktion und ein
Sendeschema zusammenzustellen. Geld spiele dabei weniger eine Rolle,
ließ Spangenberg wissen, ohne aber Beträge zu nennen. Jedoch lagen die
Gehälter beim Sender in der Anfangsphase wohl deutlich über dem
DDR-Durchschnittsgehalt. Priess bekam weiterhin sein Intendantengehalt
von 2000 Mark, eine Cutterin sollte 900 Mark monatlich, ein Redakteur
1000 Mark bekommen. Im Vergleich dazu bekam in den 80er Jahren ein mit
gleichen Aufgaben betreuter Mitarbeiter beim DDR-Rundfunk als
Anfangsgehalt nur 700 Mark, so Priess./7/ Unterlagen der SED
ZK-Abteilung Verkehr- und Verbindungswesen können die relativ hohen
Gehälter beim DFS 904 bestätigen. Im Jahresplan von 1957 wird ein
Gesamtdurchschnittslohn von 543 Mark beim staatlichen Rundfunk
angegeben./8/
Priess dachte laut eigener Erinnerung bei diesem Auftrag „sofort“
an den „Soldatensender-Calais“, der im Zweiten Weltkrieg mit Jazz und
Big-Band-Sound, sowie frechen und lässigen Sprechern mit großer Wirkung
Informationen bei den deutschen Landsern einschleuste und suchte daher
auch besonders nach Sprechern mit westdeutschem Akzent, um einen
Sendestandort des DFS 904 in der BRD besser vortäuschen zu können./9/
Die Aufgabenstellung des Senders wurde schon durch die allgemeine
Vorgabe seitens Materns gegenüber Priess beim Gründungsgespräch
deutlich. Präzisiert durch das ZK der SED und den eigenen Vorstellungen
der KPD-Führung wurde diese Grundaufgabenstellung während der gesamten
Sendezeit des DFS 904 beibehalten. Priess selbst sah den Sender zwar
als „Stimme der KPD“, aber die Sendungen sollten nicht nur als solche
gesehen werden, sondern vielmehr als eine „oppositionelle Stimme in der
bundesdeutschen Landschaft gelten“./10/ Die Ansage erläuterte dies
allabendlich: „Hier ist der Deutsche Freiheitssender 904! Der einzige
Sender der Bundesrepublik, der nicht unter Regierungskontrolle steht.“
Aus der Endphase des Senders sind Dokumente erhalten geblieben, die
zeigen, dass das Ziel, die vermeintliche Wahrheit in die Bundesrepublik
zu tragen, bis zum Ende aufrecht erhalten wurde. In einer Vorlage für
das PB der KPD hieß es am 24.11. 1968, dass man trotz vorangegangener
DKP-Gründung daran glaubte, die BRD würde auch ohne polizeiliche Mittel
eine legale Verbreitung kommunistischer Druckerzeugnisse verhindern zu
wissen. Die fehlenden „Millionengelder“ erschwerten zudem die
massenwirksame Verbreitung, so dass nur die Avantgarde der
Arbeiterklasse erreicht werden konnte. Daher beschrieb die Vorlage, die
aus der Sendeleitung stammte, den Rundfunk weiterhin als einzige
Möglichkeit, die Masse der westdeutschen Arbeiter zu erreichen und
unterstrich somit die weiterhin geltenden Bedingungen, die 1956 zur
Gründung des DFS 904 führten. Zudem bestehe noch der Vorteil, dass
nicht erst abonniert werden müsse, um kommunistische Gedanken nach
Hause zu bekommen./11/
Da eine Massenwirksamkeit nicht durch eine mobile Sendeanlage in
der Bundesrepublik umzusetzen war, aber trotzdem der Anschein erweckt
werden sollte, aus dem bundesrepublikanischen Untergrund zu senden,
schwieg man sich über den Sendestandort während der gesamten
Lebensdauer des Senders aus. In einer dem Verfasser vorliegenden, nicht
datierbaren Stationsansage meldete man sich ironisch mit: „ Hier ist
der Deutsche Freiheitssender 904. Standort: Links von Bonn!“
Die Infrastruktur des Senders von 1956 bis 1971
Der tatsächliche Sendestandort war Reesen bei Burg in der Nähe von
Magdeburg. Über einen der beiden Sendemasten wurde 904 dazugeschaltet,
um durch Grenznähe und günstiger Ausbreitung nach Norden und Süden von
Westdeutschland das Zielpublikum gut erreichen zu können. Vom
Sendestandort war dies eine gute Ausgangslage, jedoch hätte man dazu
auch eine störungsfreie Frequenz benötigt. Anfangs benutze man die
exakte namensgebende Frequenz von 904 kHz, wanderte aber in den Jahren
auf etwa 908 kHz, was aber bei den damaligen Empfangsgeräten nicht
weiter auffiel. Ursprünglich war die Frequenz dem sowjetischen Sender
Radio Wolga zugeteilt, der Sendungen für ein „Hilfskomitee zur
Rückführung russischer Emigranten in die Heimat“ ausstrahlte, aber
schon seit längerer Zeit außer Betrieb war. Insgesamt stand eine recht
starke Sendeleistung von 250 kW zur Verfügung, die allerdings durch
starke Interferenzen der Nachbarkanäle beeinträchtigt wurde. 904
quetschte sich regelrecht zwischen den Sender Mailand sowie die
BBC-London und begrenzte dadurch eine bei ähnlicher Sendeleistung und
freier Frequenz zu erzielende Reichweite erheblich./12/
Als Studio stand dem Sender immer Einrichtungen des Staatlichen
Rundfunks der DDR zur Verfügung, von dort kamen auch die Technikerinnen
und Techniker zum Sender, die nicht der KPD, sondern ausschließlich der
SED angehörten./13/ Die ersten Sendungen kamen noch aus dem
Hauptgebäude des DDR-Rundfunks in der Nalepastraße in Berlin. Das
Sendestudio nahm daraufhin sein erstes festes „Gast-Domizil“ in Grünau
ein, auf dem Gelände eines Ausweichstudios des DDR-Rundfunks, wo auch
die technischen Gerätschaften schon vorhanden gewesen waren./14/ 1957
wurde das „Versteck“ immer bekannter, ein weiterer Umzug stand an, um
die Konspiration wahren zu können. Selbst die BRD-Presse erhielt später
den Hinweis auf den genauen Standort des Sendestudios: Regattastrasse
277, Berlin-Grünau./15/ Da war die Redaktion aber schon wieder
umgezogen, diesmal nach Friedrichshagen, wo man sich in einem Waldstück
heimlich in einer Villa einrichtete. Diese war eine ehemalige
Ausbildungsschule des DDR-Rundfunks, deren Gelände auch von der
Volkspolizei genutzt wurde. Erst Mitte der 60er Jahre bekam der Sender
ein eigenes Domizil, für damalige Verhältnisse großzügig in Anwesen und
Studiotechnik ausgestattet. Diese letzten Jahre verbrachten die
Redaktion und das Sendestudio in Bestensee bei Königs-Wusterhausen, auf
einem abgeschirmten Gelände direkt am See./16/
Ohne Hilfe der SED war also gar nicht an einen Aufbau eines
Geheimsenders zu denken gewesen, schließlich hatte die KPD keinerlei
technische Ausrüstung zur Verfügung. Auch das technische Know-how kam
von SED-Seite, so dass sich am Sender eine Organisationsstruktur
gemischt aus KPD und SED herausbildete.
Der Sender im Organisationsgefüge von KPD und SED
Die regelmäßig abgehaltenen Parteiversammlungen der an den
Sendungen beteiligten Mitarbeiter ergeben anhand der archivierten
Protokolle ein aufschlussreiches Bild über die eigene
Organisationsstruktur. Als einen ersten größeren Zeitraum kann hier
1956 bis 1960 betrachtet werden. Die insgesamt zehn Mitglieder der SED
und acht Mitglieder der KPD, die damals für den Sender tätig waren,
betrachteten sich laut Protokoll von 1960 „automatisch als eine
Parteiorganisation“./17/ Jedoch stellte die Leitung des Senders schon
1958 „Stagnation“ im Parteileben fest und gab die Parole „Stillstand im
Parteileben heißt Rückgang in unserer Arbeit“ aus, um so auf die ihrer
Meinung nach „gefährlichen Auswirkungen“ beim Ausbleiben von
politischen Diskussionen hinzuweisen./18/ Was war geschehen? Das in den
Protokollen beschriebene Parteileben existierte eigentlich nur auf dem
Papier. Die Behauptung von 1960, die Mitarbeiter hätten sich
„automatisch als Parteigruppe“ gefühlt, ist nur eine nachgeschobene
Ausrede. Die eher der Agitation verpflichteten Redakteure behandelten
politische Grundsatzfragen, also Propagandafragen, kurzerhand aus
pragmatischen Gründen innerhalb der täglichen Redaktionssitzungen mit.
Diese „Kollegiumssitzungen wie auch die täglichen
Redaktionsbesprechungen können niemals Ersatz für politische
Diskussionen über die Politik und die Beschlüsse der Partei sein“/19/
wurde weiter manifestiert. Somit folgte eine Unterteilung in vier
Parteigruppen: Redaktion, Technik, Hausverwaltung und Wache. Zwei Jahre
später jedoch wurde diese Aufteilung weiter vorangetrieben und eine
Trennung noch in KPD und SED eingeführt und deren Parteiarbeit auf die
„Richtlinien der KPD bzw. SED“ eingestellt. Wettbewerb zwischen den
Parteigruppen Technik und Redaktion um den Titel einer „sozialistischen
Brigade“ sollten ebenfalls zu mehr Dynamik im Parteileben führen.
Jedoch wurden für alle zwei Monate und bei wichtigen Anlässen
gemeinsame Sitzungen veranlasst, Kaderfragen sollten unter Zuziehung
des jeweils anderen Sekretärs der Gruppe besprochen werden./20/ Bei
Bewertung dieser Umstellung muss die sowieso vorhandene Unterteilung in
Technik und Hilfspersonal, die ausschließlich von Seiten der SED
gestellt wurden, sowie die aus KPD-Leuten bestehende Redaktion in
Erinnerung gerufen werden. Vermutlich waren einige leitende Köpfe
beiden Parteien verpflichtet, so auch Heinz Priess./21/ Die KPD-Gruppe
unterstand zusätzlich einem Sekretär, eingesetzt vom PB der KPD, dessen
vorrangige Aufgabe es war, Parteimaterial weiterzuleiten und in
umgekehrter Richtung Anfragen und Beschwerden der Genossen
entgegenzunehmen./22/ 1962 wird per KPD-PB Beschluss das Kollegium des
DFS bestätigt und Jupp Mallmann zum Redaktionssekretär gewählt. Ein
weiterer Posten ist der des Leiters der Parteiredaktion, den
schließlich Heinz Kampe bekommt./23/ Gleichzeitig mit der Bestätigung
Mallmans wird auch das Kollegium im Amt bestätigt. Hierbei handelt es
sich m. E. nach um die leitenden Funktionen innerhalb der Redaktion.
Mallmann wollte sich jedoch auf eine Anfrage des Verfassers hin nicht
zum Thema DFS 904 äußern. Als Redaktionsleiter wird Heinz Priess an
erster Stelle vor seinem Stellvertreter Emil Carlebach (1914-2001)
genannt. Carlebach wurde eines der ersten Opfer des westdeutschen
Berufsverbots und stand ab 1956 für 12 Jahre unter Haftbefehl, die
Zeit, die er beim DFS 904 verbrachte./24/ Jedoch war er der
Parteiführung vermutlich zu selbständig, denn trotz seiner
journalistischen wie auch agitatorischen Fähigkeiten, die ihm durchaus
zum „idealen Chef“ befähigt hätten, blieb Carlebach aus diesem Grund
immer auf die zweite Reihe beschränkt./25/ Dem Kollegium war in
nächster Instanz die Sendeleitung übergeordnet, im ständigen Kontakt
mit ZK und PB der KPD. Neben Erich Glückauf, der als politischer
Anleiter beim Sender fungierte, indem er immer wieder die Linie der
Partei erklärte, war auch Erich Jungmann (1907-1986) in der
Sendeleitung des DFS 904 zu finden. Seine Funktion ist jedoch nicht
ganz festzustellen, da er sich wohl kaum direkt in der Redaktion
blicken ließ. Anfang 1951 wurden ihm seine französischen Kontakte zu
Noel Field zum Verhängnis und er verlor seinen zuvor erworbenen Sitz im
Parteivorstand der KPD. Zusätzlich wurde er aus Westdeutschland zurück
in die DDR berufen. Jungmann bekam Chefredakteursposten bei
SED-Zeitschriften und geriet 1953 erneut in eine Parteiüberprüfung,
diesmal wegen angeblicher prozionistischer Haltung im Zusammenhang mit
einem Schauprozeß gegen Rudolf Slánský in Prag. 1956 wurde Jungmann
nach „Bewährung“ intern rehabilitiert. Nach einer Tätigkeit als
stellvertretender Chefredakteur bei der Berliner Zeitung wurde Jungmann
per SED- Politbürobeschluss 1959 mit dem Posten in der Sendeleitung des
DFS 904 abgefunden. Der gleiche Politbürobeschluss der SED hob Glückauf
in die Parteileitung der KPD./26/ Aus der PB-Sitzung der SED 37/59 geht
auch hervor, dass sich die SED in Fragen der KPD ein letztes Wort
vorbehielt. Für eigene Leute, die sowohl SED, als auch KPD zugehörig
waren, musste ein Antrag vom PB der KPD an das der SED eingereicht
werden. Zusätzlich wachte die Westabteilung über die Ausstrahlungen des
Senders. Spangenberg und Hähne seien jedoch als die Beauftragten
wahrscheinlich „viel zu faul gewesen“, den Sender regelmäßig zwecks
Überprüfung mitzuhören, erinnert sich Priess. Falls es doch einmal
wieder wegen des Programms eine Vorladung ins ZK der SED gab, dann
konnte Priess sich seine Zugehörigkeit zu KPD und SED zu Gute halten
und die Situation wohl häufig entschärfen./27/
Diese Verstrickung zeigte sich auch deutlich bei der praktischen
Umsetzung der Konspiration als eines der Hauptpunkte in der
Organisation des DFS 904 als Geheimsender im Kalten Krieg. Sie zeigen
ebenso gut das Selbstverständnis der am Sender Beteiligten.
