Thema | Kulturation 1/2006 | Deutsche Kulturgeschichte nach 1945 / Zeitgeschichte | Dietrich Mühlberg | Notizen zur Entstehung und Entwicklung der Disziplin Kulturwissenschaft in der DDR Diskussionsbeitrag am 17. März 2006
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Die Grundaussagen der nachfolgenden Notizen gehen auf einen
Text von 1993 zurück (aus Anlass von Nachfragen über die mögliche
Perspektive von Kulturwissenschaft), die sich auf ein noch älteres
Papier stützten, das ich im Jahre 1988 im Institut für
Kulturwissenschaft zur Diskussion gestellt hatte. Das liegt nun bald
zwei Jahrzehnte (und eine ganze Epoche) zurück. Es ist aus der Sicht
eines Beteiligten geschrieben, der vor 43 Jahren in das Philosophische
Institut der Humboldt-Universität, Abteilung Ästhetik eintrat und
darüber nachzudenken begann, wie eine Kulturauffassung wissenschaftlich
zu gründen sei. Das war zusammen mit den sofort einsetzenden
Lehrverpflichtungen zu leisten. Das nur schwach relativierte Großthema
der 1963 begonnenen Dissertationsschrift lautete „Der dialektische
Determinismus im historischen Kulturprozess. Versuch zu den
philosophischen Grundlagen der Kulturauffassung der sozialistischen
Gesellschaft“. Die Themen der damaligen Kolleginnen und Kollegen waren
nicht minder ausgreifend. Die erste eigene Publikation zum Gegenstande
(1964 in der Deutschen Zeitschrift für Philosophie erschienen) hieß
schlicht „Zur marxistischen Auffassung der Kulturgeschichte“. Der
Rückblick zeigt, dass Vieles davon (freilich in anderer Diktion) auch
heute so geschrieben werden müsste. Damit soll nicht die eigene
Weitsicht gepriesen werden, solche Aktualität ist den retardierenden
Zeitläufen geschuldet. Und sie ist nicht minder ein Beleg dafür, dass
es trotz aller dogmatischen Kuriositäten und Gebote der frühen 60er
Jahre lohnend war, sich an den Grunderkenntnissen von Karl Marx
abzuarbeiten.
Eine historisch-kritische Sicht auf die
Kulturwissenschaft der DDR steht aus. Wahrscheinlich ist es auch
schwierig, den Verflechtungen von großer Gesellschaftspolitik und
Kulturverständnis, von Realien eines universitären Studienbetriebs und
disziplinären Verflechtungen der Institute, von wissenschaftlichem
Selbstverständnis und realer Verortung im internationalen
Wissenschaftsgefüge, von Anspruch und personaler Leistungsfähigkeit
gerecht zu werden. Ganz zu schweigen von den „Wirkungen“ und Folgen,
die die kulturwissenschaftliche Forschungs-, Publikations-, Beratungs-
und Lehrtätigkeit möglicherweise hatte. Diesem Anspruch wollen und
können diese Notizen nicht gerecht werden. Vielleicht aber können sie
begründen, warum eine rückblickende Betrachtung sinnvoll und lohnend
sein könnte.
Einleitend soll auf die Entstehung und Entwicklung des
universitären Studiengangs "Kulturwissenschaft" eingegangen werden.
Dabei bleibt zunächst der Anteil der mindestens gleichrangigen
Partnerdisziplin Ästhetik ausgespart - ebenso wie die stark auf die
Künste orientierenden „Nebenfächer“, die ja zur „Pflicht“ der
Studierenden gehörten. Danach wird kurz auf die wechselnden
kulturpolitischen Faktoren eingegangen und vor diesem Hintergrund dann
versucht, Etappen der Wissenschaftsentwicklung zu unterscheiden.
Abschließend wird auf die heutige wissenschaftliche Situation geblickt
und gefragt, was die ostdeutsche kulturwissenschaftliche Tradition wohl
hätte einbringen können.
1. Der universitäre Studiengang "Kulturwissenschaft"
Bekanntlich
ist der Begriff "Kulturwissenschaften" seit gut hundert Jahren in der
Diskussion[1], doch erst vor gut vierzig Jahren wurde an zwei deutschen
Universitäten ein Studiengang mit dem anspruchsvoll-weitgreifenden
Namen "Kulturwissenschaft" eingerichtet. Allerdings: ohne dass es
damals eine "Kulturwissenschaft" als ausgewiesene Disziplin gegeben
hätte. Und er existierte in dieser Form nur über drei Jahrzehnte,
1993/94 verließen die letzten immatrikulierten Studenten dieses
Studiengangs die Universität.
Eine der Ursachen für die Gründung einer solchen
Studienrichtung bestand in der wachsenden Bedeutung, die kulturelle
Prozesse und Vorgänge in allen Industriegesellschaften zu dieser Zeit
bekamen (umfangreichere Freizeit, "Humanisierung der Arbeitswelt", neue
Bildungsanforderungen, Demokratisierung der Künste, Sinnfragen usw.).
