KULTURATIONOnline Journal für Kultur, Wissenschaft und Politik
Nr. 24 • 2021 • Jg. 44 [19] • ISSN 1610-8329
Herausgeberin: Kulturinitiative 89
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ThemaKulturation 1/2010
Deutsche Kulturgeschichte nach 1945 / Zeitgeschichte
Horst Groschopp
Worum geht es in der Debatte über den "ostdeutschen Volksatheismus"?
Am 26. Mail 2010 hat der Kulturwissenschaftler Horst Groschopp im Rahmen der „Kulturdebatte / Bausteine ostdeutscher Kulturgeschichte“ dargelegt, warum der „Volksatheismus“ als ein wesentliches Merkmal der DDR-Kulturgeschichte anzusehen ist. Um die Debatte über diese anhaltende ostdeutsche Eigenheit in Gang zu halten, wird sein Vortrag hier eingestellt. [1]


Das Gründungsmitglied der KI'89, der Kulturhistoriker Diethart Kerbs, hat auf mehren Veranstaltungen unseres Vereins und außerhalb davon im Wendejahr 1989/90 immer wieder gefragt, was denn nun von der DDR kulturell bleiben würde. Er meinte damals, das seien die Kulturhäuser. Er kam damit unserem heutigen Thema schon sehr nahe, denn das Konzept der Kulturhäuser folgte seit etwa 1900 u. a. einem Arbeiterbildungsprogramm gegen Kneipen und Kirchen.

Obwohl sich die Kulturhäuser, wie sie in der DDR existierten [2], jedenfalls soweit sie diesem Konzept folgten, in den letzten zwanzig Jahren als wenig resistent erwiesen, sind zumindest im Osten Deutschlands auch die Kirchen und ihre Gemeindehäuser nicht als volkskirchliche Einrichtungen wiederbelebt worden, trotz großer Investitionen in Gebäude und Personal im Zuge einer versuchten Re-Missionierung der ostdeutschen Bevölkerung. Diese ist nicht nur gründlich gescheitert, sondern die Zahl der Kirchenmitglieder sinkt weiter und kann nicht durch die Zuwanderungen aus dem Westen ausgeglichen werden (die zugezogenen polnischen katholischen und russischen orthodoxen Christen bleiben hier außerhalb der Betrachtung). Christen sind in Ostdeutschland Mitglieder von Minderheitenkirchen, auch wenn sie von Staats wegen privilegiert werden als seien sie dies gerade nicht.

Zunächst drei Vorbemerkungen zur Einführung ins Thema, die erste zum Atheismus, die zweite zum gelebten Atheismus und die dritte zur Atheismustheorie in der DDR.

Es wird im Folgenden erstens vorausgesetzt, dass unter Atheismus eine weltanschauliche Richtung des Nichtglaubens bzw. des Fehlens eines Glaubens an einen Gott bezeichnet wird, wobei das Wort Glauben im Sinne von "annehmen", "etwas für wahr halten" und "vermuten" interpretiert und auf Religion, besonders die christliche, bezogen wird. Es gibt aber auch gottlose Religionen, z. B. Varianten des Buddhismus, und Atheismus sagt noch nichts über kulturelle Orientierungen. Man kann konfuzianischer oder nationalsozialistischer Atheist sein. "Glauben" ist ein zudem ein Begriff, der auch außerhalb religiöser Phänomene breite Verwendung findet und in diesem allgemeinen Verständnis, fern von "Frömmigkeit", verschiedene kirchen- und religionskritische Anwendungen hat.

Zudem geht es bei "Atheismus" im vorliegenden Text um Nicht-Glauben im Gegensatz zu theistischen (hier sogar monotheistischen) kulturellen Konstruktionen und um beide Interpretationsvarianten von Atheismus, nämlich zum einen als ausdrückliche Verneinung der Existenz einer Gottheit (oder mehrerer Götter) und zum anderen als ausdrückliche Verneinung transzendenter Wesen überhaupt (Atheologie). Atheismus in der DDR implizierte beides.

Zweitens sind zwar mehrere Dimensionen des Atheismus zu unterscheiden. Eine fragt z.B. nach einem häufig diffusen und zwischen lebenspraktischem Materialismus und theoretischer Einsicht angesiedeltem Selbstverständnis. Eine andere sieht im Atheismus vor allem ein institutionell geprägtes Phänomen und will wissen, wer welche kirchenfernen Einrichtungen nutzt, welche und wie viele davon zur Verfügung stehen und wie es mit der Zugehörigkeit zu weltlichen Organisationen aussieht. Für die DDR gilt, dass es sich hier um ein komplexes Phänomen handelt, das als System funktionierte Lebenspraxis mit Organisiertheit vermengte.

Wer drittens den Atheismus in der DDR betrachtet, trifft auf weltanschauliche Aussagen, die diesen DDR-Atheismus inhaltlich konstituierten, unabhängig von deren Herleitung, Stichhaltigkeit und Wirksamkeit, vor allem auch gekennzeichnet durch einen Mangel im Gebrauch des Begriffs "Atheismus" ab Anfang der 1960er Jahre. "Wissenschaftlicher Atheismus" - das als Lehr- und Forschungsgebiet nach 1963 versucht wurde aufzubauen und vertreten wurde v. a. durch Olof Klohr und Ernst Lutter sowie später Wolfgang Kaul - wurde 1972 politisch verhindert und damit auch jede Religionswissenschaft.