Konspiration als Grundverständnis und ihre Umsetzung
Die SED half ihrer Schwesterpartei auch bei Umsetzung der
Konspiration im Alltag. Neben der zuvor erwähnten Verschleierung der
Produktionsstätten, sollte auch die offizielle Betätigung der
Beteiligten in der DDR verschleiert werden, um den Status eines
Geheimsenders aufrecht erhalten zu können. Die offizielle Anstellung
der Mitarbeiter des Senders erfolgte daher auch unverfänglich bei der
SED ZK-Abteilung Verkehr – und Verbindungswesen. Von dort kamen auch
die Gehälter am Monatsende, immer in Form von Bargeld in einem
Umschlag./28/
Konkrete Konspirationsmaßnahmen prägten die Situation am Standort
des Studios vor Ort. Immer wieder wurden den Mitarbeitern Vorschriften
zur Geheimhaltung des Standortes eingeschärft. Selbst das Privatleben
der Mitarbeiter hatte sich nach konspirativen Regeln zu richten.
Oberstes Gebot war die „Schweigepflicht über die Tätigkeit für alle,
auch gegenüber den engsten Familienangehörigen hin, auch gegenüber
staatlichen Organen der DDR hin. Was in dieser Beziehung zu regeln ist,
geht über die Leitung des Hauses.“/29/ Im vorgefundenen Dokument ist
selbst der Standort nicht festgehalten, stattdessen wird nur der
Begriff „Objekt“ für den Standort Regattastraße und „Neues Objekt“ für
Berlin-Friedrichshagen verwendet. Den Mitarbeitern war es untersagt,
sich in der Nähe des Standortes vom S-Bahnhof (gemeint ist
wahrscheinlich der S-Bahnhof Friedrichshagen) von Verwandten und
Bekannten abholen zulassen, bzw. sich mit diesen dort vor oder nach der
Arbeit zu verabreden. Vor diesen durfte auch nichts über die Arbeit
verlautbart werden, auch nicht auf indirekten Wege, z.B. durch
Bestätigung auf eine Frage hin: „Nicht Bestätigung für Dinge geben –
auch nicht in der Form: du weißt ja, ich brauche nichts zu sagen,
kannst Dir ja vorstellen.“ Telefonate aus dem Objekt durften nur im
Ausnahmefall geführt werden, auch wenn eine direkte Telefonkontrolle
mit Belegzetteln nicht eingeführt wurde. Über Sendemanuskripte sollte
ebenso nicht allzu laut diskutiert werden, wie mit weiteren
Angestellten des Objekts über inhaltliche Dinge der Sendungen. In allem
hatte der konspirative Grundsatz zu gelten: „Sage es dem, der es wissen
muss und nicht dem, der es wissen könnte.“/30/ Nachweislich ab 1962
werden stärker Decknamen zur Verschleierung der richtigen Identität
eingesetzt, zuvor waren Mitarbeiter mit dem Vornamen genannt worden.
Das Kollektiv nannte sich als ganzes mit dem Namen „Valentin“. Heinz
Priess ist „Robert“, Erich Glückauf nannte sich je nach Funktion im
Sender oder bei der KPD zuerst „Rüdiger“, später auch „Thomas“./31/
Begründet wurde dies immer wieder mit dem Selbstverständnis und der
Aufgabenstellung des Senders:
„Wir sind keine normale Parteieinheit wie im Sinne eines
volkseigenen Betriebes in der DDR oder sonst einer Parteieinheit im
legalen Rahmen. Wir sind auf einen Posten gestellt – und das scheint
bei uns manchmal etwas verloren zu gehen – wir haben eine politische
Schlüsselposition in der Agitationsarbeit unserer Partei. […] Wir
stehen in der vordersten Linie des Parteikampfes mit den besonderen
Umständen. [...]“/32/
Konspiration am Sender sei nur die „reale Einschätzung der Ziele
und Absichten des Gegners“, über die man vorgab, im Bilde zu sein./33/
Allerdings kann auch der Verdacht geäußert werden, die konspirativen
Vorgaben seien nur aus Gründen der Personalführung in diesem extremen
Maße propagiert worden. In der Anfangsphase hatte eine gewisse
Konspiration durchaus Sinn. Die meisten der Mitarbeiter beim Sender
wurden mit Haftbefehl in der BRD gesucht. Um bei einer illegalen
Rückkehr und einer möglichen Verhaftung nicht zusätzlicher Vergehen und
Straftaten schuldig zu sein, war eine Verschleierung durchaus sinnvoll.
Allerdings hatten diejenigen, die sich für länger in der DDR
einrichteten, nichts dergleichen zu befürchten. Der Redaktionsalltag,
der schnell einzog, konnte daher auch gut mit Mitteln der Konspiration
gesteuert werden und so die Linie der KPD wirksamer umgesetzt werden.
Nach dem weiteren Umzug nach Bestensee, wo ein angeblich härteres Klima
herrschte/34/, was Programm und Umsetzung der Parteilinie betraf, war
ein Einstellkriterium für eine Tätigkeit Ende 1968 ein „legaler Status“
in Westdeutschland, damit der Genosse auch ohne weiteres für Zwecke in
Westdeutschland eingesetzt werden konnte. Unklaren Fällen bezüglich des
Status in der BRD wurde eine Parteimitgliedschaft in der SED nahe
gelegt. Vermutlich zeigten sich hier jedoch die Auswirkungen der
DKP-Gründung beim DFS 904: Auch wenn sich der Sender weiterhin als
Stimme der KPD sah, glaubte er das Anliegen der DKP, sowie der
außerparlamentarischen Opposition und der Studenten zu vertreten./35/
Der Sender blieb bis zu seiner Abschaltung 1971 der ursprünglichen
Aufgabenstellung als Geheimsender treu und vermittelte diese stetig
Mitarbeitern wie Parteiführung. Die Konspiration des Senders war hierzu
eine Art Kitt, der auch eine Art Daseinsberechtigung darstellte und
deshalb auch den Redakteuren ihre besondere Aufgabe immer wieder in
Erinnerung rufen konnte.
Zusammensetzung und Tagesablauf der Redaktion
Während seiner gesamten Sendezeit umfasste die Redaktion des DFS
904 im Schnitt etwa 15 Redakteure. Diejenigen, die auch hinter dem
Mikrofon saßen, waren alle westdeutschen Ursprungs, um mundartlich
einen Sendestandort in der BRD besser vortäuschen zu können. Neben
einigen jungen Redakteuren, wie dem vom Verfasser als Zeitzeugen
interviewten Adolf Broch (1929 – 2003), waren viele ältere verdiente
kommunistische Journalisten in den Reihen der Redaktion zu finden.
Außer Emil Carlebach fand auch Grete Thiele (1913-1993), die ebenso wie
Max Reimann Mitglied des Ersten Deutschen Bundestags gewesen war, ihren
Weg zum Freiheitssender. Thiele blieb bis etwa Mitte der 60er Jahre und
war dann eine der Hauptakteurinnen in einer Gruppe von KPD-Leuten, die
1968 bei Innenminister Gustav Heinemann vorsprachen und die Weichen für
die DKP-Gründung legten./36/ Auch der Filmautor und Schriftsteller Karl
Georg Egel (1919-1995) sollte sich laut westdeutschen
Pressemitteilungen und der in der Folgezeit publizierten Anmerkungen
über den DFS 904 als Redakteur beim Sender aufgehalten haben./37/ Dies
ist aber weder im SAPMO nachweisbar noch gab es eine anderweitige
Bestätigung. Vielmehr wehrte sich der Sender im Oktober 1963 und
dementierte eine Funktion Egels beim DFS 904./38/ Da der DFS 904 nie
direkte oder indirekte Bestätigung über seine Mitarbeiter gab,
erscheint dieses Dementi als durchaus wahrheitsgemäß. Mit
Schreibkräften zählte der Sender 1962 etwa 22 Personen, die bei
„Valentin“ tätig waren. Mitte der 60er Jahre muss die Anzahl, auch
wegen mehr Möglichkeiten zur Tätigkeit im Westen, geschrumpft sein und
ständige Fluktuation geherrscht haben./39/
Ihre Informationen zur Programmgestaltung nahmen die Redakteure zum
größten Teil aus den westdeutschen Presseerzeugnissen,
Hauptargumentationslinien wurden von den Agitationsabteilungen der KPD
und SED vorgegeben. Um auch mit den neusten Vorgängen in
Westdeutschland vertraut zu sein, zapfte man illegal den Fernschreiber
der Deutschen-Presse-Agentur (dpa) an./40/ Man versammelte sich
täglich, sichtete die Westpresse und verschaffte sich somit einen
Überblick über die von dpa und der Staatlichen Nachrichtenagentur der
DDR (ADN) gesendeten Ankündigungen zu Themen des Tages. Ebenso war das
westdeutsche Fernsehen eine vielbeobachtete Quelle für die Redaktion.
So wurde z.B. regelmäßig der „Höfer-Frühschoppen“ ausgewertet./41/ Im
Kollektiv wurden Themen für die Sendung diskutiert und schließlich auch
zu Papier gebracht. Dabei war die Redaktion für DDR-Verhältnisse
ungewöhnlich autark für Entscheidungen, was gesendet werden soll./42/
Eine immer wieder in der Forschungsliteratur kolportierte Meinung,
Programme würden erst in Studios, u.a. in Leipzig, vorproduziert und
dann nach Abnahme auf den Weg nach Burg geschickt, hielt sich
hartnäckig bis zum heutigen Tage, kann aber hier eindeutig widerlegt
werden. Tatsache war, dass Beiträge zwar vorproduziert wurden und auch
die Musik mit diesen vorher gemischt wurde, jedoch Nachrichten
ausschließlich live gesprochen wurden, um besonders aktuell sein zu
können. Der Redaktion stand hierfür eine Standleitung zum Sendestandort
zur Verfügung./43/ Eine Vorzensur musste in diesem Sinne auch gar nicht
stattfinden, da alle Redakteure überzeugte Kommunisten auf Linie der
Partei waren.
Herausgekommen ist also ein im Vergleich zu offiziellen DDR-Sendern
ungewohntes Programm, das Hörerkreise verschiedenster Art an sich
binden konnte. Bevor diese jedoch näher beschrieben werden, muss erst
einmal ausführlich das Programmangebot des Senders vorgestellt und
bewertet werden.
Das Programm des DFS 904
In der Anfangsphase meldete sich der Sender zunächst täglich um 20
und 22 Uhr mit je einer Stunde Programmdauer auf Mittelwelle. Die
Sendezeit wurde in den kommenden Jahren ständig aufgestockt, beachtet
man die überlieferten Sendeansagen. Kadermäßiger Abbau und sonstige
Sparzwänge zwangen den Sender Ende 1968 zu Programmkürzungen. Auf
Beschluss des PB der KPD fiel die Frühsendung weg, und in den
Abendsendungen wurde mit vielen Wiederholungen gearbeitet:
19.00 – 19.30 Uhr - Politische Sendung mit Musik
21.00 – 21.30 Uhr - Erste Wiederholung mit Ergänzungen
22.00 – 22.45 Uhr - Wiederholungen der Sendung von 19.00 Uhr/44/
Ende 1969 fielen die Sendungen der „Bruderparteien“ einer Programmkürzung zum Opfer./45/
Das Grundgerüst der Programme bestand während der gesamten
Lebensdauer des DFS 904 aus einer abwechslungsreichen Mischung von
aktueller Schlagermusik und Wortbeiträgen. Die Musik wurde kurzerhand
von Radio Luxemburg oder auch dem RIAS mitgeschnitten und dann wieder
in die eigenen Programme eingefügt. Auch aktuelle Plattenkäufe in der
BRD waren nicht selten. Da es in der BRD wohl eine Abmachung gab, dass
die neusten Schlagermelodien erst einmal in den Plattenläden verkauft
werden sollten, um Mitschnitte vom Rundfunk zu unterbinden, hatte der
DFS 904 schon durch Nichtbeachtung dieser Abmachung einen Vorteil um
die Hörergunst./46/
Zwischen den Musikeinlagen gab es zumeist kurze Nachrichten und Informationen oder vermeintliche Agentendurchsagen, wie z.B.:
„Achtung, Achtung, wir rufen Kleingärtner. Zum Rasieren Rasenmäher
benutzen. Ich wiederhole. Achtung, Achtung, wir rufen Kleingärtner. Zum
Rasieren Rasenmäher benutzen. Ende der Durchsage.“/47/
„Achtung, Achtung, wir rufen Kräuterhexe. Wir brauchen dringend
Baldrian. Ich wiederhole. Achtung, Achtung, wir rufen Kräuterhexe. Wir
brauchen dringend Baldrian. Ende der Durchsage“/48/
Die sog. „Eidechsen“ waren jedoch nicht vermeintliche
Agentendurchsagen, sondern ein reines Stilmittel, um die Konzeption des
Senders als Geheimsender zu unterstützen. Die Redaktion dachte sich
jeden Tag neue Eidechsen aus, um die Hörer an einer vermeintlichen
geheimen Durchsage, die zumeist mitten in die Musik gesprochen wurde, teilhaben zu
lassen und gleichzeitig zu unterhalten. War es wirklich einmal von
Nöten, Genossen in der BRD zu warnen, wurden diese Informationen der
Wichtigkeit wegen am Anfang der Sendung platziert, z.B. bei drohenden
Hausdurchsuchungen. Dies stellte aber eine Ausnahme dar./49/
Neben den Kurzinformationen und Musik waren u. a. Sendungen für die
Bundeswehr, die Sendung „Hier spricht die KPD“ und „Aus Betrieb und
Gewerkschaft – Sendung für die Bergarbeiter“ als längerer Beiträge
feste regelmäßige Bestandteile des Programms des DFS 904.
Das „Format“: Inhaltliche Konzeption zur Hörerbindung
Auch wenn es in den 50er Jahren Medienwissenschaftlern vermutlich
als verfrüht erscheint, von „Formaten“ in der deutschen
Rundfunklandschaft zu sprechen, verwendete der DFS 904 schon einige der
Instrumente, die den Charakter und Wiedererkennungseffekt des Senders
steigerten.