In fast allen europäischen Ländern entstanden neue Berufe im Bereich
der Humandienstleistungen. In der DDR benötigten der Staat und die
Kommunen, gesellschaftliche Organisationen, Massenmedien und
traditionelle Kultureinrichtungen, aber auch industrielle und
agrarische Großbetriebe sehr früh schon Fachkräfte, die in der Lage
waren, die inzwischen entstandenen kulturellen Einrichtungen recht
verschiedener Art kompetent zu leiten. Es wurden Sachverständige
gebraucht, deren Kenntnisse über eine traditionelle disziplinäre
"kulturelle" Ausbildung (Germanistik, Kunstgeschichte, Pädagogik usw.)
hinausging. Eine "interdisziplinäre" Ausbildung sollte sie vor allem
dazu befähigen, (kultur)historische Hintergründe und soziale
Voraussetzungen ihres speziellen kulturellen Arbeitsfeldes zu erkennen
und zu berücksichtigen. Dafür sollte der (nun so genannte)
kulturwissenschaftliche Studiengang ausbilden, der immer in der
Kombination mit einer literatur- oder kunstwissenschaftlichen
Disziplin, später auch mit anderen Fächern[2] studiert wurde.
Ohne Zweifel war die Gründung einer solchen
"Kulturwissenschaft" auch dadurch mitgeprägt, dass zu dieser Zeit an
den Universitäten der DDR so wichtige Wissenschaften wie die Soziologie
(aus ideologischen Gründen abgelehnt) oder die Sozialpädagogik noch
keine eigenständigen Disziplinen waren oder völlig fehlten[3]; die
Sozialpsychologie steckte in den Anfängen, Erwachsenenbildung
beschränkte sich auf Berufsausbildung, Freizeitpädagogik war (und
blieb) unbekannt, die Volkskunde zeigte noch keine große Neigung, sich
der 'Volkskultur in der technischen Welt"[4] zuzuwenden und die
Literatur- wie Kunstwissenschaften waren in ihren Disziplinen noch weit
davon entfernt, etwa Rezeptions- und Wirkungszusammenhängen
nachzugehen. Einzelne Wissenschaftler aber hatten bereits ganz andere
Wege eingeschlagen und wirkten als Anreger der frühen
Kulturwissenschaft[5].
Unter diesen Bedingungen war den Absolventen von Anfang
an ein breites Einsatzfeld sicher. Hauptsächliche Bereiche waren:
regionale und örtliche Kulturarbeit (Kulturämter, Kulturhäuser,
Jugendklubs, Ferienheime), Kunst vermittelnde Einrichtungen (Verlage,
Theater, Museen, Galerien, Schallplattenproduktion, Agenturen,
Management der Unterhaltungskunst, Ausstellungswesen), Massenmedien
(Kulturredaktionen der Zeitungen und Zeitschriften, Hörfunk, Film und
Fernsehen), Umweltgestaltung (Mode, Design, Stadtplanung) Großbetriebe
(betriebliche Kulturhäuser, Erwachsenenbildung, bis Mitte der 70er
Jahre auch als "Kulturassistenten" in Betriebsleitungen), Parteien und
gesellschaftliche Organisationen (Kulturabteilungen, kulturelle
Einrichtungen), Staat (untere bis mittlere kulturpolitische Funktionen
in nachgeordneten Einrichtungen des Kulturministeriums und in den
Kulturabteilungen in den Bezirken, "höhere" Funktionen verlangten hier
- wie bei den Parteien - einen anderen Karriereverlauf), Lehre und
Forschung (Universitäten, Kunsthochschulen, Akademieinstitute).
2. Kulturpolitische Faktoren
Das
alles setzte sich unter den Bedingungen einer nach Plan errichteten
Gesellschaft über ein spezifisches politisches Handeln durch, das
ideologisch motiviert und angeleitet war. Auf den ersten Blick standen
politische und ideologische Motive bei der Installierung von
Kulturwissenschaft sogar im Vordergrund. Kennern ist es geläufig, dass
das Kulturthema die sozialistische Bewegung seit ihren Anfängen
begleitet. In gesellschaftlicher Verantwortung waren es Leo Trotzki und
dann auch W. I. Lenin, die sich als erste grundsätzlich dazu äußerten.
Für unseren Zusammenhang begann es mit den auf Stalins Tod folgenden
Debatten, was denn Sozialismus als Gesellschaftsform nun sein solle.
Die Führer der „kommunistischen und Arbeiterparteien“ Europas einigten
sich 1957 auf einige grundsätzliche Merkmale. Darunter findet sich auch
eine Revolution auf dem Gebiete der Ideologie und Kultur und die
Schaffung einer dem Sozialismus treu ergebenen Intelligenz. 1958 hat
das dann die SED für ihren politischen Verantwortungsbereich
ausgeführt. Thematisch ging es um drei Aufgaben: - um die kulturelle Hebung der werktätigen Massen (kulturelle Massenarbeit),
- um die Behebung kultureller Defizite der neuen Eliten und ihres Nachwuchses (Höhen der Kultur stürmen),
- um die Überwindung der bürgerlichen Ideologie und die Inaugurierung eines neuen Wertesystems (neues Menschenbild).
