Thema | Kulturation 2/2003 | Film- und Fernsehgeschichte | Peter Hoff | Kalter Krieg auf deutschen Bildschirmen Der Ätherkrieg und die Pläne zum Aufbau eines zweiten Fernsehprogramms der DDR
| Kalter Krieg auf deutschen Bildschirmen Der
Ätherkrieg zwischen den deutschen Fernsehanstalten und die Pläne zum
Aufbau eines zweiten Fernsehprogramms der DDR, „Deutschlandfernsehen“,
mit Zielrichtung Bundesrepublik in den Jahren 1959 bis 1964
Bei den Feiern zum fünfzigsten Jahrestag der Wiederaufnahme des
deutschen Fernsehbetriebes nach dem zweiten Weltkrieg am Jahresende
2002 wurde merkwürdigerweise ein Aspekt deutsch-deutscher Fernseharbeit
nahezu gänzlich ausgespart: Die Rolle nämlich, die das deutsche
Nachkriegsfernsehen West wie Ost im Kalten Krieg übernommen hatte.
Dabei hat gerade der Einsatz dieses neuen Mediums in den
Systemauseinandersetzungen zwischen den fünfziger und neunziger Jahren
des zwanzigsten Jahrhunderts entscheidend zu seinem schnellen Ausbau in
beiden deutschen Teilstaaten seit deren Gründung beigetragen. Im
Gegensatz zu den Printmedien, deren Einfuhr in den jeweils einem
anderen politischen System zugehörigen Herrschaftsbereich an den zwar
noch offenen, aber doch auch damals schon gut gesicherten
innerdeutschen Grenzen weitgehend verhindert werden konnte , ging der
„Grenzübertritt“ der elektronischen Medien Radio und Fernsehen nahezu
problemlos vonstatten. Darauf gründeten sich die Bemühungen an beiden
Fronten dieses „Krieges um die Köpfe“, mittels der Funkwellen möglichst
weit in das gegnerische Territorium vorzudringen. Obgleich dieser
Medienkrieg von beiden Seiten erbittert geführt wurde, sollen hier nur
die ostdeutschen Bemühungen betrachtet werden, mit Hilfe des Fernsehens
auf die Bürger im anderen deutschen Staat, der Bundesrepublik,
einzuwirken.
Die Initiative ging zunächst vom Hörfunk aus. Am 1. Mai 1949 – die
Gründung der Bundesrepublik Deutschland (am 23. Mai 1949) war abzusehen
– nahm unter dem Dach des Berliner Rundfunks und geleitet von Leo Bauer
eine selbständige Redaktion ihre Arbeit auf, die sich mit ihren
Sendungen, ausgestrahlt auf Lang- und Kurzwelle, vor allem an Hörer in
der Bundesrepublik und in Westberlin wandte. Die Redaktion übernahm den
aus den zwanziger Jahren noch vertrauten und 1945 ebenfalls schon für
das (ostdeutsche) Hörfunkprogramm mit gesamtdeutscher Wirksamkeit
gewählten Namen (im Kontrast zum Berliner Rundfunk, der sich an die
Berliner, und zum Mitteldeutschen Rundfunk, der sich an die Bewohner
der SBZ wandte) „Deutschlandsender“. Der Sender hatte die Aufgabe, „das
Sprachrohr für ganz Deutschland zu sein“, wie Chefredakteur Bauer in
einem programmatischen Artikel in der Programmzeitschrift „Der
Rundfunk“ (Nr. 30/ 1949) schrieb. „Das ist in dieser Zeit keine leichte
Aufgabe. Aber gerade deswegen nehmen wir sie in Angriff. Wir sind fest
davon überzeugt, dass Millionen Deutsche mit uns die Gewissheit haben,
dass das einheitliche Deutschland Wirklichkeit werden wird. Aus unseren
Sendungen wissen Sie, dass wir die Ansicht vertreten, die Einheit
unserer Heimat müsse erkämpft werden, da man sie uns nicht freiwillig
geben wird. Der Organisierung dieses Kampfes wird der Deutschlandsender
dienen.“
Die Mitarbeiter waren in ihrer Mehrzahl wie der Chefredakteur Bauer
Westemigranten, Programmdirektor der ehemalige Redakteur des
Bayerischen Rundfunks Dr. Karl Georg Egel. Der Generalintendant des
Demokratischen Rundfunks Hans MAHLE (1950, S. 3) formulierte im Mai
1950 als Hauptaufgabe des „Deutschlandsenders“, „die Menschen in
unserem zerrissenen Vaterland zum Kampf für ein einiges demokratisches
Deutschland, für nationale Unabhängigkeit und Selbständigkeit, für die
Erhaltung und Pflege der einheitlichen deutschen Kultur zu sammeln.“
Der Kalte Krieg im Hörfunk war zur Zeit der Gründung beider deutschen
Staaten in vollem Gange. Der „Deutschlandsender“ erlebte mehrere
Modernisierungsphasen, wurde bei der bei der Gründung des Staatlichen
Rundfunkkomitees 1952 eingestellt und nach dem 17. Juni 1953 wieder
„installiert“ als ein inmitten „der unübersichtlichen, sich in ihren
Angeboten gleichenden Programme(n) (...) sich davon abhebender Sender.“
(PIETRZYNSKI 2003, S. 119)
[Zwischenbemerkung:
Die politischen Unruhen um den 17. Juni 1953 lösten zwar auch eine
Programmerneuerung im DDR-Rundfunk aus, aber der „Deutschlandsender“
verdankt seine Reanimation wohl eher der Vorschlag der Sowjetunion vom
15. August 1953, Sofortmaßnahmen zur Regelung der Deutschlandfrage zu
ergreifen, durch die Einberufung einer Friedenskonferenz (innerhalb von
sechs Monaten), die Bildung einer provisorischen gesamtdeutschen
Regierung und freie gesamtdeutsche Wahlen: „Kann es (...) eine schönere
und notwendigere Aufgabe geben, als die westdeutsche Bevölkerung in
ihrem heiligen und gerechten Kampf zu unterstützen? Die Aufgabe hat
sich der Deutschlandsender gestellt. Gemeinsam mit allen deutschen
Patrioten will er die volksfeindlichen, undemokratischen und
antinationalen Machenschaften der Adenauer-Regierung entlarven. Er will
an der Spitze des Kampfes um die Einheit und das Glück unseres Volkes
stehen. Unsere westdeutschen Brüder brauchen einen starken Verbündeten
im großen Freiheitskampf. Der Deutschlandsender ist die Stimme des
deutschen Volkes. Er sendet seit dem 25. August 1953 auf den Wellen 185
kHz = 1621,6 m und 782 kHz = 383,6 m. Wir wissen, dass wir die
Zustimmung aller deutschen Hörer finden, auch wenn sie die eine oder
anderen liebgewordene Sendung nicht mehr vorfinden. Die neue günstige
Entwicklung im Friedenskampf für unser Volk verlangt eine neue
Maßnahme. Der Deutschlandsender wird das Vertrauen, das alle deutschen
Patrioten in ihn setzen, nicht enttäuschen:“ (DER DEUTSCHLANDSENDER.
In: Unser Rundfunk 1953/ Heft 37)]
Was im Hörfunk begonnen hatte, setzte sich kurze Zeit später
im Fernsehen fort: Zwei Institutionen auf unterschiedlicher politischer
und ideologischer Position kämpften im geteilten Deutschland um die
Zuhörer bzw. Zuschauer im jeweils anderen Teil des Landes. Auf der
„Deutschen Industrieausstellung“ in Westberlin – der Standort war mit
Bedacht gewählt – stellte sich das bundesdeutsche Fernsehen zwischen
dem 6. und dem 21. Oktober 1951 erstmals einem größeren (auf Grund der
offenen Grenzen auch Ostberliner und ostdeutschen) Publikum live vor.
Der NWDR Berlin, dem bald ein Sender von größerer Reichweite (10 kW,
Radius 80 km) zur Verfügung stand, mit dem potentiell ein großer Teil
des Territoriums der DDR mit dem Westberliner Fernsehprogramm versorgt
werden konnte, wurde zum wirksamsten Mittel bundesdeutscher Propaganda
in die „Zone“ mit Fernsehspielen und Unterhaltungssendungen.
Zu dieser Zeit liefen auch bereits die Versuchssendungen des
Ostberliner Fernsehzentrums. Allerdings befand sich das Fernsehen in
der DDR gegenüber der bundesdeutschen und Westberliner Konkurrenz im
Nachtrab. Zwar gab es noch die Industriestandorte, an denen vor dem
Krieg und während des Krieges die Entwicklungsarbeiten zum deutschen
Fernsehen geleistet worden waren, die technologischen Dokumente waren
jedoch in den Westen gebracht worden. Nach Angaben des damaligen
Generalintendanten Hans Mahle war die SED-Führung und insbesondere
Ulbricht zudem nicht am Fernsehen interessiert.
Mahle, der das Fernsehen in Moskau kennen gelernt hatte und sich von
diesem Medium viel versprach, versicherte sich deshalb der
Unterstützung der sowjetischen Besatzungsmacht und leitete die
entsprechenden technischen Entwicklungsarbeiten in den im Ostteil
Berlins gelegenen früheren Betriebsteilen von TELEFUNKEN mit den dort
noch verbliebenen Mitarbeitern aus der Vorkriegs- und Kriegszeit ein,
unter ihnen der spätere Erfinder des PAL-Farbfernsehens Walter Bruch.
Nach Mahles Angaben habe er das Fernsehzentrum ebenso wie das neue
Funkhaus für den Ostberliner Hörfunk im (während des Krieges schwer
beschädigten) Haus der Technik an der Friedrichstraße im Berliner
Stadtzentrum unterbringen wollen. Aus strategischen Gründen wurden
diese Pläne verworfen und beide Institutionen getrennt, wenn auch nicht
weit entfernt voneinander – der Hörfunk in Oberschöneweide und das
Fernsehen in Adlershof – aufgebaut.