Da wäre vor allem die Schlagermusik als Mittel zu nennen, die Hörer
an den Sender binden sollte. Zwischen den einzelnen Musikstücken wurden
Kurzinformationen platziert, die sich der Hörer schon deswegen anhören
musste, da darauf weitere aktuelle Musik folgte. Viele der längeren
Beiträge umfassten eine auch heute im Rundfunk gerne verwendete Länge
von etwa drei Minuten. Sie sollten die Hörer ebenfalls am Umschalten
hindern und auch den nicht politisch interessierten Hörer der BRD nicht
überstrapazieren. So kam eine fast ausgewogene Mischung von Wort- und
Musikanteil von etwa fünfzig zu fünfzig zustande, wobei in der
Frühsendung durchaus mehr Wert auf die Musik gelegt wurde. Nachteil
dieser Vorgehensweise bei dreiminütigen Beiträgen war die Verknappung
des Politischen auf die Kernpunkte, weshalb die Zeit für die Sendung
Hier spricht die KPD, die als Anleitung der in der BRD befindlichen
KPD-Anhänger gedacht war, zumeist länger war./50/ Feste Rubriken hatten
ihre festen Sendeplätze. Im ersten Abendprogramm gab es einen täglichen
Kommentar, die Sendung „Aus Betrieb und Gewerkschaft“ und das Programm
für die KPD. Das zweite Abendprogramm startete mit der Sendung für die
Bundeswehr. Die Frühsendung bestand aus Wiederholungen der Beiträge der
Abendsendungen und aktuellen Ergänzungen.
Einschränkend muss natürlich erwähnt werden, dass die einzelnen
Rubriken und Beiträge durchaus flexibel gestaltet wurden. Bei
vermeintlich wichtigen Anlässen wurde die durchschnittliche
Beitragslänge gekappt und mit wenig Rücksicht auf den gewohnten
Programmablauf Reden und Kommentare von KPD- oder SED- Funktionären in
vollständiger Länge wiedergegeben. Im Oktober 1963 war dies im
Zusammenhang mit dem 65. Geburtstag Max Reimanns festzustellen. Am
beliebtesten war unter den Redakteuren der Sendeteil, mit dem die
zweite Abendsendung regelmäßig startete. Die Sendung für die Bundeswehr
war es, die den Sender auch am bekanntesten machte und bei der die
Redakteure so „richtig auf den Putz hauen“ konnten./51/ Als Beispiel
wird daher im folgenden Kapitel exemplarisch die Sendungen des zufällig
ausgewählten Monats Oktober 1963 näher betrachtet.
Die Sendung für die Bundeswehr im Oktober 1963
Nach dem „Zapfenstreich“ meldete man sich mit diesem Programmteil
speziell für die westdeutschen Soldaten. Umrahmt von den neusten
Schlagern gab es einen etwa fünfminütigen Beitrag, der zumeist über die
für den Sender skandalbehafteten Zustände in bundesdeutschen Kasernen
berichtete. Die Sprache wurde bewusst salopp gehalten, man sprach die
Soldaten im Umgangston an, eine Methode, der sich auch schon die
Soldatensender im zweiten Weltkrieg bedienten.
„N’Abend, Kameraden. Ich wünsche Euch einen angenehmen
Sonntagabend. Morgen geht der normale Wochendienst wieder los, und
darum ist jede Stunde der Entspannung heute wertvoll. Eines aber möchte
ich Euch noch für die nächsten Tage mit auf den Weg geben. Seid
vorsichtig, Jungs.[...]“/52/
Inhaltlich wurde die Glaubwürdigkeit der Bundeswehrführung massiv
angezweifelt, was stark mit der Einbindung ehemaliger führender
Wehrmachtsangehöriger in die neue Armee zusammenhing. In den Sendungen
wurde daher die Bundeswehrführung als bewusste Übertreter des geltenden
Rechts dargestellt und dies auf agitatorische Weise an konkreten
Beispielen festgemacht.
In einem Fall wurde ein Soldat zu einer Geldstrafe bei einem
angeblich von ihm nicht verursachten Verkehrsunfall verurteilt, für den
Sender der Beweis, dass „Macht vor Recht gilt“ und den Soldaten das
Wehrgeld aus der Tasche gezogen werden soll. Sprachlich wurde dabei
alles in einem vertrauten, fürsorglichen Ton gehalten./53/ Die
sonstigen Themen der Sendung für die Bundeswehr beschäftigen sich im
Oktober 1963 u. a. besonders mit dem Beschwerderecht für Soldaten der
Bundeswehr, Manöver- und Ausbildungsunfällen, schlechter Ausrüstung und
der Bundeswehrleitung. Generelles Ziel war dabei, dem
Bundeswehrsoldaten aufzuzeigen, dass er unnötig für eine falsche Sache
verheizt werde.
Die Serie über das Beschwerderecht begann am 30. September 1963 mit
der Aufklärung der Soldaten über ihre Rechte laut Beschwerdeordnung.
Dabei wurde der Anstieg von Beschwerden innerhalb der Bundeswehr zum
Anlaß genommen, sich diesem Thema ausführlich zu widmen. „Die Devise,
ein guter Soldat gehorcht und beschwert sich nicht, stimmt heute nicht
mehr.[...] Wir schlagen Euch deshalb vor, in Fällen, wo es Beschwerden
gibt, und die häufen sich ja in der letzten Zeit ständig, Euch sowohl
an den Wehrbeauftragten als aber auch an die Öffentlichkeit zu wenden.
Das ist um so notwendiger, um endlich mit den ständigen Schikanen und
menschenunwürdigen Methoden gegenüber den Wehrpflichtigen Schluss zu
machen.“/54/
In der Sendung vom 7. Oktober wurde dann die Beschwerdeordnung noch
einmal aufgenommen und die Soldaten darin erinnert, dass eine
Beschwerde innerhalb von 14 Tagen zu erfolgen habe. Man empfehle den
schriftlichen Weg, so der Sender, um Durchschläge des Briefes auch an
die Öffentlichkeit bringen zu können. Es folgte darauf ein Beispiel
über einen Ausbilder, der seine Rekruten schikanierte und deswegen,
allerdings erst Monate später, von einem Gericht zu sechs Monaten
Gefängnis verurteilt wurde. Der Sender ermahnte daher die „Jungs“,
zügiger Beschwerden in die Öffentlichkeit zu tragen. Der öffentliche
Druck ermögliche dann auch eine härter Bestrafung von
„Menschenschindern.“/55/ Am darauf folgenden Tag erfolgte dann Teil
III, agitatorisch sehr geschickt, da so der Soldat erst einmal die
Sendung vom Vorabend reflektieren konnte. Es wurden noch einmal
eindringlich die Schikanen des Ausbilders beschrieben, um dann die
Situation zu verallgemeinern:
„Ja, Kameraden, und das alles geschieht in der Bundeswehr unter
den Augen der Ausbildungsoffiziere, um nicht zu sagen, unter der
Anleitung der Offiziere. Solche Ausbilder sehen die Offiziere gerne in
ihren Reihen. Aber, Jungs, lasst Euch das nicht länger gefallen. Tretet
an die Öffentlichkeit. Prangert solche Misshandlungen als das an, was
sie wirklich sind, nämlich nach § 31 des Wehrstrafgesetzes
„entwürdigende Behandlung.“[...]“/56/
Die Führung der Bundeswehr war konsequenterweise regelmäßig
Zielscheibe der Sendung. Teilweise wurde behauptet, Soldaten hätten
sich sorgenvoll an den DFS 904 gewendet, um Auskunft über einen neuen
Befehlshaber zu bekommen./57/ Immer wieder „klärte“ der Sender auf,
dass es ehemalige Nazigeneräle seien, die jetzt in der Bundeswehr vom
Atomkrieg „träumten.“/58/
Ebenso wurde regelmäßig über minderwertiges Material in der
Bundeswehr berichtet, das dann zu Flugzeugabstürzen oder
Manöverunfällen führte. Hier entpuppte sich als Informationsgeber
wiederum einmal mehr die westdeutsche Presse. Der Spiegel berichtete am
26. September 1963 in einem längeren Bericht über schlechte
Panzerketten, deren Kettenpolster sich lösten und im vorliegenden Fall
durch die Scheibe eines Zivilautos schlugen und dabei ein Schulmädchen
töteten. Ein Prozess gegen den verantwortlichen Fahrer verlief negativ,
da es sich um Materialfehler handelte. Das Magazin berichtete von schon
mangelhaften Einkauf seitens des Verteidigungsministeriums./59/ Diese
Vorlage hat sich der Sender darauf auch nicht entgehen lassen. Für den
Sender flogen, die Sache bewusst verschärfend, die Gummiketten bei
Manövern mit „geschoßartiger Geschwindigkeit“ durch die Gegend.
Verdanken hätten die Soldaten die schlechten Ketten „den Machenschaften
Strauß`s“, der den Auftrag zur Herstellung an eine befreundete Firma
vergab.
„So werden bei der Bundeswehr Geschäfte gemacht, Geschäfte mit
Eurem Leben, Jungs, denn im Ernstfall, das ist doch wohl klar, ist ein
Panzer, der mit Kettenschaden im Gefecht liegen bleibt, der sichere
Untergang für seine Besatzung. So, und jetzt dürft ihr raten, Jungs,
warum dieser Kettenskandal in der Bundeswehr regelrecht als eine Art
geheime Kommandosache behandelt wird, über die niemand reden darf.
[...]“/60/ Dem Soldaten der Bundeswehr sollte so nicht nur die
Sinnlosigkeit seines Dienstes vor Augen geführt werden, sondern auch
die Chancenlosigkeit. Die Panzerketten wurden am Ende des Monats noch
einmal aufgegriffen und wie immer bei Wiederaufnahme eines Themas in
einen allgemeineren Zusammenhang gestellt.
Die Sendung enthielt einen Bericht über einen Flugzeugabsturz eines
Bundeswehr-Düsenjets und berichtete auch über serienmäßige Ausfälle von
Panzern: „Erinnert Ihr Euch? Bei den Panzern der Bundeswehr und auch
bei den der anderen Nato-Partnern bei uns produzierten Panzern flogen
die Ketten durch die Luft. Man kann wirklich sagen, Kamerad, komm per
Fahrrad, das ist sicherer. Von wegen NATO, NATO über alles, kann wohl
hier nicht mehr die Rede sein. Das alles geschieht, wie gesagt, im
Manöver. Und wenn es einmal Ernst wird, dann sind die Panzer Särge die
rollen, die Flugzeuge – Särge, die fliegen und unsere U-Boote –
schwimmende Särge. Da kann man nur noch sagen, wir stehen auf
verlorenem Posten.“/61/
Bei soviel Schikane in der Bundeswehr musste der DFS 904 von Zeit
zu Zeit auch einmal Alternativen aufzeigen. Dies geschah im Oktober
1963 anhand eines Berichtes von „drüben in der DDR“. Von der Nationalen
Volksarmee wurden die ersten Wehrpflichtigen entlassen, die ihren
achtzehnmonatigen Wehrdienst abgeleistet hatten. Der Sender schilderte
die harmonischen Abschiedsfeiern und beschrieb die fürsorgliche
Behandlung durch die Armee auch nach der Entlassung, die sich u. a.
durch Wiedereingliederung in die Berufswelt ausdrücke. Natürlich gebe
es auch Einheiten in der BRD, die „als gute Kameraden“ auseinander
gingen. „Aber die Fälle, wo die Wehrpflichtigen am letzten Tag
besonders ihre Abneigung gegen bestimmte Offiziere zum Ausdruck
brachten sind nicht selten. [...] Wie gesagt, Kameraden, das sind
Erscheinungen, die Euch veranlassen sollten, einmal darüber
nachzudenken. Macht’s gut, dann bis morgen Abend um die gleiche
Zeit.“/62/
Wirkung des DFS 904 – Hörerreaktion und Einflussnahme von außen
Unzweifelhaft ist eine Wirkung durch die Sendungen des vermeintlich
geheimen DFS 904 erreicht worden, wenn auch nicht nur in Richtung des
eigentlichen Adressaten, den Zuhörern in der BRD. Möchte man diese
Wirkung jedoch beschreiben, bedarf es vorab wiederum einiger
Überlegungen zu den Quellen, anhand deren dies geschehen soll. Wie sind
die Rückmeldungen zu den Programmen von verschiedener Seite aus zu
gewichten? Hatte das Feedback zum Sender eine Wirkung als
Steuerinformation?
Von offizieller Seite der BRD ist nur wenig aufzufinden gewesen.
Indirekt jedoch zeigt das eifrige Transkribieren der Sendungen, dass
man in den BRD-Staatsorganen durchaus wissen wollte, welcher Inhalt
über den DFS 904 gesendet wurde. Ob Reaktionen von staatlicher Seite
der BRD auf Sendungen des DFS 904 Auswirkungen in der inhaltlichen
Gestaltung der Sendungen hatten, kann jedoch so gut wie ausgeschlossen
werden. Der Sender hätte dies auch eher als weiteren Ansporn auf seinem
inhaltlichen Weg aufgefasst. Als sich Ende der 60er Jahre die beiden
deutschen Staaten schließlich politisch annäherten, war für den DFS 904
mit seinen unbequemen Programmen daher auch kein Platz mehr.
So sind Reaktionen von staatlicher Seite der DDR aus als zu
bewertende Steuerinformation schon deshalb wichtiger, da der Sender
auch in deren Machtgefüge agierte. Hier sind einige Dossiers erhalten,
die einen guten Einblick in die Auffassung des DDR-Staatsapparats zum
DFS 904 enthalten.
Ein weiterer Komplex im „Feedback“, das der Sender bekommen hat,
sind Hörerreaktionen. Diese sind allerdings nur auf wenige Jahre
beschränkt, da der Sender erst in den letzen Jahren ab 1967 eine
Postfachadresse in Wien bekannt gab. Die interne Bewertung und der
Umgang mit der Hörerpost lassen jedoch gute Rückschlüsse zu. Ergänzend
kann man Berichte von illegalen westdeutschen KPD-Gruppen hinzufügen,
die zur Anfangsphase des Senders der Parteileitung ihre Auffassung über
die Programme des Senders zukommen ließen.