Dies alles sowohl als theoretische wie auch als praktische Aufgabe.
In
diesem Sinne beschloss die Sozialistische Einheitspartei als zentrale
politische Kraft 1958, dass auch in der DDR eine sozialistische
Kulturrevolution notwendig sei. Dies mit der hauptsächlichen
Begründung, der "subjektive Faktor" - gemeint war die Befähigung der
großenteils aus den Unterschichten aufgestiegenen neuen Funktionselite)
sei gegenüber neuen Anforderungen an ihr kulturelle Niveau
zurückgeblieben. Dies auch praktisch zu ändern war die Aufgabe, die den
unmittelbaren Anlass dafür bot, dass 1960 eine Kulturkonferenz des ZK
der SED beschloss, dass „Zur Ausbildung leitender Kulturfunktionäre ...
die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen [sind]. Dazu gehören die
Ausarbeitung eines Berufsbildes spezieller Bildungswege für
Kulturfunktionäre, wie Fachschulbildung, Hochschulbildung und mit
beiden Einrichtungen verbundenes Fernstudium“. Daraufhin geschah
zunächst nichts. Doch zwei Jahre später, am 8. August 1962 hat dann das
Sekretariat des ZK (als zentrales Machtorgan der SED) den Aufbau eines
einheitlichen Qualifizierungssystems für Kulturfunktionäre beschlossen.
Auf Anweisung der Regierung hatten dann die
Universitätsinstitute für Philosophie (Berlin und Leipzig) die neue
Fachrichtung zu installieren. Die gaben das dann - Kultur hatte ja
offenbar was mit den Künsten zu tun - an ihre Abteilungen für Ästhetik
weiter. An denen hatte bereits Anfang der 50er Jahre ein
Philosophiestudium mit der Spezialisierung auf Ästhetik (und mit
literatur- und kunstwissenschaftlichen Zweitfächern) begonnen. Darauf
aufbauend begann mit dem Wintersemester 1963 an der
Humboldt-Universität die Ausbildung in der Fachrichtung
"Kulturwissenschaft".
Keiner der damals an der Lehre beteiligten
Wissenschaftler wusste zu diesem Zeitpunkt sehr genau, was wohl der
Gegenstand dieser "Kulturwissenschaft" sein könnte. Was mit dem Worte
"Kultur" zu dieser Zeit verbunden wurde, das waren allgemeine
humanistische Überzeugungen und die Erwartung, dass die tiefgreifenden
Veränderungen der Lebensbedingungen, wie sie eine sozialistische
Revolution mit sich brachte, auch alle daran Beteiligten verändern
würden, sie zu neuen, zu wertvolleren Menschen erheben müsste.
Um das unter den deutschen Bedingungen anzugehen, konnten
nicht einfach die vorhandenen sowjetischen Modelle übertragen werden.
Es wurden Ideen wieder aufgegriffen, die in den kulturellen
Wertorientierungen der alten Sozialdemokratie vor 1914, im
Kulturidealismus der deutschen Linken und in der sozialistischen
Abteilung der Lebensreformbewegung lebendig gewesen waren. Wiederbelebt
wurden kultursozialistische Ideen vom "neuen Menschen", wie sie in den
1920er Jahren intellektuelle Kreise der deutschen, österreichischen und
skandinavischen Arbeiterbewegung gepflegt hatten. In der Arbeitsweise
allerdings lebten die Praktiken der bürgerlichen Volkswohl- und
Volkserziehungsbewegung (Carl Victor Böhmert, Friedrich Naumann usw.)
und der "ästhetischen Sozialreform" (Lichtwark, „Kunstwart“,
„Dürerbund“ usw.) aus der Zeit zwischen 1890 und 1914 wieder auf.
In diesen Traditionen stehende Politiker,
"Kulturarbeiter" und Theoretiker dieser Zeit haben das Kultur-Problem
("die Kultur") auf drei "Ebenen" gesehen, in drei Richtungen gedacht
und auszudrücken versucht.
Einmal wurden unter „Kultur“ die so genannten höheren
Werte der menschlichen Gesellschaft verstanden, basierend letztlich auf
der Arbeit der Vielen. Von Kultur reden hieß dann auch, den Menschen
als Menschen zu begreifen, das Befinden des einzelnen für bedeutsam zu
halten - also seine sozial geprägte Individualität anzuerkennen, bzw.
seine Individualität sozial zu prägen. Und Schließlich wurde unter
Kultur schöpferisches Gestalten verstanden. Voran alle Formen
produktiver Arbeit, deren Entfremdung zu überwinden sei, damit sie dem
freien künstlerischen Schaffen gleich werde. Vorzüglich durch das
Hineintragen der Künste in die (industrielle) Arbeitssphäre könne das
"menschliche Wesen" des Produzierens wieder angeeignet werden. Als
Korrektiv rationaler Erkenntnis wurde Kultur auch als die
differenzierte Ausbildung der Sinne verstanden.