Atheismus galt zwar als "Charakterzug des dialektischen und historischen Materialismus", war aber keine Quelle und kein Bestandteil des Marxismus-Leninismus. Er hatte besonders den "idealistischen Charakter der Religion" offen zu legen. Im Nachhinein ist festzuhalten, dass Klohr und Mitstreiter es sich besonders angelegen zu sein hatten, sich nach den Kirchenkampfzeiten zwischen 1954 und 1961 innerhalb des Marxismus-Leninismus zu verorten, weil es zu diesem Zusammenhang keine ausgearbeitete parteioffizielle Position der SED gab, auch deshalb nicht, weil es in der Sowjetunion keine positive, mit sozialkulturellen Dienstleistungen verknüpfte Freidenkertradition gab[3], sondern nur eine negative, einen kirchenfeindlichen Bund der kämpfenden Gottlosen.

Nun zum "ostdeutschen Volksatheismus": Ende der 1990er Jahre erschienen die ersten soziologisch und demographisch verifizierbaren Negativmeldungen hinsichtlich der erwähnten vergeblichen Re-Missionierung Ostdeutschlands, interessanterweise belegt am Material kirchlicher Mitgliederuntersuchungen, die auch Konfessionsfreie in den Blick nahmen. In diesem Zusammenhang wurde der Begriff vom "ostdeutschen Volksatheismus" erfunden und als "dritte Konfession" bezeichnet.

Das Urheberecht zur Kennzeichnung dieser Menschengruppe benutzte zuerst im Januar 2000 der katholische Theologe Eberhard Tiefensee auf einer Tagung des Kolping-Bildungswerkes Münster, als er den drastischen Rückgang der organisierten Christen vor allem in den neuen Bundesländern beklagte, ihn als "Supergau der Kirchen" bezeichnete und eine besondere Bekenntnisgruppe ausmachte, sozusagen eine "dritte Konfession", die der Konfessionslosen.[4]

Weiterhin ist interessant, dass erstens der überarbeitete Text von Tiefensee in einer Schrift publiziert wurde, die sich den Perspektiven der Militärseelsorge widmete; dass der Begriff zweitens ganz bewusst das Problem des Unglaubens auf Ostdeutschland reduzierte, dieses also regionalisierte; drittens ein Gegenwort bildete zum westdeutschen Volkschristentum, wenn nicht gar zur Volkskirche, die es so auch nicht mehr gibt; und viertens wurde der Begriff stets in distanzierende Anführungsstriche gesetzt.

Zu den soziologischen Tatsachen gehört, und darauf bezieht sich der Begriff der "dritten Konfession", dass der Anteil der Konfessionsfreien in der deutschen Bevölkerung etwa ein Drittel beträgt, dagegen in Ostdeutschland vier Fünftel.

1990 waren nur noch 32% der ostdeutschen Bevölkerung Kirchenmitglied. 28% der Einwohner war zwar getauft, dann aber ausgetreten. 39% war niemals konfessionell gebunden. Dieser Trend setzte sich in den letzten Jahren fort, so dass für die Kirchen die Frage entstand, wie groß sozusagen der harte Kern sein würde. 1997 gaben 60% der ostdeutschen Konfessionsfreien an, schon immer konfessionslos gewesen zu sein, nur 40% waren getauft und dann ausgetreten.[5] Fast 80% der unter 30-jährigen wurde nicht getauft (70%) oder ist ausgetreten (9%). Die Mehrzahl der Kirchenmitglieder ist inzwischen älter als sechzig Jahre. Das führte dazu, dass heute im Osten ganze Familien seit Jahrzehnten konfessionsfrei sind, so dass Tiefensee folgerichtig von einem "Volksatheismus in der dritten Generation" sprach, in meiner eigenen ist es bereits die vierte Generation.

Die östliche Region Deutschlands ist (und dies sei der wesentlichste Unterschied beider deutscher Teilgesellschaften), dem Soziologen Heiner Meulemann folgend - "von der Religion weiter abgerückt ... als der Westen; ... [der Osten] ist stärker säkularisiert".[6] Der Osten sei Eine Gegend ohne Gott titelte am 29. November 1999 der Berliner Tagesspiegel.[7] Man könne von den Ostdeutschen (so der Soziologe Christian Wolff) "nicht erwarten ..., dass sie irgendwann einmal, spätestens auf dem Krankenlager, auf die 'Gottesfrage' stoßen."[8]

Es ist dies nicht nur ein Vorgang in den Köpfen, wie der evangelische Bischof Sachsens Axel Noack 2001 schrieb, sondern in der gesamten Lebensgestaltung auffindbar, dass der "richtige Ossi ... [gegenüber Religion, HG] immun" ist. "In Hellersdorf [ein Stadtteil Berlins, HG] seien heute drei Prozent der 140.000 Einwohner Kirchenmitglieder, maximal ein Prozent im neutestamentlichen Sinn Christen - ein Wert, den man auch in einer islamischen Stadt antreffen könne." Und: "Der Buddhismus ist ihnen [den Ostdeutschen, HG] genau so fern wie die Konfirmation."[9]

Im Osten überwiegt eine Haltung, die man so wiedergeben kann: "Religion für mich nein, Kirche ja (für die, die sie brauchen)". Es dominiert (Tiefensee) der "Verlust der religiösen Sprache". Das im Mai 2004 an der (staatlichen) Theologischen Fakultät in Greifswald gegründete Missionsinstitut, exakt ausgedrückt, das Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung, bezeichnet sich selbst "als Agentur für Missionarische Dienste"[10], das sich dem Studium der religiösen Situation "im postsozialistischen Osten" widmen möchte, beschreibt die Situation so: "Für die Mehrheit der Ostdeutschen spielt (zumal christliche) Religion kaum eine Rolle. Den Menschen sind weitgehend Alphabet und Grammatik der Religion abhanden gekommen - und die meisten empfinden dies nicht als Verlust."[11]

Der Berliner Theologe Krötke spricht davon, dass im Osten die Menschen "vergessen [haben], dass sie Gott vergessen haben".[12] Der Autor wirft diesem "Gewohnheitsatheismus", der ihm "Gottvergessenheit" im "Milieu des atheistischen Ressentiments" ist, sogar eine "eigentümlich verwahrloste Gestalt des Atheismus" vor.[13] - Darauf mit historischen wie aktuellen Belegen zum "verwahrlosten Christentum" zu antworten verbietet die Höflichkeit.