Grundsätzlich muss jedoch auf die Empfangsbedingungen des DFS 904
vorab eingegangen werden, diese waren natürlich wichtigste
Vorraussetzung für eine Massenwirksamkeit. Hierbei mangelte es jedoch
schon gewaltig. Zwischen zwei starken Sendern aus Mailand und London
eingequetscht, verursachten die Sendungen des DFS 904 in vielen
Regionen des Hauptzielgebietes BRD ein nervtötendes Pfeifen, das durch
die Überlagerung der Sender zustande kam. Die Frequenzwahl muss wohl
eines der Rätsel bleiben. Vermutlich war die offizielle Zuteilung an
die Sowjetunion, die diese an den DFS 904 abtrat, der ausschlaggebende
Punkt. Über die Probleme in der Frequenzwahl machte man sich
offensichtlich im PB von SED und KPD keine Gedanken.
In der Mitte und im Süden der BRD war der Empfang sehr dürftig,
ebenso im Ruhrgebiet. Lediglich im Norden der Republik und natürlich in
der Reichweite der Bodenwelle, also der direkten Welle des Senders, war
der Empfang gut./63/ Seltsamerweise war in den Urlaubsgebieten Italiens
der Empfang besser, und der Sender war stärker als der im Norden
stationierte Sender Mailand, wie Urlauber dem DFS 904 berichteten./64/
In Berlin war der Empfang des Senders auch nur unter erschwerten
Hörbedingungen möglich, vermutlich einer der Hauptgründe, warum nicht
häufiger Programmanalysen von SED-Seite angefertigt wurden. Es war den
Genossen der SED vermutlich einfach zu mühsam, sich dem Pfeifen
auszusetzen, um die Sendungen abzuhören. Nur bei einem der seltenen
Ausfälle des Senders Burg wurde ersatzweise der Sender
Königs-Wusterhausen angeschaltet, damit die Sendung nicht ausfiel. Dies
ermöglichte dann zur Freude der in Berlin wohnenden Redakteure einmal
guten Empfang des DFS 904./65/ Die KPD-Führung reagierte auf diese
schlechte Ausgangsbasis für eine große Wirksamkeit des Senders, wenn
auch vergebens. Nachdem sich Beschwerden der westdeutschen Genossen,
insbesondere aus Bayern, Süd-West, und besonders Rheinland-Pfalz über
die schlechten Empfangsmöglichkeiten häuften, beschloß das KPD-PB
Vorschläge für die Verbesserung des Empfangs u.a. direkt an Walter
Ulbricht anzutragen. Die insgesamt drei Vorschläge, weitere
Sendeanlagen auf 904 kHz dazuzuschalten, einen anderen Sendemast, z.B.
des Deutschlandsenders, der in der BRD besser zu empfangen war, anstatt
des in Burg befindlichen zu benutzen oder sogar UKW-Sendungen
einzurichten, wurden jedoch nicht realisiert./66/ Allerdings waren die
Vorschläge auch nicht besonders hilfreich, da der Empfang vorrangig ein
Problem der schlechten Frequenz und nicht der Sendanlage und
Sendestandort war, sowie UKW-Sendungen nur sehr eingeschränkt in der
BRD zu hören gewesen wären. Dies minimierte schon einmal die mögliche
Wirksamkeit des Senders, jedoch riefen die Sendungen Reaktionen in den
staatlichen Stellen hervor, die ursächlich mit dem Inhalt der Programme
zu tun hatten.
Reaktion von staatlicher Seite
a) in der BRD
Der Deutsche Bundestag beschäftigte sich ab 1960 mehrmals mit dem
DFS 904, entweder bei kleinen Anfragen im Zusammenhang mit den
Rundfunkausstrahlungen der DDR in Richtung Westen, oder bei Debatten
zwischen Regierung und Opposition, in der der Sender als Ursprung
irgendeines Gerüchts genannt wurde. Zum Beispiel in der
Spiegel-Fragestunde im Bundestag am 8. November 1962 erklärte der
damalige Bundesminister für Verteidigung, Franz-Josef Strauß, im
Zusammenhang mit dem Vorwurf, dass einige der Gutachter bezüglich einer
Bewertung des Nachrichtenmagazins ehemalige SS-Führer seien:
„Ich habe auch festgestellt, woher eine solche Behauptung stammen
könnte. Wir haben umfangreiches Material geprüft. Wir sind dabei darauf
gekommen, eine Propagandaquelle, nämlich der Sender 904, vor kurzem
einen Gutachter, einen Oberstleutnant, angegriffen, ihn als SS-Führer
bezeichnet und dagegen Stellung genommen hat, dass ein solcher
SS-Führer als Sachverständiger vor Gerichten aufgetreten sei.“/67/
Auch die Bundeswehr reagierte auf die ständigen Zersetzungsversuche
des Senders und informierte in unregelmäßigen Abständen ihre Soldaten.
Vermutlich war man sich eben doch nicht darüber sicher, wie stark die
Sendungen bei den Soldaten Wirkung zeigten. Daher wurde den Soldaten
neben den Aufgaben des Senders, die demokratische Grundordnung der
Bundesrepublik zu untergraben, der Zweck der Beeinflussung in der
Sendung für die Bundeswehr erläutert. Es gelte für den Sender, die
Kampfkraft der Bundeswehr zu schwächen und „sie bei den Partnern als
Racheinstrument vertrauensunwürdig zu machen.“ Den Soldaten werde
suggeriert, eine Verteidigung mache überhaupt keinen Sinn, daher sei
Desertion ein guter Ausweg. Erreicht werde dies zusätzlich durch die
Verleumdung der Bundeswehrführung und die vielen Darstellungen von
Unfällen, Schikanen und der Behauptung, die Bundeswehr bilde für den
Atomkrieg aus. Immer wieder werde betont, die BRD plane den
Angriffskrieg. In den Programmen entstehe dies besonders durch
„kunterbuntes Mischen“ von Faktoren wie „Übertreibung, Verleumdung,
Verdächtigung, Auslassung und Appelle an das Gefühl“, erklärte man den
Soldaten./68/ Der gleiche Wortlaut wurde den Soldaten der Bundeswehr
auch in den „Informationen für die Truppe“ präsentiert, unter Betonung,
dass der Sender nichts mit dem Begriff „Freiheit“ zu tun habe. /69/
Eingeschaltet wurde der Sender in den bundesdeutschen Kasernen
regelmäßig, wenn auch fast ausschließlich wegen der aktuellen
Schlagermusik.
Ein im Bundeshaus in Bonn ansässiger „Industriewarndienst“ übernahm
eine ähnliche Funktion für die BRD-Wirtschaftsunternehmen.
Veränderungen in der Vorgehensweise des DFS 904 wurde an die Mitglieder
weitergeben. Der Sender habe unter Benutzung fingierter Adressen bei
westdeutschen Firmen angerufen und ihnen Werbezeit angeboten. Dies habe
jedoch nur den Zweck, die Hörerzahl des Senders zu steigern.
Tatsächlich gebe es höchstens Werbebotschaften nach dem Beispiel „Peter
Stuyvesand – der Duft der großen, weiten Welt. Welch ein Gegensatz zum
kleinliche Mief der Hallstein-Doktrin (904 am 11.7.65)“ zu hören./70/
Ob dies der Realität entsprach, kann allerdings bezweifelt werden.
Möglicherweise handelte es sich hierbei auch um eine Art
Gegenpropaganda des „Industriewarndienstes“, der den DFS 904
diesbezüglich zur Festigung seines Feindbildes in seine Schreiben
einfügte. Tatsächlich lief nie Werbung über den Sender, auch scheint
eine „Telefonaktion“ für einen konspirativ arbeitenden Sender eher
fraglich, selbst wenn er angeblich fingierte Adressen für diese Aktion
benutzte.
Schließlich können noch zwei kleinere Vorgänge im
Bundesinnenministerium Auskunft über die Einschätzung der DDR-Agitation
in Richtung BRD geben, die den DFS 904 mitberücksichtigten. In einer
kleinen Anfrage der Fraktion der FDP vom 7. Juni 1961 wurde der
damalige Innenminister Gerhard Schröder aufgefordert, Stellung zum
Thema Rundfunk- und Fernsehkapazität der „Sowjetzone“ zu nehmen. Die
Fraktion fragte, ob es der Bundesregierung bekannt sei, „dass die
Sowjetzone mit 19 Mittelwellensendern, mit dem „Deutschlandsender“, dem
so genannten „Freiheitssender“ [...] ungestört [was beim DFS 904 nicht
der Fall war, Anm. des Autors] das ganze Bundesgebiet erreicht“ und was
dagegen von Seiten der Bundesrepublik, auch rundfunktechnisch,
unternommen werde./71/
In seiner Antwort vom 14.Juli 1961 kam Innenminister Schröder zu
folgender allgemeiner Einschätzung: „[...] Die gegen die Bundesrepublik
gerichteten Propagandasendungen des sowjetzonalen Rundfunks bedeuten
eine erhebliche Gefahr für die freiheitlich-demokratische Grundordnung
in der Bundesrepublik. Die Bundesregierung hat diese Gefahr frühzeitig
erkannt und sich seit langem bemüht, ihr wirksam
entgegenzutreten.[...]“/72/
Der DFS 904 wurde im Antwortschreiben allerdings nicht explizit
genannt. Dagegenhalten wollte man in Bonn mit dem neu gegründeten
„Deutschlandfunk“, auch die „Deutsche Welle“ werde eine
Programmaufstockung bekommen, versicherte Schröder./73/ Dieses nach
außen und für die Öffentlichkeit bestimmte Schreiben stand jedoch in
seiner Aussage bezüglich der vermeintlichen Gefahr im Widerspruch mit
einem zu späterem Zeitpunkt 1967 verfassten, ausschließlich für den
internen Gebrauch bestimmten Dossier des gleichen Ministeriums, das zu
einem anderen Ergebnis kam. Der SED-Westabteilung war es gelungen, an
eine Kopie zu kommen, die sich im SAPMO wieder fand. Darin kam man
trotz dem ständigen Versuch, u. a. durch den DFS 904, „die Bevölkerung
der Bundesrepublik kommunistisch zu beeinflussen und die Bundesrepublik
herabzusetzen“ und der ständigen Korrespondenz des DFS 904 mit den
ausländischen Hörern im Ergebnis zu einer internen Bewertung, die dem
äußern Bild doch etwas widersprach:
„VI. Insgesamt konnten die deutschen und ausländischen Kommunisten
auch 1966 die innere Sicherheit der Bundesrepublik nicht ernstlich
beeinträchtigen.“/74/
Inhaltliche Analysen des Senders waren nicht aufzufinden, wären
aber vermutlich beim Amt für Verfassungsschutz anzusiedeln. Öffentlich
geschah dies aber trotzdem, nämlich in der Presse der BRD. Auf
östlicher Seite aber rief der Sender bei den staatlichen Stellen ebenso
einen teilweise bizarren Eifer hervor, der sich auf Programmkritik
konzentrierte.
Reaktion von staatlicher Seite
b) in der DDR
Begeistert wurde die Idee des DFS 904 zur Zersetzung der Bundeswehr
aufgenommen bzw. von der SED vorgegeben. Vermutlich wegen der
Popularität bei den Bundeswehr-Soldaten, bei denen die Sendung
hauptsächlich wegen der Musik gut ankam, entschloss sich die
SED-Führung zur Installierung eines eigenen Senders, der ausschließlich
auf diese Zielgruppe ausgerichtet war und fast identisch wie der DFS
904 methodisch vorging: Den Deutschen Soldatensender 935 (DSS 935). Im
Gegensatz zum DFS behauptete der DSS 935 in seinen Sendungen nie aus
der BRD zu senden. Zwar gab es eine Postadresse „Werner Schütz,
Postfach 116, Berlin W8“, diese lag aber nicht im Westsektor der Stadt,
sondern nahe des ehemaligen Reichspostamtes im Ostteil der Stadt, wie
sich unter den Rundfunkhörern schnell herumsprach./75/ Der DFS 904 war
wenig begeistert von der Konkurrenz, die sich von Oktober 1960 an seine
Seite gesellte, musste man sich doch die Sendeanlage mit der Station in
Burg teilen, so dass keine Sendezeit mehr überzogen werden konnte. Vor
Programmstart des zeitlich leicht versetzt sendenden DSS 935 musste der
Sender auf die neue Frequenz umgestimmt werden./76/
Ende 1961 und Anfang 1962 kam der DFS 904 wegen seiner Sendungen
ins Visier des Arbeitsbüros des ZK der SED und des PB-Mitglieds und
Initiators des Senders, Hermann Matern. Das 19 Seiten starke Dossier
über den Sendezeitraum vom 27.11. bis 17.12.1961 wurde u. a. an
Ulbricht, Norden und Reimann verteilt./77/ Es wurde darin massiv die
Argumentationsweise des Senders kritisiert, diese sei vom
Klassenstandpunkt her gesehen zu schwach.
Der Sender mache sich viele richtige Argumentationslinien durch
weitere Meldungen im Laufe des Programms kaputt, da Meldungen und
Kommentare nicht in einer einheitlichen Linie gebracht werden. Als
Beispiel führte Matern die Nachricht vom 6.12.1961 an, dass die Bonner
Regierung sich weigere, „den Rentnern ein Weihnachtsgeschenk
auszuzahlen“. Dieses würde „richtig im Zusammenhang mit den wachsenden
Aufrüstungskosten gebracht. Aber zugleich wurde berichtet, dass auf der
Tagung des Obersten Sowjets der UdSSR der Verteidigungshaushalt um 3,14
Milliarden Rubel erhöht wurde. Dem Hörer drängte sich unweigerlich der
Gedanke auf, dass sowohl in Westdeutschland wie in der Sowjetunion im
Grunde genommen das gleiche vor sich geht.“/78/
Besonders großen Umfang nahm die Kritik an der mangelnden
Motivation ein, die der Sender bezüglich der Mobilisierung der
westdeutschen Arbeiterklasse einnähme. Der Sender riefe lieber
westdeutsche Politiker auf, etwas zugunsten der Arbeiterklasse zu
unternehmen, als selbst zum aktiven Handeln der Arbeiter hinzuleiten.