In den 1950er und 1960er Jahren haben die "kulturell
Engagierten" in der DDR - je nach ihrem politischen Standort, nach
ihrer Stellung in der Gesellschaft, nach ihrer philosophischen Bildung
oder ihrem Beruf - "die Kultur" jeweils als eine andere Kombination
dieser drei Aspekte verstanden. Kulturpolitiker und Künstler waren sich
damals darin einig, dass Kultur wesentlich in der ästhetischen Bildung
und künstlerischen Produktivität des Volkes bestehe.
3. Zur Wissenschaftsentwicklung
An
den Universitäten Berlin und Leipzig begann "Kulturwissenschaft" bei
dieser Lage als eine philosophisch geprägte Theorieproduktion (im
Westen hieß das ein Jahrzehnt später "Ableitungsmarxismus" und war -
jedenfalls in der hohen Zeit der Marxexegese - wesentlich
systematischer und vor allem breiter institutionalisiert). Aus
Grundlehren des historischen Materialismus wurden allgemeine kulturelle
Schlüsse gezogen, mit politischen Erfahrungen verbunden und oft
kurzschlüssig mit ideologischen Axiomen angereichert (etwa der Art: "In
der sozialistischen Gesellschaft der DDR wird alles Wertvolle der
Menschheitskultur bewahrt und gepflegt!"). So kritisch die Ergebnisse
dieser Anfangsphase auch zu bewerten sind, wissenschaftliche Erträge
sind nicht zu übersehen. Darunter vor allem:
Erstens die Aufarbeitung des
zivilisationsgeschichtlichen Konzepts von Marx und Engels, von
Philosophen und Kulturhistorikern des 18. und 19. Jahrhunderts (Von
Vico, Ferguson und Condorcet, über Herder, Hegel und Fourier zu
Burckhardt, Gothein und Lamprecht) - mit Folgen in einer entsprechenden
Prägung. Das war zugleich eine intensive Beschäftigung mit "bürgerlich
humanistischen Entwicklungslehren".
Zweitens wurde das sozialhistorische Schicksal des
menschlichen Individuums zum Zentralproblem der Kulturwissenschaft
gemacht. Kultur wurde in den sozial organisierten
Reproduktionsprozessen der Individuen aufgesucht und als Gesamtheit der
Möglichkeiten für selbstbestimmte Subjektivität begriffen. Dafür hat es
viele annähernde Formulierungen gegeben - bis zu der, dass Kultur alles
das sei, was "primärfunktional der sozialistischen
Persönlichkeitsentwicklung"[6] diene.
Dritten brachte diese frühe Zeit die ersten
Sondierungen für eine Kulturgeschichte der deutschen Arbeiter und ihrer
Bewegung (eingeleitet als Sammlung und Archivierung der mit der
Arbeiterbewegung verbundenen Kunstäußerungen).
Viertens wurde von den so ausgerichteten
Kultur-Wissenschaftlern eine gewisse Sensibilität für die "menschliche
Seite" aller sozialen Entwicklungsprozesse ausgebildet. Gerade diese
Empfindlichkeit hat auch einige von ihnen (gemessen an der sehr
geringen Zahl waren es allerdings zu viele) in schwere innere und
äußere Konflikte gebracht. Doch gab ihnen das auch die Möglichkeit, an
der gegen Ende der sechziger Jahre einsetzenden Diskussion über die
Perspektiven der sozialistischen Gesellschaft mit kulturellen Absichten
aktiv teilzunehmen.
Diese wissenschaftliche Entfaltung bildete die
Voraussetzung für eine Lehrtätigkeit, die die künftigen
"Kulturarbeiter" mit einer (historisch aus der europäischen
Kulturgeschichte hergeleiteten) humanistischen Grundeinstellung geistig
auszustatten sich bemühte, die die individuelle Subjektivität betonte,
die die Achtung vor den kulturellen Ansprüchen arbeitender Menschen
hervorhob und dazu aufforderte, die proklamierten sozialistischen
Kulturideale ernst zu nehmen. Die Vermittlung berufsfeldbezogener
Kompetenzen blieb dem gegenüber deutlich zurück; es wurde versucht,
Voraussetzungen späterer kulturpolitischer Handlungsfähigkeit zu
vermitteln, doch beschränkte sich das (aufgrund des Mangels an
entsprechenden Praxisfeldern der Forschung) auf die Erläuterung von
kulturellen Programmatiken.
In dieser ersten Phase der Kulturwissenschaft war die
Spanne zwischen den hohen kulturtheoretischen Abstraktionen und der
Alltagsrealität enorm; heroische Illusionen konnten die Diskrepanz
zwischen Ideal und Wirklichkeit überdecken. Doch wurde schon damals die
Funktionalisierung der kulturtheoretischen Axiome durch eine
borniert-schulmeisterliche Politik bemerkt und kritisiert ("Zehn Gebote
der sozialistischen Lebensweise und Moral" usw.), die - weltfremd und
doktrinär zugleich - an den (kulturellen) Interessen der Bevölkerung
vorbeiging.