Andere Studien der Kirchen bewerten weniger pejorativ. Sie stellen fest, dass "die ostdeutschen Konfessionslosen zwar in der Sache [mit religiösen Deutungen, HG] übereinstimmen mögen, eine religiöse Sprache für sie allerdings inakzeptabel ist".[14]

Eine umfängliche, 1999 veröffentlichte Studie zum Atheismus in der DDR (eine Reden- und Schriftengeschichte) von Alfred Hoffmann hat den (auf Friedrich Engels 1840er Briefe aus dem Wuppertal zurückgehenden) Titel: "Mit Gott einfach fertig".[15]

Während im Thüringischen Eichsfeld und einigen anderen Regionen in der DDR christliche Inseln erhalten blieben, die jetzt Zentren kirchlichen Lebens im Osten sind, "dünnt[e] die konfessionelle Landschaft nach Norden hin" derart aus, dass Kersten Storch einen Pfarrer wie folgt zitiert: "Die Leute hier sind nicht mal mehr abergläubisch."[16]

Die Unterteilung Glaubende und Nichtglaubende ist Jugendlichen zum Teil schon gar nicht mehr verständlich. Darauf verweist der katholische Theologe Ulrich Kühn. Er zitiert Antworten von Ostdeutschen auf die Frage, ob sie christlich oder atheistisch seien. Während Ältere den Unterschied noch kannten, antworteten Jugendliche, sie seien weder noch, sie seien "'halt ‚normal'".[17]

Der katholische Wiener Religionssoziologe Paul M. Zulehner, der besonders in Osteuropa forscht, illustrierte im Juli 2003 die Situation folgendermaßen: "So wie es in Bayern üblich ist, Katholik zu sein, ist es in Ostdeutschland üblich, Atheist zu sein."[18]

Die Religionssoziologin Monika Wohlrab-Sahr fasste ihre Beobachtungen so zusammen: "Im Alltag allerdings fällt einem nicht unbedingt ein dezidierter Atheismus auf, sondern eher die Selbstverständlichkeit, mit der das Nichtvorhandensein religiöser Bindung vorausgesetzt wird."[19]

Die soeben erschienene Studie von Detlef Pollack bestätigt diese Befunde. Er spitzt sie sogar für Gesamtdeutschland wie folgt zu: "Weniger als die Hälfte der deutschen Bevölkerung misst christlichen Wertvorstellungen und Überzeugungen für ihr Leben zumindest eine gewisse Bedeutung bei."[20]

Das bedeutet zum einen, dass sich die Diskussion aktuell weniger auf Ostdeutschland fokussiert, denn hier gilt die Re-Missionierung als chancenlos und im Vordergrund steht der Bestandsschutz, der Anfang der 1990er Jahre im Staat-Kirche-Verhältnis und im öffentlichen Leben erreicht wurde. Aber zum anderen ist das Problem des "ostdeutschen Volksatheismus" nicht dadurch erledigt, dass der Begriff weniger benutzt wird.

Worum geht es also in den Debatten, über die bisher genannten Aspekte hinaus, die da waren: Verankerung der alltäglichen Religionslosigkeit bei einer Mehrheit der Bevölkerung; die ausbleibende Rückkehr der Religion nach Ostdeutschland; die Anerkennung der Nicht-Re-Missionierbarkeit; die weitgehende Chancenlosigkeit, Religions- und Kirchenkritik zu organisieren

Ich möchte im Folgenden auf zwei Aspekte etwas ausführlicher eingehen:

Erstens wird die These erörtert, ohne die Einführung des Atheismus hätte die DDR nicht als Staat entstehen und bestehen können, aber sie sei nicht am kirchlichen Widerstand zugrunde gegangen, wie eine gängige Legende behauptet, sondern an der mangelnden Solidarität ihrer Bündnispartner.

Zweitens geht es um die Frage, wie die Methoden der Einführung dieses Atheismus zu beurteilen sind, wenn das Ergebnis aus atheistischer Sicht Zufriedenheit auslöst.

Das erste Bewertungsproblem - das des Zusammenhangs von Staat und Atheismus in staatssozialistischen Ländern - findet sich bereits in den ersten theologisch-politischen Schriften der 1950er/1960er Jahre, die sich der Situation in "Mitteldeutschland" widmeten. Sie stellten fest, dass der Atheismus dort sich durch "[e]in Faktum unterscheidet ... von allen anderen Zeiten: daß es Staatswesen gibt, die den Atheismus zu ihrer Grundlage gemacht haben."[21] Interessanterweise bleibt dabei der historische Zusammenhang von Religion und Staat meist unhinterfragt. Wie aber die Unterdrückung in der DDR staatlicherseits aussah wird seit den 1950ern in zahlreichen Studien beschrieben über Junge Gemeinden, Pfarrer Brüsewitz, Jugendweihe, Abitur- und Studienerlaubnis usw. usw.