Es kann nicht in Erstaunen versetzen, dass wie beim Radio auch beim
Fernsehen die möglichen Zuschauer in Westberlin und in der
Bundesrepublik von den Ostberliner Programmgestaltern von Anbeginn mit
ins Auge gefasst wurden und das Programm aus Berlin-Adlershof auch für
sie mit konzipiert wurde. Schon in dem Ankündigungsartikel, in dem der
Ostberliner Fernseh-Chef Hermann Zilles in der Programmzeitschrift
„Unser Rundfunk“ (Heft 52/ 1952, S. 2/ 3) die Programmvorhaben des
Versuchsprogramms bekannt gibt, erwähnt er ausdrücklich eine Sendung
mit gesamtdeutscher Wirkungsabsicht. So sollte die Sendung „Das
nationale Forum“ eine „Tribüne der deutschen Patrioten werden im Kampf
gegen die Versklavungs- und Kriegspolitik der amerikanischen und
westdeutschen Monopolherren, eine Tribüne des nationalen
Befreiungskampfes. In einer Sendereihe ‚Aus dem Alltag der deutschen
Hauptstadt’ wird sowohl die Entwicklung im Demokratischen Sektor
Berlins gezeigt, der Aufbau seiner ersten sozialistischen Straße, der
Stalinallee, wie auch der Niedergang Westberlins als Auswirkung der
Frontstadtpolitik der amerikanischen Okupanten und ihrer Reuter.“ Neben
solchen unvermittelt propagandistischen Sendungen stehen als
eigentlicher Programmschwerpunkt, jedoch keineswegs von den politischen
Aufgaben abgekoppelt, kulturell-künstlerische und
Unterhaltungssendungen mit dem Fernsehspiel im Mittelpunkt, nach Zilles
das „Große, Neue im Fernsehprogramm“, denn „hier erschließt sich die
Möglichkeit der Dramatisierung der großen Ereignisse der deutschen
Geschichte wie der Gegenwartsprobleme. Die vielfältigen Formen der
Gestaltung können die Elemente der Oper, des Singspiels, des
Schauspiels, des Lustspiels und des Hörspiels enthalten, ohne jedoch
das eine oder das andere zu sein. Das Fernsehspiel zu entwickeln, das
in hoher künstlerischer Gestaltung die Fragen des nationalen
Befreiungskampfes , des Kampfes um den Frieden, den Aufbau des
Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik beinhaltet,
betrachten die Mitarbeiter des Fernsehzentrums als ihre wichtigste
Aufgabe.“ (ZILLES 1952, S. 3)
Diese Bemühungen um die westdeutschen Zuschauer blieben offenbar über
längere Zeiträume hinweg nicht ganz ohne Erfolg, denn hatte DER SPIEGEL
1954 (15.04. 1954, S. 30-32) in einem ersten Bericht über das
ostdeutsche Fernsehen noch über „Zilles bunte Bühne“ und deren – in der
Tat, wie Protokolle von Kollegiumssitzungen des „Fernsehzentrums
Berlin“ aus dessen Gründerjahren belegen – dürftige technische
Ausstattung und über das eher bemühte denn gekonnte Programm gespottet,
so veröffentlichte das Hamburger Nachrichtenmagazin fünf Jahre später
(03. 06. 1959) die Ergebnisse einer Untersuchung des Münchner
Meinungsforschungsinstituts „infratest“ im Auftrag des gesamtdeutschen
Ministeriums, nach der 53 % der Befragten dem ostdeutschen Programm
gute bis sehr gute Noten erteilten, es zum Teil sogar besser als das
eigene der ARD bewerteten (12 %), insbesondere hinsichtlich der
kulturell wirksamen Sendungen. Besonders unter Arbeitern erfreute sich
das „Ostfernsehen“ besonderer Beliebtheit.
Das DDR-Fernsehen bediente sich bei seiner West(-programm-)expansion
einer durchaus offensiven Taktik und Strategie, immer gebunden an die
ihm zur Verfügung stehenden materiell-technischen Ressourcen. So
errichtete die für die technischen Anlagen zuständige Deutsche Post
eine ganze Kette von Fernsehsendern und Umsetzern entlang der
deutsch-deutschen Grenze, die mit dem DDR-Fernsehprogramm in die
grenznahen Gebiete der Bundesrepublik einstrahlten und dabei sogar den
Empfang des bundesdeutschen Fernsehens erheblich störten bzw. die
westlichen Stellen zu Gegenmaßnahmen provozierten. Doch nicht allein
durch den Bau von starken Sendeanlagen in den Grenzregionen zur
Bundesrepublik suchte sich das DDR-Fernsehen Einflussmöglichkeiten auf
ein bundesdeutsches Publikum zu verschaffen, indem das Programm, das
für die DDR-Bürger konzipiert und gestaltet wurde, auch im gegnerischen
Nachbarstaat empfangen werden konnte.
Seit dem 11. September 1957, stellte DER SPIEGEL im Januar 1958 (19. 1.
1958) fest, wurden in Berlin-Adlerhof gezielt Sendungen produziert, die
sich direkt an die Bundesdeutschen wendeten und Themen aufgriffen und
behandelten, die für diese von besonderem Interesse waren. In einer
speziellen Programmstrecke strahlte damals der Deutsche Fernsehfunk „im
Anschluß an unser Abendprogramm“, wie die ostdeutsche
Programmillustrierte „Unser Rundfunk“ schrieb, am späten Samstagabend
das „Telestudio West“ mit dem Untertitel „Vor Mitternacht am
Fernsehschirm“ aus.
„Mitternachtssendungen“ waren zu jener Zeit noch mehr als später
Minderheitenprogramme, und so erhielt das „Telestudio West“ ab Januar
1958 einen neuen Sendetermin, wobei das DDR-Fernsehen sich „eine
besonders schwache Stelle des (West-) ‚Deutschen Fernsehens’ zunutze
(machte): Am Sonnabendnachmittag zwischen 16 und 17 Uhr, in einem
Zeitraum also, den das Westfernsehen meistens mit Kindersendungen oder
Kulturfilmen ausfüllt, strahlt das Ostfernsehen in die Westberliner
Sektoren und in die grenznahem Gebiete der Bundesrepublik ein
Sonderprogramm aus, das speziell auf den erwachsenen Bundesbürger
zugeschnitten ist.“ (SPIEGEL 19. 01. 1958, S. 43/44) Denn obwohl „auch
die Fernsehteilnehmer in der ‚DDR’ (etwa 160 000) das samstägliche
Sonderprogramm empfangen können, sollen die Sendungen des ‚Telestudio
West’ vor allem die massive Fernsehoffensive in Richtung Westen
verstärken, die mit der Inbetriebnahme neuer starker Fernsehsender in
der Nähe der Zonengrenze eingeleitet worden ist“ (SPIEGEL 19. 01. 1958).
Die „Einleitung“ auf programmpolitischer Ebene lag freilich schon
länger zurück, als der SPIEGEL dies bemerkt hatte. Schon am 2. Mai 1956
hatte der Deutsche Fernsehfunk mit dem Polit-Talk (in der Benennung
jener Zeit: der „aktuell-politischen Gesprächssendung“, vgl. GLATZER/
HEMPEL/ SCHMOTZ 1977, S. 47) „Treffpunkt Berlin“ eine Sendereihe ins
Programm genommen, die sich vor allem der deutsch-deutschen Problematik
mit deutlicher Adressierung an die Westzuschauer annahm. Darauf
verweist die Person des wichtigsten Moderators dieser in ihrer
Gestaltung dem „Internationalen Frühschoppen“ des WDR nicht unähnlichen
Sendung. Es war dies der Chefkommentator des Deutschlandsenders
Karl-Eduard von Schnitzler, beim BBC wie beim NWDR geschulter
Rundfunkpropagandist. Das „Telestudio West“ war also der zeitweilige
Höhepunkt einer neuen, verschärften und massiven ostdeutschen
Fernseh-Programmoffensive in Richtung Westen, die im Zusammenhang mit
Ulbrichts Bemühungen um eine deutsch-deutsche Konföderation gesehen
werden musste, die der SED-Chef im Juli 1958 auf dem V. Parteitag der
Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands wie schon mehrfach vorher
an die Adresse der Bundesregierung vortrug, wieder ohne westliche
Resonanz, aber inzwischen im Widerspruch zu Chruschtschow, der am 7.
März 1959 auf der „Gesamtdeutschen Arbeiterkonferenz“ in Leipzig
erklärt hatte, die Völker der Welt und die Deutschen könnten sehr wohl
ohne Wiedervereinigung auskommen. Hier wurde ein Gegensatz zwischen der
ulbrichtschen Deutschlandpolitik und jener der sowjetischen Führung
deutlich, der später noch von Bedeutung sein sollte.
„Die Verantwortlichen der westdeutschen Rundfunkanstalten“, die der
SPIEGEL (19. 01. 1958, S. 43) zitiert, hörten wahrlich nicht die Mücken
husten, wenn sie nach SPIEGEL-Angaben „befürchten (...), dass die
Ostberliner Funktionäre die Sendungen des ‚Telestudios West’ in
absehbarer Zeit zu einem regelrechten zweiten Programm für westdeutsche
Fernseher ausbauen werden. Schon jetzt könnte ein solches Westpogramm
von schätzungsweise 200 000 bundesdeutschen Gerätebesitzern empfangen
werden.“ Das waren mehr als die Gesamtzahl der Fernsehhaushalte in der
DDR am Jahresende 1957 (159 000).
Das zu befürchtende Ausmaß der ostdeutschen Programmbemühungen um die
Zuschauer im politischen Westen konnten diese „Verantwortlichen“ jedoch
kaum absehen, denn sie ignorierten konsequent den Umstand, dass sich
die Sendungen des DDR-Fernsehens zu jener Zeit bei bundesdeutschen
Zuschauern einiger Beliebtheit erfreuten. Die FERNSEH-RUNDSCHAU 1958
(S. 179 bei fortlaufender Seitenzählung) beispielsweise zeigte sich
darüber erstaunt, „wie wenig die Sendungen des deutschen Fernsehfunks
Ost bei vielen Verantwortlichen der westdeutschen Sender bekannt sind
bzw. berücksichtigt werden und mit welcher Überheblichkeit die eigene
Arbeit überbewertet wird. Im Osten ist man (jedenfalls bisher)
schneller, anpassungsfähiger – und selbstkritischer.“
Davon zeugte auch der Umstand, dass die Adlershofer Sendeleitung sich
gründlich auf diese Programmoffensive vorbereitet hatte und schon im
Januar 1957 eine vergleichende Programmanalyse des Angebotes der ARD
und des DFF für den Monat Januar in Auftrag gegeben hatte, die dem
Kollegium – dem kollektiven Leitungsgremium des DDR-Fernsehens, das
sich 1953 konstituiert hatte, monatlich tagte und dem alle
Verantwortlichen des Ostfernsehens angehörten – im März 1957 vorlag
(ZUR INFORMATION FÜR DIE MITGLIEDER ...1957). In diesem dreiseitigen
vertraulichen Papier wurden beide deutsche Fernsehprogramme
hinsichtlich der Quantität der monatlichen Sendestunden, aber auch
hinsichtlich der Programminhalte miteinander verglichen. Der Vergleich
fiel allerdings zu Ungunsten des DDR-Programms aus und zeitigte noch im
gleichen Jahr beachtliche programmpolitische Folgen..
Die ARD strahlte im Januar 1957 an 31 Tagen insgesamt 6930 Minuten
Programm aus, der DFF an 27 Tagen 5335 Minuten. Der DFF sendet aus
Kapazitätsgründen an nur sechs Wochentagen (der Montag ist in der DDR
zu diesem Zeitpunkt fernsehfrei), die ARD an allen sieben Wochentagen.
Die ARD (223,5’) sendet täglich etwa 26 Minuten länger als der DFF
(197,6). Einzelne Programmschienen sind vom DDR-Fernsehen zu wenig bzw.
gar nicht genutzt wie das Vorabendprogramm, den das Westprogramm mit
der Werbung füllt. Am Sonntagvormittag hat der DFF dem „Internationalen
Frühschoppen“ der ARD lediglich ein Kinderprogramm entgegenzusetzen.
Zudem zeichnet sich das ARD-Programm durch seinen Reichtum an
Abwechselung aus. Die ARD präsentierte im Untersuchungszeitraum fast
doppelt (200) so viele Sendungen wie der DFF (107). Die Ost-Beiträge
sind sehr viel länger (und damit wohl auch langatmiger und
langweiliger) als die aus dem Westen. Hier beträgt die
durchschnittliche Sendelänge je Beitrag 34,65 Minuten, in der DDR 49,86
Minuten. In einzelnen Sparten gibt es ein Patt wie bei den politischen
Sendereihen, der Dramatischen Kunst oder im Sport; in allen anderen
Sparten zeigt sich das DDR-Fernsehen dem der BRD noch unterlegen.
Eine erste Programmoffensive zur Korrektur dieser programmpolitischen
Verhältnisse zwischen dem Ost- und dem Westfernsehen startete das
DDR-Fernsehen noch mit dem Beginn des Fernsehjahres 1957/ 58. Die Zahl
der täglichen Sendeminuten des DDR-Fernsehens erhöht sich auf 238’,
1958 sind es 305’. Der bisher fernsehfreie Montag wird zu einem
attraktiven Sendetag umgestaltet, zunächst mit Unterhaltungsangeboten
und mit Sport, ab dem 2. Dezember 1957 mit einem alten
Unterhaltungsfilm aus dem UFA-Archiv. Für den Beginn der Fernsehsaison
1958/ 59 im Frühherbst 1958 fasste das Staatliche Rundfunkkomitee einen
Beschluss „Für ein interessantes, massenwirksames Fernseh-Programm“,
das ab dem 7. Oktober des gleichen Jahres realisiert werden sollte.