Als Anfang der 1970er Jahre Zeichen einer Wende hin zu
demokratischerer und sozial angemessenerer Gesamtpolitik aufleuchteten
und von politischen Kräften in der DDR versucht wurde, eine
sozialistische Gesellschaftskonzeption von den (inzwischen qualitativ
gewandelten) Bedürfnissen der arbeitenden Menschen her zu entwickeln,
da hatten Kulturwissenschaftler bereits ein entsprechendes Konzept
umfassender kultureller Entwicklung vorgelegt. Sieht man vom
DDR-spezifischen Parteichinesisch einiger Formulierungen ab, so kann
man darin Grundzüge eines zeitgemäßen Kulturkonzepts für eine
entwickelte industrielle Gesellschaft sehen. Da sich Reformen in der
Wirtschaft, eine Demokratisierung des politischen Systems und eine
Liberalisierung des geistigen Lebens andeuteten, erzeugte das die
Hoffnung (wie sich bald herausstellen sollte, war sie illusionär), dass
sich nun alles wenden werde. Darin lag auch ein Antrieb für die
kulturwissenschaftliche Forschung und Lehre; er verlor seine
enthusiastischen Züge, als die SED ihre anfängliche Absicht zu
konzeptioneller Neubestimmung der sozialistischen Gesellschaft aufgab.
Zugleich aber hat das die Forschung auf die Frage gelenkt, wie sich die
sozialen Bedingungen individueller Entfaltung in den modernen
industriellen Gesellschaften geschichtlich entwickelt haben.
Offensichtlich begann mit den siebziger Jahren eine
zweite "Entwicklungsetappe" von Kulturwissenschaft in der DDR. Die
Arbeitsgruppen an den Universitäten Berlin und Leipzig konnten sich
verjüngen und stabilisieren; An einer Reihe anderer Universitäten und
Hochschulen wurden kleine Abteilungen für "Kulturtheorie und Ästhetik"
eingerichtet (nur einer verschwindend geringen Zahl ihrer Mitarbeiter
gelang es allerdings, zu wissenschaftlichen Fragestellungen
vorzudringen), die Institute der Parteien und gesellschaftlichen
Organisationen bauten ihre Kulturabteilungen aus. Das Institut der
Humboldt-Universität versuchte es, die universitäre Kommunikationen zu
entwickeln, Wissenschaftler anderer Institute in eigene Projekte
einzubeziehen (Zeitschrift MKF, kulturtheoretische Kolloquien, bald mit
internationaler Beteiligung, Austausch mit westdeutschen
Wissenschaftlern und Instituten). Eine rückblickende Aufzählung der
damals eröffneten wissenschaftlichen Arbeitsfelder kann andeuten, dass
damals Voraussetzungen für eine mögliche Weiterentwicklung unter
veränderten Bedingungen erbracht worden sind. Nun setzten (u. a.) ein:
- Forschungen zur aktuellen (wie historischen)
Lebensweise sozialer Gruppen, zu den Bedürfnissen, Verhaltensformen und
Wertorientierungen vor allem der arbeitenden Menschen;
"Freizeitforschung" wurde ein kulturwissenschaftliches Spezialgebiet.
- "Arbeitskultur" wurde zu einem Forschungsfeld
verschiedener Disziplinen. Betrachtet wurden Wirkungen der
Arbeitssituation auf die Lebensweise, Probleme der technischen
Kreativität, Wechselbeziehungen zwischen Technik und Kultur.
- Kulturwissenschaftler und Ästhetiker wandten sich der
räumlich-gegenständlichen Umwelt, der Siedlungs- und Wohnweise und der
kulturellen Infrastruktur zu.
- Einige Studien zur lokalen, regionalen, gruppen- und
schichtenspezifischen kulturellen Differenzierungen wurden vorgelegt
(Gruppen der Arbeiterklasse, Jugendliche, Dörfler, technische
Intelligenz).
- Ausbau der Individualitäts- und Persönlichkeitstheorie zu einem Konzept der "individuellen Reproduktion".
-
Es wurde ein aufgeklärteres Traditionsverhältnis ausgebildet und zu
einem umfassenderen "Erbe-Konzept" beigetragen, das die frühere Enge
etwas aufbrach und das dem wissenschaftlichen Kulturverständnis stärker
entsprach[7].
- Es zeigten sich erste Ansätze zur Erforschung
internationaler Kulturprozesse und damit für
international-vergleichende kulturwissenschaftliche Studien.
- Die Umrisse einer Kulturgeschichte der deutschen
Arbeiterklasse wurden skizziert (mit starker Betonung der enormen
kulturellen Folgen von kapitalistischer Lohnarbeit, marktvermittelter
Lebensweise, industrialisierter Siedlung, Kommunikation und Zeitordnung
usw.) [8].