„Mit diesem Appell an die bürgerlichen Politiker werden der
Arbeiterklasse und sogar den Kommunisten die Rolle und die Aufgaben
zugewiesen, im Nachtrab bürgerlicher Kräfte zu marschieren, der
Arbeiterklasse wird nicht bewusst gemacht, dass sie die führende Kraft
des nationalen Kampfes sein und vor allen selbst aktiv handeln muss, um
eine Politik der friedlichen Koexistenz durchzusetzen.“/79/ Matern
kritisiert diese geförderte Passivität auch an mehreren anderen
Punkten, so die rhetorische Frage des Senders an seine Zuhörer im
Zusammenhang mit einer weiteren Aufrüstung der Bundeswehr: „Glaubt etwa
irgend jemand, die Russen werden tatenlos zusehen?“ seines Erachtens
falsch, da es nicht vor allem „Sache der Russen sei, zu verhindern,
dass die Bonner Ultras Raketenwaffen in die Hand bekommen.“/80/
Zu den Sendungen für die Bundeswehr wurde die grundsätzliche
Austauschbarkeit der Armeen der beiden deutschen Staaten in den
Programmen des DFS 904 kritisiert, da hier besonders der klassenmäßige
Standpunkt fehle. „z.B. wird im Beitrag vom 11.12.1961 u. a. zu den
Befehlen und ihrer Ausführung im Zusammenhang mit dem Eichmann-Prozess
Stellung genommen. Der Judenmörder Eichmann hat sich damit verteidigt,
er habe Befehle ausführen müssen. In der Sendung heißt es dazu:
"Eichmanns Argumente - das sind auch die Argumente der Generäle und
Offiziere in den Stäben der Bundeswehr"; auch diese antworten auf die
Frage, ob sie "einen gesetzwidrigen Befehl auch heute ausführen
würden"...dann: "Befehl ist Befehl, und der muss ausgeführt werden".
Hier wird völlig außer acht gelassen, den Soldaten zu erklären,
dass die Kommunisten nicht grundsätzlich gegen Befehle und ihre
diskussionslose Durchführung sind. Der Sender muss doch den Soldaten
verständlich machen, welchen Interessen die Befehle der westdeutschen
NATO-Generale und welchen Interessen dagegen die Befehle der Nationalen
Volksarmee dienen. Der Sender argumentiert jedoch nicht klassenmäßig.
In keinem Beitrag wird von dem grundsätzlichen Unterschied zwischen der
Bonner NATO-Armee und der Nationalen Volksarmee in der DDR gesprochen.
Daher kann die Argumentation des Senders bei den Bundeswehr-Soldaten
nicht wirken, bzw. kann vom Gegner sogar ausgenutzt werden, um uns bei
den Soldaten unglaubwürdig zu machen. Das trifft z.B. auf die Argumente
des Senders gegen das Offizierskorps der Bundeswehr zu, wie "Eure
Offiziere haben bessere Verpflegung, sie verdienen mehr Geld, haben
bessere Unterkünfte" usw. Manöverunfälle oder Schlägereien werden
sensationell aufgebauscht; es wird gegen den militärischen Drill
gewettert, die Soldaten werden zum "Kurztreten" bzw. zur
Befehlsverweigerung aufgefordert, ohne bei all dem auf den
Klassencharakter von Armeen oder ähnliche prinzipielle Fragen
einzugehen.“/81/
Beschwert hatte sich auch die Führung der Nationalen Volksarmee
(NVA) über die Sendungen des DFS 904. Heinz Priess erinnerte sich
ebenfalls an ein Treffen in Frankfurt/Oder, wo er vom damaligen
Verteidigungsminister Heinz Hoffmann zur Seite genommen und
eindringlich ermahnt wurde, die Soldaten der NVA nicht weiter
„verrückt“ zu machen./82/ Konnte die NVA schon trotz Verbots das Hören
des DFS 904 nicht verhindern, so sollte wenigstens der klassenmäßige
Standpunkt eindeutig sein.
Wie Matern den Sender jedoch sah, zeigt sich in einer Art Fazit des
Berichts, der die Analyse zum Wortprogramm des Senders abschließt:
„Wenn man von den Anforderungen angeht, die Lenin an die marxistische
Presse stellt, so kann man sagen, dass der Sender auf dem Gebiet der
Agitation noch relativ am besten arbeitet, während er seine Rolle als
kollektiver Propagandist und als kollektiver Organisator ganz
unzureichend erfüllt. Gerade die Sendungen für die KPD sind viel zu
wenig darauf gerichtet, wirklich die Parteiarbeit zu verbessern. Der
Sender wird seiner wichtigsten Aufgabe, wirkungsvolles Instrument der
Parteiführung zu sein […] nicht gerecht.“/83/
Matern ließ es sich jedoch nicht nehmen, auch das Musikprogramm des
Senders grundsätzlich zu kritisieren. Abgesehen hatte es der schon
etwas ältere Matern dabei besonders auf Schlagersänger, wie z.B. Bill
Ramsey, dessen „Ami-Masche“ er als „Verschandelung der Sprache in
Richtung Amerikanismus“ empfand. Auch der Einzug des Rock’n’rolls in
das Programm war für das PB-Mitglied Matern eine „Verfallserscheinung“.
Wenn auch einige der Titel, in denen nur die „Liebe“ besungen wurde,
für ihn noch akzeptabel waren, kritisierte er die Verwendung dieser
westdeutschen Schallplattenproduktionen als nicht annehmbar, da „deren
bestimmender Teil ein Bestandteil der politisch-ideologischen
Maschinerie des westdeutschen Imperialismus ist.“/84/
Der 68jährige Matern wußte aber auch die Alternative zu dieser
Musik aufzuzeigen: „Das Musikprogramm sollte in der Richtung geändert
werden, dass der ganze Reichtum der wirkungsvollsten Musik aller
sozialistischen Länder ausgenutzt wird. Zum Beispiel war das
Moissejew-Ensemble aus der Sowjetunion in Westdeutschland sehr beliebt.
Darum kann man durchaus die besten sowjetischen Lieder, Märsche ,
Walzer usw. spielen, ebenso andere wirkungsvolle und populäre
Musikstücke aus den anderen sozialistischen Ländern, die besten
Schlager aus der DDR, die schönsten Lieder aus Kuba, die gleichzeitig
Schlager sind.[...]“/85/
So tauchte als eine der Schlussfolgerungen der Punkt auf, in dem
der DFS 904 aufgefordert wurde, das Musikprogramm in diese Richtung zu
ändern./86/ Er forderte zudem die Sendeleitung auf, die Kaderpolitik
des Senders so zu ändern, dass der Sender qualitativere politische und
ideologische Sendungen bringen könne. Schließlich habe die Redaktion
des Senders die Verantwortung, von Kommissionen eingebrachtes Material
in eine einheitliche politische Linie zu bringen. Um diese Fähigkeiten
zu fördern, bedarf es als weitere Konsequenz einer besseren Schulung
der Mitarbeiter. Außerdem forderte Matern eine besondere
Redaktionsabteilung für Propaganda der SED, die ausführlich Berichte
über den sozialistischen Aufbau der DDR bringen sollte. Dies könne auch
mit Kräften geschehen, die von der SED zur Verfügung gestellt werden
müßten./87/
Tatsächlich änderte sich nicht nur beim Sender die Kaderstruktur in
den darauf folgenden Monaten, sondern bei der KPD insgesamt. Viele der
Redakteure des Senders bekamen, laut einer Vorlage des ZK der KPD an
Max Reimann vom 11.4.1962, in ihrer Parteiarbeit Regionen oder
Sachthemen in Westdeutschland zugeordnet, über deren Vorgänge sie sich
besonders kümmern sollten./88/ Beim Sender änderte sich das Kollegium
im Herbst des Jahres, wie schon zuvor beschrieben./89/ In den folgenden
Jahren wurden weitere „Anregungen“ Materns verfolgt. 1965 befasste sich
eine spezielle Gruppe aus Leuten des PBs der KPD „im Interesse der
schnellen, konkreten Anleitung der Partei für die Zeit des Wahlkampfes“
mit der täglichen Argumentation des Senders./90/ Schulungen der
Redakteure lassen sich nur an einem Beispiel nachweisen: Ende 1968
sandte das Politbüro zwei der Redakteure zu einem halbjährigen Lehrgang
nach Moskau./91/
Musikalisch schien sich jedoch beim Sender nichts zu ändern, was
auch ein vollständiger Mitschnitt vom 1. Mai 1966 beweist. Hier zeigte
sich nur zu offensichtlich das Dilemma, in der die SED-Führung sich
befand. War es bei der NVA einfacher, ein Hörverbot auszusprechen, so
sah es mit der Jugend um so schwerer aus, zumal bei Mittelwellenempfang
nicht einfach wie bei UKW–Empfang Antennen vom Dach verbannt werden
konnten.
Hörerreaktion
Das Interesse an „Hörerfeedback“ läßt sich erst eindeutig ab Mitte
der 60er Jahre feststellen, als man eine Deckpostfachadresse in Wien
als Anschrift für den Sender benutzte. Zuvor gab es Rückmeldungen nur
über die eigenen Kanäle der KPD, die von Empfangsbedingungen und
Reaktion auf den Inhalt der Programme berichteten. Die Reaktionen auf
Seite der SED wurden schon an anderer Stelle beschrieben, deshalb geht
es in diesem Kapitel um die des Zielpublikums.
In der Anfangsphase des Senders gingen regelmäßig Berichte der
verschiedenen illegalen westdeutschen KPD-Gruppen ein. Besonders der
Verband in Schleswig-Holstein kritisierte die „schräge Musik“ des
Senders. Man sollte statt dessen doch einmal „einen Querschnitt durch
Operette und Volksmusik senden“./92/ Die Genossen aus
Nordrhein-Westfalen sprachen sogar von einer einheitlichen „Kritik
gegen das Gedudel“. Der Sender solle sich doch selbst einmal abends von
10-11 Uhr „sich dieses Gekreische servieren lassen“. Grundsätzlich
wünschte man sich „qualifiziertere Argumentation“. Dies gelte
insbesondere für die Ungarn-Frage, man orientierte sich in dieser Sache
deshalb eher nach dem offiziellen DDR- Deutschlandsender. Dem Sender
stehe doch zum gegebenen Zeitpunkt schon mehr Material zur Verfügung,
als wirklich benutzt werde./93/ Der Grundtenor, der Sender mache es
sich bezüglich seiner Sendungen zu einfach, lässt sich auch in den
anderen Berichten der Ortsgruppen feststellen. Allgemeine Parolen wie
„Die Lumpen von der SPD können wir nicht wählen“, wurden als „billig
und oberflächlich“ abgetan./94/ Die uneinheitliche Argumentationsweise,
in einem konkreten Fall mal für eine Streikleitung, dann mal wieder
dagegen, wurde ebenso als ein Manko der Sendungen empfunden./95/
Der Sender schien daher nach den ersten Wochen noch nicht seine
Rolle gefunden zu haben und die nun verbotenen Tageszeitungen ersetzen
zu können. Prallte die Kritik über die Musikauswahl auch an der
Sendeleitung ab, wurden andere Vorschläge, wie einen täglichen
Kommentar zu aktuellen Themen in das Programm aufzunehmen, positiv
beschieden. Dass man sich Kritik stellte, wenn auch im sozialistischen
Sinne, zeigten auch die Jahresversammlungen des Redaktionskollektivs,
in denen, wie schon in einem der vorherigen Kapitel beschrieben,
regelmäßig Programmkritik geübt wurde. Natürlich konnten die Berichte
aus den Landesgruppen keinerlei Repräsentanz bezüglich der Hörerwirkung
darstellen, da diese erst zusammengetragen und dann in zeitlichem
Abstand an den Sender weitergeleitet wurden. Findige Hörer sendeten in
den darauf folgenden Jahren z. T. Hörerbriefe an DDR-Behörden,
insgesamt gingen von 1956 bis 1967 auf dieser Weise aus der
Bundesrepublik 115 Briefe, aus der DDR 150 und dem Ausland 110 Briefe
ein./96/ Eine direkte Hörerresonanz war offiziell erst mit der
Einrichtung des Postfachs in Wien möglich. Am 5. Oktober gab der DFS
904 zum ersten Mal eine Adresse während der Sendung bekannt: Deutscher Freiheitssender 904, Postfach 248, A-1021 Wien, Österreich./97/
Die Auswertung der Hörerpost ergab in der Quantität vom Zeitraum
Oktober 1967 bis Oktober 1969, dass 695 Briefe aus der Bundesrepublik
und eine etwas geringere Zahl von 516 Briefen aus der DDR kamen./98/
Aus dem Ausland erreichten den Sender nochmals 158 Briefe.
Aufgeschlüsselt zeigten sich weniger deutlich die guten
Empfangsgegenden des Senders, als dass eine funktionierende
kommunistische Struktur am Zielort vorhanden war, die zum Hören und
Schreiben animierte. Hauptsächlich aus Niedersachsen,
Nordhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Bayern
meldeten sich Hörer zu Wort. Sieht man allerdings die genaue Zahl von
Hörern, die 1968 aus der Bundesrepublik an den DFS 904 schrieben, mutet
die Hörerzahl von 295 doch sehr gering an. Für die Hörerzahlen aus der
DDR lässt sich von 1968 auf 1969 die Tendenz feststellen, dass diese
stark abnahmen. Die interne Auswertung des Senders stellte fest, dass
sich 25% der eingetroffenen Briefe mit politischen Themen befassten.