Anlass dazu bot der V. Parteitag der SED, der vom 10. bis zum 16. Juli
1958 in Ostberlin getagt hatte. „Er beriet über den vom Zentralkomitee
vorgeschlagenen Kurs, während der nächsten Jahre die sozialistischen
Produktionsverhältnisse in der DDR zum Siege zu führen und die
Übergangsperiode vom Kapitalismus zum Sozialismus im Wesentlichen
abzuschließen. Das verlangte, die materiell-technische Basis des
Sozialismus auszubauen, die sozialistische Umgestaltung der
Landwirtschaft zu vollenden, die sozialistische Revolution auf dem
Gebiet der Ideologie und Kultur fortzusetzen und den sozialistischen
Staat als Hauptinstrument beim sozialistischen Aufbau allseitig zu
festigen. Im unverbrüchlichen Bündnis mit der Sowjetunion und den
anderen sozialistischen Staaten galt es, das internationale
Kräfteverhältnis weiter zugunsten des Sozialismus zu verändern.“
(GESCHICHTE DER SED 1978, S. 378)
Aus den Beschlüssen des V. SED-Parteitages leitet auch das
DDR-Fernsehen seine eigene Positionsbestimmung im laufenden
Klassenkampf ab: „Der Deutsche Fernsehfunk ist mit seinen vielfältigen
künstlerischen und technischen Möglichkeiten ein offensiv anwendbares
Mittel in der politisch-ideologischen Arbeit der Partei. Die Programme
unseres Fernsehens informieren und orientieren bereits Hunderttausende
Werktätige in der DDR. Sie werden in weiten Gebieten Westdeutschlands
empfangen.“ (FÜR EIN INTERESSANTES ..., 1958, S. 1) In dem Papier
werden „Pläne für das Herbst- und Winterprogramm des Deutschen
Fernsehfunks“ vorgelegt. Diese Pläne trugen sowohl offensive wie
defensive Züge. „Ihre Verwirklichung wird (bei entsprechender
Unterstützung mit notwendigen technischen Mitteln) gleichzeitig dazu
beitragen, die reaktionären Einflüsse westdeutscher Fernsehsender auf
dem Gebiet der DDR zurückzudrängen und die Sympathien neuer
Zuschauerkreise in Westdeutschland für die Sendungen des DDR-Fernsehens
zu gewinnen.“ (FÜR EIN INTERESSANTES ... 1958. S. 1) Im Herbst 1958
legt das Staatliche Rundfunkkomitee im Rahmen eines „Berichtes an den
Ministerrat über die kulturpolitische Arbeit des Rundfunks und
Fernsehens“ (BERICHT AN DEN MINISTERRAT ... 1958) sein Programmschema,
das ein gut ausgewogenes Wochenprogramm mit festen Programmplätzen auch
für die Westpropaganda ausweist, der ihm vorgesetzten staatlichen
Leitungsinstanz vor.
Die Programmreform, die für das Herbst- und Winterprogramm 1958/ 59
konzeptionell begründet wurde, berücksichtigte zwei einander auf den
ersten Blick widersprechende Ziele: „Der Anteil der aktuell-politischen
Sendungen wird erhöht, auf dem Bildschirm werden mehr Fernsehspiele und
Unterhaltungsprogramme zu sehen sein.“ (FÜR EIN INTERESSANTES ... 1958,
S. 1) Die Qualität der aktuell-politischen Sendungen sollte durch die
Erweiterung des Themenspektrums beispielsweise um eine kontinuierlich
Berichterstattung aus dem nichtsozialistischen Ausland interessanter
gemacht werden. Die Inlandberichterstattung sollte die sozialistische
Gesellschaft als attraktiv auch für bundesdeutsche Zuschauer
darstellen, denn zu einem Zeitpunkt, „da Westdeutschland zum Zentrum
der Kriegsgefahr in Europa geworden ist, (muss) die Sicherung des
Friedens den Hauptinhalt der Deutschlandpolitik“ der DDR darstellen.
„Diesem Kampfziel, durch den Sieg des Sozialismus den Frieden in Europa
zu sichern und damit die wichtigste Voraussetzung für die nationale
Wiedergeburt Deutschlands als friedliebender, demokratischer Staat zu
schaffen, dient auch die Lösung der ökonomischen Hauptaufgabe. Das ist
ihr tiefer politischer Inhalt. Fernsehreportagen aus der DDR müssen
also ihr Funktion als operative Helfer im Prozess des sozialistischen
Aufstiegs unserer Republik besser als bisher erfüllen, den Zusammenhang
zwischen den politisch-ideologischen und ökonomischen Fragen bildhaft
machen und dadurch den westdeutschen Werktätigen eine klare
Orientierung am Beispiel der Überlegenheit unserer Gesellschaftsordnung
geben“. (FÜR EIN INTERESSANTES ..., 1958, S. 2/ 3)
Neben der Propaganda für den Sozialismus in der DDR bekam das Programm
auch eine „konterpropagandistische“ Aufgabe übertragen: „Im Augenblick
erfolgt die Auseinandersetzung mit den Lügen und Verleumdungen des
Gegners nicht systematisch und kontinuierlich genug. Der V. Parteitag
stellt fest, dass die Entlarvung des militaristisch-klerikalen
diktatorischen Charakter des Bonner Staates eine wichtige Aufgabe des
politischen Kampfes ist. Bekanntlich herrscht bei den Bundestagparteien
größte Einmütigkeit in der antikommunistischen Verhetzung der
Bevölkerung, um die Nato-Konzeption (der atomaren Aufrüstung, P. H.) zu
sichern und ein einheitliches Handeln der Volksbewegung gegen den
Atomtod zu verhindern. Deshalb werden im Rahmen der aktuell-politischen
Sendungen des Fernsehens besondere konterpropagandistische Beiträge
vorbereitet, die der Zerschlagung der Bonner Kriegsabsichten und der
Mobilisierung der Volksmassen in Westdeutschland für den Kampf gegen
die atomare Aufrüstung und für die Sicherung des Friedens dienen.“ (FÜR
EIN INTERESSANTES ..., 1958, S. 3)
Das DDR-Fernsehen startete daraufhin am 29. November 1958 die
Sendereihe „Tele-West-Briefkasten“, in der auf (angeblich) westliche
Zuschauerzuschriften zu aktuellen Fragen von kompetenten
Persönlichkeiten aus der DDR geantwortet wurde. Am 21. März 1960 nahm
eine Sendereihe ihre propagandistische Tätigkeit auf, die bis zum
Herbst 1989 im Programm des DDR-Fernsehens bleiben sollte, „Der
schwarze Kanal“ von und mit Karl-Eduard von Schnitzler, „ein
propagandistisches Gegenstück zur westlichen Fernsehsendung ‚Die rote
Optik’“ des Leiters des Westberliner NDR-Studios Thilo Koch, wie der
SPIEGEL 16/ 1960 (S. 90) anmerkt und gleich noch Koch zitiert, der
meinte: „Mit dieser Sendung (‚Der schwarze Kanal’, P. H.) ist der
innerdeutsche Fernsehkrieg offensiv geworden.“ (ebenda, S. 91) Auf
Grund der degoutanten Programminhalte der Sendungen Ost gegen West und
umgekehrt erklärt der SPIEGEL den propagandistischen Schlagabtausch
zwischen beiden deutschen Fernseheinrichtungen in seiner Überschrift
zur „Riesel-Feldschlacht“.
Aber die ostdeutsche Offensive war damit noch nicht beendet. Am 29.
November 1958 reagierte das DDR-Fernsehen auf die am 1. September des
gleichen Jahres gestartete Regionalumschau des Senders Freies Berlin,
die „Berliner Abendschau“, mit einer west-konterpropagandistischen
Informations- und Unterhaltungssendung, die sich auch vor allem ob
ihrer Parodien auf aktuelle westdeutsche Schlager bei der Bevölkerung
in der DDR großer Beliebtheit erfreute, der „Tele-BZ“, die sich
wöchentlich am frühen Freitagabend in einer Mischung von Kabarett,
Feuilleton und Kurzreportage mit aktuellen Fragen der West-Berliner
Politik auseinandersetzte. Die Westorientierung im politischen Programm
des DDR-Fernsehens deckte innerhalb eines relativ kurzen Zeitraumes ein
breites Spektrum von der aktuellen Information über die politische
Diskussion und die Magazinsendung bis hin zum Kabarett ab. Die
„Tele-BZ“ vereinigte die beiden wichtigsten Anliegen, die im Ziel der
Programmreform lagen, nämlich die Propaganda mit der Unterhaltung, auf
massenwirksame Weise. Immerhin befand sie sich ja im Konkurrenzkampf
mit bundesdeutschen und Westberliner Fernsehsendungen, die ihr eine
bestimmte Darbietungsweise vorgaben, die sie aufgreifen und qualitativ
überbieten musste, wollte sie in der Konkurrenz bestehen.
Das Planungspapier vom Herbst 1958 verweist im folgenden auf die
Erweiterung des Spielplans der Dramatischen Kunst (Fernsehspiel) durch
Theaterübernahmen (Direktübertragungen, Studiogastspiele und
Bühneninszenierungen im Auftrag des Fernsehens) und die Verbesserung
des Unterhaltungsangebotes, in dem Publizistik sich mit Entertainment
verbinden sollten, „damit künftig der Unterhaltungsabend im Fernsehen
den Ansprüchen der werktätigen Bevölkerung auf Entspannung, Abwechslung
und Freude in hohem Maße gerecht wird.“ (FÜR EIN INTERESSANTES ...
1958, S. 8).
Die Programmreform zielte insgesamt auf eine Erhöhung der Attraktivität
des DDR-Fernsehprogramms, auch in Bezug auf die bundesdeutschen
Zuschauer, und sie verfehlte dieses Ziel wohl auch nicht. Die
publizistische Reaktion aus der Bundesrepublik ließ jedenfalls nicht
lange auf sich warten. Der SPIEGEL (vom 3. Juni 1959) schreibt, wieder
auf der Grundlage einer Untersuchung von infratest, unter der
Überschrift „Im Westen gefragt“, der „Deutsche Fernsehfunk“ bemühe
„sich seit längerem, das (West-) ‚Deutsche Fernsehen’ wenigstens
quantitativ zu überholen. (...) Bereits seit einiger Zeit strahlt das
Ostfernsehen ein 42stündiges Wochenprogramm aus (‚Deutsches Fernsehen’:
durchschnittlich 35 Wochenstunden) und überträgt daneben täglich ein
bis zwei Stunden lang ‚Versuchssendungen’, zumeist Filme und
Wochenschauaufnahmen. Zusätzlich wiederholen die DDR-Fernsehstationen
zwischen 11 und 15 Uhr Teile vorhergegangener Abendprogramme in einer
Sondersendung ‚für Schichtarbeiter’, so dass – wie die Infratester
feststellten – ‚täglich zwischen 11 und 23 Uhr praktisch kaum
unterbrochen ein Programm ausgestrahlt wird’. Das heißt: Bundesdeutsche
Fernseher in den Zonenrandgebieten, die in Reichweite der ostdeutschen
Sender wohnen, haben reichlich Gelegenheit, während der Sendepausen des
(Bundes-) ‚Deutschen Fernsehens’ ihren Bildschirm mit DDR-Aufnahmen zu
beleben.“
Der „Bericht über die kulturpolitische Arbeit ...“ ist ein
interessantes zeithistorisches Dokument, diente er doch in erster Linie
der Selbstrechtfertigung des DDR-Rundfunks und –Fernsehens gegen die
zeittypischen Verdächtigungen, dem „Revisionismus“ und der
„bürgerlichen Ideologie“ in ihren Programmen Tür und Tor geöffnet zu
haben. Dabei bezieht sich der Komiteevorsitzende Hermann Ley in seiner
Einleitung ausdrücklich auf das Referat Walter Ulbrichts auf dem V.