Seine eigenen Studien fasst der schon zitierte Soziologe Heiner Meulemann wie folgt zusammen: "Die SED etablierte ihre Macht mit dem Sieg im Kirchenkampf und verlor sie mit dem Entzug der Unterstützung durch die anderen sozialistischen Länder."[22]

Der zweite Teil des Zitates interessiert hier zunächst nicht näher. Den ersten Teil präzisiert Meulemann wie folgt: "In der DDR musste die SED versuchen, ihrer faktischen Alleinherrschaft auch zu gesellschaftlicher Anerkennung zu verhelfen. Deshalb wurde in der ersten Dekade der DDR der einzige Konkurrent der 'führenden' Partei, die Kirche, bekämpft und eine Säkularisierung der Gesellschaft erzwungen."[23]

Für unseren Gegenstand bedeutet diese Aussage, dass in der DDR seit Mitte der fünfziger Jahre erfolgreich versucht wurde, eine eigene, atheistisch geprägte Kultur auszubilden und sich so gegenüber der Bundesrepublik abzugrenzen. Sie beförderte nichtkirchliche Angebote und Verhaltensweisen und behinderte und unterdrückte die kirchlichen.

An dem zweiten Teil des Meulemann-Zitats ist weniger der Hinweis auf die isolierte völkerrechtliche Situation der DDR in der Wendezeit die Sensation, sondern der Grund, warum Meulemann dies feststellt und dadurch den Mythos widerlegt, die Kirchen als Orte der Opposition hätten die DDR zu Fall gebracht. Die Begründung, die Meulemann liefert, gibt zugleich Argumente dafür, warum nach dem Fall der Mauer der Atheismus weiter zu- statt abnahm.

"Wie alle vorliegenden Trends zeigen, gewinnen in Ostdeutschland Kirche und Christentum, ja Religion überhaupt, nach der Vereinigung kein Terrain zurück. Vermutlich ist dafür der Grund, dass die Ostdeutschen mit dem Ende der staatlich forcierten Kollektivorientierung ihr Leben der Selbst- und Mitbestimmung widmen können. Sie müssen sich nicht auf Kirche, Christentum und Religion besinnen, sondern können sich endlich der Selbst- und Mitbestimmung verschreiben, deren Suche ihnen jahrzehntelang verwehrt war."[24]

Meulemann führt weiter aus, dass Demokratie und Freiheit Entwicklungsfaktoren des Atheismus sind. Diese These lässt den Umkehrschluss gedanklich zu, dass der Atheismus zu seiner rasanten Ausbreitung der Diktatur nicht bedarf und die Ostdeutschen vielleicht noch rascher entchristlicht worden wären, hätte es im Ostteil nach 1945 eine Demokratie nach westlichen Mustern gegeben und hätte sich - im Gegenzug - der Westteil nicht so klerikalisiert. Eine Begründung dafür liefern Langzeitstudien, die andere Begründungen darlegen, z. B. den römischen Limes als Grund anführen, weil dadurch im Osten das Christentum erst tausend Jahre eingeführt wurde und eine nicht so tiefgehende Christianisierung wie im Westen erfolgte - wie auch die Reformation zeige.

Zum zweiten Bewertungsproblem - dem Urteil über die negativen Methoden angesichts des positiven Ergebnisses. Wird die Ausgangssituation 1946 mit der Ende 1989 verglichen, zeigt sich: Der Anteil der evangelischen Kirchenmitglieder sank von über 80% auf unter 20%. Die Statistik belegt eine völlige Umkehr der Datenlage.

Die vorliegenden Zahlen gehen, was Ostdeutschland im Jahr der "Wende" betrifft, von ca. 75% Konfessionsfreien an der Gesamtbevölkerung aus, wobei dies gemessen wurde anhand der Nicht-Kirchenmitgliedschaften - und die Austritte nahmen Anfang der 1990er Jahre noch einmal zu, als erstmals Kirchensteuern staatlich eingezogen wurden.

Gilt für Westdeutschland, dass Konfessionslosigkeit nicht unbedingt Religionslosigkeit bedeutet, so gilt dies für den Osten nicht in diesem Maße. Die Atheistenquote, also der Anteil der sich atheistisch bekennenden Menschen an der Gesamtbevölkerung der über 18-jährigen, bewegt sich im Jahr 2002 (bei einer Quote von 30% für Gesamtdeutschland) - nach fowid - zwischen 48% (bei 65% Konfessionsfreien) in Sachsen und 66% (bei 79% Konfessionsfreien) im Land Brandenburg.

Das Bewertungsproblem - um es noch einmal zu wiederholen - besteht nun darin, wie angesichts der für Atheisten erfreulichen Ergebnisse der Weg dorthin beurteilt wird: Kann man vereinfacht sagen, dass zwar die in der DDR angewandten Methoden der Entchristianisierung zu verurteilen, aber die Ergebnisse zu loben sind?

Das Bewertungsproblem wird dadurch nicht viel einfacher, wenn im Urteil berücksichtigt wird, dass hier verschiedene Etappen einer mehr oder minder strengen staatlichen und gesellschaftlichen Antikirchenpolitik zu berücksichtigen wären und durchaus - in dem Maße, wie der Atheismus die Oberhand gewinnt - eine tolerantere Haltung gegenüber den Kirchen einsetzt, die Teile von ihr mit der Losung von der "Kirche im Sozialismus" beantworteten. Wenn dann noch die Zeit bis Anfang der 1950er Jahre einbezogen wird, werden sicher Etappen feststellbar sein. Einige Autoren machen dazu Vorschläge, die meist an die Namen der SED-Chefs Ulbricht und Honecker gebunden werden.