Der zusammengefasst als „Jüngere Arbeiter, Studenten und Oberschüler,
Rentner und ältere Angestellte“ bezeichnete überwiegende Anteil der
Schreibenden verlangte Werbematerialen der KPD, beschäftigte sich mit
aktuellen politischen Themen oder meldete sich mit persönlichen
Anliegen an den DFS 904. Aus der DDR kamen größtenteils Zuschriften von
Jugendlichen, die einen Musikwunsch äußerten. Man stellte „in vielen
dieser Briefe [...] eine gute Haltung zu ihrem Staat“ fest./99/ Neben
Bekunden, man möchte der KPD beitreten, kamen aber auch einige Briefe,
in denen der Sender beschimpft wurde. Da wurden die
Redaktionsmitglieder schon einmal als „niederträchtige Schweine“
tituliert und nachgefragt „wann wird den Geknechteten in der Ostzone
eine Gelegenheit gegeben, durch freie Wahlen zu bekunden, wie er leben
möchte“/100/ oder süffisant bemerkt, man solle doch statt immer gegen
den Imperialismus der Bundeswehr mal in die Tschechoslowakei schauen,
wo doch die eigenen Truppen stünden./101/
Die Hörerpost wurde vom Sender von Anfang an als ein weiteres Feld
der Agitation begriffen. Der „Beschluss über Bearbeitung von
Hörerbriefen“ vom 29.11.1967 beschrieb die Arbeit mit den Hörerbriefen
als „ein Teil unseres politischen Kampfes, unseres Parteiauftrages“.
Vom Status des „illegalen Kampfsenders“ sei daher auch nur die Post zu
beantworten, die politischen Inhaltes sei. Zur Beantwortung wurde eine
einstündige Sendung Mittwochs von 21.30 bis 22.30 Uhr veranschlagt, in
der ohne Nennung der Familiennamen und Adressen der Schreiber auf
Wünsche in einer „gestalteten Musiksendung“ eingegangen wurde.
Lediglich Briefe negativen Inhaltes sollten unter vollem Namen und
Absender des Adressaten verlesen werden. /102/ Die Vorlage des
Beschlusses enthielt auch genaue Angaben, was mit negativen Briefen aus
der DDR zu geschehen habe. Diese sollten von „Rüdiger“ ans Sekretariat
gesendet werden, von wo aus sie an das ZK der SED übergeben wurden. Im
konkreten Fall wurde in der Vorlage ein Brief einer Studentin aus
Karl-Marx-Stadt beschrieben, „der üble Verleumdungen und Beschimpfungen
enthält“. Im Beschluss wurde dann zusätzlich noch festgehalten, die
Post aus der DDR „in keiner Weise“ zu beantworten. Die bisherige
Praxis, nur den Namen bei Wünschen ohne das Land DDR zu nennen, hätte
aufzuhören, da dieses die Gefahr in sich barg „in einen bestimmten
Widerspruch zu geraten mit dem, was hier der Jugend gelehrt wird“ und
zudem der Hörerkreis in der DDR noch größer wird. Das Einschalten
Jugendlicher aus der DDR ließe sich schließlich nicht verhindern./103/
Dass Briefe, die ans ZK der SED weitergeleitet wurden, möglicherweise
auch der Staatsicherheit übergeben wurden, wollte Heinz Priess in der
Erinnerung nicht ausschließen, aber auch nicht bestätigen./104/
Interessanterweise forderte man von der Sendeleitung noch
zusätzliche Deckadressen, über die Hörer den Sender erreichen könnten.
Von Wien aus wurden die Briefe in immer längeren Abständen über die
ZK-Abteilung „Verkehr“ an den Sender geleitet. Die eigene Sicht der
Dinge über die Wirkung der Sendungen ließ die Forderung nach mehr
Adressen in Helsinki, Stockholm oder Rom aufkommen:
„Da der Gegner alles versuchen wird, diese Postadresse zu
liquidieren und auch die Gefahr besteht, ist es notwendig, sofort
Ersatzadressen zu beschaffen.“/105/
Zur Umsetzung dieser Forderung vom 29.11.1967 kam es allerdings in
den letzten Jahren der Sendergeschichte nicht mehr. Vielmehr zeigte
sich im folgenden Jahr durch die Anbahnung der Gespräche zur Gründung
einer neuen kommunistischen Partei in der BRD, welches das bisherige
Informationsmonopol des Senders als Stimme aller Kommunisten,
insbesondere der KPD, aufzuweichen drohte. Ein legaler Status von
Kommunisten in der BRD stellte zwangsläufig auch einen illegalen
„Kampfsender“ in Frage. Schwerwiegend war dann für den Sender auch der
Weggang vieler der westdeutschen Redakteure. Sie sollten sich zum Teil
aktiv an Sondierungsgespräche zur Gründung der DKP beteiligen.
Das Ende des DFS 904
Viele der älteren KPD-Anhänger blieben jedoch erst einmal in
Wartestellung/106/, was vermutlich einer der Gründe war, warum der DFS
904 nach der Gründung der DKP am 26. September 1968 erst einmal
weiterlief. Die DKP setzte sich eher aus den Leuten der dritten Reihe
der KPD zusammen, um ein Verbot als Nachfolgeorganisation zu
verhindern. Der Mann im Hintergrund, Max Reimann, war wenig begeistert
von der neugegründeten DKP und sah darin eher ein Verrat an der Partei
Thälmanns. Erst als der engere KPD-Kreis um Reimann ihn massiv unter
Druck setzte, stimmte Reimann zähneknirschend zu. Allerdings rächte
sich Reimann an der DKP nochmals mit einem Interview im „Spiegel“, in
dem er die DKP „faktisch in die Pfanne haute“./107/ Der Sender fuhr in
der Zwischenzeit weiter sein Programm auf Linie der KPD. Reimann wurde
in der Zwischenzeit vom Parteivorstand der DKP weiter bearbeitet, bis
er schließlich einwilligte, Ehrenvorsitzender der neuen Partei zu
werden. Dies wäre schon seit 1968 möglich gewesen, nachdem am 18.
Oktober 1968 der Haftbefehl gegen ihn in der BRD aufgehoben wurde. Am
27. September 1971 war es dann schließlich soweit: Reimann trat der DKP
bei und wurde einstimmig aufgenommen./108/ Drei Tage später verschwand
der DFS 904 sang und klanglos ohne Abschiedssendung aus dem Äther. Der
Beitritt Reimanns war aber nur einer der Gründe, die das SED-PB
veranlassten, den Sender am 30. September 1971 abzuschalten.
Gleichzeitig betonte die DDR ab 1. Oktober ihre staatliche Abgrenzung
gegenüber der BRD durch Umbenennung des Deutschlandssenders in Stimme
der DDR. /109/ Die Parteigruppe am Sender löste sich am 26.10.1971 auf.
Die politischen Lager hatten sich insoweit vorsichtig angenähert,
dass ein Sender wie der DFS 904 als Zeichen des guten Willens
abgeschaltet wurde. Die bundesdeutsche Presselandschaft ging sogar noch
einen Schritt weiter und deutete die Abschaltung des Senders als eine
Geste, mit „der die DDR das Ende der verfassungswidrigen KPD
signalisieren“ wollte, auch wenn eine Abschaltung des Senders nie in
den Annäherungsgesprächen der Staatssekretäre Bahr und Kohl ein
Hauptpunkt gewesen war./110/
Auch die veränderte Medienlandschaft in Deutschland ist als einer
der Gründe zu sehen, die zur Auflösung des DFS 904 führten. Der DFS 904
startete 1956 auf Mittelwelle in einer Zeit, in der aktuelle
Schlagermusik in westdeutschen Rundfunkstationen Mangelware war. Die
Medienlandschaft änderte sich aber in den folgenden Jahren grundlegend.
Der starke Ausbau des UKW-Sendenetzes in BRD und DDR ermöglichte den
Empfang von Rundfunksendungen in besserer Qualität, als er auf der
Mittelwelle jemals möglich war, schränkte allerdings die Reichweite
erheblich ein. Die westdeutschen Sender lernten dazu, indem sie sich
stärker an den Publikumsgeschmack anlehnten. Der Erfolg des Fernsehens
war gleichzeitig unaufhaltsam und löste den Rundfunk als Primärmedium
ab./111/ Die geringe Anzahl der Hörerpost für den DFS 904 Ende der 60er
Jahre sprachen eine deutliche Sprache. Die Mittelwelle und der Rundfunk
hatten stark von ihrer ehemaligen Bedeutung eingebüßt, die Masse der
Zuhörer schaltete nicht mehr ein. Dem DFS 904 stand jedoch keine andere
Möglichkeit zur Verfügung, als weiterhin über Mittelwelle zu versuchen,
sein Publikum zu erreichen.
Schließlich kann eine weitere Ursache im Wechsel an der Staats- und
Parteispitze der DDR gefunden werden. Walter Ulbricht wurde am 3. Mai
1971 gestürzt. Es folgte Erich Honecker als 1. Parteisekretär. Max
Reimann verlor dadurch einen seiner großen Fürsprecher. Er wurde als
Ehrenvorsitzender der DKP quasi entmachtet und durfte seinen
Lebensabend mit dem Erzählen „revolutionärer Geschichten“
verbringen./112/ Der Deutsche Freiheitssender 904 hatte ausgedient. Von
der KPD blieb nach 1971 außer dem Ritual, eine Aufhebung des Verbots am
Jahrestag der Verkündigung des Urteils durch das
Bundesverfassungsgericht zu verlangen, nicht mehr viel übrig.
Ergebniszusammenfassung und Bewertung
Der Sender ist wegen seiner festen Stationierung in der DDR, ohne
deren offizielle Bestätigung, als Grausender zu bezeichnen. In seiner
15jährigen Sendezeit folgte der Sender seinem von SED und KPD gegebenen
Auftrag als Organ der illegalen KPD. Die Finanzierung des Senders
erfolgte durch die SED, konkrete Beträge ließen sich aber nicht mehr
feststellen.
Die maßgebliche Rolle im Programminhalt des Senders spielte sein
Feindbild, wie sich an der Sprache feststellen lässt. Bundesregierung,
Wirtschaft und Militär der BRD waren die Hauptziele der Angriffe des
DFS 904. Regierung und Militär wurden immer wieder in Beziehung zum
„Dritten Reich“ gestellt. Dies erfolgte in den Programmen entweder
durch direkte Nennung von früheren Nationalsozialisten in ihrer
damaligen und aktuellen Position, durch Verwendung von pejorativen
Wörtern des nationalsozialistischen Wortschatzes im Zusammenhang mit
diesen Personen oder Vorgängen, die von ihnen ausgelöst wurden, oder
indirekt durch Unterstreichung der vermeintlich anderen,
fortschrittlichen geschichtlichen Tradition, in der sich Kommunisten
gesehen haben. Diese drückten sich in den Schlagworten „Frieden,
Entspannung“ und „Abrüstung“ aus.
Diese programmatische Vorgehensweise blieb während der gesamten
Sendezeit des DFS 904 gleich. Informationen aus der Bundesrepublik,
zumeist aus Tageszeitungen oder der dpa entnommen, wurden im
kommunistischen Sinne verändert bzw. durch Material der
Presseabteilungen der SED und KPD ergänzt und in den Programmen
verarbeitet. Dies erfolgte zumeist auf spekulativem Wege, d.h.
Andeutungen in Presseartikeln wurden als weitere Tatsachen dargestellt.
Verstärkt wurden „Enthüllungen“ durch mehrfache Wiederholung im
Programm und deren Verallgemeinerung. Schließlich ging es dann nicht
mehr um einen einzelnen „Skandal“, sondern um die grundsätzlich zu
verändernde Situation in der BRD, die sich nur in dem vermeintlichen
„Skandal“ einmal mehr ausgedrückt hätte. Sprachlich suggerierte der
Sender in seinen verbreiteten Informationen zusätzlich eine Art
Allgemeingültigkeit durch wiederholende Aussagen zur angeblich
negativen Stimmungslage in der Bevölkerung der BRD. Dies geschah durch
Verwendung von vereinnahmenden Phrasen, wie „Wir hier in der BRD“ oder
„bei uns“. Beim Zuhörer sollte immer wieder der Eindruck entstehen, die
BRD befinde sich in einer ständigen wirtschaftlichen Krise und werde
durch ehemalige Nationalsozialisten kontrolliert, welche die Verfassung
außer Kraft setzen wollen.
Konkrete Politik versuchte man über spezielle Programme für
einzelne Gruppierungen innerhalb der BRD zu betreiben. Vor allem die
Sendung „Hier spricht die KPD“ war als Anleitung für die illegalen
Gruppen gedacht, auch wenn sich Aktionen der Anfangsphase, wie das
Durchgeben vollständiger Texte zur Erstellung von Flugblättern, im
beobachteten Zeitraum nicht mehr feststellen ließen. Es ging darum,
eine starke aktive Politik der KPD in der BRD zu vermitteln, die es
allerdings so schon vor dem Verbot nicht mehr gegeben hatte. Dies kam
deutlich in den Gewerkschaftssendungen zum Ausdruck, in denen
gewerkschaftliche Programmentwürfe analysiert und
Verbesserungsvorschläge geliefert wurden, ohne aber Programme
westdeutscher Gewerkschaften grundsätzlich ändern zu können. Man
beschränkte sich daher eher auf allgemeine Appelle, z.B. dem rechten
Flügel der SPD nicht zu viel Macht einzuräumen. Es liegt die Vermutung
nahe, der Sender schien sich hier nicht ganz sicher, ob durch bloße
doktrinäre Darlegung der eigenen Standpunkte nicht gänzlich auf eine
kommunistische Stimme in der BRD durch die Adressaten der Sendungen
verzichtet würde und den Kommunisten dadurch die letzte Tür zu
gesellschaftlichen Gruppen verschlossen würde. So glaubte man noch
halbwegs an die Möglichkeit, mit den „fortschrittlichen Kreisen“ in
Aktionsgemeinschaft treten zu können und betrachtete sich, in
Verkennung der eigenen Lage, als einzige Organisation, die dies
bewerkstelligen könne. Deutlich einfacher war daher die Sendung für die
Bundeswehr zu gestalten, konnte hier doch das traditionelle Feindbild
von Militarismus und Imperialismus gepflegt werden. Die Sendung war in
ihrer Wirkung auch die erfolgreichste. In vielen Stuben der
Bundeswehrkasernen lief abends ab 21:00 Uhr der DFS 904, wenn auch eher
wegen der aktuellen Schlagermusik. Trotzdem schien die Sendung einige
unzufriedene Soldaten zu überzeugen, wie Presseberichte bestätigten.
Der Erfolg der Sendung lässt sich auch daran ablesen, dass die DDR der
Sendung einen eigenen Soldatensender beigesellte.