SED-Parteitag, auf dem der Erste Sekretär des Zentralkomitees der
Partei gefordert hatte: „‚Es gilt, die volksdemokratische Ordnung so zu
entwickeln, dass sie die maximale Entfaltung der schöpferischen Kräfte
des Volkes ermöglicht und nach Westdeutschland als Beispiel wahrhafter
Demokratie wirkt.’“ (nach BERICHT... 1958, S. 1.) Dennoch erwähnt die
Anlage 2 c zu diesem Bericht, die sich der Planung zum „Aufbau eines
propagandistischen Sektors im Programm des deutschen Fernsehfunks“
widmet, vor allem die Verbreitung der marxistisch-leninistischen
Philosophie und der Politökonomie sowie die „Hilfe bei der Durchsetzung
der Normen der sozialistischen Moral, insbesondere der Arbeitsmoral“
und erwähnt die „Entwicklung einer schlagkräftigen Konterpropaganda“
nur mit einem Satz. Zwar wird hier schon auf den Plan zum Aufbau eines
zweiten Programms Bezug genommen, jedoch ist dieses Zweite noch als
Bildungsprogramm konzipiert, in dem der „Ausbau der Fernsehhochschule“
geplant wird. „Sie soll über die Hilfe bei der allgemeinen Entwicklung
des Bildungsniveaus der Werktätigen hinaus dem regelmäßigen Zuschauer
die Möglichkeit geben, bestimmte, mit dem allgemeinen
Volksbildungssystem abgestimmte staatliche Qualifikationen zu erwerben
(Abitur, Berechtigung zum Übergang an bestimmte Fachhochschulen o.
ä.).“ (BERICHT ... 1958, Anlage 2 c, S. 6)
Innerhalb des folgenden halben Jahres ändert sich diese Konzeption
jedoch grundlegend. Am 21. April 1959 berät das Staatliche
Rundfunkkomitee unter dem Vorsitz von Ley über die „Perspektivplanung
unter Berücksichtigung einer künftigen Abgrenzung von Rundfunk und
Fernsehen“ (STAATLICHES RUNDFUNKKOMITEE 1959). Am 17. Februar 1959
hatte Fernsehintendant Adameck dem Vorsitzenden des Staatlichen
Rundfunkkomitees in einem Brief die politische Situation des
DDR-Fernsehens gegenüber der bundesdeutschen Konkurrenz dargelegt: „Die
Sendetätigkeit des Deutschen Fernsehfunks erfolgt unter
Berücksichtigung einer starken politischen Wirkung nach
Westdeutschland. Beide Systeme erreichen unterschiedlich weite Gebiete
beiderseits der Zonengrenze (sic!). In dieser politischen
Auseinandersetzung sind wir im Augenblick technisch
unterlegen.“ (ADAMECK 17. 2. 1959, S. 1) Es folgt eine vergleichende
Darstellung der technischen Situation zwischen bundesdeutschem und
DDR-Fernsehen und der Hinweis darauf, dass auf „Beschluss der Bonner
Regierung“ in absehbarer Zeit „30 Sender (Sender im Band IV) entlang
der Zonengrenze“ aufgestellt werden sollen. Es handelt sich hier um die
Sendeanlagen für das in Vorbereitung befindliche zweite Programm. „Aus
der Aufstellung dieser Sender ist Zweck und Charakter dieses Programms
ersichtlich.“ (ADAMECK 17. 2. 1959, S. 2)
Adameck entwickelt daraufhin seine Gegenstrategie: „Unsere bisherige
Perspektivplanung sieht vor, bis 1965 mit 3 zusätzlichen Sendern die
Verbreitung unseres ersten Programms zu verbessern und durch
Versuchssendungen (im Band IV) Erprobungen für ein weiteres Programm
durchzuführen.“ Und er benennt die Probleme, die den Plänen des
DDR-Fernsehens entgegenstehen. Diese sind technischer Natur: „Jetzt
teilt unsere Industrie mit, dass sie überhaupt nicht in der Lage ist,
Sender (20 KW) vor 1965 herzustellen. Lediglich ein 3-KW-Sender wird
1963 zur Verfügung stehen, der aber für eine Leistung im Band IV
indiskutabel ist.
Wir halten es für erforderlich, dass bis 1961, möglichst noch früher,
der Deutsche Fernsehfunk seinen Einfluss nach Westdeutschland so
verstärkt, dass gleichzeitig den Bonner Plänen entgegengetreten wird.
Dazu ist notwendig:
1. Ein vollkommen neuer Studiokomplex mit einem neuen Standort, der in
Berlin sein muss. Dieses Studio sollte mit allen Möglichkeiten
ausgestattet sein einschließlich Ü-Wagen.
2. Ausbau der Richtfunkstrecken, mindestens dreigleisig (mit 4 GHz-Technik)
3. Aufbau von mindestens 10 Fernsehsendern im Band IV mit 20 KW Senderleistung.
Nach den bisherigen Überlegungen müsste dieses neue Programm den
Charakter eines Deutschlandsender-Fernsehens erhalten.“ (ADAMECK 17. 2.
1959, S. 2/ 3)
Damit war die entscheidende Idee für das neue Programm geboren.
Die bevorstehende Aufnahme eines zweiten Programms wird bei der
Komiteesitzung vom 21. April 1959 bereits vorausgesetzt. So erklärt Ley
einleitend, damit auf die Notwendigkeit einer neuen Personalplanung
verweisend und sich auf die Angaben Adamecks beziehend: „Durch die
kürzlich erfolgte Mitteilung neuer Zahlen über das Anwachsen der
(Anzahl der) Fernsehempfänger bis 1965 und die Entwicklung der
Fernsehsender ergibt sich eine neue Lage zwischen Rundfunk und
Fernsehen. Das Fernsehen wird möglicherweise ab Mitte 1960 ein zweites
Programm aufzuweisen haben, was starke Anstrengungen von Rundfunk und
Fernsehen erfordert, da sich vermutlich Kaderumsetzungen erforderlich
machen. Weil bis 1965 fast jede Familie Rundfunk und Fernsehen haben
dürfte, muss überlegt werden, welche Programme am wirkungsvollsten im
Rundfunk und im Fernsehen dargeboten werden.“ (STAATLICHES
RUNDFUNKKOMITEE 1959,Titelblatt)
Zugleich schränkt er die Erwartungen ein, die in ein zweites
Fernsehprogramm gesetzt werden können, das inzwischen offenbar als
moderner und technisch perfekter Ersatz (durch die audio-visuelle statt
ausschließlich die auditive Ansprache des Publikums) für den
Deutschlandsender gedacht gewesen war, indem er auf die mangelnde
technische Reichweite der zu bauenden Sendeanlagen verweist: „Zu
berücksichtigen ist dabei, dass das zweite Programm des Fernsehens aus
technischen Gründen nicht vollständig die Aufgaben des
Deutschlandsenders übernehmen kann, da zahlreiche Gebiete
Westdeutschlands nicht über größere Entfernungen erreichbar sind.“
(STAATLICHES RUNDFUNKKOMITEE 1959, Titelblatt) Der Deutschlandsender
sendete auf der Lang- und der Mittelwelle und verfügte dadurch über
eine große Reichweite. Dem DDR-Fernsehen fehlten vergleichbare
Voraussetzungen, wie sie das Fernsehen der BRD mit seinem Standort in
Westberlin zur Verfügung hatte. Hier verwies Ley auf die ergänzende
Kooperation zwischen Rundfunk und Fernsehen: „Man muss also
berücksichtigen, dass bestimmte Seiten des Rundfunks auch bei stärkerer
Erweiterung des Fernsehens in der Westpropaganda erhalten bleiben.“
(STAATLICHES RUNDFUNKKOMITEE 1959, Titelblatt)
Leys Darstellungen erlauben einen interessanten Schluss auf die
Erwartungen, die seinerzeit offensichtlich an die Entwicklung des
Fernsehens geknüpft waren. Das Fernsehen mit seiner im Vergleich zum
Hörfunk komplexeren sinnlichen Ansprache des Publikums war offenbar
zumindest auf dem zentralen Gebiet der politischen Propaganda als
Ablösung des Hörfunks vorgesehen gewesen. Dass in dieser Frage
offensichtlich Konsens zwischen den Teilnehmern der Sitzung bestand,
belegt ein Statement des Leiters der Abteilung Agitation im ZK der SED,
Heinz Geggel, der Leys Darstellung unterstützt und den Hörfunk für die
Unterstützung des Fernsehens herangezogen sehen will: „Eine Reihe von
Gebieten werden wir durch Fernsehen abdecken können. Aber es wird
Gebiete in Westdeutschland geben, wie Ruhrgebiet, Industriegebiete in
Süddeutschland. Hier spielt die Frage der technischen Entwicklung eine
Rolle. Eine entscheidende Aufgabe des Rundfunks ist die Erfassung
weiter Gebiete Deutschlands, die wir nicht mit dem Fernsehen erreichen
werden und mit dem Rundfunk erreichen müssen. Dass wir hier die
Konkurrenz zum Westfernsehen haben, ist klar. Sie haben das zweite
Programm, verstärken Fernsehprogramm, Auslandsdienst. Das
Rundfunkgesetz sieht vor ein sogenanntes gesamtdeutsches Programm, auf
einer starken Mittelwelle. Sie werden dort große Mittel einsetzen und
rücksichtslos von der Zentrale die stärksten Frequenzen diesem Programm
unterordnen. Bei aller Diskussion Fernsehen – Rundfunk steht die Frage
der rundfunkmäßigen Erfassung dieser Gebiete.“ (STAATLICHES
RUNDFUNKKOMITEE 1959, S. 11)
Fernsehintendant Heinz Adameck entwickelt in diesen Zusammenhängen ein
Modell für die künftige Fernsehlandschaft in der DDR. Danach soll das
I. Programm hinsichtlich seiner Sendestunden weiter ausgebaut werden,
von 48h 30’ im Jahre 1959 in kontinuierlicher Steigerung auf 74 Stunden
wöchentlich im Jahre 1965. Sonntags soll ein ganztägiges Programm
gesendet werden, wochentags ein Nachmittagsprogramm ab 16.00 Uhr (für
eine Übergangszeit ab 17.00 Uhr) mit einer Pause zum Abendprogramm und
sonnabends ab15.00 bzw. 16.00 Uhr ohne Pause zum Abendprogramm. 1962
soll das Studio Leipzig seinen Sendebetrieb aufnehmen, für das Studio
Rostock, das vorerst noch als Provisorium betrieben wurde, war ab 1963
ein Neubau geplant.
Für das II. Programm war ein Studio-Neubau mit einem Sender in Berlin
vorgesehen. Weitere Sender bzw. Umsetzer waren in Schwerin, Dequede und
auf dem Inselsberg geplant. Der Bau des „vollkommen neuen
Studiokomplexes“ sollte 1962 fertiggestellt sein, so dass ab 1962
zunächst 8 Stunden gesendet werden könnte, 1963 bereits 12 Stunden und
bis 1965 die wöchentliche Sendezeit auf 20 Stunden erhöht werden kann.
Adameck schränkt aber bereits diese Pläne ein: „Das hängt davon ab, was
wir von der Industrie bekommen.“ (STAATLICHES RUNDFUNKKOMITEE 1959, S.