Mögliche Urteile setzen aber zusätzliche Studien voraus, um zu objektiven Kriterien zu kommen, die sich nicht allein aus einer kirchlichen Verlustgeschichte herleiten. Meine These wäre hier die, dass es solche Kriterien noch nicht gibt, weil es keine Kulturgeschichte der DDR gibt. Der gesamte Staat verstand sich quasi als atheistisch in der Bedeutung von "nichtreligiös", aber auch hinsichtlich eines Aufklärungsauftrages, der Religion (nach Karl Marx) als "Opium des Volks" auffasste und zu beseitigen trachtete - mit den bekannten staatlichen Unterdrückungen. Der Rückzug aus den Kirchen war nicht nur formal, sondern ging tief und wurde vor allem deshalb vom Staat erfolgreich betrieben, weil dieser selbst - etwas übertrieben formuliert - als weltliche Kirche funktionierte.

"Die DDR hat ihre Bürger gelehrt", so der Berliner Theologe Klaus-Peter Jörns zu Befunden anlässlich einer Studie von Emnid für Reader's Digest Deutschland 2005, "die Kirchen als Teil der alten Obrigkeit zu sehen, von der man sich befreien muss."[25] Und es war der Staat ("Wir sind der Staat"), der hier offiziell als Befreier auftrat. Die alte Bindung von Thron und Altar und deren Abschaffung ermöglichte diese Camouflage. Damit war aber andererseits offensichtlich, dass zum einen dieser Staat und seine nichtreligiösen Bürger keinerlei Freidenkerei als organisierte Kirchenkritiker oder Gegenkirche bedurften; und zum anderen, dass der demokratische Staat nach der deutschen Einheit in seinem Versprechen ernst genommen wurde, sich in Glaubensfragen nicht einzumischen.

Dieser an sich positive Effekt, musste aber andererseits auf Kirchenseite dazu führen, die Misserfolge in der Re-Missionierung weiter auf den Staat DDR und dessen Fortleben in den Köpfen zu schieben. Es wird also noch auf Jahre hinaus keine objektive DDR-Atheismus-Geschichte geben.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Atheismus durchaus als eines der systemischen Merkmale aller sozialistischen Länder zu sehen ist, mal weniger, mal mehr erfolgreich. Die DDR war ein realsozialistisches Land, in dessen Theorien der Atheismus als ein "Wesenszug der marxistischen Weltanschauung" erscheint und sich den Menschen gegenüber auch so darstellte.[26]

In den 41 Jahren der Existenz entstand auf dem Gebiet der DDR ein "Volksatheismus", der nicht nur seinesgleichen in der Welt sucht, sondern der nach der "Wende" weiter zunahm. In den Ländern mit staatsozialistischer Vergangenheit hat die frühere DDR 1991 mit fast 55% den größten Anteil von deklarierten Atheisten. Das Gebiet gehört auch zu den Ländern mit einem hohem Maß an Glaubensverlust zwischen 1991 und 1998 (16%). Es hat inzwischen zugleich das größte Ausmaß an stabilem Atheismus (56%).[27] Das ist ein Grund, sich dieser Geschichte zu nähern.

Während sich im Westen die freidenkerischen Bestrebungen sozusagen in der demokratischen Gesellschaft auflösten, in diese teilweise eingingen und Verbände ihre Zweckhaftigkeit nahezu völlig verloren, entwickelte sich in der DDR - im Gegensatz zu den anderen Ländern des Ostblocks, außer (wahrscheinlich) Estland - eine Art zwangsverstaatlichte Freidenkerkultur der Arbeiterbewegung.[28]

Diese Kulturpolitik begegnete den Kirchen in den 1950er Jahren nicht nur repressiv und agitatorisch. Sie enthielt auch die gleichzeitige Weiterführung der Kirchenfinanzierung entsprechend dem Reichsdeputationshauptschluß von 1803.[29] Auch wurden immerhin sechs Theologische Fakultäten weiter betrieben.[30]

Die DDR schuf, und das ging durchaus auf Erfahrungen der deutschen Freidenkerbewegung zurück, Einrichtungen für eine eigene, nichtreligiöse Lebensweise und Feierkultur, mit Klubs und Kulturhäusern als den dafür vorgesehenen und genutzten Orten außerhalb der Kirchen sowie einer Hoch- und Fachschulausbildung für Kulturarbeiter als Gegenentwurf zu Pfarrern usw.[31]

Die Kultur in der DDR definierte sich über die Feierkultur hinaus zunehmend säkular (so sehr ihr auch "religiöse" Elemente innewohnten). Sie bestimmte sich inhaltlich als "realer Humanismus" (so sehr damit Humanismus auch vereinnahmt und einseitig interpretiert wurde). Die eigene Kultur (die Auffassung davon) wurde in den Sechzigern zum wesentlichen Merkmal der Existenzberechtigung der DDR gegenüber dem Westen. Auch dies ist inzwischen umfänglich untersucht, und auch, warum dieses Konzept scheiterte. Was blieb war vielleicht ein atheistischer Humanismus in den Farben der DDR in der heutigen BRD - was zu beweisen wäre.