Die ostdeutsche Presselandschaft nahm den Sender als eine Quelle
für enthüllende Nachrichten auf, wie die diversen ADN-Meldungen
bezeugen. Dadurch sollte der Sender als eine investigative
journalistische Quelle gewürdigt werden und davon ablenken, dass man
sich eigentlich zumeist westlicher Presseerzeugnisse als Quelle
bemächtigte. Die Westpresse hatte für den Sender eher die Bedeutung
einer günstigen Informationsquelle und Ideengeber für Beiträge. Die
Berichte der westdeutschen Zeitungen stellten für den DFS 904
unabhängig ihres Inhaltes eine Bestätigung ihrer Arbeit dar, wie sich
an der ausführlichen Artikelsammlung im Redaktionsarchiv ablesen lässt.
Beeinflusst haben sie die Sendungen nur wenig, da es sich um
Erzeugnisse des Gegners gehandelt hat. Diese wurden nur in sehr
extremen Fällen, in denen der Sender besonders schlecht wegkam, mit
Dementis beantwortet.
Das Selbstbild des Senders in der Tradition der Antifaschisten und
Antimilitaristen beruhte zum größten Teil auf den leitenden Mitarbeiter
des Senders. Diese kannten sich zum Großteil aus gemeinsamer Zeit im
spanischen Bürgerkrieg, wo man u. a. für den ersten Freiheitssender
gearbeitet hatte. Hinzu kamen noch Erfahrungen aus Verfolgung unter
Hitler und die Vorgänge um das Verbotsverfahren der KPD, die ihr Bild
vom DFS 904 als eine Art aktiven Widerstand gegen die sich
„refaschisierende“ BRD stark beeinflussten. Diese antifaschistische
Tradition wurde daher nicht im Sinne der später mythologisierenden Form
der DDR zelebriert, sondern aus den persönlichen Erfahrungen der
Redakteure und Verantwortlichen des DFS 904 heraus aktiv gelebt. Das
Metabild war dadurch natürlich sehr getrübt. Man sah sich oder wollte
sich als ständiges Ziel der BRD-Geheimdienste sehen, auch wenn eine
Gefahr unmittelbar nicht bestand, sendete und produzierte man doch vom
Gebiet der DDR aus. Die Logik des Kalten Krieges aber ließ dem
vermuteten Bild des Gegners über den Sender nur wenig Spielraum. Eine
Verfolgung fand, wie das eifrige Transkribieren der Sendungen und die
weiteren polizeilichen Maßnahmen gegen Kommunisten in der BRD zeigten,
auch statt, aber es lag eine starke Beeinflussung durch das Selbstbild
vor. Dieses Selbstbild beeinflusste das Bild des Gegners über den DFS
904 dahingehend, dass von einer besonderen Machtstellung des Senders in
Form eines Informationsmonopols für kommunistische Ideen in der BRD
ausgegangen wurde, welches die staatlichen Organe der BRD zum Zittern
bringen könne. Man wollte zudem ein Teil des illegalen Kampfes sein,
der gegen das Verbot der KPD anzukämpfen hatte. Diese Teilnahme am
Untergrundkampf war im sicheren Hafen der DDR nur durch das
Konspirationsgebot beim Sender zu erreichen bzw. zu simulieren, das als
Kitt des Senders funktionierte und die Redakteure motivieren sollte.
Diese fanden aber das konspirative Verhalten um den Sender eher
belastend, weshalb in Parteiversammlungen am Sender den Mitarbeitern
die Regeln immer wieder unter Hinweis auf Aufgabe und Struktur des
Senders eingeschärft werden mussten. Die von der Sendeleitung immer
wieder gewünschte Einhaltung der Trennung von Agitationsdiskussion
innerhalb der Redaktionssitzungen und Propagandafragen im Bereich der
Parteigruppensitzungen ließ sich wegen der Personalunion beim Sender
nie richtig verwirklichen. Zudem hatte die Redaktion für sonstige
DDR-Rundfunkverhältnisse eine starke Autarkie. Eine Endabnahme vor
Ausstrahlung der Sendungen gab es nicht. Diese war aber auch nicht
nötig, da alle Redakteure 100 % von ihrer geforderten Aufgabe überzeugt
waren und viele bewährte und erfahrene kommunistische Journalisten zum
Sender berufen wurden. Die Aufspaltung in verschiedene Gruppen im
Sender und der dadurch erhoffte Wettbewerb untereinander wurde durch
die Macht des gewohnten Tagesablaufs in der Redaktion untergraben.
Ein Wettbewerb innerhalb des Senders hätte auch keinerlei
Auswirkungen auf das Produkt gehabt, nämlich die Sendungen und ihre
Wirkung beim Zielpublikum. Diese war sowieso schon durch eine schlechte
Frequenz stark eingeschränkt. Das Feedback in der Anfangsphase war
dementsprechend. Bei der Frequenz konnte nur minimal durch geringfügige
Abwanderung 4 kHz höher reagiert werden, anders bei Informationen zum
Programm. Hier wurde die Rücksprache mit den KPD-Landesverbänden in der
BRD als Gradmesser verwendet, wenn auch nicht auf alle Kritikpunkte
eingegangen wurde. Immerhin kam man der Aufforderung nach, einen
täglichen Kommentar einzuführen. Bei der Musik zeigte man sich
kompromissloser, die aktuelle Schlagermusik war ein zu gutes
Lockmittel, unpolitische Hörer der BRD an den Sender zu binden. Man
versäumte es jedoch, ein regelmäßiges „Feedback“ einzufordern und
wollte sich diesem auch nicht stellen. Daher arbeitete der DFS 904
eindeutig nach einem linearen Kommunikationsprozeß. Reaktionen von
Seiten der KPD und SED können nur eingeschränkt, z.B. im Falle der
Rückmeldungen der einzelnen Landesverbänden der illegalen westdeutschen
KPD, oder überhaupt nicht, wie im Falle der Auswertungen der SED, als
„Feedback“ gewertet werden, da es sich hier um einen Teil der
Kommunikatoren handelte. Reaktionäre Rückmeldungen und Aufforderungen
von Seiten der SED torpedierten die Bemühungen, ein Sender für
Westdeutschland zu sein. Bestätigt wird dieser Mangel an Bewusstsein,
ein „Feedback“ zur besseren Wirkung des Senders auszuwerten, an der
späten Einführung einer Postadresse. Diese ergab für die
Verantwortlichen nicht die Möglichkeit einer Rücksprache, sondern nur
eine weitere Möglichkeit der Agitation. Die relativ geringe Zahl der
Briefe für einen Sender dieser Sendeleistung zeigte eher ein
Desinteresse an politischer Diskussion beim Hörer, viele der Briefe
enthielten zudem lediglich Musikwünsche. Auch hier zeigten sich
wiederum die Versäumnisse, die man in der Konzeption des Senders nicht
beachtete: Der Geheimsender musste sich den neuen Entwicklungen in
einer veränderten Medienlandschaft geschlagen geben. Zwar versuchte man
die Empfangsbedingungen seitens der KPD durch eigene Vorschläge zu
verbessern, begrub diese Vorschläge jedoch wieder schnell nach
Ablehnung durch die SED und begnügte sich mit der schlechten
Ausgangsbasis auf der zugeteilten Mittelwellenfrequenz. Eine Wirkung in
Form eines vom Sender gewünschten Ideologietransfers im Sinne des
kommunistischen Kommunikationsmodells kann daher ebenso angezweifelt
werden. Dies war wohl auch der SED klar, wie sich an der Kritik Materns
am Sender zeigte, konnte aber nicht maßgeblich verändert werden.
Vielleicht reichte der SED schon der Wirbel, den der Sender in Bonn
verursachte.
In der Agitation war der Sender durchaus erfolgreich, denn er
konnte getreu der Vorgabe Lenins durch ständige Beispiele die
vermeintlichen Schwächen des Kapitalismus aufzeigen. Der kollektive
Organisator war der Sender aber möglicherweise nur in der Anfangsphase,
später konzentrierte er sich fast ausschließlich auf massive agitative
Zersetzung. Als Propagandist mag der Sender nur für die versprengten
KPD-Gruppen hilfreich gewesen sein, ein Ersatz für die durch das Verbot
eingestellten offiziellen Tageszeitungen konnte er niemals sein. Dem
dialektisch-kritischen Massenkommunikationsansatz kann der Sender daher
auch nicht gerecht werden, da die fehlende Möglichkeit der „Masse“ am
Kommunikationsgeschehen teilzunehmen, durch die eigene Definition als
Geheimsender nicht gegeben sein konnte und man diesen auch nicht
wollte. Allerdings hatte die Definition und das Verhalten als ein
Geheimsender dem DFS 904 in der DDR etwas Spielraum verschafft, den
offizielle Sender durch die sonstige diplomatische Funkstille zwischen
Bonn und Ost-Berlin nie bekommen hätten. Um bei der bundesdeutschen
Bevölkerung Gehör zu finden musste man sich dem westlichen Geschmack
anpassen. Die Schlagermusik war das Mittel, die kommunistischen Ideen
besser zu verpacken.
Der Spielraum war allerdings nicht groß genug, um auch die
inhaltliche Gestaltung der Wortprogramme variabler zu gestalten. Völlig
abhängig vom Geld der SED hatte der Sender die Gradwanderung zu
bestehen, auch dem Geschmack und den Vorstellungen der SED-Mächtigen im
Programm wenigstens ansatzweise Genüge zu tun. Dieser unterschied sich
erheblich von dem der Bevölkerung, wie man auch in den offiziellen
Programmen des DDR-Rundfunks hören konnte. Daher schaltete die
Bevölkerung der DDR, insbesondere die Jugend, immer wieder den DFS 904
ein und brachte die Mächtigen der DDR in Erklärungsnöte. Das falsche
Publikum in der DDR und die Finanzierung durch die SED verhinderte eine
weniger starke, vom konträren Klassenstandpunkt ausgehende
Argumentationsweise in dieser Form, wie sie teilweise in den
Gewerkschaftssendungen als konstruktive Kritik vorkam. Die stark
einseitige Argumentationsweise verprellte daher auch die meisten
westdeutschen Zuhörer, die schließlich auch nur noch wegen der Musik
einschalteten. Der Sender konnte nicht glaubhaft transportieren, aus
dem Gebiet der BRD zu senden und für die freiheitlichen Rechte der
Verfassung der BRD einzutreten.
Inhaltlich warb der Sender bei seinen Hörern immer um Entspannung
zwischen DDR und BRD im Sinne seines beherbergenden ostdeutschen
Staates. Als sich diese Entspannung, für die der Sender und die KPD
jahrelang geworben hatten, Ende der 60er Jahr behutsam abzeichnete, war
der Sender eines der ersten Opfer. Der DFS 904 als Werber für
angebliche Entspannung schien nun genau dieser im Wege zu stehen. Der
lineare Kommunikationsprozess verhinderte eine rechtzeitige Anpassung
an die neuen politischen Gegebenheiten. Er hatte seine
Existenzberichtigung nur solange aufrecht erhalten können, wie sich die
Ausgangslage von 1956 für eine kommunistische Partei nicht veränderte
und sich die beiden deutschen Staaten starr in ihren jeweiligen
Bündnissen bewegten, die keinerlei Spielraum für innerdeutsche
Beziehungen übrig ließen. Wenn sich auch die Entspannung als trügerisch
erwies, so änderten sich wenigstens die „Spielregeln“ des Kalten
Krieges zwischen den beiden deutschen Staaten ein wenig, so dass sich
auch die Waffen im Ätherkrieg änderten. Der DFS 904 war so gesehen seit
dem Amtsantritt Honeckers für die SED nicht mehr als eine Waffe in
diesem Ätherkrieg gegen Bonn. Eine neue legale kommunistische Partei in
der BRD entzog dem DFS 904 sein für die BRD behauptetes kommunistisches
Informationsmonopol. Nach seiner Abschaltung geriet er deshalb auch
schnell in Vergessenheit.
Dieser Text ist eine Zusammenfassung der gleichnamigen
Magisterarbeit im Fach Neuere und Neueste Geschichte an der
Humboldt-Universität zu Berlin.
Kontakt: post@radiohistory.de
Quellen:
unveröffentlichte Quellen:
SAPMO-BArch Berlin
FU Berlin, Bibliothek Publizistik: Presse- und Informationsamt der
Bundesregierung, Abteilung Nachrichten: Deutscher Freiheitssender 904.
Transkription der Sendungen 1964 – 1970.
veröffentlichte Quellen:
Verhandlungen des Deutschen Bundestages / Drucksachen. 3. Wahlperiode. Bonn 1961.
Archiv der Gegenwart. Band 2. 1953-1957. St. Augustin 2000.
Priess, Heinz: Spaniens Himmel und keine Sterne. Ein deutsches
Geschichtsbuch. Erinnerungen an ein Leben und ein Jahrhundert. Berlin
1996.
Radiosendungen und Tonträger
Perl, Angelika u. Kainz, Peter: Der Laubfrosch hat die Farbe
gewechselt. Geheimes Radio im Kalten Krieg. DeutschlandRadio Berlin
2000.
Manuskript unter: http://www.radiobremen.de/rb2_archiv/feature/2001/20010819.shtml
Interviews
mit Adolf und Christa Broch in Düsseldorf persönlich und telefonisch im Zeitraum November 2002 bis April 2003.
Lexika:
Wer war wer in der DDR? Ein biographisches Lexikon. Hrsg. v. Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs u. Dieter Hoffmann. Bonn 2001
Literatur:
Bergmann, Helmut: Freiheitssender – und Soldatensender – eine deutsche Episode. In: Funk Amateur 4-01, S. 376 f.
Fricke, Karl Wilhelm: Klassenkampf auf illegalen Frequenzen. Die
Agitation des kommunistischen „Freiheitssender 904“ und des „Deutschen
Soldatensenders“. In: Der Wahrheit verpflichtet. Berlin 2000, S.
474-480. Wiederabdruck aus: SBZ-Archiv 12 (1961). S.218-220. Fülberth, Georg: KPD und DKP 1945-1990. Heilbronn 1990.