1) Zum „Telestudio West“ merkt Adameck an, es müsse „ganz gleich, wann
das zweite Programm kommt und in welchem Umfange (...) bald ausgebaut
werden und den Kern des zweiten Programms langsam heranbilden. Wenn wir
einen Genossen hätten, der später Programmleiter oder Chefredakteur
sein soll, so müsste er so bald wie möglich eingesetzt werden. Mit dem
zweiten Programm fällt Telestudio weg.“ (STAATLICHES RUNDFUNKKOMITEE
1959 A, S. 2)
Am 15. Juni 1959 fand in der Abteilung Transport- und Nachrichtenwesen
der Staatlichen Plankommission eine „Besprechung betr. Einführung eines
2. Fernsehprogramms“ statt, an der neben Mitarbeitern des ZK sowie des
Ministeriums für Post- und Fernmeldewesen seitens des Staatlichen
Rundfunkkomitees dessen Vorsitzender Hermann Ley sowie seitens des
Deutschen Fernsehfunks dessen Intendant Heinz Adameck teilnahmen. Das
Protokoll (vom 16. Juni 1959) vermerkt „volle Übereinstimmung“ aller
Beteiligten über „die Notwendigkeit einer schnellen Einführung eines 2.
Fernsehprogramms in der DDR“ um der „Absicht des Gegners, das Band IV
(der UKW-Frequenzen im UHF-Bereich, die für dieses neuen Programm
vorgesehen waren, P. H.) zu belegen, zuvorzukommen.“ Auf die
Schwierigkeiten bei der Realisierung dieser Absicht verweist der zweite
Absatz: „Angesichts der Lage bestand auch darüber Klarheit, dass die
Bereitstellung von zusätzlichen Investitionen, Importmitteln,
Arbeitskräften usw. insbesondere bis 1962 nur im Zuge einer
Umverteilung möglich ist.“ (PROTOKOLL SPK 1959, S. 1) Das hieß nichts
anderes, als dass für die Einführung des zweiten Programms andere
Vorhaben des Rundfunks und Fernsehens in der DDR zurückgestellt werden
mussten. Dieser Umstand unterstreicht aber die Wichtigkeit, die diesem
Vorhaben seinerzeit beigemessen wurde.
Knapp zwei Wochen später, am 27. Juni 1959, präsentiert das Staatliche
Rundfunkkomitee seinen „Perspektivplan bis 1969 (Siebenjahrplan)“. In
der Präambel zu diesem Plandokument des Staatlichen Rundfunkkomitees
heißt es zur ideologischen Grundlage der Planung: „Der Kampf um den
Aufbau des Sozialismus in der DDR und die damit verbundenen
tiefgreifende sozialistische Umwälzung, die sich auf allen Gebieten des
Lebens und im Bewusstsein der Massen vollzieht sowie der Kampf gegen
den Militarismus in Westdeutschland und für die Sicherung des Friedens
bestimmen die ideologische, politische und technische Entwicklung aller
Einrichtungen des Staatlichen Rundfunkkomitees in der Periode von 1959
bis 1965.“ (STAATLICHES RUNDFUNKKOMITEE 1959 B, S. 1)
Der „Siebenjahrplan“ verlangt in unserem Zusammenhang nicht nur als
wirtschaftspolitisches Dokument Aufmerksamkeit. Er verdiente auch, nach
Chruschtschows Leipziger Erklärung, dass die deutsche Wiedervereinigung
verzichtbar sei, als deutschlandpolitisches Dokument besondere
Beachtung. In seiner Rede als Erster Stellvertretender des Vorsitzenden
des Ministerrates vor der Volkskammer zur Begründung des Gesetzes über
den Siebenjahrplan am 30. September1959, entwickelte Walter Ulbricht
noch einmal sein deutschlandpolitisches Konzept, denn: „Jetzt gibt das
Gesetz über den Siebenjahrplan für die ganze Arbeiterklasse in
Westdeutschland viele Anregungen, um über die Rolle der DDR und den Weg
zum Sozialismus nachzudenken. Jeder sozialdemokratische Arbeiter stellt
sich die doch Frage: Wie war es möglich, auf deutschem Boden, in einem
Drittel Deutschlands, unter der Führung der SED im wesentlichen die
Programmforderungen zu verwirklichen, die bei der Gründung der
Sozialdemokratischen Partei Deutschlands auf dem Gothaer Parteitag 1875
beschlossen und von August Bebel in seinem Werk ‚Die Frau und der
Sozialismus’ erläutert wurden? Wir haben also die alten
sozialdemokratischen Forderungen und die kommunistischen Forderungen in
die Tat umgesetzt und werden mit Hilfe des Siebenjahrplanes den
Sozialismus zum Siege führen.“ (ULBRICHT 1959, S. 150)
Ulbricht fasst die politische Moral der Geschichte der deutschen
Arbeiterklasse im 19. und 20. Jahrhundert so zusammen: „In der
Deutschen Demokratischen Republik vermochten die
antifaschistisch-demokratischen Kräfte dank der Einigung der Arbeiterklasse
den demokratischen Weg zur Arbeiter-und-Bauern-Macht und zum Aufbau des
Sozialismus vorwärts zu schreiten. In Westdeutschland, wo die
SPD-Führung die Einigung der Arbeiterklasse ablehnte, erfolgte die
Restauration der alten politischen Kräfte, und die SPD, die einst die
Mehrzahl der Landesregierungen beherrschte, wurde Schritt für Schritt
aus ihren Positionen hinausgedrängt. Die SPD-Führung, die den
Marshallplan unterstützte, hatte sich die falschen Partner ausgesucht.
Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit im Zeichen des ‚Wirtschaftswunders’
war die Wiederherstellung der Macht des Monopolkapitals. Der Aufruf der
sozialdemokratischen Bundestagsfraktion zur Werbung für die NATO-Armee,
in der Jugendliche von Hitleroffizieren an Atomwaffen ausgebildet
werden, zeigt den Tiefpunkt dieser Entwicklung an.“ (ULBRICHT 1959, S.
151/ 152) Ulbricht schlägt der SPD die Aktionseinheit gegen die
Atomrüstung vor. Ohne ausdrücklich die deutsche Wiedervereinigung als
Ziel zu nennen, verbindet er die Realisierung des Wirtschaftsplans mit
der politischen Zukunft Deutschlands.
Vor diesem Hintergrund gewinnen die Bemühungen der SED-Führung um die
Verstärkung des medialen Einflusses auf die Bevölkerung in der
Bundesrepublik an Bedeutung. Mit den beiden propagandistischen
Themenlinien – Propaganda für die Richtigkeit der DDR-Wirtschafts- und
Sozialpolitik und Konterpropaganda gegen die bundesdeutsche Politik der
Westorientierung und Atomrüstung – bekommen auch die verstärkten
Bemühungen um das Deutschlandfernsehen im Staatlichen Rundfunkkomitee
ihren konkreten historischen Hintergrund. So heißt es im
„Perspektivplan“ des Staatlichen Rundfunkkomitees hinsichtlich der
„Arbeit nach Westdeutschland“ es gelte „dazu beizutragen, die Kräfte zu
sammeln und zu entwickeln, die im Militarismus den Todfeind unserer
Nation sehen und für das gemeinsame Handeln der Arbeiterorganisationen
in den beiden deutschen Staaten einzutreten.“ (STAATLICHES
RUNDFUNKKOMITEE 1959 B, S. 2)
Im gleichen Sinne ist auch die Programmpolitik des DDR-Fernsehens zu
verstehen, wie sie sich im „Perspektivplan“ des Staatlichen
Rundfunkkomitees und dem „Auszug aus dem Perspektivplan des deutschen
Fernsehfunk“ dokumentiert. Bezüglich des Charakters des zweiten
Fernsehprogramms werden im „Perspektivplan“ keine Angaben gemacht. Es
wird lediglich die Erklärung abgegeben, das Staatliche Rundfunkkomitee
treffe „gemeinsam mit dem Bereich Rundfunk und Fernsehen alle
Maßnahmen, um in der Periode des 7-Jahrplanes ein zweites
Fernsehprogramm auszustrahlen sowie beim Rundfunk dafür zu sorgen, dass
bis 1965 jeder Bürger unserer Republik die Möglichkeit hat, drei
Rundfunkprogramme auf UKW in Auswahl zu treffen“(sic!, (STAATLICHES
RUNDFUNKKOMITEE 1959 B, S. 2) Auf die Absicht zur Installation eines
solchen Programms verweist allerdings die Personalplanung. So ist im
„Perspektivplan“ vorgesehen, für den Fernsehfunk „bis 1965 in allen
Bezirken der DDR fest Filmkorrespondenten einzusetzen und in
Westdeutschland ein Büro einzurichten, dem bis 10 Filmkorrespondenten
zur Verfügung stehen.“ (STAATLICHES RUNDFUNKKOMITEE 1959 B, S. 5) Das
bedeutet, dass in jedem Bundesland ein Korrespondent dem DFF-Büro
zuarbeiten sollte. Die avisierte „Steigerung der (Anzahl der)
Arbeitskräfte von 1.311 (1959) auf 3215 (1965), also um 1904 AK=145 %“
ist mit der „Erhöhung der Sendezeit um 150 %“ (PERSPEKTIVPLAN ... 1959,
S. 13) begründet, die sich aus einer Tabelle errechnen lässt, in der
die wöchentlichen Sendestunden in beiden geplanten Programmen erfasst
sind:
„Deutscher Fernsehfunk
Anteile der beiden Programme nach Jahren:
1959
1. Programm 48 Stunden
2. Programm 0 Stunden
Summe: 48 Sendestunden
1960
1. Programm 53 Stunden
2. Programm 18 Stunden
Summe: 71 Sendestunden
1961
1. Programm 58,5 Stunden
2. Programm 20 Stunden
Summe: 78,5 Sendestunden
1962
1. Programm 65 Stunden
2. Programm 25 Stunden
Summe: 90 Sendestunden
1963
1. Programm 70,5 Stunden
2. Programm 30 Stunden
Summe: 100,5 Sendestunden
1964
1. Programm 75,5 Stunden
2. Programm 35 Stunden
Summe: 110,5 Sendestunden
1965
1. Programm 81,5 Stunden
2. Programm 38 Stunden
Summe: 119,5 Sendestunden
Insgesamt eine Steigerung um 71,5 Sendestunden = 150%“
(STAATLICHES RUNDFUNKKOMITEE 1959 B, Anlage 1, S. 2)
Hinsichtlich der inhaltlichen Konzeption fand das zweite Programm in
den Plandokumenten keine Erwähnung. Dagegen werden den Personalfragen
und Personalkosten recht detaillierte Passagen in der Statistik
eingeräumt.