Abbildung 1
Konfessionslosigkeit in der DDR

 Konfessionslosigkeit


Abbildung 2
Kirchliche Praktiken in der DDR 1950-1990 am Beispiel
der evangelischen Kirche

kirchliche Praktiken

Quelle: Heiner Meulemann: Wertwandel in Deutschland von 1949-2000. Vgl. http://www.theologie-online.uni-goettingen.de/pt/meulm.htm (Zugriff am 11.10.2006)


Abbildung 3
Atheismus in der DDR 1970-1989 bei Lehrlingen, jungen Arbeitern
sowie bei Arbeitern, Angestellten und der Intelligenz


Atheismus DDR

Quelle: Heiner Meulemann: Wertwandel in Deutschland von 1949-2000. Vgl. http://www.theologie-online.uni-goettingen.de/pt/meulm.htm (Zugriff am 11.10.2006)


Anhang
Zu "Glaubenssätzen" im DDR-Atheismus

A Kernsatz des DDR-Atheismus / B die Relativierung in Stichworten

A
Die Kirchen sind für die "spirituellen" Bedürfnisse der Gläubigen da, der Staat für ähnliche Bedürfnisse der "Ungläubigen"; er steht über den Religionen und Weltanschauungen und bedarf keiner göttlichen Rechtfertigung.
B
Der "Volksstaat" repräsentiert zwar alle, aber er ist das Machtinstrument der Arbeiterklasse, die eine "wissenschaftliche Weltanschauung" hat.


A
Sozialistische Politik ersetzt die religiösen Mythen durch empirisch analysierbare Tatsachen und begründbare Aktionen.
B
Die "historische Mission" der Arbeiterklasse gilt nicht als Mythos, sondern als wissenschaftliche Tatsache.


A
Die Geschichte ist real und die Historienbilder der Religionen sind Erfindungen.
B
Die "Gesetzmäßigkeit" des historischen Verlaufs ist durch Vergleichbarkeit von Natur und Gesellschaft gegeben, (sozusagen: Geschichte würfelt nicht).


A
Gesellschaftliche Aktionen, Institutionen, Normen und Regeln haben keine religiösen, sondern ethische Grundsätze, die sich wissenschaftlich stützen lassen.
B
Die "10 Gebote der sozialistischen Moral und Ethik" ergeben sich durch Ableitungen aus dem wissenschaftlichen Marxismus-Leninismus.


A
Das Erbe der Religionen und der Kirchen gehört zur Kultur und den Künsten. Sie sind als Kulturgeschichte ihrem religiösen Gebrauch enthoben (Bibel als normales Buch).
B
Ästhetische Zeugnisse der Religionen unterliegen der "Weite und Vielfalt der Ästhetik der Arbeiterklasse", die bestimmt, was vom Erbe Tradition wird.

A
Natur und Welt sind materiell (Naturgesetze), existieren ohne übernatürliche geistige Wesen und es gibt keine "Lücken" für Gottes Wirken; die Welt ist tendenziell völlig erkennbar.
B
Der Mensch gibt keine Rätsel auf, er kann die Natur beherrschen, wenn er die Weltanschauung der Arbeiterklasse "anwendet".


A
Das menschliche Leben ist endlich und es gibt weder ein Jenseits noch sonst eine Form des Lebens nach dem Tod; Sterben und Tod sind "natürlich" und zu begreifen, weder Spiritualität noch Gebete sind nötig.
B
"Weiterleben" nach dem Tod in den "Erinnerungen der Menschheit" durch "gute Taten" für den Sozialismus als Mensch und Klassenkämpfer für die "Sache der Arbeiter" ("Kortschagin-Prinzip").


A
Der Mensch hat sich nicht vor einem Gott zu rechtfertigen.
B
Der Mensch hat sich vor der "sozialistischen Menschengemeinschaft" und ihren Prinzipien zu verantworten.


A
Die Verteilung der Güter ist Ergebnis des Standes der Produktion und des sozialen Interessenkampfes, Gott gibt und nimmt nichts.
B
Es gilt das "Leistungsprinzip" als Zuteilungsverfahren mit Bedarfsfeststellung durch damit Beauftragte in Partei und Staat.


A
Die Triebkräfte der Entwicklung liegen in der natürlichen und gesellschaftlichen Welt selbst; die Widersprüche sind die Antriebe der Geschichte.
B
Auch der Mensch ist eine "Triebkraft" und Teil der Produktivkräfte, wobei der Sozialismus die antagonistischen Widersprüche aufhebt (Idylle als Ideal).


A
Das menschliche Bewusstsein ist Naturprodukt und Ergebnis der Evolution vom Niederen zum Höheren.
B
Es gibt höhere Kulturen (Sozialismus) und niedere (Urgesellschaft bis Kapitalismus).


A
Kommunismus ist die Gesellschaft, in der die Entwicklung des Einzelnen die Bedingung ist für die Entwicklung aller.
B
Die Bedürfnisse der Gemeinschaft stehen über den Bedürfnissen der Einzelnen.


A
Die Selbstbestimmung des Einzelnen ist begrenzt, weil das Bewusstsein nur die "Widerspiegelung der Realität" und das Bewusstsein von außen und durch innere Mechanismen des Gehirns determiniert ist.
B
Das Bewusstsein kann durch Bildung (Schulung) zur "Einsicht" in den objektiven Gang der Geschichte und in Übereinstimmung damit gebracht werden.


A
Die Wissenschaften ersetzen Religion, Gesellschaftswissenschaften formulieren Gesetze der Gesellschaft und ersetzen Theologie und jede Metaphysik.
B
Die Beschlüsse der Partei sind wissenschaftlich begründet und Künstler sind die "Ingenieure der Seele"; sie haben die Einsicht in den Gang der Geschichte und die Beschlüsse der Partei zu befördern.


A
Solidarität ersetzt Nächstenliebe und Sozialhilfe ist nicht nötig.
B
Es herrscht "Klassenkampf" und es gilt das "Leistungsprinzip", nach dem letztlich nur essen darf, wer etwas leistet; "Lücken" werden durch "Subbotniks" und das "Timur-Prinzip" geschlossen.