Mensing, Wilhelm: Wir wollen unsere Kommunisten wieder haben. Osnabrück 1989
Sartoris, Stephan: Konfrontation im Äther. Dargestellt am Beispiel
der beiden deutschen Staaten. Hausarbeit zur Erlangung des akademischen
Grades eines Magister Artium. Mainz 1992.
Scheer, Andrè u. Steffens, Christian: Roter Schwarzfunk.
Freiheitssender 904 und Deutscher Soldatensender. Göttingen o. D.
[1988].
Schildt, Axel: Massenmedien im Umbruch der fünfziger Jahre. In:
Jürgen Wilke (Hrsg.): Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland.
Bonn 1999, S. 633-648.
Wilke, Jürgen u. Sartoris Stephan: Radiopropaganda durch
Geheimsender der DDR im Kalten Krieg. In: Pressepolitik und Propaganda.
Historische Studien vom Vormärz bis zum Kalten Krieg. Hrsg. von Jürgen
Wilke. Köln u.a. 1997, S. 285-331. Wilke, Jürgen: Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland.
Überblick und Phasengliederung. Bonn 1999. Darin ders. auch:
Massenmedien und Vergangenheitsbewältigung. S. 649-671.
Anmerkungen:
/1/ausführlich das Urteil u.a. in: Archiv der Gegenwart. Band 2. 1953-1957. St. Augustin 2000, S. 1772-1777.
/2/vgl. Priess, S.276.
/3/vgl. Priess S. 277. Es ist jedoch durchaus möglich, dass der
Beschluss deswegen im SAPMO-BArch nicht aufzufinden war, weil es sich
um eine reine Verabschiedung einer protokollarisch nicht näher
erläuterten Vorlage in den Akten des PB der SED handelt.
/4/vgl. ebd.
/5/laut Interview mit Adolf u. Christa Broch.
/6/vgl. Wer war Wer in der DDR?, S.808.
/7/vgl. Priess, S. 279; 282. Allgemein läßt sich über die
finanzielle Ausstattung über diese Information hinaus, wie auch schon
zuvor angemerkt, nichts feststellen.
/8/vgl. SAPMO-BArch DY30/ IV 2/6.05/81 Blatt 6-11.
/9/vgl. Priess, S.281.
/10/ebd. S.282 f.
/11/SAPMO-BArch BY1/2927. Thomas (Erich Glückauf): Vorlage über die
Bedeutung, Rolle und Aufgaben des Deutschen Freiheitssenders 904.
24.11.1968.
/12/vgl. Fricke, S.474 f.; vgl. Helmut Bergmann: Freiheitssender –
und Soldatensender – eine deutsche Episode. In: Funk Amateur 4-01, S.
376 f.; vgl. auch Feature DLRADIO.
/13/laut Interview mit Adolf und Christa Broch. Christa Broch
stellte allerdings eine Ausnahme dar: Sie kam als Mitglied der FDJ zum
Sender, wurde nach zwei Jahren in die SED aufgenommen, um darauffolgend
aus Proporzgründen zwischen Arbeiter und Angestellten wieder
ausgeschlossen zu werden.
/14/vgl. ebd.
/15/vgl. Gerd Scharnhorst: „904“ ruft Steckenpferd. Nicht aus
Westdeutschland, sondern aus Ost-Berlin – Pirat auf Funkwellen. Die
WELT vom 14.08.1960. (SAPMO-BArch BY1/2303–ohne Blattzählung)
/16/vgl. Priess, S.282.
/17/SAPMO-BArch BY1/2312. 28. 04.1960. Das Zahlenverhältnis läßt
jedoch kein Rückschluß auf die Gewichtung der SED zu, da diese
hauptsächlich die technische Seite stellte.
/18/vgl. ebd. 20.10.1958.
/19/ebd.
/20/vgl. ebd. vom 28.04.1960.
/21/vgl. Priess, S.283.
/22/vgl. SAPMO-BARCH BY1/2312 vom 20.3.1958.
/23/vgl. ebd. BY1/2600 Sitzungen des PB der KPD, keine Blattzählung. 19.9.1962.
/24/vgl. Unsere Zeit (UZ) 20.4.2001.
http://www.unsere-zeit.de/3316/s0202.htm. Carlebach äußerte sich nie
öffentlich zu seiner Arbeit beim DFS 904.
/25/Dies teilte mir Adolf Broch im Interview mit: „Die
Parteiführung ging immer davon aus, dass der `liebenswerte Halunke`
Alleingänge macht. Deshalb konnte er nicht da Chef sein, obwohl er im
Grunde genommen die größte Autorität hatte.“
/26/vgl. Wer war wer in der DDR? S. 400f.; vgl. SAPMO-BArch DY30/
J IV 2/2/661, Blatt 6. Politbüro Sitzung der SED 37/59 vom 28.7.1959.
Adolf Broch konnte sich nicht erinnern, Jungmann beim Sender gesehen zu
haben und vermutet auch eine Art Wiedergutmachung.
/27/vgl. Priess im DeutschlandRadio.
/28/Dies teilte mir Adolf Broch mit.
/29/Genosse Heinz (vermutlich Heinz Priess) in der Parteiversammlung vom 11.7.1959. SAPMO-BArch BY1/2312.
/30/vgl. ebd.
/31/vgl. DeutschlandRadio; vgl. Klarnamen-Schlüssel in Findbuch
SAPMO-BArch BY1/Band2/S.280-283. Adolf Broch teilte mir mit, dass man
sich die Namen selber aussuchen konnte.
/32/Heinz Priess auf der Parteiversammlung vom 9.11.1957.
SAPMO-BArch BY1/2312. Die Diskussion ging u.a. über die
Arbeitsbedingungen. Viele der Mitarbeiter wohnten quasi hauptsächlich
im Objekt, was natürlich auch zu Reibereien führte. /33/ vgl. ebd 11.7.1957.
/34/so Adolf Broch im Interview. Auch Heinz Priess äußerst sich
dazu, dass insbesondere die Vorgänge in der CSSR eine starke Belastung
bei der Erklärung der KPD-Linie darstellten. vgl. Priess, S.305.
/35/Thomas (Erich Glückauf) in der Vorlage über die Bedeutung,
Rolle und Aufgaben des Deutschen Freiheitssenders 904 vom 24.11 1968.
SAPMO-BArch BY1/2927, Politbüro der KPD.
/36/vgl. Wilhelm Mensing: Wir wollen unsere Kommunisten wieder
haben. Osnabrück 1989, S. 14 ff; Interview Broch.. Dazu ausführlich im
Kapitel „Das Ende des DFS 904“ in dieser Arbeit. /37/vgl. Wer war wer in der DDR? S. 173. Der Ursprung dieser
Annahme läßt sich nicht mehr genau feststellen geht vermutlich aber auf
westdeutsche Pressemeldungen zurück.
/38/vgl. DFS am 27. Oktober 1963, 1. Abendprogramm.
/39/vgl. SAPMO-BArch Findbuch BY 1, S. 280-283; vgl. auch “zu Kaderfragen” wie Fußnote 79.
/40/vgl. Interview Broch..
/41/Information von Adolf Broch.
/42/vgl. Priess, S.292.
/43/vgl. Interview Broch. Vermutlich stammt die Annahme, Sendungen
würden zuerst von einem „Leipziger-Zentralstudio“ überspielt von einer
Sendung des RIAS zu Thema: „[...] 24 Mitarbeiter haben keine leichte
Aufgabe. Sie müssen die Sendung aus ihrem Leipziger Zentralstudio nach
Berlin überspielen.[...]“ RIAS, 26.November 1957, 16.40 Uhr. In:
SAPMO-BArch BY 1/2302.
/44/SAPMO-BArch BY1/2927. Vollsitzung des PB der KPD vom 28.11. – 1.12.68.
/45/vgl. Löser, S. 34.
/46/vgl. Christa Broch und Heinz Priess im DeutschlandRadio.
/47/DFS 904 am 2.10.1963. vgl. Presse – und Informationsamt der
Bundesregierung, Abt. Nachrichten Nr.274 / 1963, Transkription der
Sendung. /48/ebd. 290/1963. Sendung vom 19.10.1963.
/49/Adolf Broch im Interview. vgl. Priess, S. 279 f.
/50/Diese nicht aus den Transkripten zu nehmenden Informationen
teilten mir Herr und Frau Broch in einem Telefongespräch im März 2003
mit. Ihrer Erinnerung nach entsprach beim Sender etwa eine
Schreibmaschinenseite etwa 3 Minuten.
/51/Diese Informationen stammen von Adolf Broch.
/52/DFS 904 am 20. Oktober 1963, 2. Abendprogramm.
/53/vgl. ebd.
/54/ebd. am 30. September 1963, 2. Abendprogramm.
/55/vgl. DFS 904 vom 7. Oktober 1963, 2. Abendprogramm.
/56/ebd. vom 8. Oktober 1963.
/57/vgl. ebd. vom 3. Oktober 1963.
/58/vgl. ebd. vom 6. Oktober 1963; ebenso am 17 und 27. Oktober 1963.
/59/vgl. Der Spiegel Nr. 39/1963 vom 26. September 1963, S. 58 ff.
/60/DFS 904 am 4.Oktober 1963, 2. Abendprogramm.
/61/ebd. am 31. Oktober 1963.
/62/ebd. am 25. Oktober 1963.
/63/vgl. Wilke/Sartoris, S. 296.
/64/vgl. Interview Broch.
/65/vgl. ebd.
/66/vgl. SAPMO-BArch BY1/2506. PB der KPD am 20.10.1960.
/67/vgl. DeutschlandRadio.
/68/vgl. SAPMO-BArch BY1/2303. Wehrausbildung in Wort und Bild 6/62.
/69/vgl.ebd. BY1/2305. Informationen für die Truppe. Hrsg. vom
Bundesminister der Verteidigung, Abteilung Streitkräfte. 1966. S. 554f.
/70/vgl. ebd. BY1/2304 Ausgabe 1./10.8.1965, Nr. 21/22.
/71/vgl. Deutscher Bundestag. 3. Wahlperiode. Drucksache 2794.
/72/ebd. Drucksache 2969.
/73/vgl. ebd.
/74/ SAPMO-BArch DY30/IV A2/10.02/181: Akte enthält die Studie des
Bundesinnenministeriums „Die kommunistische Tätigkeit in der
Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1966“ vom Juni 1967. vgl.
insbesondere S.37; S.52;S.60.
/75/vgl. zum DSS 935 ausführlich u.a. bei Scheer; Wilke/Sartoris; Bergmann; Fricke.
/76/vgl. Brief Max Reimanns an Albert Norden vom 6.10. 1960:
Reimann beschwert sich massiv über die Tatsache, dass der DFS 904 nicht
mehr seine Sendezeit überschreiten könne, „da in dieser Zeit die sonst
von uns benutzte Welle für andere Sendungen gebraucht wird. Ich halte
eine solche Maßnahme, ohne uns vorher davon in Kenntnis zu setzen, für
– gelinde gesagt – unmöglich.[...]“ Man konnte deshalb auch nicht eine
vollständige Rede Walter Ulbrichts bringen, so Reimann. Eine Art
Drohung, die jedoch bei Norden völlig abprallte. vgl. SAPMO-BArch DY30/
IV 2/2028/38 Büro Albert Norden.
/77/vgl. SAPMO-BArch NY/4076/145 Blatt 153; Dossier in ebd. DY30/ IV 2/2028/1 Blatt 163-183.
/78/ebd. Blatt 166 f.
/79/ebd. Blatt 168.
/80/SAPMO-BArch DY30/ IV 2/2028/1 Blatt 172.
/81/ebd. Blatt 173 f. Unterstreichungen finden sich auch im Original.
/82/SAPMO-BArch DY30/ IV 2/2028/1 Blatt 182; Priess, S. 293 f.
/83/ebd. Blatt 177.
/84/ebd. Blatt 179.
/85/SAPMO-BArch DY30/ IV 2/2028/1 Blatt 179.
/86/ebd.
/87/vgl. ebd. Blatt 180.
/88/ vgl SAPMO-BArch BY1 /2582.
/89/vgl. ebd. BY 1/2600, Sitzung des Politbüro der KPD vom
19.9.1962. Beschluss über die Zusammensetzung des Kollegium bei
Valentin.
/90/ vgl. SAPMO-BArch BY 1/2737 Politbüro der KPD.
/91/vgl. ebd. BY1/2928 Politbüro der KPD.
/92/vgl. SAPMO-BArch BY1/479 Blatt 88;98. Bericht 9+10 vom 25.10.1956 und 1.11.1956 aus Schleswig-Holstein.
/93/ vgl. ebd. Blatt 193.
/94/ vgl. ebd. Blatt 170.
/95/vgl. ebd. Blatt 101.
/96/vgl. SAPMO-BArch BY1/1718.
/97/vgl. ebd.; vgl. Scheer/Steffens, Roter Schwarzfunk, S. 18.
/98/vgl. SAPMO-BArch BY1/1718.
/99/vgl. SAPMO-BArch BY1/1718.
/100/DeutschlandRadio Interview. Zitat aus Hörerpost.
/101/vgl. SAPMO-BARch BY 1/1718.
/102/vgl. ebd.
/103/vgl. ebd.
/104/vgl. Interview im DeutschlandRadio.
/105/SAPMO-BArch BY 1/1718.
/106/vgl. Fülberth, S.118.
/107/Interview mit Adolf Broch.
/108/vgl. Mensing, S.75.
/109/vgl. SAPMO – BArch DY30 J IV2/2/1355 Politbürositzung vom
21.September 1971 14/71. Punkt 6 hält lapidar fest: „Der Sender 904
stellt seine Tätigkeit ein“.
/110/vgl. ebd. BY1/2305.Der Spiegel Nr. 42 vom 11.10.1971;
Hamburger Morgenpost vom 7.10.1971. Im SAPMO-BArch läßt sich bezüglich
der Gespräche Bahr-Kohl nichts über den Sender finden. Dies sei aber am
Rande erörtert worden, so die Frankfurter Rundschau am 6.7.1972.
/111/vgl. Axel Schildt: Massenmedien im Umbruch der fünfziger Jahre. In Wilke, Mediengeschichte, S. 639 ff.
/112/vgl. Interview Broch.
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