Für das zweite Programm war folgende Personalentwicklung vorgesehen:
1959 = 60
1960 = 479
1961 = 510
1962 = 650
1963 = 790
1964 = 850
1965 = 880
(STAATLICHES RUNDFUNKKOMITEE 1959 B, Anlage 2, S. 2)
An Haushaltsmitteln zur Deckung der Personalkosten waren für das zweite
Programm angesichts der immer sehr angespannten Wirtschaftslage in der
DDR schon recht erhebliche Beträge eingeplant (in Tausend D-Mark der
DDR):
1959
Lohnfonds 481
Honorarfds. 200
1960
Lohnfonds 12.279
Honorarfds. 4.500
1961
Lohnfonds 20.000
Honorarfds. 8.000
1962
Lohnfonds 25.000
Honorarfds. 9.000
1963
Lohnfonds 30.000
Honorarfds. 10.800
1964
Lohnfonds 34.000
Honorarfds. 12.500
1965
Lohnfonds 37.000
Honorarfds. 14.000
(STAATLICHES RUNDFUNKKOMITEE 1959 B, Anlage 3, S. 2)
Über die Kosten für die technische Vorbereitung dieses Programms, das
immerhin als selbständige Einrichtung mit einem eigenen neu zu
errichtenden Studiokomplex und einer Senderkette entlang der
deutsch-deutschen Staatsgrenze konzipiert war und auf einem bisher
nicht vorhandenen, d. h. neu installierenden Wellenband gestartet
werden sollte, konnten für jene Vorstellungen, die dem Siebenjahrplan
zugrunde lagen, bislang noch keine Angaben gefunden werden. Dass sie
nicht unerheblich gewesen sein können erhellt bereits aus dem Umstand,
dass die DDR-Institutionen die entsprechenden technischen Anlagen für
den Sendebetrieb in der Bundesrepublik hätten erwerben müssen. Susanne
Vollberg (VOLLBERG 2002, S. 150) berichtet, dass entsprechende
Verhandlungen mit der Geschäftsleitung von Siemens geführt wurden, die
auch zur Lieferung bereit gewesen sei und dass seitens des
SED-Politbüros zwar die Notwendigkeit zum Aufbau des zweiten Programms
noch am 19. September 1960 bestätigt worden sei, dass aber gleichzeitig
von der höchsten Parteibehörde mitgeteilt wurde, dass die
entsprechenden Devisen „gegenwärtig“ nicht „für diesen Zweck zur
Verfügung stehen.“
Damit schien das Projekt eines 2. DDR-Fernsehprogramms zunächst
gescheitert, jedenfalls erfolgte die Aufnahme des Programms nicht zum
geplanten Zeitraum, und über die Fortführung der Vorbereitungsarbeiten
sowie über die Rekrutierung von „Kadern“ für dieses Programm ist auch
nichts bekannt bzw. überliefert. Im Dokument über das Herbst- und
Winterprogramm 1959/ 60 des Deutschen Fernsehfunks, das Veränderungen
des DDR-Fernsehprogramms ankündigt, fehlt jedenfalls jeder Hinweis auf
das 2. Programm. Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 sah es dann ganz
so aus, als habe es sich inzwischen politisch erübrigt.
Doch nach dem VI. SED-Parteitag (15.-21. Januar 1963) setzen die
Bemühungen um die offensive Auseinandersetzung mit den Westprogrammen
und den Aufbau einer offensiven Gegenstrategie des DDR-Fernsehens
erneut ein. Dabei handelt es sich jetzt jedoch nicht mehr allein um
eine medienpolitische Frage, denn gleichzeitig wird in diesen
Auseinandersetzungen um das zweite Programm auch der Machtkampf um die
Durchsetzung unterschiedlicher deutschlandpolitischer Konzeptionen bzw.
die uneingeschränkte „sozialistische Integration“ der DDR in das
sozialistische Lager in der SED-Führung ausgetragen.
Der VI. Parteitag beschließt die wirtschaftlichen Hauptaufgaben des
umfassenden Aufbaus des Sozialismus in der DDR im engen Zusammenschluss
mit den anderen sozialistischen Ländern unter Führung der Sowjetunion.
Im Zuge der Erarbeitung neuer Plandokumente, die den inzwischen
stillschweigend beerdigten Siebenjahrplan von 1959 ablösen sollten,
legt der Deutsche Fernsehfunk am 10. Februar 1964 dem Staatlichen
Rundfunkkomitee ein Papier über „Probleme der Entwicklung des
Fernsehens in der DDR bis zum Jahre 1970“ vor. In diesem Papier wird
noch einmal die gesamtdeutsche Wirksamkeit des DDR-Fernsehens als
Instrument der Propaganda für die DDR herausgestellt, die in der
„überzeugenden Darstellung der Verhältnisse der DDR (bestehe), aus der
deutlich wird, dass die DDR gegenüber Westdeutschland eine ganze
historische Epoche voraus ist.“ (PROBLEME DER ENTWICKLUNG ... 1964, S.
2)
Noch einmal werden die Fernsehmitarbeiter auf die gesamtdeutsche
Wirksamkeit des DDR-Fernsehens als Konterpropaganda gegen die von der
Bundesrepublik und ihren (inzwischen zwei, denn das ZDF nahm 1963
seinen Sendebetrieb auf) in die DDR einstrahlenden Kanäle
eingeschworen: „Die aktuelle Erscheinungsform des Antikommunismus, mit
der wir uns auseinanderzusetzen haben, das ist besonders die Hetze
gegen die DDR, gegen ihre Politik und ihre führenden Persönlichkeiten,
die Hetze gegen die SED. Unsere gute und richtige Politik wird umso
eher auf fruchtbringenden Boden fallen, wenn es uns mit unseren
Programmen gelingt, die antikommunistische Hetze gegen unsere Republik
ad absurdum zu führen. Journalisten und Künstler im Deutschen
Fernsehfunk dürfen keine Sekunde lang vergessen, dass die von ihnen
gestalteten Sendungen immer Tausende Zuschauer in beiden deutschen
Staaten haben.“ (PROBLEME DER ENTWICKLUNG ... 1964, S. 2)
Nach der Vorstellung der journalistischen Schwerpunktthemen des ersten
Programms, die sich mit den in den Parteitagsdokumenten genannten
decken (Wirtschaft und Landwirtschaft), widmet sich das Papier erneut
dem „Zweiten Programm (Deutschlandfernsehen)“, um dann auf ein weiteres
„Zweites Programm (Kontrastprogramm)“ einzugehen und schließlich als
dritte Variante eine Erweiterung und Stärkung des ersten Programms als
Perspektivlösung vorzuschlagen. Es handelt sich bei diesen
unterschiedlichen Konzeptionen für die Perspektive des Programms des
DFF, wie der Text belegt, um Entscheidungsvarianten. Hinter jeder
dieser drei Varianten steht jedoch auch eine politische Konzeption, die
auf die unterschiedlichen Vorstellungen vom Weg der DDR in ihre Zukunft
zurückzuführen ist.
Die Konzeption für das „Deutschlandfernsehen“, das jetzt nicht allein
von seiner Funktion, sondern auch von seinen konkreten geplanten
Programminhalten her vorgestellt wird, beinhaltet die Vorstellung von
der Möglichkeit eines „deutschen Weges“ über die Wiedervereinigung, wie
sie vor allem im Fernsehen vom Intendanten Adameck vertreten wurde.
Diese Konzeption gründet sich wiederum auf offensichtlich sorgfältige
medienprognostische Vorbereitungsarbeiten.
Die Autoren des Papiers verweisen einleitend auf die Bedeutung des DDR-
Fernsehens als Propagandainstrument gegenüber seinen westdeutschen
Nutzern: „Die nationale Bedeutung des Fernsehprogramm der DDR wird
durch die Möglichkeit, dass jetzt schon 6 – 8 Millionen Bürger in
Westdeutschland(u. a. in so wichtigen Städten wie Kiel, Hamburg,
Bremen, Lübeck, Celle, Hannover, Braunschweig, Minden, Paderborn,
Göttingen, Kassel, Marburg, Fulda, Frankfurt, Würzburg, Schweinfurth,
Bamberg, Nürnberg, Bayreuth und Hof) unser Programm verfolgen können,
noch unterstrichen.“ (PROBLEME DER ENTWICKLUNG ... 1964, S. 7) Diese
Behauptungen werden durch bundesdeutsche Untersuchungen aus dem Jahre
1962 bestätigt. „infratest“ beispielsweise hatte im Auftrag des
Bundesministeriums für gesamtdeutsche Fragen im November 1961, also
bereits kurz nach dem Mauerbau, 3.309 westdeutsche Fernsehteilnehmer
befragt. epd/ Kirche und Fernsehen Nr. 14 vom 7. April 1962 nennt das
Ergebnis „deprimierend“: „Die Zahl der potentiellen Zuschauer (drei
Personen je Bildschirm gerechnet) ist mit dem Anstieg der Gerätezahlen
natürlich gewachsen, sie wird ohne Westberlin auf jetzt nahezu zwei
Millionen Menschen geschätzt. Aber die Zahl der Zuschauer, die
SBZ-Sendungen empfangen, stieg auch unabhängig von der Teilnehmerzahl.
So wussten im Frühjahr 1961 nur 43 %, im November 1961 aber schon 62 %
der Fernsehteilnehmer Schleswig-Holsteins, dass sie das Zonenfernsehen
empfangen können, nur noch 15 % (vorher 31 %) haben es nicht versucht,
während 22 % bei ihren Versuchen keinen Erfolg hatten. In Hamburg
wissen 40 %, dass ein Empfang möglich ist, in Niedersachsen 26 und in
Hessen 9 %. Selbst in Bayern sind es noch 4 %, die (im nördlichen
Grenzgebiet) den Empfang des Zonenfernsehens mit Erfolg ausprobiert
haben.
Übrigens sind diese Bayern besonders eifrige Zaungäste: 42 % der
potentiellen Teilnehmer schalten ‚regelmäßig’ oder ‚häufig’
Zonensendungen ein. Damit liegt Bayern an der Spitze. In Niedersachsen
– der absoluten Zahl nach weit gewichtiger als Bayern – stieg von
Herbst 1960 bis Herbst 1961 der Anteil jener potentiellen Zuschauer,
die das SBZ-Programm ‚regelmäßig’ oder ‚häufig’ empfangen, von 11 % auf
39 %, - solche Zahlen sollten nicht leicht genommen werden, auch nicht
mit dem Hinweis darauf, dass ja ‚nur’ Unterhaltungssendungen bevorzugt
werden und dass agitatorische Programme nur wenig gefragt sind. Wer die
Unterhaltungssendungen Ost-Berlins kennt, der weiß, mit welch
raffinierten Mitteln Propaganda kaschiert wird. (...)
Im Durchschnitt lag der Anteil der potentiellen Zuschauer, die
‚regelmäßig’ oder ‚häufig’ das Zonenfernsehen einschalten, mit 29 % um
9 % höher als im Jahr vorher, und gleichzeitig ging der Anteil der
Gruppen, die SBZ-Sendungen ‚nie’ einschalten, von 17 auf 9 % zurück.“
(epd 14/ 1962, S. 1/ 2) epd fügt hinzu: „66 Prozent jener Zuschauer,
die das SBZ-Fernsehen in ihr Zimmer lassen , tun es, weil sie
Spielfilme und Unterhaltungssendungen sehen wollen. Einiges spricht
dafür, dass sie unter dem Begriff Unterhaltung nicht vorwiegend
Schlager verstehen, wie es das Deutsche fernsehen tut, aber das wäre
bei anderer Gelegenheit zu klären.“ (epd 14/ 1962, S. 2)
Wenn also auch die Zahlen, mit denen der Deutsche Fernsehfunk bei der
Begründung für sein „Deutschlandfernsehen“ operierte, etwas überzogen
sein mochten, so folgten sie doch dem realen Trend in der
Bundesrepublik, den sie durch prognostische Überlegungen noch weiter
untersetzten: „Schätzungsweise ist der höchste Stand an
Fernsehgerätebesitzern (Familien) in Westdeutschland in etwa 4 bis 5
Jahren erreicht, d. h., dass dann ca. 10 bis 12 Millionen westdeutsche
Fernsehzuschauer unser Programm empfangen können. Was das für die
Durchsetzung unserer nationalen Politik nach Westdeutschland hin
bedeutet, braucht nicht erläutert zu werden.
Beim jetzigen Stand der Entwicklung des Fernsehens in der DDR werden
wir jedoch der nationalen Aufgabe, also der Wirkung nach
Westdeutschland nur ungenügend gerecht.“ (PROBLEME DER ENTWICKLUNG ...