4. Weiterentwicklung und mögliche Zukunftschancen
Nach
1970 gelang es mehreren Kulturwissenschaftlern, die Grenzen
philosophisch-theoretischer Reflexionen zu überschreiten und auch die
(durch die Ausbildungsverpflichtungen verursachte) Neigung zu einem
ungesicherten Universalismus zu unterdrücken. Sie nahmen
Arbeitsbeziehungen zu Projekten anderer (sozial- und
geisteswissenschaftlichen) Disziplinen auf, "stellten" sich anderen
Fachsprachen wie Methoden und fanden in einigen Bereichen Anschluss an
die internationale Wissenschaftsentwicklung. Das gilt für
Spezialbereiche der Geschichtswissenschaft, der Ethnographie, der
Volkskunde, der Soziologie, Psychologie und Wirtschaftswissenschaft.
Aber was sich dabei in zwei Jahrzehnten bilden konnte, war mehr eine
Verheißung auf Künftiges. Generell erreichten die
sozialwissenschaftlichen Bereiche nur punktuell und nicht in ganzer
Breite das "internationalen Niveau". Entsprechende Rückstände der
Kulturwissenschaftler sind nicht so aufgefallen, weil sie mit ihren
Arbeiten durchaus verblüfften und Wirkungen in der Öffentlichkeit
erzielen konnten. Aber die beruhten mehr darauf, dass sie sich einigen
brennenden sozialen Problemen gestellt haben, weniger noch lag das an
verlässlicher oder zwingender wissenschaftlicher Beweisführung. Diese
Hinwendung zu den Realitäten hatte selbstverständlich Folgen für die
Ausbildung. Viele Studierende wurden nachdrücklich für die sozialen
Widersprüche und Konflikte, für die Wandlungen und Stagnationen
sensibilisiert.
Verbunden mit der gleichzeitigen Annäherung an
"Einzelwissenschaften" hatte das eine gewisse Vernachlässigung
theoretischer und methodologischer Probleme zur Folge. Dies auch, weil
jede theoretische Wendung nach wie vor den weitgehend unfruchtbaren
Nachweis ihrer Übereinstimmung mit "marxistischen Grundpositionen"
verlangte. So wurden neuere Entwicklungen etwa in der Handlungs-,
Kommunikations- und Zeichentheorie zwar wahrgenommen, aber nicht
hinreichend verarbeitet und auch geisteswissenschaftliche
Differenzierungen der letzten Jahrzehnte konnten bei der stark
sozialwissenschaftlichen Orientierung keine große Rolle spielen.
Zugleich differenzierten sich die Arbeitsweisen aber dadurch, dass
Anregungen der Biographie- und Lebenslaufforschung, von
ethnohistorischen, symbol- und systemtheoretischen Forschungen
aufgenommen worden sind. Von einem "einheitlichen" kulturtheoretischen
Konzept konnte seitdem nicht mehr die Rede sein. Über die mögliche
Tragfähigkeit der vertretenen kulturwissenschaftlichen
Forschungsansätze wäre im Kontext konkreter Projekte zu entscheiden -
die aber sind vorläufig nicht in Sicht.
Ein Gesamturteil fällt schwer und dürfte auch nicht
objektiv ausfallen. Der universalistische Anspruch ergab sich aus der
Aufgabenstellung. Er war verbunden mit der Übernahme vieler „passender“
Ideen, ohne dass das auf die ferneren Konsequenzen durchgearbeitet
werden konnte. Dazu war die Anzahl der Kulturwissenschaftler in der DDR
zu gering, und es gab bei den Freunden im Osten keine Partner. Auch im
eigenen Lande fehlten bei den meisten der relevanten Disziplinen
verwandte durchgearbeitete Konzepte. So hatte diese Disziplin - von
ihren praktischen Verwicklungen ganz abgesehen - einen
unbekümmert-eklektischen Grundzug. Sie war nicht auf Abgrenzung aus,
sondern offen für alles Brauchbare. Weder von der Leistungsfähigkeit
des Personals noch von den Ergebnissen her soll die ostberliner
Kulturwissenschaft überbewertet werden. Nimmt man aber die ausgebildete
wissenschaftliche Haltung zu den sozialen und kulturellen Realitäten
und die Wirklichkeitsnähe der ausgebildeten Studenten so gehört sie
wohl zu den Erfolgsgeschichten der DDR.