A
Gleichheit (Kommunismus) ist das strategische Ziel und ersetzt die Gleichheit vor Gott, die Teil der bürgerlichen Klassenideologie ist.
B
Vorübergehend herrscht die "Diktatur des Proletariats", deren Ende durch den weltweiten Sieg des Sozialismus bestimmt wird.


A
Sozialismus ist "realer Humanismus", der alle Religionen kulturell ablöst; er ist Leitkultur.
B
Die "Menschengemeinschaft" kommt ohne "Individualismus" aus und der "reale Humanismus" ist Angebot für Gläubige, den annimmt, wer nicht glaubt, sondern denkt.


Anmerkungen

[1] Der Vortrag greift auf folgende Ausarbeitungen des Autors zurück: Die "neuen Atheisten" und der politische Humanismus. Vorwort. In: Humanismus und "neuer Atheismus", hrsg. i. A. der Humanistischen Akademie, Berlin 2009, S. 4ff (= humanismus aktuell, Hefte für Kultur und Weltanschauung, Berlin 2009, 13. Jg., H. 23; im Folgenden ha). - Atheismus und Realsozialismus in der DDR. In: Säkulare Geschichtspolitik, hrsg. i. A. der Humanistischen Akademie, Berlin 2007, S. 62ff (= ha, H. 20). - Von den "Dissidenten" zur "dritten Konfession". In: Umworbene "dritte Konfession", Befunde über die Konfessionsfreien in Deutschland, hrsg. i. A. der Humanistischen Akademie, Berlin 2006, S.7ff (= ha H. 18). - Ostdeutscher Atheismus - die dritte Konfession? In: Atheismus: Ideologie, Philosophie oder Mentalität? Hrsg. von Richard Faber u. Susanne Lanwerd. Würzburg 2006, S. 207ff. - Humanismus und "dritte Konfession". In: Atheismus und Humanismus, hrsg. i. A. Humanistischen Akademie, Berlin 2005, S. 40ff (= ha, H. 17).

[2] Vgl. Horst Groschopp: Kulturhäuser in der DDR. Vorläufer, Konzepte, Gebrauch. Versuch einer historischen Rekonstruktion. In: Kulturhäuser in Brandenburg, Eine Bestandsaufnahme, hrsg. von Thomas Ruben u. Bernd Wagner. Potsdam 1994, S. 97ff.

[3] Vgl. Olof Klohr: Marxismus-Leninismus, Atheismus, Religion. Rostock-Warnemünde 1978.

[4] Vgl. auch Eberhard Tiefensee: "Religiös unmusikalisch"? - Ostdeutsche Mentalität zwischen Agnostizismus und flottierender Religiosität. In: Wiedervereinigte Seelsorge. Die Herausforderung der katholischen Kirche in Deutschland. Hrsg. von Joachim Wanke. Leipzig 2000, S. 24ff.

[5] Die dritte EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft. Hrsg. von Klaus Engelhardt, Hermann von Loewenich u. Peter Steinacker. Gütersloh: 1997, S. 312.

[6] Heiner Meulemann: Aufholtendenzen und Systemeffekte. Eine Übersicht über Wertunterschiede West- und Ostdeutschland. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament Nr. 40/41, Bonn 1995, S. 28ff.

[7] Vgl. Beatrice von Weizsäcker: Eine Gegend ohne Gott. Der Tagesspiegel, Berlin 29.11.1999, S. 2. - Es war dies ein Bericht über eine Tagung der katholischen Kirche in Schmochtitz, auf der Eberhard Tiefensee das weiter unten zitierte Referat hielt.

[8] Christian Wolff: Gemeinde im konfessions- und religionslosen Umfeld - theologische Reflexion eigener Praxis. In: Konfessionslos und religiös. Gemeindepädagogische Perspektiven. Hrsg. von Götz Doyé u. Hildrun Kessler. Leipzig 2002, S. 57.

[9] Vgl. idea spektrum, Wetzlar, Nr. 20, 16. Mai 2001.

[10] Vgl. http://www.uni-greifswald.de/~theol/evangelisation/presse.htm (Zugriff am 4.5.2005).
http://www.kirche-mv.de/fileadmin/_temp_/PEK-Texte/InstitutKonzeption.pdf (Zugriff am 25.2.2004).

[11] Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung. Konzeption. Version 17, 25.02.2004 [Greifswald; Verfasser: Michael Herbst, Jörg Ohlemacher, Hans-Jürgen Abromeit, Hartmut Bärend u. Klaus Kaden].

[12] Vgl. Wolf Krötke: Die christliche Kirche und der Atheismus. Überlegungen zur Konfrontation der Kirchen in den neuen Bundesländern mit einer Massenerscheinung. In: Wege zum Einverständnis, Festschrift für Christoph Demke, Leipzig 1997, S. 159ff. - Ders.: Der Massenatheismus als Herausforderung der Kirche in den neuen Bundesländern. In: Wiener Jahrbuch für Theologie, hrsg. von der Evangelisch-Theologischen Fakultät Wien, Band 2, Wien 1998, S. 215ff.

[13] Wolf Krötke: Die Kirche im Osten Deutschlands als gesellschaftliche Minderheit - Probleme und Chancen. In: Aufschwung oder Niedergang? Religion und Glauben in Militär und Gesellschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts, hrsg. von Ines-Jacqueline Werkner u. Nina Leonhard. Frankfurt a.M., Berlin, Bern u.a. 2003, S. 110.

[14] Kirche - Horizont und Lebensrahmen. Vierte Erhebung ... Hannover 2003, S. 43.