1964, S. 7)
In sieben Punkten wird im folgenden die Programmkonzeption des
„Deutschlandfernsehens“ entwickelt, von der Bündnispolitik mit der
Arbeiterklasse und den Gewerkschaften gegen die Atombewaffnung der
Bundeswehr über die Aufklärung zur Abwehr des Antikommunismus, zur
Aufklärung über die Politik der DDR und die Entwicklung des anderen
deutschen Staates bis zu (Punkt 5) der „Aufgabe ..., die großen
Traditionen des Humanismus (in den Künsten) zu pflegen und der
sozialistischen deutschen Nationalkultur in der DDR neue Freunde zu
gewinnen.“ (PROBLEME DER ENTWICKLUNG ... 1964, S. 8) Im 8.
Programmpunkt wird die Aufklärungsarbeit unter Soldaten der Bundeswehr
erwähnt, „um ihnen zu zeigen, welche Gefahr für ihr Leben besteht, wenn
sie dem Kommando der alten Militaristen und ihrer Nachfolger
ausgeliefert sind.“ (PROBLEME DER ENTWICKLUNG ... 1964, S. 8) Ähnliches
war auch schon Inhalt der nach Westdeutschland geöffneten
Propagandafenster der konterpropagandistischen Reihen wie des
„Telestudios West“ gewesen.
Wichtig, weil zu dieser Zeit ungewöhnlich, ist jedoch der Punkt 7: „Das
DEUTSCHLANDFERNSEHEN wird sich im besonderen Maße mit den Problemen der
westdeutschen werktätigen Frauen und Jugendlichen beschäftigen und
ihnen helfen, zu erkennen, dass nur in einer friedlichen, von
Militarismus befreiten Gesellschaft ihr Streben nach Unabhängigkeit und
Gleichberechtigung voll und ganz erfüllt werden kann.“ (PROBLEME DER
ENTWICKLUNG ... 1964, S. 7)
Hier wird den Ansätzen zu unpolitischen, gesellschaftlich escapistisch
ausgerichteten Frauenprogrammen oder Jugendsendungen in den
Westprogrammen ein politisches Konzept entgegengesetzt – mit welchen
konkreten Inhalten und in welchen Darbietungsformen, lässt sich nicht
sagen, denn das „Deutschlandfernsehen“ wurde ja bekanntlich nie
realisiert.
Die zweite Variante favorisiert neben dem vorhandenen ersten ein
zweites Programm als „Kontrastprogramm“. Hinter diesen Überlegungen
stehen einige (gemäßigte) Reformer aus der „FDJ-Generation“ der
SED-Führung, die wesentlich mehr als Ulbricht mit der sowjetischen
Führung und der Politik der „sozialistischen Integration“ der Staaten
des RGW und des Warschauer Paktes konform gingen. Sie vertraten schon
jene Zielvorstellungen, die wenige Jahre später von Honecker nach der
Ausschaltung Ulbrichts aus der Parteiführung als „Politik der
Hauptaufgabe“ (die „immer bessere Befriedigung der materiellen und
kulturellen Lebensbedürfnisse der werktätigen Bevölkerung in der DDR“)
politisches Programm wurde und deutsch-deutsche Auseinandersetzung
dahinter zurückstellte. Ein zweites Programm des DDR-Fernsehens als
Kontrastprogramm zu dessen erstem Programm kam allerdings erst zwanzig
Jahre später zustande, als „alternative Programmpolitik“ und
Präventivmaßnahme zur Abwehr der Folgen, die aus der Einführung des
dualen Rundfunksystems in der Bundesrepublik erwuchsen.
Ähnlich wie später die „alternative Programmpolitik“ sollte schon das
„Kontrastprogramm“ in seiner konzeptionellen Fassung von 1964 die
DDR-Zuschauer davon abhalten, die Alternative zum heimischen Programm
in den Programmen des bundesdeutschen Fernsehens zu suchen: „Das
Fernsehen hat vor allem die Aufgabe, die Bevölkerung der DDR bei der
Vollendung des Ausbaus (sic!) des Sozialismus zu unterstützen.
Dabei steht vor dem Fernsehen die Aufgabe, jeden Bürger der DDR in
persönlicher Form anzusprechen und seine aktive Mitarbeit zu sichern.
Die Notwendigkeit, alle Bürger der DDR durch das Fernsehen unserer
Republik zu beeinflussen, wird umso dringender, da der Einfluss des
westdeutschen Fernsehens auf das Gebiet der DDR und damit unsere
Bevölkerung nicht unwesentlich ist. Dieser Einfluss wird auch dadurch
erhöht, dass gegenwärtig zwei westdeutsche Fernsehprogramme im Gebiet
der DDR empfangen werden können.
Die größte Wirksamkeit des Fernsehens besteht darin, die
Fernsehteilnehmer in der Hauptprogrammzeit, also in den Abendstunden,
mit Informationen und Sendungen zu geistigen Auseinandersetzungen (...)
politisch zu beeinflussen. Diese Wirksamkeit erhöht sich, je mehr
Möglichkeiten vor allem während der Hauptprogrammzeit zur Beeinflussung
der Fernsehteilnehmer bestehen. Unterschiedliche Interessen der
Fernsehteilnehmer können besser durch ein Kontrastprogramm befriedigt
werden. Der Notwendigkeit der Abstrahlung von Kontrastprogrammen wird
in der DDR durch den Hörrundfunk schon lange entsprochen.“ (PROBLEME
DER ENTWICKLUNG ... 1964, S. 9)
Die Verfechter der „Variante II“ begreifen den Aufbau eines
Kontrastprogramms als Modernisierungsfaktor für das DDR-Fernsehen und
verweisen darauf, dass die Leistungsfähigkeit des Fernsehens „im
internationalen Maßstab“ nicht allein nach dem Umfang der
Programmstunden eines Programms, sondern auch nach „der Anzahl der in
der Hauptprogrammzeit produzierten und abgestrahlten Programme
bemessen“ werde. Von der Sowjetunion, Großbritannien, Westdeutschland
und Italien würden zur Zeit Kontrastprogramme gestaltet, Frankreich
bereite sich auf die Einführung eines zweiten und die Bundesrepublik
eines dritten Programms vor. „Für die DDR könnte die Abstrahlung eines
Kontrastprogrammes die erste Stufe der in der Perspektive zu
gestaltenden Regionalprogramme sein.“ (PROBLEME DER ENTWICKLUNG ...
1964, S. 9)
Dieser Einleitung folgt die Aufstellung der technischen Kapazitäten und
der Planungen zu deren schrittweiser Erweiterung. „Variante I
(Deutschlandfernsehen)“ und „Variante II (Kontrastprogramm)“ werden
hinsichtlich ihrer technischen Realisierbarkeit gegeneinander
aufgewogen. Der zu ihrer Realisierung erforderliche Aufwand spricht
gegen die Variante I, denn abgesehen von höchst aufwendigen
Umstellungen auf dem Gebiet der Sendetechnik wären für das
„Deutschlandfernsehen“ auch erhebliche Baumaßnahmen nötig: „Für das
DEUTSCHLANDFERNSEHEN müsste ab 1968 der Bau eines neuen Studiokomplexes
auf einem neuen noch festzulegenden Gelände in Berlin vorgesehen
werden. Es sollen für die vorgesehene 1. Etappe 4 Studios (1 x 600m², 2
x 300 m², 1 x 60 m²), ein Filmstudio (320 m²), Probenstudios mit 2400
m²), Redaktionsgebäude und sonstige notwendige Nebeneinrichtungen im
Gesamtwertumfang von ca. 27 Mio DM errichtet werden. Jährlich müssten
hierfür in Berlin im Mittel 5 Mio DM Baukapazität bereitgestellt
werden. Insgesamt gesehen wird es notwendig sein, in Berlin die
Baukapazität für studiotechnische Maßnahmen zu erhöhen.“ (PROBLEME DER
ENTWICKLUNG ... 1964, S. 12) Die Verfasser nennen als frühestmöglichen
Zeitpunkt für die Einführung des „Deutschlandfernsehens“ das Jahr 1973,
weil erst dann die studio- und sendetechnischen Voraussetzungen
geschaffen sein werden. Deshalb geben sie aus ökonomischer Sicht der
Variante II den Vorzug, da diese ohne vergleichbaren Aufwand bereits
1970 realisiert werden könnte. Sie geben zudem zu bedenken, dass sich
„bei Einführung des DEUTSCHLANDFERNSEHENS (...) die schwerwiegendste
Situation auf der Seite der Fernsehteilnehmer“ ergibt. „Unter
Berücksichtigung der Einführung im Jahr 1973 und eines entsprechenden
Ansteigens der Fernsehteilnehmerzahl müssen ca. 500.000 Teilnehmer ihre
Empfangsanlagen auf den Bereich IV umstellen.
Je Teilnehmer ergibt sich ein kostenseitiger Umstellungsaufwand von ca.
250.- DM, so dass sich der Gesamtaufwand von ca. 125 Mio DM ergibt. Es
muss daher sichergestellt werden, dass die Industrie die erforderliche
Anzahl der technischen Zusatzeinrichtungen zur Umstellung der
Empfangseinrichtungen liefern kann. Die Durchführbarkeit der
notwendigen Maßnahmen auf der Sender- und Übertragungsseite ist
gesichert.“ (PROBLEME DER ENTWICKLUNG ... 1964, S. 14) Infolge des in
der Variante I mit vorgesehenen Ausbaus des ersten Programms und damit
des Fernsehzentrums in Berlin-Adlershof könnten jedoch die „gegenwärtig
noch vorhandenen Provisorien auf studiotechnischem Gebiet“ durch
endgültige technische Lösungen ersetzt werden.