Konnte die hier skizzierte ostdeutsche Kulturwissenschaft
unter den veränderten Bedingungen eine Zukunft haben? Schon die Frage
müßig. Denn es gelang den Kulturwissenschaftlern der
Humboldt-Universität zwar noch, einen breiten internationalen Protest
zu organisieren, der die sofortige (und schon beschlossene) Abwicklung
der Fachrichtung wie die der beiden Institute stoppte (bekanntlich in
einer Art "Kampfabstimmung" der Landesregierung gegen die zuständige
Wissenschaftssenatorin), doch die dann tätige SBK hielt von dem hier
skizzierten Zuschnitt von Kulturwissenschaft überhaupt nichts und hat
durch ihre Entscheidungen die Fortführung der dreißigjährigen
Entwicklung und auch jedes Anknüpfen daran unmöglich gemacht. Die
einstige Stärke der DDR-Kulturwissenschaft wurde ihr - und darin lag
eine gewisse Konsequenz - sogar als „Soziologismus“ angelastet. Die
westlichen Verdrängungswissenschaftler, die das Institut daraufhin
übernahmen, können ohne jede Häme als mittleres Personal des
geistesgeschichtlichen Mainstreams qualifiziert werden. Dies ist
übrigens das einzige, was man ihnen bei der Selbstverständlichkeit
zugute halten kann, mit der sie sich das älteste deutsche
kulturwissenschaftliche Institut[9] aneigneten und in die
Bedeutungslosigkeit führten.
Womöglich kommt eine übergreifende Betrachtung der
heutigen kulturwissenschaftlichen Situation zu einem ähnlich negativen
Befund - sieht man von den verwandten Ethnologen, Soziologen und
Kommunikationswissenschaftlern ab. Es dürfte keine Übertreibung sein,
wenn man mit dem Blick auf die kulturellen Umbrüche und Konflikte der
Gegenwart die deutsche Kulturwissenschaft als eine komplette Leerstelle
bezeichnet. Dies nicht nur wegen der weitgehenden Distanz, die die
wenigen Kulturwissenschaftler zu den gesellschaftlichen,
wirtschaftlichen, politischen und alltagswirklichen Verwicklungen der
Kulturen haben. Das Gerede über den sogenannten Cultural Turn in den
Wissenschaften - auf Deutsch: nun soll alles irgendwie Kultur sein -
täuscht auch noch darüber hinweg, dass die seriöse Kulturwissenschaft
hierzulande auch quantitativ sträflich unterentwickelt ist.
Vielleicht liegt in dem Unbehagen an dieser Malaise das
Motiv für einen Rückblick. Und so sollte trotz (oder gerade wegen?) des
unrühmlichen Endes der ostdeutschen Kulturwissenschaft die Frage
aufgeworfen werden, was deren Tradition hätte einbringen können. Hier
ein Vorschlag in fünf Punkten, der - das ist ja unschwer zu erkennen -
sich auch an den überdeutlichen Mängeln des geistesgeschichtlichen
Unterhaltungsbetriebs reibt, der heute als Kulturwissenschaft firmiert.
Zu den eigenständigen Merkmalen ostdeutscher Kulturwissenschaft zähle
ich (und dies scheint mir die Kollegen der Leipziger Universität wie
die der Gewi-Akademie einzuschließen):
1. eine bestimmte marxistische Traditionslinie, innerhalb
derer immer wieder aufs Neue nach den sozialen und kulturellen
Vermittlungen zwischen sozialen Markrostrukturen und individuellem
Dasein gesucht wurde.
2. einen bestimmten Sinn für die Nöte und für die Chancen
der Menschen in der modernen Welt - Voraussetzung für jedes
wissenschaftliche und praktische Interesse an Kultur.
3. eine bestimmte gesellschaftskritische Haltung, ohne
die Kulturwissenschaft sinnlos ist. Aus dieser Geisteshaltung folgen
ihre Utopien, ihre Änderungsabsichten und ihre wissenschaftliche
Sensibilität. Sie waren untrennbar verbunden mit Hoffnungen, die an
eine reformierte DDR geknüpft waren. Es muss nicht betont werden, dass
sie durch den Beitritt zur Bundesrepublik nicht erfüllt worden sind.
4. eine thematische Orientierung, die zwar die heutige
Problemlage nicht annähernd erschöpft, sich aber keineswegs auf die
spezifischen Verwicklungen des "Staatssozialismus" beschränkte:
Wandlungen der Lebensweisen und Lebensstile, Spannungen zwischen
Individualisierung und Massenkultur, ökologische Wende in der
abendländischen Kulturauffassung, kulturelle Situation der Frauen,
Voraussetzungen für einen kulturellen Pluralismus (Gruppenkulturen,
Minderheiten, Föderalismus), kulturelles Leben der Städte und Gemeinden
(Soziokultur, Vereinswesen), Formen der Kulturförderung, Spanne
zwischen Alternativkultur und kommerziellem Kulturbetrieb usw. Und
schließlich auch die Frage danach, was denn europäische Kultur sei und
wie darin deren (staats)sozialistische Elemente platziert sind.
5. Einige Kenntnis der ostdeutschen Kultur und ihrer Geschichte.
Wenn
das so ist, könnten sich die „Absolventen“ dieses Studienganges in den
aktuellen Kulturdebatten als ein nützliches Potenzial erweisen oder
erwiesen haben. Dem nachzugehen und auch zu fragen, worin ihre
spezifische Reaktionsweise auf die Kulturprobleme der heutigen
Gesellschaften besteht, dürfte Aufschluss über die Realitätsnähe des
vertretenen kulturtheoretischen Ansatzes geben.
