Zeitdokument | Kulturation 2/2009 | Berliner Woche 48/2009 | Funkende Palmen | Kunstwettbewerb für Terrasse des BND-Neubaus entschieden
| Mitte.
Das Preisgericht hat den Entwurf des Nürnberger Künstlers Ulrich
Brüschke zum Sieger gekürt. Künstliche Palmen vor der neuen
BND-Zentrale sollen Exotik suggerieren.
Kunst am Bau: als Palmen getarnte Funktürme © BBR
Wenn die Geheimdienstler nach draußen schauen, könnten sie
Urlaubsgefühle bekommen. Zwei riesige Palmen recken sich auf der
Rückseite der neuen Zentrale des Auslandsgeheimdiensts an der
Chausseestraße in den Himmel. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppen
sich die 22 Meter hohen Bäume als getarnte Funkmasten; und erinnern die
BND-Mitarbeiter wieder an ihre Arbeit. „0° Breite" heißt das Kunstwerk
von Ulrich Brüschke, das auf der Terrasse zum Pankepark aufgestellt
werden soll. „Die Palmen geben dem Gebäude eine seltsame Ortlosigkeit,
die irgendwo im Niemandsland zwischen Wüste und Shopping Mall Momente
der Verschiebung und Dislozierung schafft", fabuliert das Preisgericht
in seiner Begründung für den Siegerentwurf. Das Kunstwerk würde die
Terrassen als Bühnenraum wahrnehmen. Die Funk-Palmen (Stamm aus Beton,
Stahl oder Holz; Krone aus Kunststoff) werden verspiegelt und leuchten
bei Dunkelheit von innen mit fluoreszierendem Licht.
Dem Charme riesiger Funkmasten ist auch der Münchner Künstler
Alexander Laner erlegen. Er gibt der schnöden Nachrichtentechnik sogar
menschliche Züge. Sein zweitplatzierter Entwurf mit dem Titel „Agenten"
verwandelt vier monströse Stahlgittertürme zu Schnüffel-Androiden. Die
Parabolantennen sind die Köpfe, die sich über Motoren nach einer
Choreografie bewegen; so als ob vier Spione miteinander kommunizieren.
Der Wettbewerb für die Terrassen zum Pankepark ist ein
Zusatzwettbewerb für die Kunst am Bau der neuen BND-Zentrale. Die
eingereichten Entwürfe vom Juni fand die Jury nicht preiswürdig.
Deshalb wurde ein neuer Wettbewerb für die Westseite ausgelobt. Auf der
„repräsentativen Vorfahrt", wie das Hauptportal an der Chausseestraße
heißt, wird eingeheimnisvoller Eisenklotz schweben. Der 20 Meter lange
monolithische Körper aus Corten-Stahl ist nur an einer Seite im Boden
verankert. Das Kunstwerk von Stefan Sous wirkt „mythisch und
unergründlich", fand die Jury und „gibt als autarkes, fremdes Ding
einen subtilen Hinweis auf die Funktion des BND: das Unbekannte
aufklären und die eigenen Geheimnisse bewahren". Das Eisenmonster stehe
„für den Ernst und das Gewicht der Arbeit des BND und seiner Tätigkeit
in Zonen von Instabilität und Gefahr", hieß es im Urteil des
Preisgerichts.
Seit drei Jahren wird gebaut. Bis 2012 entsteht nach den Plänen des
Architekten Jan Kleihues eine riesige Trutzburg für 4000 Agenten: 280
Meter lang, 30 Meter hoch, 150 Meter breit mit 2800 Räumen. Sie soll
720 Millionen Euro kosten. Im Süden an der Habersaathstraße entstehen
ein Besucherzentrum und eine BND-Schule. Alle Infos zum Bauprojekt
unter www.bbr.bund.de/bnd.html
Die Wettbewerbsergebnisse werden bis 1. Dezember im Bundesamt für
Bauwesen und Raumordnung in der Fasanenstraße 87 gezeigt. Geöffnet ist
Mo bis Fr 12 bis 18 Uhr. DJ
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