Zudem würden damit auch die Sendeanlagen modernisiert. „Eine Ausweitung
der Versorgung Westdeutschlands mit dem DEUTSCHLANDFERNSEHEN kann nur
erfolgen durch den Einsatz der an der Staatsgrenze West vorhandenen
Fernsehsender im Bereich III. Dadurch würde der Versorgungsgrad
Westdeutschlands flächenmäßig auf 18,5 % und der der Bevölkerung auf 16
% ansteigen. Diese letztere Möglichkeit setzt aber voraus, dass zuvor
das gegenwärtige Sendernetz für das erste Fernsehprogramm in dem Gebiet
der DDR, das von diesen Standorten aus versorgt wird, auf ein
Hauptsendernetz im Bereich IV umgestellt wird mit allen sich daraus
ergebenden Folgemaßnahmen. Eine weitere wesentliche Erhöhung der dann
erreichten Versorgung Westdeutschlands ist von der sendetechnischen
Seite nicht mehr möglich. Die maximale Versorgungsfläche hat etwa
folgende Begrenzung:
Hamburg, Minden, Marburg, Frankfurt/ M., Würzburg, Bamberg, Weiden.“ (PROBLEME DER ENTWICKLUNG ... 1964, S. 15/ 16)
Der finanzielle Aufwand für Variante I wird auf 214 Mio DM beziffert,
davon 168 im Zeitraum bis 1970, was die Verfasser als „im Rahmen der
für das Programm Fernsehrundfunk vorgegebenen Orientierungsziffer“
liegend bewerten (PROBLEME DER ENTWICKLUNG ... 1964, S. 16). Sie
bringen allerdings eine schwerwiegende Überlegung ein: „Bei
Realisierung der Variante I wäre mindestens bis zum Jahre 1980 die
Einführung eines weiteren Fernsehprogramms für die Bevölkerung der DDR
aus frequenztechnischen Gründen unmöglich.“ (PROBLEME DER ENTWICKLUNG
... 1964, S. 9)
Die Realisierung der Variante II erweist sich nach den im
Planungspapier vorgelegten Expertisen als sowohl unaufwendiger als auch
kostengünstiger. Die notwendigen Baumaßnahmen (ein Studiokomplex in
Berlin-Adlershof mit drei Studios, davon 2 x 300 m², 1 x 60 m², einem
Filmstudio von 150 m², Probenstudios mit 1.100 m² einem
Redaktionsgebäude sowie den „notwendigen Nebenkapazitäten“) nehmen sich
im Vergleich zu Variante I bescheiden aus. „Der Gesamtaufwand für diese
Variante beträgt (einschließlich Studio- und Sendetechnik, P. H.) 218
Mio DM, davon Bauanteil 57 Mio DM und Ausrüstung 161 Mio DM.“ (PROBLEME
DER ENTWICKLUNG ... 1964, S. 17)
Die Verfasser der Planungsstudie bringen auch noch eine Variante III
ins Spiel, die als jene der „Realos“ in der SED-Führung betrachtet
werden muss. „Diese Variante sieht den alleinigen Ausbau des zur Zeit
gestalteten 1. FS-Programms vor, und zwar auf 83 Stunden zentrales und
bis auf insgesamt 117 Wochenstunden einschließlich regionaler
Programme. Im Vordergrund steht also die Rekonstruktion und Erweiterung
der technischen Einrichtungen, und zwar bis 1970 vordringlich in
Adlershof und nach 1970 in der DDR durch den Aufbau der Studiokomplexe
in Leipzig, Rostock und Dresden. Der Gesamtaufwand hierfür wird
beziffert auf 225 Mio DM, davon Bauanteil 79 Mio DM, Ausrüstung 146 Mio
DM.“ (PROBLEME DER ENTWICKLUNG ... 1964, S. 19) Die Verfasser merken
an: „Die Realisierung dieser Variante ist bis zum Jahre 1970 in vollem
Umfang nicht möglich, da der Aufbau neuer Studiokomplexe in Rostock,
Leipzig und Dresden nicht bis 1970 beendet werden kann.“ (PROBLEME DER
ENTWICKLUNG ... 1964, S. 20)
Die Verfasser ziehen die Schlussfolgerungen aus ihren vorangegangenen Überlegungen:
“1. Gedankengang
Aus der politischen Situation ist bekannt, dass ein weiteres Programm
die Aufgabe des DEUTSCHLANDFERNSEHENS nach Westdeutschland hin erfüllen
muss. Die in der Variante 1 aufgezeigte Möglichkeit zur Einführung
eines solchen Programms (Studio- und Sendertechnik) ergeben, dass
dieses nicht vor 1973 wirksam werden kann. Es ist daher notwendig zu
untersuchen, ob zu diesem Zeitpunkt für ein weiteres Fernseh-Programm
noch die Zielsetzung DEUTSCHLANDFERNSEHEN richtig ist. Bei dieser
Überlegung muss berücksichtigt werden, dass die Einführung des
DEUTSCHLANDFERNSEHENS ein weiteres Programm für die Teilnehmer in der
DDR aus frequenztechnischen Gründen keinesfalls vor 1980 möglich ist.
2. Gedankengang
Die Tatsache, dass ein weiteres Programm (gleich welcher Zielstellung)
nicht vor 1973 realisierbar ist, fordert zur Überlegung heraus, ob es
richtig ist, die Variante 3 durchzuführen, um damit alle ökonomischen
Möglichkeiten auf die Stabilisierung und den Ausbau des 1. Programms zu
konzentrieren. Das würde bedeuten, dass ein Sendernetz aufgebaut werden
kann, das allen Forderungen für ein weiteres Programm – gleich welcher
Zielsetzung – gerecht würde. Diese Variante ermöglicht auch die
Durchführung eines weiteren Programms (Kontrastprogramm) unter
Einbeziehung der bis dahin errichteten Bezirksstudios. Mit dieser
Variante ist jedoch nicht zu sichern, dass für ein weiteres Programm
eine selbständige Studiokapazität im Raum Berlin als
DEUTSCHLANDFERNSEHEN zur Verfügung steht.“ (PROBLEME DER ENTWICKLUNG
... 1964, S. 21)
Das Staatliche Rundfunkkomitee entscheidet sich am 27. Februar 1970 für
die Variante III: „Diese Variante sieht den alleinigen Ausbau des z.
Zt. gestalteten 1. FS-Programms vor, und zwar auf 83 Stunden zentrales
Programm und bis auf insgesamt 117 Wochenstunden einschließlich
regionaler Programme. Im Vordergrund steht also die Rekonstruktion und
Erweiterung der technischen Einrichtungen, und zwar bis 1970
vordringlich in Adlershof und nach 1970 in der DDR durch den Aufbau der
Studiokomplexe in Leipzig, Rostock und Dresden.“ (DIE ENTWICKLUNG DES
FERNSEHENS ... 1964, Titelblatt)
Damit war eine politische Entscheidung gefällt und das Projekt
„Deutschlandfernsehen“, das Ulbricht und Adameck favorisiert hatten,
endgültig vom Tisch der Medienverantwortlichen in der DDR. Entsprechend
änderte sich auch die politische Zielsetzung des DDR-Fernsehens: „Das
Fernsehen kann und muss zum großen Forum der ständigen Aussprache
zwischen allen Schichten der Bevölkerung, den gewählten
Volksvertretern, den führenden Funktionären der Partei werden.“ (DIE
ENTWICKLUNG DES FERNSEHENS ... 1964, S. 2) Das entspricht der auf der
ZK-Konferenz der SED „Die Aufgaben der Agitation und Propaganda bei der
weiteren Verwirklichung der Beschlüsse des VIII. Parteitages der SED“
im November 1972 von Honecker und Lamberz ausgegebenen Devise von den
Massenmedien als „Tribüne der sozialistischen Demokratie“ (LAMBERZ
1972, S. 60).
Auch die Zielvorstellungen für das Fernsehprogramm haben sich nunmehr
verändert. „Die Hauptaufgabenstellung der perspektivischen
Programmgestaltung des DFF besteht in einer noch stärkeren
Mobilisierung der 7,5 Millionen ständigen Zuschauer (sic!) in der DDR.
Sie sind für den umfassenden Aufbau des Sozialismus in der DDR weiter
zu aktivieren und der ideologische Entwicklungsprozess der Bürger der
DDR ist durch entsprechende Programmgestaltung ständig zu fördern.“
(DIE ENTWICKLUNG DES FERNSEHENS ... 1964, S. 4) Die Zuschauer jenseits
der deutsch-deutschen Grenze sind an den Rand der Aufmerksamkeit
gerückt, wenn sie auch als Zielgruppe des DDR-Fernsehprogramms noch
immer erwähnt werden: „Bei der Gestaltung des Programms des DFF ist
hinsichtlich dessen Quantität und Qualität zu beachten, dass es ständig
von den Fernsehzuschauern in Westberlin und von tausenden
Fernsehteilnehmern auf nahezu einem Viertel des westdeutschen
Territoriums verfolgt wird. Die beste Voraussetzung für eine wirksame
Propaganda unserer Ziele besteht in der überzeugenden Darstellung der
Verhältnisse in der DDR, aus der deutlich hervorgehen muss, dass unsere
Republik gegenüber Westdeutschland eine historische Epoche voraus ist.
Den Bürgern in Westdeutschland und in Westberlin gilt es in zunehmendem
Maße die von der DDR vertretene Politik der Verständigung und des guten
Willens als friedliche Alternative zur Bonner Politik darzustellen. Das
Fernsehen ist eine wirksame Basis, das offene Gespräch über die
Lebensfragen der deutschen Nation mit Erfolg zu führen.“ (DIE
ENTWICKLUNG DES FERNSEHENS ... 1964, S. 3)
Mit diesem Beschluss, sowohl die ursprüngliche Programmfunktion der
überstaatlichen, grenzüberschreitenden Kommunikation mit der BRD als
auch die Modernisierungskonzeption durch den Aufbau eines
Kontrastprogramms aufzugeben und stattdessen das auf Dauer einzige
Programm quantitativ aufzublähen, verzichtete das DDR-Fernsehen auf
jene beiden stimulierenden Faktoren, die es davor hätten bewahren
können, in den kommenden Jahren provinziell zu werden. Mit dem
ständigen Zwang zur Produktion von Sendungen, die auch von Zuschauern
mit einem anderen medienpolitischen und medienpraktischen Hintergrund
gesehen werden sollten, waren dem DDR-Fernsehen Maßstäbe gesetzt, die
außerhalb seiner innenpolitischen Programmaufgaben lagen und es deshalb
auf andere Weise politisch wie ästhetisch herausforderte. Mit dem
Verzicht auf die „Variante I – DEUTSCHLANDFERNSEHEN“ entzog sich das
DDR-Fernsehen einem internationalen Wettbewerb.
Aber es vermied auch den internen Wettbewerb, wie er notwendig in der
„Variante II – KONTRASTPROGRAMM“ beschlossen war. Diese
Programmvorstellungen, die auch noch die Überlegungen zur Aufnahme
eines zweiten Programms bestimmten, die 1965 einsetzten und zunächst
noch auf einen eigenständigen Intendanzbereich insistierten, hätten
zumindest noch eine Wettbewerbssituation zwischen beiden Programmen
schaffen können. Doch auch auf diese Möglichkeit wurde verzichtet. Das
hatte Auswirkungen auf die weitere Programmgestaltung, sowohl was die
Makrostrukturen betraf als auch die Mikrostrukturen, die einzelnen
Programmsparten und Sendungen. Wenn beispielsweise der Leipziger
Kulturwissenschaftler Michael Hofmann 1990 zur DDR-Fernsehunterhaltung
der „Wendezeit“ feststellte, ihr mangele es „an Attraktivität und
Professionalität“ (HOFMANN 1990, S. 417), so ist dies mit Sicherheit
auf die Umschaltung des Programms auf die provinzielle Variante Mitte
der sechziger Jahre zurück zu führen. Die zumindest die
deutsch-deutsche Problematik massenkulturell aufgreifende Showreihe „Da
lacht der Bär“, in der spielerisch der politisch notwendige Dialog
zwischen beiden deutschen Staaten geführt wurde und internationale
Gäste geladen waren, wird schrittweise zurückgefahren und um eben die
Zeit, als auch die Programmentscheidung getroffen wurde, durch die
DDR-patriotische Unterhaltungsreihe „Mit dem Herzen dabei“ ersetzt, in
der die „sozialistische Menschengemeinschaft“ idealisiert wurde,
ersetzt. Der von Hofmann konstatierte Vorlaufverlust der
DDR-Fernsehunterhaltung hat also seine Ursache im ideologisch
überheblichen Verzicht auf das Wahrnehmen einer Konkurrenz.
Die Entscheidung für ein zweites Programm als Farbfernsehprogramm, das
als Prestigeprojekt zum 20. Jahrestag der DDR ab dem 3. Oktober 1969
realisiert wurde, beruhte konzeptionell auf einem Irrtum des zum
Vorbild gewählten sowjetischen Fernsehens, dessen Verantwortliche die
Farbe als eine für den normalen Fernsehbetrieb entbehrliche Zutat
betrachteten und sie deshalb auf einen gesonderten Programmkanal
verbannten. Die DDR folgte dieser Konzeption und verschenkte damit auf
Jahre hinweg auf dieses Programm, das von den Zuschauern im Lande
schlicht nicht wahrgenommen wurde. Erst mit der fragwürdigen
populistischen „alternativen Programmpolitik“, in der die Existenz
einer Konkurrenz durch die neu in die tradierte Medienlandschaft
einrückenden Privaten und durch den Aufbau des dualen Systems in der
BRD faktisch anerkannt wurde, bekam das zweite DDR-Fernsehprogramm
überhaupt eine Funktion zugemessen und wurde in das Blickfeld der
DDR-Fernsehzuschauer gerückt. Eine Modernisierung des Mediums konnte es
dann aber bereits nicht mehr voranbringen, diese Chance war
unwiederbringlich vertan.
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drüben. Deprimierende Erhebung: West-Zuschauer am Zonenfernsehen immer
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DIE ENTWICKLUNG DES FERNSEHENS ... (1964): RFZ/ LPP: Die Entwicklung
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