Nachsatz zu einem idealen Aufbau des Studiengangs Kulturwissenschaft
Obwohl
gerade die "Logik" der Kulturwissenschaft(en) durch die allgemeine
theoretische Zerstreuung in den letzten Jahrzehnten strittiger denn je
geworden ist, mag dennoch eine Art Strukturvorschlag das hier
vertretene kulturwissenschaftliche Konzept etwas anschaulicher machen.
Es ist ein (unter den gegebenen Bedingungen gewiss nicht
realisierbarer) Vorschlag für eine ideale Struktur universitärer
Kulturwissenschaft. Er ist einseitig, versucht aber Tendenzen der
internationalen Wissenschaftsentwicklung ebenso zu berücksichtigen wie
die Leistungen der frühen deutschen Kulturgeschichtsschreibung, die
deutschen Traditionen historischer Kultursoziologie und Ethnographie.
Es ist dies auch eine (gewiss nur ideale) Gliederung der im Studiengang
Kulturwissenschaft zu präsentierenden Fächer.
Das Modell unterscheidet drei Ebenen: Theorien, Teildisziplinen und angewandte Bereiche:
1. Allgemeine Kulturtheorie; sie umfasst etwa folgende Teilgebiete
* Theorien der Kulturgeschichte
* Theorien der kulturellen Systeme und der Kommunikation
* Theorien "individueller Reproduktion", der Biographie
* Theorien kultureller Wertung
* Kultursemiotik
* Wissenschaftsgeschichte u. Methodologie der Kulturwissenschaft
2. Kulturwissenschaftliche 'Teildisziplinen" (etwa)
* Kulturgeschichte / historische Anthropologie
* International vergleichende. Kulturforschung
* Ethnologie (Völkerkunde u. europäische Volkskunde)
* Kultursoziologie
* Kulturelle Kommunikations- und Medienwissenschaft
* Theorie und Geschichte von Kulturpolitik und Kulturarbeit
* Kulturökonomie
3. Angewandte Kulturwissenschaft (etwa)
* Kulturpädagogik
* Freizeitpädagogik
* Interkulturelle Erziehung
* Organisation und Verwaltung kultureller Prozesse
* Ökonomie kultureller Einrichtungen
* Kulturrecht
Anmerkungen
1
] Vgl. dazu: Dietrich Mühlberg, Kulturwissenschaften. In: Europäische
Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften, Bd. 2, Hamburg 1990, S.
912 - 919.
2 ] dazu gehörten vor allem Bibliothekswissenschaft bzw.
Information und Dokumentation, einzelne Studierende entschieden sich
für Soziologie, Geschichte, Ethnographie, Philosophie, Hungarologie
oder Theologie.
3 ] Das änderte sich erst in den 70er Jahren wirklich, als
sich die Soziologie - ähnlich wie die Kulturwissenschaft - aus der
Einbindung in die Philosophie löste.
4 ] Herrmann Bausinger, Volkskultur in der technischen Welt Stuttgart 1961
5
] Bereits 1962 war Robert Weimann „New Criticism“ erschienen, 1967
folgte „Shakespeare und das Volkstheater“. Eine Gruppe des 1969
gegründeten Zentralinstituts für Literaturgeschichte (ZIL) hat schon
bald ihr sozial gegründetes kommunikationstheoretisches
Literaturkonzept in einer Serie von Publikationen expliziert. Diese
Gruppe hatte sich vorher als Abteilung „Literaturtheorie und allgemeine
Literaturwissenschaft“ am kulturwissenschaftlichen Institut gebildet.
Ihr gehörten Robert Weimann, Wilhelm Girnus, Nyota Thun und Manfred
Naumann an (der hier ein kunstsoziologisches Gemeinschaftsprojekt
begann).
6 ] wie Lothar Parade meinte.
7 ] Vgl. dazu:
Georg Iggers, Social History in the GDR. New Orientations in Recent
East European Historiography (Introduction), Oxford 1991.
8 ] Vgl. dazu: Dietrich Mühlberg, Zum Stand
kulturgeschichtlicher Proletariatsforschung in der DDR. In: Friedhelm
Boll (Hg.), Arbeiterkulturen zwischen Alltag und Politik,
Wien-München-Zürich 1986, S. 71-48. Siehe dazu auch: Volker Gransow,
Zwischen Bier und Bildung. Kulturwissenschaftliche Revisionen in der
DDR. In: Deutschland Archiv, 22. Jahrgang, Juni 1989, S. 667-671.
9 ] An der Leipziger Universität wurde das adäquate Institut
erst kurze Zeit später selbständig - wenn solche Zeitrechnung auch in
der Sache keine Rolle spielt. Aber man kann anführen, dass der
langjährige Chef des Leipziger Instituts - Erhard John - an der ersten
kulturwissenschaftlichen Dissertation „neuen Typs“ bereits 1956 zu
arbeiten begann - allerdings als Doktorand am philosophischen
„Mutterinstitut“ der Kulturwissenschaftler in Berlin.
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