[15] Vgl. Alfred Hoffmann: "Mit Gott einfach fertig". Untersuchungen zu Theorie und Praxis des Atheismus im Marxismus-Leninismus der Deutschen Demokratischen Republik. Leipzig 2000.

[16] Kersten Storch: Konfessionslosigkeit in Ostdeutschland. In: Atheismus und religiöse Indifferenz, S. 233.

[17] Vgl. Ulrich Kühn: Zur säkularen Welt Ostdeutschlands. In: Atheismus heute? Ein Weltphänomen im Wandel, hrsg. von Karl Baier, Sigrid Mühlberger, Hans Schelkshorn u. Augustinus Karl Wucherer-Huldenfeld, Leipzig 2001, S. 53.

[18] Wissenschaftler: "Volksatheismus" in Ostdeutschland bleibt. Evangelischer Pressedienst. http://www.epd.de/print/epd_16381.html (Zugriff am 22.7.2003).

[19] Monika Wohlrab-Sahr: Konfessionslos gleich religionslos? Überlegungen zur Lage in Ostdeutschland. In: Atheismus und religiöse Indifferenz, hrsg. von Christel Gärtner, Detlef Pollack u. Monika Wohlrab-Sahr, Opladen 2003, S. 12 (Veröffentlichungen der Sektion "Religionssoziologie" der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Bd. 10)., S. 11.

[20] Detlef Pollack u. Olaf Müller: Grenzen der Pluralisierung: Wie die Deutschen über die "neue religiöse Vielfalt" denken (zit. nach einem Vorabdruck, S. 5). Erscheint in: Detlef Pollack: Rückkehr des Religiösen? Studien zum religiösen Wandel in Deutschland und Europa II. Tübingen 2009.

[21] Vgl. Hans-Rudolf Müller-Schwefe: Atheismus. Hrsg. von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen. Stuttgart 1962, S.19. - Vgl. Ders.: Der östliche Atheismus als Frage an Europa. In: Zum Tag der Deutschen Einheit, Vorlesungen ... Hamburg 1963, S. 40ff.

[22] Heiner Meulemann: Wertwandel in Deutschland von 1949-2000, S. 4 (= http://www.theologie-online.uni-goettingen.de/pt/meulm.htm [Zugriff am 11.10.2006]). - Der Beitrag basiert auf Ergebnissen einer Untersuchung, die 2002 unter dem Titel Wertwandel in Deutschland von 1949-2000 als Studienskript der Fernuniversität Hagen, Fachbereich Kultur- und Sozialwissenschaften, erschienen ist.

[23] 17 Meulemann: Wertwandel, S. 4: "Dass die politisch gewünschte Kollektivorientierung in der DDR zu guten Teilen auch soziale Realität geworden war, wird daraus ersichtlich, dass die Bevölkerung sich einer entfremdeten Arbeitsethik unterwarf, bei den Inszenierungen 'gesellschaftlicher Aktivitäten' mitspielte und eine Moral hochhielt, die mehr durch Gebote definiert als durch Prinzipien begründet war. Das waren die positiven Seiten der Säkularisierung der DDR."

[24] Meulemann: Wertwandel, S.5f.

[25] Vgl. http://presseportal.de/story.htx?firmaid=32522 (Zugriff am 1.3.2005).

[26] Olof Klohr: Marxismus-Leninismus, Atheismus, Religion. Rostock-Warnemünde 1978, S. 11.

[27] Vgl. Hans Bogensberger: Atheismus heute? Ein religionssoziologisches Fragment. In: Atheismus heute? S. 20, 27.

[28] Vgl. Horst Groschopp: Deutsche Einigung - Ende einer verstaatlichten Arbeiterbewegungskultur. Historische Orientierung und Geschichtskultur im Einigungsprozeß. Hrsg. von Jörg Calließ. Rehburg-Loccum 1991, S. 136ff.

[29] Vgl. 200 Jahre Säkularisation. Hrsg. von der Humanistischen Akademie. Berlin 2003 (= ha, H. 12).

[30] In der DDR gab es immerhin sechs theologische Fakultäten: Berlin, Greifswald, Halle, Jena, Leipzig und Rostock. Vgl. Michael Beintker: Theologie als Ort der Freiheit. Ostdeutsche Einsichten und Aussichten. In: Forschung & Lehre. Bonn 1999, 6. Jg., H. 7, S. 349ff.

[31] Vgl. Groschopp: Kulturhäuser. - Ders.: Kulturelle Jugendarbeit in der DDR. Herkommen, Struktur und Verständnis. In: Woher - Wohin? Kinder- und Jugendkulturarbeit in Ostdeutschland, hrsg. von der Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung e.V. Remscheid 1993, S. 14ff. - Ders.: Zwischen Klub- und Kulturwissenschaft. Aus- und Fortbildung für Kulturberufe in der DDR. In: Aus- und Fortbildung für kulturelle Praxisfelder, Dokumentation der Forschungsprojekte ... hrsg. von Christiane Liebald u. Bernd Wagner. Hagen 1993, S. 159ff. - Ders.: Der singende Arbeiter im Klub der Werktätigen. Zur Geschichte der DDR-Kulturhäuser. In: Ostdeutsche Kulturgeschichte, Berlin 1993, S. 86ff. - "Partei der planmäßigen Hebung menschlicher Cultur" (Paul Kampffmeyer). Anmerkungen zum Erbe sozialistischer Kulturkonzepte der deutschen Arbeiterbewegung in der DDR. In: Arbeiter und Massenkultur, Wandlungen im Freizeitverhalten der Zwanziger Jahre, Berlin 1992, S. 101ff.